Leichte historische Kost
Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin, jedoch konnte mich schon ihr letzter Roman "Spielball des Schicksals" nicht mehr so richtig - wie ihre Vorgänger - überzeugen
Leider ist das auch bei "Die Tochter ...
Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin, jedoch konnte mich schon ihr letzter Roman "Spielball des Schicksals" nicht mehr so richtig - wie ihre Vorgänger - überzeugen
Leider ist das auch bei "Die Tochter der Bettlerin" der Fall. Zuerst möchte ich aber noch kurz auf die wichtigsten Punkte zum Roman eingehen.
Mittelpunkt der Geschichte ist Anna, ein junges Mädchen, das in ärmlichsten Verhältnissen im Jahr 1747 in Berlin aufwächst. Ihre alkoholkranke Mutter will sie in die Prostitution zwingen, weil sie selbst kaum mehr genug zum Überleben einnimmt. Anna flüchtet und hat erstmal Glück, denn sie landet als Magd im Haushalt der zu Trenck. Sie verliebt sich in Friedrich, einem strammen Offizier der königlichen Leibgarde und ältesten Sohn der Familie. Dieser nutzt ihre Verliebtheit aus, um seiner Angebeteten, Prinzessin Amalie, die Schwester von König Friedriich II., Nachrichten zukommen zu lassen. Die Liebesbeziehung der beiden wird verraten und Trenck, der des Königs Liebling war, wandert ins Gefängnis. Anna verliert ihre Stellung und findet sich auf der Straße wieder, wo ihr nichts Gutes widerfährt. Als letzte Lösung verkleidet sie sich als Mann und meldet sich bei der preußischen Armee...
Dies ist nicht der erste historische Roman, den ich lese, wo sich eine Frau als Mann verkleidet, um an ihre Ziele zu kommen. Anna hat die irrwitzige Idee Trenck zu befreien, aber vorallem braucht sie etwas zu Essen, um nicht zu verhungern. Für sie ist ein Platz in der preußischen Armee der rettende Anker. Glaubwürdig erscheint mir dies nicht wirklich, aber daran will ich mich jetzt nicht echauffieren...das hat auch nichts mit meiner Bewertung zu tun. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen als Frau auf engsten Raum, inmitten von einer Horde Soldaten, nicht aufzufallen. Vorallem, als Anna auch noch schwanger ist...
Bemängeln muss ich allerdings die zu vielen Zufälle und der etwas konstruierte Aufbau, auch wenn historische Fakten mit der fiktiven Handlung verwoben wurden. Die Autorin hat nämlich die Memoiren von Freiherr Friedrich von Trenck als Inspiration genommen, der Zeit seines Lebens ein sehr von sich eingenommener und überzeugter Mann gewesen sein muss und sich nicht wirklich viel aus anderen Menschen machte...nicht einmal aus seiner großen Liebe Amalie, die im Roman die zweite starke weibliche Rolle spielt. Die Figuren sind lebenig und bildhaft dargestellt. Annas Entscheidungen konnte ich jedoch die meiste Zeit überhaupt nicht verstehen. Sie ist sehr naiv, was ich etwas unglaubwürdig finde. Als Straßenmädchen, das vom Betteln lebt, erfährt sie doch schon früh, wie es auf der Straße zugeht. Eine emotionale Bindung konnte ich zu den Figuren ebenfalls nicht wirklich aufbauen. Die Geschichte habe ich eher von außen verfolgt.
Gefallen hat mir der Einblick in das damalige gesellschaftliche Leben bei Hofe, das Kriegsgeschehen, die politische Lage zwischen Preußen und Österreich, sowie in die Ausbildung bei der Armee.
Der Roman bietet sehr kurzweilige historische Unterhaltung. Mich zieht es in letzter Zeit mehr zu authentischen historischen Geschichten, die vorallem weniger Kitsch und mehr Tiefgang beinhalten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass ich hier doch etwas enttäuscht vom Roman war.
Wer gerne nicht so anspruchsvolle historische Kost bevorzugt oder Leserinnen, die gerne ins Genre einsteigen und nicht gleich von zu viel Historie überschüttet werden möchten, denen kann ich den Roman trotzdem empfehlen. Er unterhält....aber leider nicht mehr.
Schreibstil:
Die bildhafte, oftmals melodramatische und detaillierte Beschreibung der Autorin lässt sich immer wieder wunderbar lesen. Die historischen Fakten werden mit der fiktiven Handlung perfekt verflochten. Der Schreibstil ist der Zeit angepasst. Am Ende gibt ein ausführliches Personenverzeichnis, das historische und fiktive Figuren trennt und anführt.
Fazit:
Ein historischer Roman ohne Tiefgang, den ich eher Einsteiger ins Genre empfehlen würde, die nicht mit sehr anspruchsvoller historische Kost starten möchten. Obwohl historische Fakten mit der fiktiven Handlung perfekt verflochten werden, gibt es zu viele Zufälle und zu viel Drama. Ich habe schon einge sehr gute Romane der Autorin gelesen, aber leider gehört "Die Tochter der Bettlerin" nicht dazu. Kann man lesen, muss man aber nicht.