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Veröffentlicht am 25.04.2020

Auf der Suche nach dem Riesen Wunschpilz

Max und Mux und der Riesenwunschpilz
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Max und Mux sind die besten Freunde und leben mit ihren tierischen Freunden im Wald. Gemeinsam helfen sie sich gegenseitig und als Max ein Buch findet welches von einem Riesenpilz handelt der Wünsche ...

Max und Mux sind die besten Freunde und leben mit ihren tierischen Freunden im Wald. Gemeinsam helfen sie sich gegenseitig und als Max ein Buch findet welches von einem Riesenpilz handelt der Wünsche erfüllen soll ist beiden klar – sie müssen unbedingt diesen Pilz finden und sich einen Schatz wünschen! Also ziehen die beiden los und erleben interessante Tage im Wald… und begegnen hoffentlich keinen Riesen…
Ach je, was für ein so süsses Buch, ich liebe es!
Alleine weil das Buch so eine schöne Größe hat eignet es sich perfekt zum vorlesen, man kann zusammen in das Buch hinein schauen und die Geschichte zusammen genießen, für kleinere Kinder ist es zum „mithalten“ des Buches ebenso praktisch.
Zuerst muss ich hier die liebevolle Aufmachung loben, diese schönen Illustrationen die so perfekt zu der Geschichte passen. Die Farben sind angenehm gewählt, nicht zu grell, sie lenken auch nicht von der Geschichte ab sondern fügen sich perfekt zusammen und geben so ein tolles Leseerlebnis für Groß und Klein.
Die Kapitel sind nicht zu lang, bieten also eine tolle Abendgeschichte für ein paar Tage, auch für kleine Erstleser ist es bestimmt toll und ein großes Leseabenteuer.
Was dieses Buch so besonders macht ist die Nähe zur Natur, die Erklärungen von Pilzen, Wald und Tieren, was man für tolle und spannende Abenteuer und Geschichten im Wald und Flur erleben und zusammen spielen kann, dass auch vor der Türe viele tolle, geheimnisvolle Abenteuer warten. Der Autor bringt den kleinen Lesern den Wald etwas näher durch die zwei kleinen Wichte Max und Mux.
Die sind herzallerliebst, beste Freunde, sie helfen sich gegenseitig mit dem Kochen, bei Hausarbeiten, wenn jemand Hilfe benötigt und pflegen den Wald und seine Bewohner, als Haustiere stehen ihnen der Hund Hansi und das Eichhörnchen Erika zur Seite und nun wollen sie unbedingt den Riesen Wunschpilz finden, denn sich einen Schatz und ein Abenteuer dazu wünschen, das wäre doch toll!?
Doch natürlich ist der Wald nicht nur wunderschön sondern er macht auch Angst mit seiner Dunkelheit, mit den Geräuschen und Tieren die man hört aber nicht sieht. Und da ist es gut und wichtig wenn man einen besten Freund an der Seite hat der mit einem das Abenteuer besteht, dass man zusammenhält und sich gegenseitig Mut macht. Denn kann man einiges schaffen.
Es ist ein Leseabenteuer für die Großen und Kleinen, hier können Kinder auch von ihren Ängsten reden, merken dass man deswegen kein Schwächling ist und wenn man jemanden an seiner Seite hat, kann man auch die größte Angst irgendwann überwinden und neue Abenteuer beginnen.
Ich freue mich jetzt schon auf weitere, spannende Abenteuer von Max und Mux!

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Gib einem Menschen Macht und er zeigt dir seinen wahren Charakter

Im Namen der Lüge
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Melia Khalid arbeitet im Inlandsgeheimdienst und leitet das Referat zum Linksextremismus. Aktuell versuchen 3 ehemalige RAF Terroristen mit Waffengewalt an Geld zu kommen um im Untergrund überleben zu ...

Melia Khalid arbeitet im Inlandsgeheimdienst und leitet das Referat zum Linksextremismus. Aktuell versuchen 3 ehemalige RAF Terroristen mit Waffengewalt an Geld zu kommen um im Untergrund überleben zu können…gleichzeitig erhält Melia ein Manifest dass beweisen soll dass die RAF wieder erstarkt und sich eine neue Generation bereit macht für einen neuen Linksterror…
Gleichzeitig ist Hauptkommissar Vincent Veih an einem Fall dran der sich mit einer Reichsbürgergruppe auseinandersetzt aber so ganz will keiner dem Chef glauben dass dies hier der Fall sein könnte, alles deutet auf ein Eifersuchtsdrama mit Mord hin, nicht mehr. Doch Vincent gibt nicht auf und ermittelt weiter…bis sich die Wege von Melia und ihm kreuzen und beide sich gegenseitig vertrauen müssen um mehr zu erfahren…
Wer einen spannenden und atemlosen Politthriller sucht, mit aktuellen Themen, gemischt mit Fiktion (wobei ich mir da nicht immer so sicher bin..) der ist bei dem Autor Horst Eckert genau an der richtigen Stelle!
Auch hier beginnt man zu lesen und es war dann schwer das Buch wegzulegen, nicht wegen der Aktion oder einer rasanten Verfolgungsjagd, nein, sondern wegen den Entwicklungen die immer wieder ein Stück des Vorhanges gelüftet haben und neue Wege, Geheimnisse und Machenschaften ans Licht gekommen sind. Man muss mitdenken, am Buch dran bleiben und wird nicht enttäuscht.
Gleichzeitig sollte man sich für die Politik und ihre Entwicklungen interessieren, dem aktuellen Tagesgeschehen folgen und ein kleines Grundwissen besitzen. Denn gerade dann merkt man beim Lesen wo der Autor die Geschichte von Real in das Buch umgesetzt hat, wo plötzlich Parallelen auftauchen und man noch fieberhaft mit den Entwicklungen der Ermittler mit fiebert.
Vincent kenne ich aus anderen Büchern des Autors und er bleibt mir auch weiterhin sympathisch und geht seinen Weg, ich finde es toll dass er hier wieder eine größere Rolle spielt und die Geschichte im Buch bereichert.
Mit Melia Khalid tritt eine neue Protagonisten auf den Plan. Melia ist dunkelhäutig, eine Frau und hat es schon doppelt schwer in einer führenden Position zu bleiben und sich zu behaupten. Sie muss immer mehr leisten als die Männer und hier trifft der Autor auf jeden Fall den Zahn der sehr aktuell ist. Und zeigt durch Melia Einblicke in die Arbeit des Innengeheimdienstes, aber des Geheimdienstes im Allgemeinen. Wie weit dies jetzt realistisch ist oder nicht – darüber lässt sich bekanntlich streiten, aber die Methoden sind nicht immer absehbar und angenehm in der Umsetzung.
In diesem Buch geht es um einige Themen, wie schon erwähnt, um Themen die die Gesellschaft aktuell bewegt, die in der ein oder anderen Weise schon vorgefallen ist, die nochmals verschiedene Blickpunkte auf ein Geschehen werfen und alle Beteiligten kommen hier zu Wort, erhalten ihren „Auftritt“.
Seit Jahren predigt Deutschland, gerade seine Politik – der Linksterrorismus muss aufgehalten werden, er muss bekämpft werden, hier fundieren neue Kräfte. Auch den Terrorismus aus den anderen Ländern, gerade zum IS, hat man ständig auf dem Schirm, berichtet und schürt Ängste und macht es zu Hauptthemen. Doch auf dem rechten Auge war Deutschland seit Jahren blind und das rächt sich aktuell in der Realität ebenso wie in diesem Buch. Man kann es also auch gerne als Mahnung sehen, allerdings ohne den erhobenen Zeigefinger.
Was Menschen für eine Machtposition alles tun, was sie dazu antreibt wird in diesem Buch erschreckend genau aufgedeckt und ekelt öfters nur noch an. Auch dass hier viele Menschen in anderen Machtpositionen ein kurzes Gedächtnis haben, gewisse Dinge unter den Tisch fallen lassen, skrupellosen Menschen eine höhere Position trotz ihrer Vergehen anbietet, das hatten wir in letzter Zeit alles schon, hier arbeitet der Autor einfach nur mit der Realität, der Leser kann sie dann gerne weiterspinnen.
„In der Krise beweist sich der Charakter“. (Helmut Schmidt)
Ich empfehle dieses Buch auf jeden Fall und dringend weiter!

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Eine zweite Chance für Arthur?

Ich an meiner Seite
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Arthur ist nach 26 Monaten Gefängnis wieder frei, doch wie soll es für ihn nun weitergehen? Wer gibt dem ruhigen Arthur eine zweite Chance? Er, der eigentlich immer für sich war, ruhig, besonnen, unauffällig ...

Arthur ist nach 26 Monaten Gefängnis wieder frei, doch wie soll es für ihn nun weitergehen? Wer gibt dem ruhigen Arthur eine zweite Chance? Er, der eigentlich immer für sich war, ruhig, besonnen, unauffällig aber intelligent und aufmerksam? Können Resozialisierungsprogramme ihm helfen einen eigenen Weg zu finden? Wie weit ist die Gesellschaft bereit Arthur eine zweite Chance zu geben?

"Dabei fällt Arthur auch ein, dass er mit seiner eigenen Hauptfigur eher schleppend vorankommt. Deren Entwurf geht bislang kaum darüber hinaus, dass er seinen Kaffee jetzt schwarz trinkt und sich ein Bewerbungsoutfit leisten will. Was - und das kann er Börd auf keinen Fall so sagen - vor allem darin liegt, dass das Schwarzsprechen und die Gespräche mit Börd viel mehr dazu beitragen, dass Arthur das Gefühl hat, sich selbst nahezukommen, näher als er sich bisher war. Weil Arthur sich aber nicht sicher ist, ob das nicht genau an Börds Therapieziel vorbeigeht, sagt er lieber nichts und tut so, als entwerfe er nach und nach so etwas wie einen Super - Arthur, der schon bald alle Geschäftsführer dazu bringen wird, ihm mit offenen Armen einen Praktikumsplatz anzubieten". (Seite 100)
Birgit Birnbacher ihr Schreibstil ist anders, kühl, manchmal mit viel Abstand und von Andeutungen gespickt die man als Leser selbst zu Ende denken muss. Es ist mal ein ganz anderes Lesevergnügen als man es eben so kennt, viele Dinge bleiben angedeutet, unausgesprochen und die Autorin konzentriert sich hier auf den Hauptprotagonisten Arthur.
Man muss also mit dieser Art des Schreibens sich anfreunden können und vor allem darauf eingehen können um dieses Buch genießen zu können. Mir persönlich hat diese Art sehr gut gefallen denn die Autorin überlässt es hier dem Leser selbst ob er Arthur verurteilt oder ihm eine zweite Chance geben möchte, der Leser muss und soll selbst ein Gefühl für die Situationen von Arthur erhalten und man überlegt sein eigenes Denken und Fühlen.
Auch folgt sie keiner Chronologie, nein, sie wirbelt die Zeiten und Begebenheiten durcheinander, also kein Buch um durch zu hasten, es braucht die Zeit die man sich nehmen sollte. Trotzdem bekommt man von vielem einen Einblick und merkt warum Arthur hier und da so zu handeln begonnen hat, dass er eigentlich vor keiner anderen Möglichkeit zur Wahl stand.
Arthur selbst fand ich sehr faszinierend. Er ist von Beginn an sehr ruhig, aber intelligent, er beobachtet und bekommt mehr mit als die meisten Leute denken. Er „tickt“ anders was vielen Leuten, auch seinem Stiefvater, ein Dorn im Auge ist, Arthur kann gar nicht „normal“ sein. Und Arthur möchte einfach nur dass die Leute um ihn herum glücklich sind, vergisst sich und seine Wünsche aber immer mehr, findet keinen eigenen Weg in sein eigenes Leben.
Die Mutter wurde vom Mann verlassen, sein Bruder Klaus und er ziehen mit der Mutter und dem Stiefvater nach Andalusien um ein Palliativzentrum, es geht aber nicht um die Wünsche der Kinder, sie werden beiden eher im Schatten gelassen, während Klaus ausbricht und wieder zurück nach Wien geht muss Arthur bei seinen Eltern bleiben und mit den Situationen die herrschen klar kommen. Man merkt schon hier wie Arthur kämpft, sich seine Gedanken macht und es etwas klarer erscheint warum alles so kam wie es nun mal kam.
Was bedeutet es sich eine zweite Chance erkämpfen zu wollen? Wie weit ist jeder bereit zu gehen, was ist okay, was sollte man besser bleiben lassen? Wie werden wir in der Gesellschaft wahrgenommen wenn wir nach neuen Möglichkeiten, einen eigenen Weg suchen? Und wäre man als Leser bereit Arthur eine zweite Chance zu geben? Würde man selbst, in Arthur seiner Situation, nach zweiten Chancen suchen und kämpfen oder aufgeben?
Viele Fragen die die Autorin, in meinen Augen, sehr gekonnt in ihrem ganzen Buch umgesetzt hat, aber wie gesagt, man muss diese Umsetzung an sich mögen, sich darauf einlassen und mitdenken. Wer davor nicht zurückschreckt wird ein sehr interessantes Leseerlebnis vorfinden.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Es ist noch nicht zu Ende..

Die Sekte - Deine Angst ist erst der Anfang
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Sofia Baumann hat es geschafft! Die Sekte „Via Terra“ mit dem charismatischen Anführer Franz Oswald ist aufgelöst und Franz steht für seine „Verbrechen“ vor Gericht. Doch auch wenn sie Aussteiger jetzt ...

Sofia Baumann hat es geschafft! Die Sekte „Via Terra“ mit dem charismatischen Anführer Franz Oswald ist aufgelöst und Franz steht für seine „Verbrechen“ vor Gericht. Doch auch wenn sie Aussteiger jetzt meinen – es wird alles gut, es geschieht Gerechtigkeit, so ist dies eine trügerische Ruhe. Dies wird Sofia bald bemerken… und wird am eigenen Leib, erneut erfahren, wie weit die Macht von Franz Oswald reicht…
Ich empfehle vorweg dass man den ersten Band unbedingt liest! Es gibt zwar eine Zusammenfassung gleich zu Beginn, was dem Leser ein bisschen auf die Sprünge hilft, aber um die Geschichte, die Entstehung der Sekte und die Geschehnisse auf Dimö zu verstehen, ist der erste Band ein wichtiger Grundstein.
Der Schreibstil ist auch wie im ersten Teil erstmal ruhig, die Autorin „sortiert“ gewisse Zustände aus, man denkt auch dass nun endlich Ruhe bei Sofia und den Aussteigern beginnen wird, dass sie die Zeit in der Sekte „Via Terra“ hinter sich lassen können. Sehr ruhig und doch spannend wird hier ein sehr hoher Bogen gespannt der die Geschichte langsam aber gekonnt aufbaut und ab einem gewissen Zeitpunkt springen die Geschehnisse nur so durch dass man dabei bleiben muss.
In ihrem zweiten Band über die Sekte beschäftigt sich die Autorin sehr bewegend und einfühlsam mit dem Leben „danach“. Was kommt nach dem Ausstieg aus einer Sekte? Wie fängt einen die Gesellschaft auf? Welche Blicke, Wortwechsel und Vorurteile muss man sich anhören? Kann man einfach wieder bei null beginnen als wäre nichts gewesen? Und wie gerecht ist die Rechtsprechung?
Sofia ist die Hauptprotagonistin in diesem Buch, erneut. Aber man merkt wie sie sich gewandelt hat, mit welchen „alten Geistern“ sie noch immer leben muss. Und dass sie mit der Gerechtigkeit überhaupt nicht einverstanden ist, dass sie mehr Aufklärung wünscht und diese beginnt zu betreiben. Auch andere Aussteiger wenden sich an sie, aber es ist nicht jeder gleich stark und wer sagt dass die Sekte sich nun aufgelöst hat? Manche können nicht loslassen und halten an den alten Statuten weiterhin fest, bilden sich neu.
Man versucht zusammen mit Sofia ein neues Leben zu beginnen, ist aber dabei wie es merklich scheitert an den äusseren Umständen, man wird selbst ruhelos und hinterfragt jede neue Person, wird misstrauisch und beäugt alles was in dieser Geschichte passiert mit Argwohn und Missgunst. Vielleicht sollte man hier auch die eine oder andere Triggerwarnung anbringen denn was sich noch entwickelt geht des Öfteren an die innere Substanz. Auch die Familiengeschichte von Franz Oswald erhält mehr Raum die mich mehr als schockiert hat. Kann das Böse vererbt werden? Und wenn ja – wer kann es dann noch stoppen?
Band zwei konnte mich noch mehr mitreissen als Band eins und nach dem Cliffhanger hippel ich schon auf Band drei und was hier passieren wird. Ich empfehle diese Reihe wirklich gerne weiter, alleine weil die Autorin selbst jahrelang in einer Sekte war und man merkt wie sehr ihr dieses Buchprojekt und die Aufklärung am Herzen liegt.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Nicht der Norm entsprechend

Die Tanzenden
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Geneviéve arbeite 1885 in Paris, in der Salpétiére, einer Anstalt für Frauen. Frauen die verrückt sind, die ihre Ticks und Splins haben, die depressiv oder verrucht sind, Frauen die einfach nicht tragbar ...

Geneviéve arbeite 1885 in Paris, in der Salpétiére, einer Anstalt für Frauen. Frauen die verrückt sind, die ihre Ticks und Splins haben, die depressiv oder verrucht sind, Frauen die einfach nicht tragbar sind und unter unterschiedlichsten Gründen hier gelandet sind. Louise ist schon länger Insassin und hat einiges erleben müssen, vor allem Ablehnung und Missverständnis. Geneviéve versucht die Frauen unter Kontrolle zu halten, gerade jetzt als die alljährliche Ballnacht ansteht in der die Frauen auf die Pariser Elite trifft…aber Eugénie, der Neuzugang, bringt Geneviéve komplett aus dem Konzept…
"Sie denken an die Gäste, die Pariser Elite, die sich freut, die Irren einmal von Nahem zu erleben und die Irren freuen sich nicht minder, dass man sie endlich einmal anschaut, sei es auch nur für ein paar Stunden." (Seite 74)
Diese Buch entspricht nicht der Norm, das vorweg. Womöglich wäre noch eine Triggerwarnung angebracht, aber das muss jeder selbst für sich herausfinden. Es gibt große Diskussionen dass das Cover zu „leicht“ und „unbeschwert“ für diese Art der Geschichte ist. Das mag so sicherlich sein, aber gleichzeitig ist es das Bild was auf die Frauen passt die in der Salpétiére zugeschnitten ist, und um diese Frauen alleine geht es.
Der Schreibstil ist leicht, locker, manchmal sogar humorvoll, ganz ungewöhnlich für ein Thema wie dieses, aber es nimmt diesem Buch gleichzeitig eine erdrückende Schwere, man kann es leichter zur Seite legen, darüber nachdenken, den Kopf schütteln, sich aufregen, ärgern und einfach dankbar sein in der heutigen Zeit leben zu dürfen.
Die bildhafte Beschreibung macht dieses Leseerlebnis sehr intensiv, man hat ein inneres Kopfkino und kann sich viele Umstände, Umgebungen, Menschen und Geschehnisse vorstellen.
Es geht um die zwei Frauen Geneviéve und Eugénie.
Geneviéve lebt alleine und zurückgezogen, für sie war schnell als Kind schon klar dass sie in die Medizin, in die Wissenschaft möchte. Heute ist sie leitende Oberschwester in der Salpétiére. Aber durch eigene Schicksalsschläge ist sie kühl, zurückhaltend und distanziert geworden. Im Lauf der Geschichte erhalten wir einen Einblick warum es ihr so ergangen ist und was sie bewegt. Ihre Verwandlung und ihren Mut fand ich auf jeden Fall bemerkenswert.
Eugénie steht für die Oberschicht in Paris, für die Pariser Elite. Für die Frauen zu der damaligen Zeit mit ihren mehr Pflichten als Rechten. Durch sie erhält man den Blickwinkel wie schwer es damals als Frau war den eigenen Weg überhaupt gehen zu dürfen, dass jedes falsche Wort oder Blick Abstrafung oder Einweisung in die Salpétiére bedeuten konnte. Mit ihr bekommt das Buch einen, ja mystischen, interessanten Punkt den der eine Leser toll findet, der andere Leser wird genervt sein.
Louise steht für die vielen Frauen in Paris die in die Salpétiére eingewiesen worden sind. Die Schicksale ähneln sich, sie zeigen auf was Frauen, die nicht in das Gesellschaftsbild passen, passieren konnte bzw. passiert ist. Jedes einzelne Schicksal bewegt, macht wütend, schockiert und lässt einen immer wieder innehalten.
Einfacher Stoff ist dieses Buch, trotz seines Titels und schönen Covers ganz gewiss nicht. Es ist ein Stück Zeigeschichte in das Paris von 1885, als Frauen keine wahren und wirklichen Werte hatten. Die Methoden der Salpétiére werden ebenso beleuchtet und aufgezeigt, auch was die Ballnacht für alle bedeutet – für die Pariser Elite, für die Mädchen in der Salpétiére, welche Hoffnungen, Wünsche, Ängste und Sorgen damit verbunden sind.
"Ich bezweifle, dass ich bald entlassen werden, ob überhaupt irgendwann. Ich bin den größten Teil meines Lebens draußen gewesen und habe mich nicht frei gefühlt. Die Sehnsucht muss ich woanders erfüllen. Darauf zu warten, dass man befreit wird, ist ein vergebliches und unerträgliches Gefühl."( Seite 233)
Für mich, trotz seiner Thematik oder gerade deswegen, ein Must Read für 2020 und ein wahres Highlight für mein Lesejahr!

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