Profilbild von Leselaunen

Leselaunen

Lesejury Profi
offline

Leselaunen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leselaunen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2020

Magisch und märchenhaft

Im Garten der Pusteblumen
0

Ich habe ein sehr magisches Kinderbuch entdeckt, es ist bereits 2013 bei Mixtvision erschienen: »Im Garten der Pusteblumen« von Noelia Blanco und Valeria Docampo.

Im Tal der Windmühlen, einem Ort, an ...

Ich habe ein sehr magisches Kinderbuch entdeckt, es ist bereits 2013 bei Mixtvision erschienen: »Im Garten der Pusteblumen« von Noelia Blanco und Valeria Docampo.

Im Tal der Windmühlen, einem Ort, an dem die Bewohner vom Wünschen lebten, wünscht nun niemand mehr. Längst haben die perfekten Maschinen die Menschen fest im Griff und täuschen ihnen das perfekte Leben vor. Das Pusteblumenfeld, das früher als der Ort des Wünschens galt, hat seine Magie für die Bewohner verloren und auch die Windräder stehen seither still. Jeder ist mit sich und den Maschinen beschäftigt, die alles im Ort steuern. Nur die Schneiderin Anna und der Vogelmann haben das Träumen nicht verloren. Er möchte unbedingt fliegen können und sie etwas ganz besonderes nähen. Um zu erreichen, dass sich ihre Wünsche erfüllen, muss aber der Wind ins Tal zurückkehren.

Zunächst sind es die bildgewaltigen Illustrationen von Valeria Docampo gewesen, die mich sehr begeistern konnten. Die starken Farben und die märchenhaften Zeichnungen erwecken die Geschichte von Noelia Blanco eindrucksvoll zum Leben. Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, was passieren würde, wenn die Menschen aufhören würden zu träumen. Und damit trifft es auch den Nerv der Zeit, denn vieles scheint es im Überfluss zu geben und leicht verliert man das Wesentliche aus den Augen. Durch den technischen Fortschritt, der in der heutigen Gesellschaft eine immens große Rolle spielt, geraten Werte oft in den Hintergrund. Anna und der Vogelmann aber haben sich ihre Traditionen bewahrt und halten an diesen fest.


Mich hat der Inhalt sehr berührt und nachdenklich gemacht, denn im Erzählten steckt viel Wahres. Der Glaube an sich selbst ist eine große Message des Buches und für Kinder von wichtiger Bedeutung. Das Pusteblumenfeld wird als Symbol für das Wünschen angewandt und die Sprache hat poetische Züge. Für mich ein sehr wert- und kunstvolles Bilderbuch, das nicht nur Kindern eine große Freude sein dürfte. Mit viel Fantasie und dem Glauben an die eigene Kraft gelingt eine tiefsinnige Geschichte, die im Gedächtnis bleibt. Durch den etwas komplexeren Inhalt, würde ich das Buch eher älteren Kindern (ab 5 Jahren), aber auch Erwachsenen empfehlen, die das Träumen noch nicht verlernt haben.

Ein märchenhaftes und magisches Bilderbuch über die Macht des Wünschens und Träumens.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2020

Poetisch und tief romantisch

Du wirst mein Herz verwüsten
0

Zwei junge Menschen, er ein Mann, sie eine Frau, begegnen sich und es ist um sie geschehen. Fortan schreiben sie sich in Kurznachrichten, was sie für den anderen empfinden, und das, zu jeder Tageszeit ...

Zwei junge Menschen, er ein Mann, sie eine Frau, begegnen sich und es ist um sie geschehen. Fortan schreiben sie sich in Kurznachrichten, was sie für den anderen empfinden, und das, zu jeder Tageszeit und an den verschiedensten Orten. Sie dokumentieren das erste Verliebtsein, ihre große Sehnsucht nach dem anderen, aber auch ihre aufkommenden Zweifel und Ängste.

In Form eines Briefromans geschrieben, liest sich die Geschichte sehr kurzweilig und innerhalb weniger Zeit. Die Textnachrichten der Protagonisten werden in hellen und dunklen Sprechblasen dargestellt und sind mit Datum und Uhrzeit versehen. An Tagen, an denen die beiden nicht miteinander kommunizieren, bleiben die Seiten leer. Vom ersten Kennenlernen über große Gefühle, bis hin zu monatelangem Schweigen erleben die beiden sämtliche Facetten der Liebe, die oft nicht weit vom Schmerz entfernt liegt. Ich war von den poetischen Dialogen von Beginn an vollkommen eingenommen und habe das Buch deshalb nicht mehr aus der Hand legen wollen. Sehr fasziniert bin ich von der Tatsache, dass die erzählte Geschichte genau so stattgefunden haben könnte, die Nachrichten allerdings von verschiedenen Personen stammen und zu einer tragisch-romantischen Geschichte zusammengefügt wurden, die das Herz berühren.

Die Formulierungen des namenlosen Paares spielen hier eine übergeordnete Rolle, denn die Versprachlichung ihrer Zuneigung füreinander macht den Zauber der Geschichte aus. Im Besonderen anmerken möchte ich das Vor- und Nachwort von Morgane Ortin, in welchem sie ihre Leidenschaft für die Liebe eindrücklich zum Ausdruck bringt und man sich unweigerlich mitgerissen fühlt durch ihre Plädoyers, die nachdenklich machen. Die als doch eher oberflächlich verpönten Kurznachrichten werden ihrem schlechten Ruf in dieser romantischen Geschichte nicht gerecht. Im Gegenteil, dem Paar gelingt ein sehr tiefgründiger, intensiver und einfühlsamer Austausch über ihr Gefühlsleben.

Ein unglaublich packender und berauschender Briefroman über die große Bedeutung der Liebe in der heutigen Zeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2020

Ein absolutes Wohlfühlbuch

Easter Parade
0

Hallo ihr Lieben, ich freue mich euch heute wieder eine Literaturbesprechung vorstellen zu können. Diese zu schreiben fällt mir gar nicht leicht, obwohl mich das Buch komplett überzeugen konnte. Richard ...

Hallo ihr Lieben, ich freue mich euch heute wieder eine Literaturbesprechung vorstellen zu können. Diese zu schreiben fällt mir gar nicht leicht, obwohl mich das Buch komplett überzeugen konnte. Richard Yates »Easter Parade« wurde 1976 veröffentlicht und fand zu Lebzeiten des Autoren kaum Beachtung. Ein Umstand, den ich mir schwer erklären kann, denn mich haben sowohl Charaktere als auch Setting und Thematik fasziniert. Der Penguin-Verlag hat das Taschenbuch des Klassikers im Sommer 2019 herausgebracht.

Die Handlung spielt im Amerika der 1930er Jahre. Zwei Schwestern, Emily und Sarah, leben mit ihrer frustrierten und meist schlecht gelaunten Mutter unter einem Dach. Ihre Kindheit und Jugend ist von ständigen Ortswechseln geprägt, sodass sie nie lange in einer Stadt Fuß fassen und sich sozialisieren können. Die jungen Frauen entwickeln sich komplett unterschiedlich. So heiratet Sarah früh, bezieht ein Haus mit ihrem Ehemann und bekommt drei Söhne. Emily hingegen fokussiert sich auf ihre Karriere und stürzt sich in unverbindliche Affären. Allerdings sind weder Sarah noch Emily wirklich glücklich.

Zunächst hat Yates die Atmosphäre der Dreißigerjahre in den Vereinigten Staaten gut eingefangen. Die handelnden Personen haben von Beginn an mein Interesse geweckt, auch wenn sie keineswegs außergewöhnlich sind. Gerade deshalb vielleicht, konnte ich mich hier und da gut in die Figuren hineinversetzen und ihre Handlungsweisen nachvollziehen. Yates hat ein großartiges Gespür für die leisen, aber relevanten Zwischentöne und schreibt insgesamt auf eine sehr einnehmende Weise. Die Formulierungen wirken sorgsam durchdacht und hinterließen bei mir einen nachhaltigen Eindruck.

Durch seine eindringliche und schnörkellose Sprache, gelingt es dem Schriftsteller Richard Yates, eine unterschwellige Traurigkeit zu schaffen, die man auf jeder Seite spüren kann. Die Wünsche und Träume der Protagonistinnen scheitern im realen Leben. Entweder am Alkohol und der Einsamkeit oder an Männern und seelischem Kummer. Der Roman ist in der Lage, seine Leser zu fesseln und auf das Wesentliche zu lenken. Die gute Beobachtungsgabe des Autoren und seine Schilderungen, die frei sind von Wertung und Beurteilung, machen »Easter Parade« besonders.

»Easter Parade« besticht durch seine Sachlichkeit und den Verzicht auf große Spannungsmomente und Emotionalität. Mich hat die latente Tragik und die Menschlichkeit sehr berührt. Mein bisheriges Highlight in 2020.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2020

Zwei Perspektiven, zwei Wahrheiten

Nichts, was uns passiert
0

Hey, ich habe heute wieder eine Rezension für euch. Nachdem ich folgendes Buch bereits Anfang des Jahres gelesen habe, wird es Zeit, es euch näher vorzustellen. Sicherlich werden es viele von euch auch ...

Hey, ich habe heute wieder eine Rezension für euch. Nachdem ich folgendes Buch bereits Anfang des Jahres gelesen habe, wird es Zeit, es euch näher vorzustellen. Sicherlich werden es viele von euch auch schon kennen. Und sei es nur oberflächlich von Instagram oder aus dem Buchladen. Ich habe mich mit einer Literaturbesprechung zu »Nichts, was uns passiert« von Bettina Wilpert sehr schwer getan. Das lag vorwiegend an dem sehr sensiblen Thema, an dem man sich als Autor schnell auch in die Nesseln setzen kann. Das Taschenbuch erschien im Oktober 2019 im btb-Verlag.

Fußball-Weltmeierschaft 2014 in Brasilien: Die Studenten Anna und Jonas lernen sich in Feierlaune und unter dem Einfluss von viel Alkohol in Leipzig kennen. Schnell kommen beide ins Gespräch und verbringen eine gemeinsame Nacht, ohne Aussicht auf eine weitere Verabredung. Kurz darauf aber treffen sie sich auf der Geburtstagsfeier eines gemeinsamen Kommilitonen wieder und landen im Bett. Am nächsten Morgen ist für Anna klar, dass sie vergewaltigt wurde. Viele Wochen später zeigt sie Jonas an. Als er mit dem Vorwurf konfrontiert wird, bricht eine Welt für ihn zusammen. Völlig schockiert über die komplett andere Wahrnehmung Annas beginnt für ihn ein Spießrutenlauf. Anna muss sich folglich als Falschbeschuldigerin und Jonas sich als Vergewaltiger verunglimpfen lassen. Was geschah wirklich?

Passend zur immer noch sehr aktuellen #MeToo-Debatte, schreibt Wilpert über eine widersprüchliche Beischlaf-Erinnerung zweier Mittdreißiger. Für Anna war es eine Vergewaltigung, für Jonas ein klassischer One-Night-Stand. Auf dokumentarische Weise erzählt Bettina Wilpert die Erinnerungen einer Nacht, die Jonas und Anna anschließend völlig unterschiedlich wahrgenommen haben. Dabei greift sie auf die Aussagen von Mitmenschen zurück, die beide Protagonisten gut zu kennen scheinen und die sich dem Druck einer Parteinahme ausgeliefert sehen. Wilpert urteilt nicht, sie beschreibt die Wahrnehmungen beider Charaktere auf glaubhafte und nachvollziehbare Weise. So schafft sie eine gesellschaftliche Tragödie, die einen Schuldigen sucht, aber keinen zu finden vermag.

Der Erzählstil ist zweifelsohne das Besondere an Wilperts Roman, denn, es gelingt ihr in jeder Zeile, ihre Leser unbeeinflusst zu fesseln und ihnen ein eigenes Urteilsvermögen zu erlauben. Die Erinnerungen von Anna und Jonas sind so verschieden und so in die Irre führend, dass es unmöglich scheint, sich auf eine Seite zu schlagen. Und genau das möchte die Autorin erreichen. Sie sensibilisiert für das Wesentliche: ein sexuelles Erlebnis mit einem Ausgang, der im Verborgenen bleibt. Mir gefielen sowohl die Idee der Geschichte, als auch die Figuren, der Schreibstil und die aus meiner Sicht herausragende Umsetzung all dieser Faktoren.

Bettina Wilpert ist ein spannendes, intelligentes und sehr nachdenklich machendes Debüt gelungen. Ein moralisches Trauerspiel, dass den Nerv der Zeit trifft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2020

Gehört ins Bücherregal eines jeden Märchenliebhabers

Hans Christian Andersen
0

Einen schönen Tag wünsche ich euch, ihr Lieben! Der März neigt sich dem Ende und mir graut schon vor meinem Leserückblick in drei Tagen. Aufgrund der aktuellen Situation habe ich einfach kaum gelesen, ...

Einen schönen Tag wünsche ich euch, ihr Lieben! Der März neigt sich dem Ende und mir graut schon vor meinem Leserückblick in drei Tagen. Aufgrund der aktuellen Situation habe ich einfach kaum gelesen, weil mir oft die Motivation oder die Ruhe fehlte. Ich hoffe sehr, dass das im April wieder anders aussieht. Eines der beiden Bücher ist diese wunderbare Graphic Novel »Hans Christian Andersen – Die Reise seines Lebens« von Heinz Janisch und Maja Kastelic. Das Bilderbuch ist im Frühjahr diesen Jahres im Nord-Süd-Verlag erschienen und behandelt das Leben des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen.

Elsa und ihre Mutter fahren in einer Kutsche nach Kopenhagen. Mit dabei ist ein Elsa unbekannter Mann, den sie nach seinem Namen fragt. Er stellt sich als Hans Christian Andersen vor und zwischen den beiden entspinnt sich ein intensives Gespräch über das Märchen seines Lebens. Folgend berichtet Andersen von seiner Kindheit in armen Verhältnissen bis hin zu seinem Dasein als gefeierter Schriftsteller.

Die Geschichte um Hans Christian Andersen hat mich sehr berührt und ist nach wie vor in meinem Kopf. Obwohl ich seine Person und damit seine Werke kenne, mit denen ich aufgewachsen bin, wusste ich bis vor kurzem nichts von dem Leben des Schriftstellers. Zu seinen bekanntesten Märchen gehören Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern, Des Kaisers neue Kleider, Die Schneekönigin, Das hässliche Entlein oder auch Die wilden Schwäne. Ich verbinde mit ihnen spannende, zu Herzen gehende Abende und somit ganz wunderbare und magische Kindheitserinnerungen. Auch dieses Bilderbuch hat etwas märchenhaftes an sich. Die kleine Elsa, die mit ihrer Mutter in einer Kutsche reist, ist so neugierig, dass sie den unbekannten Mann ganz einfach fragt, ob er alt sei. Während ihrer Mutter das sehr unangenehm ist, reagiert dieser freundlich und interessiert. Er stellt sich ihr als Hans Christian Andersen vor. Die Neugier des Mädchens gefällt Andersen und so reisen beide gedanklich in seine Vergangenheit.

Das Leben des Hans Christian Andersen und seine Werke finden auf sehr einfühlsame und ansprechende Weise Beachtung durch dieses von Maja Kastelic wunderschön illustrierte Buch. Die frühe Vergangenheit des Schriftstellers stellt die Illustratorin in dunklen Farbtönen dar, während seine rumreichen Zeiten, der Erfolg seiner Märchen und die Gegenwart bunt und farbenfroh gestaltet sind. Die einladenden Bilder sind für mich eines der Highlights der Geschichte, denn sie versprühen Lebensfreude und Mut. Die Erzählung von Heinz Janisch besticht durch seine fantastischen Elemente und flechtet den Werdegang von Andersen gekonnt ein. So vereinen sich Leben und Werke Hans Christian Andersens in einer fesselnden Geschichte für jung und alt. Das gelungene Nachwort am Ende des Buches möchte ich nicht unerwähnt lassen, denn es enthält zusätzlich viele interessante Informationen zum beeindruckenden Leben des Dichters und Schriftstellers.

Janisch und Kastelic ist hier ein kleiner Meilenstein gelungen, der in das Bücherregal eines jedes Märchenliebhabers gehört. Die zeitlosen Helden aus Andersens Geschichten werden in dieser Bilderbuch-Biografie noch einmal zum Leben erweckt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere