Bist du ein Narzisst?
»Gestatten, ich bin ein Arschloch.«
Inhalt:
»Lach dir bloß kein Arschloch an!« Vor keinem Menschenschlag wird so vehement gewarnt wie vor Narzisstinnen: Sie lieben nur sich selbst und sind blind vor den eigenen Fehlern. Sie werten sich ...
Inhalt:
»Lach dir bloß kein Arschloch an!« Vor keinem Menschenschlag wird so vehement gewarnt wie vor Narzisstinnen: Sie lieben nur sich selbst und sind blind vor den eigenen Fehlern. Sie werten sich selbst auf und andere Menschen ab. Sie manipulieren Leute. Durch ihre übertriebene Selbstbezogenheit können sie das Glück und Leben ihrer Mitmenschen zerstören. Doch auch sie sind nur Menschen: Menschen, die aus Angst vor der eigenen Unwichtigkeit so geworden sind.
Dr. med. Pablo Hagemeyer weiß als erfahrener Psychiater und Psychotherapeut, wie Narzisstinnen ticken – und auch er selbst ist von der Persönlichkeitsstörung betroffen. Um seine Ehe zu retten, hat er sich seinem eigenen Ego gestellt. Sein Buch ist eine fachlich fundierte und humorvolle Heldenreise voller Selbstironie. Für Pablo Hagemeyer ist klar: Es steckt viel mehr Narzissmus in uns allen, als wir glauben. Und es ist Zeit, sich dem Thema auf menschliche Weise zu nähern.
Meine Meinung:
Ein aufschlussreicher Leitfaden im Umgang mit Narzissten. Der Autor, Dr. med. Pablo Hagemeyer ist Psychiater und Psychotherapeut und selbst bekennender Narzisst. Er gewährt er dem Leser authentischen Einblick in das Denken dieser Spezies. Seine Ausführungen sind zum Teil humorvoll, was die Lesbarkeit dieses ernsten Themas sehr erleichtert.
Im Klappentext befindet sich ein Selbst-Check. Wieviel Narzissmus steckt in dir? Mein Testergebnis ist negativ, da ich 8 von 9 Aussagen verneinen konnte. Dennoch bin ich der Meinung, ein kleiner Narzisst steckt in jeden von uns. Aber wo ist tatsächlich die Grenze zu ziehen? Ab wann beginnt, das Ganze zu kippen und krankhaft zu werden? Denn ohne eine Prise Narzissmus hätten wir kein Selbstvertrauen, fehlte uns die Willensstärke und wir könnten uns nicht weiterentwickeln. Ein gesunder Narzissmus ist der Treibstoff in unser aller Leben. Und genau dieser Aspekt macht das Buch von Dr. med. Pablo Hagemeyer für den Leser so ungeheuer spannend. Es gilt: Die richtige Dosis macht‘s. Ach ja, und wie darf man den Selfie-Wahn der heutigen Zeit bewerten? Steckt da nicht auch ein Quäntchen Selbstverliebtheit/Narzissmus dahinter?
Was ich aus dem Buch herausgelesen habe, ist, dass Menschen mit einer narzisstische Persönlichkeitsstörung schwer erträglich sind. Sie sind arrogant, egoistisch und überheblich. Sie hungern nach Anerkennung, ihr Selbstbild ist überhöht, sie fühlen sich anderen Menschen überlegen, und sie setzen ihre scheinbaren Vorrechte ohne Skrupel durch. Ihren Mitmenschen gegenüber zeigen sie kaum Empathie. Aber… sie besitzen auch Charme und können Menschen für sich gewinnen. Und gerade das macht es schwierig, Narzissten nicht auf den Leim zu gehen. Narzissten sind Blender, dass sollte man nie vergessen. Der Autor veranschaulicht dies durch das Beispielpaar Tom und Tina.
Ich habe für mich einiges aus Dr. med. Pablo Hagemeyers Buch gelernt. Den Abschnitt mit dem anerkennenden Blick, der ausreicht, unsere Sehnsucht zu stillen, fand ich besonders faszinierend. Wir alle brauchen diesen anerkennenden Blick, für das, was wirklich war, nicht für das, was ich sein sollte, er ist Seelennahrung.
Gut erklärt hat der Autor auch den Unterschied zwischen Emotionen und Gefühle. Heftige Emotionen befallen einen plötzlich und sind kaum zu kontrollieren. Anders ist es mit den Gefühlen, sie sind in der Regel gut kontrollierbar. Unsere Seelenlöcher stopfen wir mit Gegenständen, zum Beispiel auch durch Kleiderkauf.
Schockiert hat mich, dass Narzissten Menschen bewusst manipulieren mit der sogenannte Gaslicht-Strategie. Der Begriff „Gaslicht“ stammt aus einem alten gleichnamigen Film, in dem ein Ehemann versucht, seine Frau in den Wahnsinn zu treiben, um an ihr Geld zu kommen. Menschen die Gaslicht betreiben, lügen schamlos, zermürben und ermüden den Anderen, streuen Misstrauen und Gerüchte, machen den Anderen zur Marionette.
Das Buch liest sich leicht und wie oben schon erwähnt sehr spannend. An einer Stelle schreibt der Autor: „Ohne Empathie ist einem ein Mensch völlig egal. Wenn sich diese Haltung weiter durchsetzt, dann sind wir als Gesellschaft gescheitert.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Übrigens, Narzissten tummeln sich vor allem an den Schaltknöpfen der Macht.
Fazit: Ein aufschlussreiches Sachbuch. Jedermann zu empfehlen.