Keine Angst vor dicken Büchern!
Max, Mischa und die Tet-Offensive„Ich werde von jedem von euch erzählen.Denn ich schreibe das alles trotz allem für euch, für uns, für mich.[…]
Ich schreibe nicht, weil das, was uns passierte, nicht auch anderen passiert wäre; unsere ...
„Ich werde von jedem von euch erzählen.Denn ich schreibe das alles trotz allem für euch, für uns, für mich.[…]
Ich schreibe nicht, weil das, was uns passierte, nicht auch anderen passiert wäre; unsere Leben waren in keiner Weise spektakulär oder bedeutungsvoll. Sie es nie gewesen, bis heute nicht. Aber es waren unsere Leben, sie waren miteinander verwoben, und ich habe solche Angst, sie zu verlieren.“ ("Max, Mischa & die Tet-Offensive", Johan Harstad, S. 15)
Und mit diesen Sätzen, ist es um mich geschehen.
Der Protagonist und Ich-Erzähler Max Hansen nimmt uns mit auf eine Reise, die nicht weniger als eine komplexe Coming-of-Age-Geschichte darstellt. Erzählt anhand geschichtlicher und kultureller Ereignisse des letzten Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Wir lernen Max als ein Kind kennen, welches im Norwegen der 80er mit seinen Freunden durch die Wälder zieht und „Apocalypse Now“ nachspielt. Seine Faszination für diesen Film wird er ein Leben lang behalten.
Er wird aus seiner kindlichen Welt gerissen, in dem die Eltern mit ihm und seiner Schwester überraschenderweise in die USA auswandern. Dort hat er Schwierigkeiten, Anschluss zu finden und er beschreibt, wie es ist seine Muttersprache gegen eine andere Sprache einzutauschen.
Da der Vater (ein Pilot) oft unterwegs ist und sich die ältere Schwester schnell in ihr neues Umfeld integriert, ist Max oft mit seiner Mutter allein. Diese wird ihn auch später zu seinem ersten Theaterstück mitnehmen und damit den Grundstein für seine zukünftige Karriere legen.
In der Schule ist Max mittlerweile kein Außenseiter mehr, sondern hat durch die hiesige Schwimmmannschaft Anschluss zu einer kleinen Gruppe gefunden. Dort soll ihm auch sein künftiger bester Freund Mordecai begegnen. Mit jenem wird er an seiner ersten Theaterproduktion arbeiten und das Leben beider wird für immer verändert.
Von dort an, erzählt Max in unterschiedlichen Abständen und Zeitsprüngen von seinem Leben, seiner Familie und Freunden. Nach und nach tauchen weiterer Nebencharaktere, wie Mr. Wohlmann, Mischa und Onkel Owen auf.
Hier alle Handlungsstränge der Nebenfiguren an zu teasern, würde den Rahmen einer Rezension sprengen, und ein bisschen soll der Leser ja auch überrascht werden!
„Max, Mischa und die Tet-Offensive“ ist ein Roman, der so vor (Pop-)Kultur- und zeitgenössischen Referenzen nur so strotzt. (Apocalypse Now, Harold und Maude, Vantablack, Ionesco und natürlich die wunderbare Shelley Duvall, die das Buchcover ziert, um nur ein paar zu nennen.) Wir streifen geschichtliche Ankerpunkte, wie den Vietnamkrieg und den 11. September 2001.
Wenn man das Buch beendet, hat man das Gefühl, mit Max gelebt, geliebt und gelitten zu haben. Mit weniger als 1242 Seiten hätte Harstad seinen Charakteren gar nicht gerecht werden können. Der Schreibstil gefällt mir persönlich sehr gut, obwohl man ab und an doch mal über Sätze stolpert, die eine Seite lang sind.
Ein Buch für Theateraffine und diejenigen, die keine Angst vor dicken Büchern haben!