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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2020

Ein Sachbuch verpackt in einen Roman - toll!

Der Gepäckträger
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Zum Autor:
David Rawlings ist ein Sportjournalist und Werbetexter, der mit seiner Familie in Australien lebt. Dieses Buch ist sein Debüt als Autor und wurde mit dem Christy Award für das beste Debüt des ...

Zum Autor:
David Rawlings ist ein Sportjournalist und Werbetexter, der mit seiner Familie in Australien lebt. Dieses Buch ist sein Debüt als Autor und wurde mit dem Christy Award für das beste Debüt des Jahres ausgezeichnet. [Vergleiche: https://www.francke-buch.de/buecher/belletristik/2709/0/david-rawlings-der-gepaecktraeger/#autor , 12.06.2020, 10:09 Uhr] .

Zum Cover:
Das Cover finde ich schlicht, aber anziehend. Der Titel nimmt zentral und in Großbuchstaben die meiste Fläche ein, der Untertitel dagegen ist wesentlich kleiner und fast versteckt gehalten. Zudem erkennt man einen Teil eiens schwarzen Koffers am unteren Coverrand und drei Hände am oberen Coverrand. Mir fällt zu diesem Cover direkt das englisch Wort "clean" ein. Besonders gut gefällt mir der blaue Buchschnitt, von dieser Art der Details bin ich ein großer Fan. Auch, dass der Umschlag vorne und hinten jeweils eine Klappe hat, die zusammen einen ganzen Koffer zeigen, gefällt mir gut.


Zum Buch:
Das Buch beginnt wie ein gewöhnlicher Roman damit, dass drei sehr unterschiedliche Menschen denselben Flug nehmen, einen sehr ähnlichen Koffer haben und eben den Falschen vom Gepäckband greifen. Natürlich haben sie alle wichtige Dinge in der Stadt zu erledigen und aus zum Teil unbegreiflichen Gründen ihre wichtigen Unterlagen im aufgegebenen Koffer statt im Handgepäck. Ja, es gehört zur Geschichte, aber ganz ehrlich, es ist unrealistisch. Dass Gillian ihr Abendkleid im Koffer hat, macht für mich noch Sinn. Dass Michael, ein junger Mann, der sich um ein Stipendium bewirbt, alle wichtigen Gegenstände im Koffer hat, könnte man noch mit der Rebellion gegen seinen Vater oder der jugendlichen Unbeschwertheit hinnehmen, wobei ich damit schon hadere, aber dass der ehrgeizige Geschäftsmann David alle seine Unterlagen aus der Hand gibt, die seine einzige Chance sind, seinen Job zu behalten, ist absolut unrealistisch. Ich verstehe, dass drei sehr unterschiedliche Charaktere für das Buch nötig sind bzw. ihm gut tun und diverse Lebenssituationen aufzeigen, aber es ändert für mich nichts daran, dass der Einstieg bei mir ein heftiges Kopfschütteln erzeugt hat und sehr erzwungen wirkt.

Als die drei dann jeweils bemerken, dass sie nicht den richtigen Koffer erwischt haben, werden sie zu einem Gepäcklager gebeten, wo sie jeweils in einem separaten Warteraum geleitet werden. Dort werden sie auf unterschiedliche Weise mit ihrem Gepäck konfrontiert und der eigentliche Inhalt des Buches beginnt. Bei "Gepäck" ist hier all das gemeint, was wohl jeder Mensch so an Erlebnissen, Emotionen, eigenen Erwartungen und Erwartungen anderer mit sich herumschleppt. Die drei Charaktere werden durch Fernsehshows oder Zeitungsartikel langsam und scheinbar unbewusst auf ihre eigenen Probleme aufmerksam gemacht und natürlich reagiert jeder anders. Nach einer Weile kommt der "Gepäckträger" zu ihnen und spielt in etwa die Rolle eines Psychologen. Sie finden in ihren Koffern diverse Dinge, die ihr "Gepäck" darstellen und sind nun gezwungen sich damit auseinanderzusetzen und zu entscheiden, ob sie dieses weiterhin durch ihr Leben tragen möchten, denn nur nach einer Entscheidung dürfen sie das Gebäude verlassen.
Ich fand es sehr interessant und nachvollziehbar wie die verschiedenen Charaktere auf diese Situation reagierten. Hier möchte ich nicht ins Detail gehen, um nicht zu viel vom Buch vorweg zu nehmen, aber jeder von ihnen schleppt etwas mit sich rum, das sehr belastend ist und das die Leser zum Nachdenken und Reflektieren über das eigene Leben bringen soll. Bei mir hat es diese Wirkung auf jeden Fall gehabt. Ich kann mich nicht einem der drei Charaktere zuordnen, bin aber sicherlich irgendeine Mischung aus Zweien und bestimmt noch aus weiteren, die dort nicht erwähnt werden. Gut gefällt mir auch, dass es stets nicht nur darum geht, zu erkennen, welches Gepäck man mit sich herumschleppt, sondern auch oder sogar vor allem, um die Entscheidung, ob man das so möchte, ob man es wirklich tragen möchte oder es nicht doch ablegt.

Außerdem findet man hinten im Buch viele Fragen zum Weiterdenken. Diese sind bestimmten Kapiteln zugeordnet, beschäftigen sich zum Teil mit den Charakteren und regen den Leser an über deren Handeln oder deren Gefühle nachzudenken, steuern bei anderen Fragen aber ganz klar darauf hin, dass der Leser sich mit seinem eigenen Gepäck auseinandersetzt. Dieser Zusatz hat mir gut gefallen, jedoch finde ich es ungünstig, dass die Fragen am Ende des Buches zu finden sind, ohne jeglichen Verweis auf sie. Ich habe sie durch Zufall während der ersten Kapitel gefunden, kann mir aber gut vorstellen, dass viele Leser sie erst sehr spät oder gar erst nach der Lektüre finden. Ich glaube, diese Fragen hätten eine größere Wirkung und würden mehr genutzt, wenn sie entweder in einem kurzen Vorwort erwähnt würden, dort bereits stünden oder direkt hinter den Kapiteln kämen.


Fazit:
Dieses Buch hat mich stellenweise an "Das Café am Rande der Welt" von John Strelecky erinnert. Es ist eine Art Sachbuch, das einem helfen soll sich selbst wertzuschätzen und sich mit seinem eigenen Leben auseinanderzusetzen, das ganze jedoch in einen Roman verpackt. Die Idee gefällt mir sehr gut, da es dadurch nicht trocken ist und trotzdem zum Nachdenken und evtl. auch Handeln anregt.


Leseempfehlung:
Dieses Buch schadet sicherlich niemandem und ist defintiv eine Lektion in Selbstliebe und ein Schritt in ein unbeschwerteres Leben, daher ja, lest es!

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Spannendes Reihenende

Fall
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Erstmal kurz zum Cover: Ich liebe es. Es ist so gelungen. Eden im Vordergrund, im Hintergrund eine Stadt, die laut Schauplatz der Geschichte ein Teil von Sydney sein müsste. Alles passt zu den ersten zwei ...

Erstmal kurz zum Cover: Ich liebe es. Es ist so gelungen. Eden im Vordergrund, im Hintergrund eine Stadt, die laut Schauplatz der Geschichte ein Teil von Sydney sein müsste. Alles passt zu den ersten zwei Bänden, was mir sehr wichtig ist. Ich habe auch extra darauf geachtet auch diesen Band als broschierte Ausgabe zu kaufen. Dasselbe Bild von Eden befindet sich übrigens auch auf dem Buchrücken, sodass man es auch im Regal stets bewundern kann und die drei Bände nebeneinander wirklich hübsch aussehn.

Das Buch ist, wie erwähnt, der dritte Band der Reihe um Eden Archer und ihren Kollegen Franck Bennett. Das Buch ist aus seiner Sicht in der 1. Person Singular "ich-Form" geschrieben, wechselt aber bei den Kapiteln immer zwischen den Personen, so dass viele Kapitel auch in der 3. Person Singular geschrieben sind. Man erfährt in diesem letzten Band viel über Edens Kindheit, was damals passiert ist und wie sie zu ihrem Ziehvater Hades gelangt ist. Auch ein Mädchen mit ähnlichem Hintergrund taucht auf und spielt in dem Buch eine zentrale Rolle. Franck Bennett ist dabei, wie er immer war. Etwas mürrisch, etwas unsicher, viel in Gedanken verloren und weiterhin mit einer Psychologin liiert, die mir in diesem Buch sehr unsymphatisch wurde. Aber auch Eden zeigt ihre Eden-typische Seite, sie ist nunmal ein Killer, auch wenn angeschlagen.

Die Hauptgeschichte dreht sich um einen Täter, der es auf Joggerinnen abgesehen hat und eine Influencerin, die sich der Polizeiarbeit ziemlich in den Weg stellt und auch noch ein großes Jogging-Event organisiert, um die Unterdrückung der Frauen, die Selbstbestimmung und das Heraustreten aus dem männlichen Schatten zu feiern, ist gut aufgebaut, auch wenn man bald eine Idee hat, wer denn der Mörder sein könnte. Trotzdem gibt es vor allem die Influencerin betreffend noch eine interessante Wendung. Aber alles in allem macht Eden und ihr Charakter die Geschichte aus. Zumindest für mich.

Auch das Ende hat mir gut gefallen und war einem finalen Schluss einer Trilogie würdig. Doch, es hat Spaß gemacht und ich werde sicherlich irgendwann auch die nächste Trilogie der Autorin lesen.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Gutes Buch trotz Kritikpunkt

SOG
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Zur Autorin:
Yrsa Sigurdardóttir ist eine isländische Autorin, die bereits mehrere Spannungsromane geschrieben hat, die in über 30 Ländern erschienen sind. Ihr Debüt gab sie 2005 mit dem Buch "Das letzte ...

Zur Autorin:
Yrsa Sigurdardóttir ist eine isländische Autorin, die bereits mehrere Spannungsromane geschrieben hat, die in über 30 Ländern erschienen sind. Ihr Debüt gab sie 2005 mit dem Buch "Das letzte Ritual" [Vergleiche: https://www.randomhouse.de/Autor/Yrsa-Sigurdardottir/p587737.rhd , 24.04.2020, 12:59 Uhr] .


Zum Cover:
Das Cover ist in Grautönen gehalten und macht den Eindruck, als ob ein Loch in eine Wand geschlagen wurde oder ein Loch im Asphalt entstanden ist. Im Dunkeln dieses Lochs sieht man die roten Worte "SOG", den Titel des Buches. An den Rändern des Loches sind Blutspritzer zu erkennen. Diese Gestaltung zieht den Blick sofort auf den Titel, welcher durch seine Kürze an den ersten Band "DNA" erinnert. Diese Ähnlichkeit gefällt mir gut, auch wenn sich sonst das Design nicht weiter ähnelt. Der Name der Autorin befindet sich am oberen Rand des Covers. Alles in allem ist das Cover aus meiner Sicht gut gelungen.


Zum Buch:
"SOG" ist der zweite Band um Kommissar Huldar und die Psychologin Freyja. Das Buch kann sowohl als Reihenbuch als auch unabhängig gelesen werden. Zwar werden Bezüge auf das private Verhältnis der beiden geworfen und man merkt, dass im ersten Band irgendetwas vorgefallen sein muss, aber ansonsten nimmt das Buch wenig Bezüge auf den ersten Band. Es wird zwar noch erwähnt, dass Huldar dort befördert und dann wieder degradiert wurde, aber auch das kann man getrost für den zweiten Band vernachlässigen.


In diesem Band ist Huldar degradiert und sowohl im Ansehen bei seinen Kollegen gesungen als auch bei der Aufgabenverteilung. Er bekommt die eher unwichtigen Fälle und wird erstmal nicht in den Hauptfall mit einbezogen. Dies erkämpft er sich nach und nach, auch dadurch, dass er Zusammenhänge zwischen diesem und seinem vermeintlich unwichtigem Fall erkennt. Da der Kommissar jedoch trotzdem hier und dort von seiner Chefin mitgenommen wird und sich auch selbst versucht auf dem Laufenden zu halten, weiß der Leser stehts gut über die Fälle Bescheid und kann die Einzelheiten gut verfolgen. Man merkt zwar, dass Huldar diese kleinen Aufgaben nicht mag, jedoch schlägt sich das nicht auf die Schreibweise oder die Spannung im Buch wieder. Der Autorin ist es hier gut gelungen, die Stimmung im Revier nicht auf die Leser zu übertragen.

Auch die Psychologin Freyja hat im Kinderhaus einige Positionen eingebüst und befindet sich in einer ähnlichen Lage wie der Kommissar. Auch ihr merkt man die Stimmung an, ohne dass sie sich auf den Leser überträgt.

Huldar und Freyja arbeiten auch dieses Mal wieder zusammen, obwohl Freyja eigentlich nichts mehr mit Huldar zu tun haben möchte und ihn für ihre Lage verantwortlich macht. Es wird sehr deutlich, dass die beiden weder miteinander noch ohne einander können, was sich nicht nur auf ihre Berufe bezieht, sondern auch auf ihre private Situation. Flirten kann man es zwar nicht wirklich nennen, aber zumindest Huldar gibt sich immer wieder Mühe - die er sehr schnell auch wieder völlig gegen die Wand fährt - und Freyja spielt zwar die Unnahbare, es wird aber sehr deutlich, dass auch sie Huldar nicht so uninteressant findet, wie sie tut. Diese Geschichte zwischen den beiden ist tatsächlich, was mich am meisten an dem ersten Band fasziniert hat und weshalb ich diesen zweiten Band gelesen habe.

In diesem zweiten Band gefällt mir jedoch auch der Kriminalfall sehr gut. Es geht alles in allem um Kindesmissbrauch, um das Hilfesuchen, aber nicht erhört werden und über die Rache der Opfer. Es sind einige Personen involviert und bis in den letzten Teil hinein, war ich nicht sicher, wer denn nun der Täter sein könnte. Auch, als es mir dann sehr bewusst war, war es doch spannend zu lesen, ob die letzten Opfer noch gerettet werden können oder nicht. Für die eindeutige Auflösung muss man dann am Ende sehr aufmerksam lesen. Das alles hat mir gut gefallen.

Mein größter Kritikpunkt an dem Buch gilt der Recherche. Auf den ersten paar Seiten geht es darum, dass Freyja sich aus purer Langeweile bei "Tinder" anmeldet. Nun kenne ich die App tatsächlich aus eigenem Gebrauch und einfach alles, was die Autorin darüber schreibt, ist falsch. Das hat mich sehr schockiert, denn es hätte wahrscheinlich nicht länger als 30 Minuten Recherche gebraucht, um all diese Fehler zu eliminieren. Ein kurzes Anmelden dort,ein bisschen rumspielen und sie hätte es besser gewusst. Oder einfach das Programm im Buch anders benennen! Es gibt doch zig solcher Datingortale, da kann man sich auch einfach einen anderen Namen ausdenken und schon ist alles wieder im Reinen. Aber so blieb bei mir das ganze Buch über die Frage, was sonst noch falsch oder gar nicht recherchiert war? Dinge, bei denen ich mich nicht auskennen und sie daher nicht bemerke. An zwei weiteren Stellen bin ich kurz stutzig geworden, habe sie aber nicht wetier verfolgt. Und somit blieb am Ende ein fader Beigeschmack, obwohl mir das Buch eigentlich gut gefallen hat.



Fazit:
Ein eklatanter Recherchefehler zu einem Thema, das in dem Buch absolut unwichtig ist und nicht mehr als drei Seiten einnimmt, hinterlassen einen sehr faden Beigeschmack und lassen an der Richtigkeit anderer Stellen zweifeln. Ich konnte dies zwar beim Lesen irgendwann ausblenden und war durchaus noch gut unterhalten, trotzdem hängt es für mich über dem Buch und tatsächlich auch über der Autorin. Die Frage, wie gut die Bücher recherchiert sind, da auch keine Danksagung Quellen nennt, wie man es aus anderen Krimis und Thrillern kennt, wo Polizisten, Rechtsmediziner oder andere Quellen genannt werden.

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Veröffentlicht am 11.03.2019

Eine starke Frau in einer clichebehafteten Story

Lola
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Zur Autorin:

Melissa Scrivner Love lebt in den USA und hat englische Literatur studiert. Sie arbeitete für diverse Fernsehsehrien wie CSI Miami oder Person of Interest, wofür sie mit einem Edgar ausgezeichnet ...

Zur Autorin:

Melissa Scrivner Love lebt in den USA und hat englische Literatur studiert. Sie arbeitete für diverse Fernsehsehrien wie CSI Miami oder Person of Interest, wofür sie mit einem Edgar ausgezeichnet wurde. (Quelle: https://www.suhrkamp.de/autoren/melissascrivnerlove_15269.html, 11.03.2019, 16:16 Uhr)


Zum Cover:

Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit erweckt, als ich es online gesehen hatte. Die Farben des Sonnenuntergangs, im Hintergrund die Skyline einer Stadt inklusive Palmen und im Vordergrund die Silouette einer Frau mit Schusswaffe. Dazu noch der simple Titel "Lola" quer über dem Schatten der Frau. Einfach gigantisch! Als ich es dann in meinen Händen hielt, war es sogar noch schöner. Ein wirklich tolles Cover, das auch noch ausgesrpchen gut zum Inhalt passt.


Zum Buch:

Das Buch spielt in dem Latino-Viertel "South Central" in Los Angeles, in dem hauptsächlich Drogen und Armut regieren. Dort lebt Lola, eine zierliche Latina, mit ihrem Freund, ihrem Bruder und ihrer immer wieder rückfälligen Mutter. Verschiedene Drogenkartelle teilen sich die Gebiete in ihrer Nähe untereinander auf und auch sie selbst ist teil der kleinen Gang "The Crenshaw Six". Welche Rolle Lola in der Gang spielt, weiß außerhalb der "Crenshow Six" jedoch niemand. Im Laufe der Geschichte wird die Gang in einen Krieg zwischen rivilaisierenden Drogenkartellen gezogen, der bis hin zur Bedrohung von Lolas Leben führt. In diesem Moment zeigt Lola schließlich nicht nur den Drogenbossen gegenüber ihr wahres Ich und tritt aus dem Schatten hervor.


Die Handlung verlief die gesamte Zeit über eher gemächlich und nicht wie ich es für ein deartiges Thema erwarten würde, rasant und mit viel Action. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, es wäre noch nicht wirklich etwas passiert, aber bei genauem hinsehen, wurde schnell klar, dass durchaus sehr viel passiert war. Das Tempo machte die Geschichte keineswegs langweilig und gab auch nicht das Gefühl, dass die Handlung sich unnötig in die Länge zog, aber trotzdem plätscherte es gefühlt eher so vor sich hin.


Lola selbst entwickelte sich jedoch relativ flott zu einem interessanten Charakter. Nach außen hin die kleine Freundin eines Gangbosses, aber innerhalb der Gang tough und zielstrebig wie es von einem Leader erwartet wird. Zudem nimmt sie im Laufe des Buches ein kleines Mädchen als ihre Ziehtochter auf, dem eine ähnliche Kindheit droht, wie Lola sie gehabt hat. Um dieses Mädchen kümmert sie sich sehr liebevoll und zeigt wiederum eine neue, mütterliche Seite. Den Charakter der Lola habe ich als sehr vielschichtig erlebt und viele ihrer Facetten haben mir sehr gut gefallen. Es klang auch alles rund und nicht aufgesetzt oder unrealistisch.


Zu den anderen Charaktere des Buches konnte ich kaum eine Verbindung aufbauen, da die Handlung immer aus Lolas Sicht erzählt wird und man nur Eindrücke der anderen Gangmitglieder erhält. Lolas Freund Carlos hinterließ bei mir einen starken "ich betrüge sie nicht - ich betrüge sie doch" - Geschmack, soweil auf der Beziehungs- als auch auf der Gangebene. Und Lolas kleiner Bruder Hector kam als sehr blauäugig, impulsiv und unverlässlich rüber, was auch keinen allzu guten Eindruck hinterlassen hat.


Alles in allem bedient die Handlung sehr viele Clichés: Weiße, Latinos und ihre Lebensumstände und Eigenheiten, Drogenabhängige, Drogenbosse, Frauen in einer Männer-regierten Welt, Missbrauch, Unterwürfigkeit, Blauäugigkeit - alles drum und dran. Und mitten drin Lola, die sich gegen das eine oder andere Cliché stellt.



Fazit:

Ein interessantes Buch mit einem starken, weiblichen Charakter - eine Geschichte, wie ich sie so noch nicht gelesen habe. Auch wenn das Tempo für mich gewöhnungsbedürftig war, hatte die Handlung etwas mitreißendes an sich, etwas, das mich immer wieder neugierig auf den Fortgang der Geschichte gemacht hat. Trotzdem sollte man von Beginn an wissen, dass viele Clichés bedient werden und sich darauf einlassen, es als Teil der Handlung sehen und sich nicht darüber ärgern. Mir war dies sehr bewusst und auch wenn man ab und an denkt "Ja ne, war ja klar.", gehörte es für mich enfach dazu. Besonders der letzte Teil hat mir sehr gut gefallen, da ich ihn so nicht erwartet hatte und er hat dem Buch einen zusätzlichen Stern verliehen.



Leseempfehlung:

Wer sich über Clichés schnell aufregt, ist hier definitiv falsch, das muss wohl direkt zu Beginn so klar gesagt werden. Alle anderen bekommen einen interessanten, starken, weiblichen Hauptcharakter in einer extrem männerzentrierten Welt oder wie der Buchrücken so schön sagt, eine Frau "in einer Mucho-macho-Welt". Drogenmissbrauch, Mord und Missbrauch an Kindern werden teils detailreich beschrieben (letzteres glücklicher Weise nur oberflächlich - jedoch ohne Zweifel zu hinterlassen), was man ebenfalls vorher wissen sollte.

Ich selbst freue mich, das Buch gelesen zu haben und in eine andere Welt geschlümpft zu sein, eine Geschichte, in der mal nicht ein Kommisar oder Gerichtsmediziner die Hauptrolle spielt, sondern ein Charakter der "Bösen" und schließe nicht aus, im nächsten Jahr auch die Fortsetzung "American Heroin" (der derzeitige englische Titel) zu lesen.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Interessanter Einstieg in eine neue Reihe

Spectrum
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Zum Autor:

Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Schriftstellers, der bereits mit der Reihe um Francis Ackerman Junior unter den Titel "Ich bin der...." einige international erfolgreiche ...

Zum Autor:

Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Schriftstellers, der bereits mit der Reihe um Francis Ackerman Junior unter den Titel "Ich bin der...." einige international erfolgreiche Bücher geschrieben hat. "Spectrum" ist der erste Band einer neuen Reihe, in der ein autistischer FBI-Berater eine zentrale Rolle einnimmt. Das Thema Autismus ist dem Autor auch privat sehr wichtig und er engagiert sich sozial in diesem Bereich.


Zum Cover:

Da ich als Rezensionexemplar ein Manuskript hatte, kann ich zum richtigen Cover nicht viel sagen. Ich habe es zwar schon in der Buchhandlung entdeckt, da ist jedoch nur hängen geblieben, dass auch in dieser Reihe die äußeren Seitenflächen farbig - blau - gestaltet sind, wie dies auch schon bei der Ackerman - Reihe der Fall gewesen ist. Diese Idee gefällt mir weiterhin sehr gut und setzt das Buch von anderen ab. Ansonsten ist das Cover schlicht gehalten: schwarz mit dem Namen des Autor im oberen Drittel, wie auch bei allen bisherigen Büchern. Der Titel macht den Eindruck, als ob er von einer Diskokugel beleuchtet wäre und zeigt diverse Farben ohne grell oder unpassend zu wirken. Falls der Titel schimmert, fände ich das persönlich genial, aber so genau habe ich mir das Buch in der Buchhandlung nicht angesehen.


Zum Buch:

Wie bereits erwähnt, ist "Spectrum" der erste Band einer neuen Reihe bei der das FBI mit einem autistischen Berater zusammenarbeitet, um den Fall zu lösen. August Burke hat diverse Studiengänge an Fernuniversitäten abgeschlossen, spricht diverse Sprachen, bastelt aber am liebsten in der Werkstatt seines Vaters an Autos und versteht den Hype um seine Person nicht so richtig. Auch sind ihm normale Menschen suspekt und er versucht immer wieder ihre wörtlichen Äußerungen zu verstehen und in sein "normales" Repertoire zu übernehmen. Das der Autor sich mit diesem Thema auskennt bzw. sich gut informiert hat, ist mir schon beim Lesen aufgefallen. Da ich selbst ein Jahr lang ein autistisches Kind unterrichtet habe, habe ich eine Idee wie schwierig es für diese Menschen ist, soziale Kontakte zu schließen und andere Menschen verstehen zu können. Diese besondere Welt bringt Ethan Cross gut rüber. Ab und zu musste ich schmunzeln, sogar lachen, aber der Autor macht in seiner Art der Beschreibung August Burkes immer wieder deutlich, dass diese Szenen zur Person gehören und damit auch in einem Thriller ein wenig Komik, für uns nicht-Autisten, absolut richtig platziert ist. Man fühlt schnell mit und versteht, dass das für die betroffene Person nicht so witzig ist.


Neben August Burke gibt es natürlich noch zahlreiche andere Charaktere, nicht gerade wenige muss ich sagen, die jedoch nicht so sehr meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, obwohl auch Special Agent Carter mit seinen Wurzeln in einer Mafia-Familie ein interessanter Charakter ist und ich mir gut vorstellen kann, dass er uns in weiteren Büchern noch detallierter vorgestellt wird.


Die Geschichte spielt zuerst an zwei Orten, zum Einen in den USA zum Anderen in Südafrika. Da dies jedoch nicht weiter erläutert wird und man durch die diversen Charaktere erst herausfinden muss, wer wo dabei ist und wie mit wem verbunden ist, fand ich den Einstieg in das Buch eher schwierig und verwirrend. Nach einem Viertel wusste ich noch immer nicht was wo und mit wem spielt. Das hat den Lesefluss doch etwas gestört. Auch, dass man bei der Handlung in Südafrika nicht direkt wusste, welche Geschehennisse in der Vergangenheit und welche in der Gegenwart stattfinden und wer gut und wer böse ist. Im Laufe des Buches wurde dies dann zum Glück klarer, auch wenn die Charaktere aus Südafrika stellenweise ganz aus der Geschichte verschwanden und erst gegen Ende wieder dazukamen. Das fand ich ein wenig schade, da ich gerne mehr über sei erfahren hätte.


Nachdem sich das Gewirr von Personen und Orten aufgelöst hatte, stand fest, dass der Hauptteil der Geschichte in den USA spielt. Dabei ging es um eine Geiselnahme in einer Art Bank für Schließfächer. Diese hatten jedoch die Besonderheit, dass man sich seine aufbewahrten Gegenstände auch von einer Filiale in die nächste schicken konnte, was im Laufe der Geschehenisse zu einigen Spekulationen meinerseits führte - man hat sozusagen mitermittelt. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen! Ich hatte diverse Ideen, was wohl passiert war oder passieren würde und konnte selbst Ideen verwerfen, durchdenken und am Ende anpassen. Das war wirklich mal was anderes! Hat mir gut gefallen.


Das Ende des Buches führt dann wieder diverse Charaktere zusammen und der Ausgang lässt Raum für Fortsetzungen in verschiedenen Konstelationen was gut und böse bzw. wer gegen wen und wie angeht. Ein Cliffhänger ist es jedoch nicht. Dieses Buch wird hier abgeschlossen gibt aber interessante Möglichkeiten für die Fortsetzung der Reihe.



Fazit:

Ein interessanter Einstieg in eine neue Reihe, die sich durch ihre Charaktere, vor allem die des August Burke und die des Agenten Carter, deutlich von der Reihe um Francis Ackerman Junior absetzt. Es steckt eine ganz andere Idee dahinter, auch wenn hier wieder eine Spezialeinheit gebildet wird, die dann wohl auch in den nächsten Bänden ermitteln wird. Der erste Band der "Spectrum" Reihe scheint weniger grausam, dafür kognitiv anspruchsvoller zu sein. Wenn sich dieses "Mitermitteln", das ich in diesem Buch erfahren habe, so in den weiteren Bänden fortsetzen würde, würde es mir sehr gut gefallen.


Leseempfehlung:

Leser, die sich bisher nicht an Ethan Cross gewagt haben oder denen die Francis Ackerman Junior Reihe zu brutal gewesen ist, die können diesem Buch durchaus noch einmal eine Chance geben. Zwar geht es auch hier nicht friedlich zu, aber es spielt sich auf einem anderen Level ab. Auch jeder, der mal eine neue Idee lesen möchte, könnte Gefallen an dem Buch finden, da die Idee mit den Schließfächern, die man auch an einen anderen Ort verschicken kann, durchaus zu eigenen Hirngespinsten einläd!

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