Australien Gegenwart:
Lauren, eine junge Frau, will sich nach einem familiären Schicksalsschlag endlich abnabeln, und zieht daher von Tasmanien weg, in die Nähe von Sydney, um dort ein neues, selbstständigeres Leben führen zu können. Bei ihrem Job in einem Cafe, lernt sie einen attraktiven Dänen kennen, der dem, ganz in der Nähe liegenden Evergreen Spa Hotel, das zur Zeit leer steht, wieder zu neuem Glanz verhelfen soll. Thomas ist ganz angetan von Lauren, die jedoch bislang keinerlei Erfahrungen mit Männern sammeln konnte. Als Thomas im Cafe den Schlüssel zum Westflügel des leer stehenden Hotels vergisst, nimmt sie den Schlüssel an sich, um ihn dem Architekten persönlich vorbeizubringen.
Doch die Neugierde in ihr ist stärker, als sie auf ihrem Weg zu Thomas Unterkunft am Evergreen Spa Hotel vorbei kommt. Sie kann nicht widerstehen und benutzt den Schlüssel, um im Westflügel einen kleinen Erkundungsgang zu machen. Dabei findet sie ein Bündel alter Liebesbriefe, die ihre Neugierde noch weiter schüren. Aber dann wird sie beim Stöbern ausgerechnet von Thomas überrascht, der ihr jedoch nicht böse ist, sondern sie im Gegenteil noch dazu ermuntert, mehr über das Liebespaar herauszufinden, das einst diese Briefe verfasste. Thomas macht kein Hehl daraus, dass er sich für Lauren interessiert und mehr von ihr möchte, als nur eine platonische Freundschaft. Und auch Lauren ist sehr an Thomas interessiert. Da geschieht jedoch etwas, womit beide nicht gerechnet haben und was ihre ersten, zart geknüpften Bande auf eine harte Probe stellt.
Evergreen Spa Hotel 1926:
Die junge Violet bekommt, dank der Fürsprache ihres Ex-Freundes Clive, die Chance, in einem Sterne Hotel arbeiten zu dürfen. Und sie hat den Job mehr als nötig, da ihre Mutter schwer erkrankt ist und bald nicht mehr arbeiten gehen kann. Sie bemüht sich nach Kräften, alles zu geben, damit sie die Stelle auf Probe nicht wieder verliert. Eines Tages jedoch geschieht genau das, was sie eigentlich vermeiden wollte. Sie verliebt sich in einen der reichen Hotelgäste. Sam, der sich zusammen mit seiner Schwester Flora, dessen zukünftigen Ehemann Tony und seinen Kumpanen im Hotel aufhält, ist, als er Violet zum ersten Mal sieht, wie geblendet von ihrer Schönheit und versichert ihr in seinem Überschwang, sogleich seine große Liebe. Was Violet zunächst nicht ahnt, ist, dass Sam stark opiumabhängig ist und sich eigentlich im Evergreen Spa Hotel aufhält, um dort, fern von zu Hause, einen Entzug zu machen. Seine Schwester will ihn dabei mit Kräften unterstützen, doch leider hegt Sam keinerlei Ambitionen in diese Richtung. Stattdessen genießt er lieber seinen Opiumrausch und sucht in der Folgezeit immer öfter Violets Nähe. Diese hofft, dass Sam ihr bald einen Heiratsantrag macht…
Ich habe bereits einige von Kimberley Wilkins Romanen gelesen, die allesamt im Stile einer Kate Morton oder Katherine Webb geschrieben sind- kurz gesagt spannende und geheimnisvolle Unterhaltungsromane mit Sogwirkung, die die Neugierde des Lesers so sehr schüren, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann, bis man nicht alles erfahren hat.
Und auch „Das Haus der geheimen Versprechen“, der aktuelle Roman von Kimberley Wilkins, fällt in diese Kategorie. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Während man zum einen der jungen Lauren dabei „über die Schulter“ schauen kann, wie sie tapfer versucht, den Tod ihres Bruders zu überwinden und sich von ihrer allzu besitzergreifenden Mutter abzunabeln, erfährt man zum anderen, wie die junge Violet in den 1920er Jahren hin und hergerissen ist zwischen ihren Verpflichtungen und ihrer ersten großen Liebe.
Beide Handlungsstränge werden im Wechsel vorangetrieben und beide Geschichten fand ich gleichsam spannend. Jedoch konnte ich Violets Naivität leider so gar nicht nachvollziehen; zumal sie sich ausgerechnet in einen Mann verliebt, der unsympathischer und selbstsüchtiger nicht sein könnte. Selbst als sie begreift, was mit Sam los ist, kommt sie immer noch nicht zur Besinnung, was es mir beim Lesen sehr erschwert hat, sie zu mögen.
Dafür fand ich aber die Nebenfiguren, besonders Clyde und Flora sehr sympathisch und facettenreich beschrieben, so dass mich deren Werdegang dann einfach noch ein bisschen mehr interessiert hat. Während Clyde unglücklich in Violet verliebt ist, soll Flora einen reichen Geschäftspartner ihres Vaters heiraten, der jedoch alles andere als ein treuer, liebevoller Mensch ist. Plötzlich beim Lesen geschah es, dass mich die Frage, ob Flora Tony erhören wird, oder sich anders besinnt, noch ein Tickchen mehr in ihren Bann ziehen konnte, als die Liebesgeschichte des eigentlichen Heldenpaars in dem Teil des Romans, der in der Vergangenheit angesiedelt ist.
Jedoch zieht die Autorin dann gegen Mitte des Romans den Spannungsbogen immer mehr an, bis zum „Showdown“.
Und auch Laurens Entwicklung fand ich sehr interessant geschildert. Zwar wirkt es, liest man zunächst die ersten Seiten des Romans, etwas verwunderlich, dass die Heldin mit knapp über dreißig Jahren noch eine Jungfrau sein soll, doch ab dem Moment, als man ihren bisherigen Werdegang erfährt, kann man diesen Punkt dann auch gut nachvollziehen.
Überhaupt hat es mir beim Lesen imponiert, wie sich die Romanheldin ihren Problemen stellt und mit reichlich Durchsetzungsvermögen versucht, schließlich ihren Weg zu gehen, ohne sich von ihrer Mutter gängeln zu lassen. Und auch die Dialoge, die sie mit Tomas führt, fand ich intensiv und unter die Haut gehend geschildert, so dass mich deren Liebesgeschichte sehr anrühren konnte. Ich habe „Das Haus der geheimen Versprechen“ praktisch, trotz der 471 Seiten, in einem Rutsch gelesen, so sehr war ich von den beiden Handlungssträngen gefesselt.
Kurz gefasst: Spannender und geheimnisvoller Unterhaltungsroman mit Sogwirkung, der die Neugierde des Lesers so sehr schürt, dass man das Buch einfach nicht weglegen kann, bevor man sich die letzte Seite vorgenommen hat.