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Veröffentlicht am 30.04.2020

Spannender historischer Roman

Das Erbe der Altendiecks
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„...Wer in einem Uhrmacher – Haus aufwuchs, entwickelte schon früh ein Gespür für die veränderliche Qualität der Zeit...“

Wir schreiben das Jahr 1766. Gesche ist die Enkeltochter des Bremer Uhrmachers ...

„...Wer in einem Uhrmacher – Haus aufwuchs, entwickelte schon früh ein Gespür für die veränderliche Qualität der Zeit...“

Wir schreiben das Jahr 1766. Gesche ist die Enkeltochter des Bremer Uhrmachers Nicolaus Altendieck. Die Standuhr, die ihr Großvater entwickelt und gebaut hat, nennt sie Hora. Sie wird sie ihr Leben lang begleiten. Gesche interessiert sich für das Uhrmacherhandwerk. In ihrem Großvater hat sie einen geduldigen Lehrmeister. Doch was nutzt ihr das? Als Frau darf sie keine Werkstatt führen. Für solche Gedanken aber ist noch Zeit. Erst einmal empfängt ihr Vater hohen Besuch. Der Ratsdiener informiert ihn, dass die Stadt Bremen für das Rathaus eine neue Uhr braucht. Daran ist der Posten des Ratsuhrmachers gebunden. Johann will ablehnen. Nicht nur Friedrich, sein Sohn, ist aber dafür, sich für den Auftrag zu bewerben.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Ich darf mehrere Generationen der Familie Altendieck auf ihren Weg durch die Geschichte begleiten. Der Autor greift vier Episoden heraus, zwischen denen jeweils eine längere Pause liegt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Besonders aufgefallen ist mir, dass die Begriffe, die man von den Uhren kennt, auch in andere Beschreibungen einfließen und so das Thema allgegenwärtig sein lassen. Ein Beispiel ist die Charakterisierung von Friedrich durch seinen Vater:

„...Johann erkannte sich in ihm wieder, eine breitschultrige Version seiner selbst – wenn da nicht diese Spannung in Friedrichs Körper wäre, wie eine aufgezogene Spiralfeder, die darauf wartete, ihre Kraft freizusetzen...“

Als Johann den Auftrag bekommt, hat er sich einen mächtigen Feind gemacht. Albert Greven, einer der erfolgreichsten Uhrmacher der Stadt, hatte auf den gut dotierten Posten gehofft.
Sehr detailliert wird beschrieben, wie die neue Uhr entsteht und funktioniert. Der erwartete Triumph aber bleibt aus. Eine geschickt eingefädelte Intrige bringt die Werkstatt an den Rand des Ruins.
Als die Familie sich durch eine wohlüberlegte Entscheidung von Gesche wieder einen festen Stand in der Stadt erarbeitet hat, sorgt die hohe Politik dafür, dass neues Ungemach droht. Die freie Stadt Bremen kommt unter die Hand Napoleons. Es werden Soldaten gebraucht für dessen Feldzug nach Russland. Wird es auch Gesches Söhne treffen?
Eingebunden in das Geschehen wird der Widerstandskampf gegen Napoleon und die Kämpfe in der Umgebung von Bremen. Über das Vor und Wider der Neuerungen gibt es selbst in der Familie unterschiedliche Meinungen. Mette, Gesches Tochter, bringt es auf den Punkt:

„...Jedenfalls ist die Besetzung durch Soldaten eine merkwürdige Art, jemanden die Freiheit zu bringen...“

Inhaltsreiche Diskussionen sind insgesamt eine Bereicherung für die Geschichte. Sie ermöglichen, die gegenseitigen Meinungen kennenzulernen und damit einen zusätzliche Einblick in das Zeit Geschehen zu erhalten. So fand ich die folgende Aussage von Johann gegenüber Agathe, der Frau eines Ratsherrn, sehr treffend.

„...“Ich finde es eher tröstlich, ein Rad in einem großen Getriebe zu sein“, erwiderte Johann. „Denn das Ganze funktioniert nur durch das harmonische Zusammenspiel seiner Teile. Wer Uhren baut, lernt Respekt vor kleinen Rädchen“...“

Gesche darf noch erleben, wie ihr Enkel Ernst neue Wege in der Werkstatt beschreitet. Und sie lernt eine junge Frau kennen, die weiß, was sie will und die die Zeichen der Zeit erkannt hat. Das Jahr 1848 naht sich mit schnellen Schritten.
Auch im hohen Alter hat Gesche nichts von ihrer Neugier verloren, wie das folgende Zitat beweist:

„...Der Mechanismus des Kosmos besaß noch immer zahllose Rädchen, deren Funktion nicht annähernd erforscht war. Und immer, wenn man einen Blick hinter die Abdeckung warf, um die wahren Zusammenhänge zu erkunden, erblickte man dahinter nur noch feinere Konstruktionen...“
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine spannende Handlung, ein detaillierter Blick in die Lebensverhältnisse der Zeit und gut charakterisierte Protagonisten mit Ecken und Kanten machten das Lesen zum Vergnügen.
Zwei Dinge durchziehen insbesondere die Geschichte. Im Auf und Ab des Lebens konnte sich die Familie auf jeden Einzelnen verlassen. Sie standen zusammen. Und bei harten Entscheidungen kam erst die Familie, dann die persönlichen Interessen.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Spannender Krimi

Münchhausenwut
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„...“Sind Sie nicht etwas zu jung für die Kriminalpolizei?“ „Ich kann auch gerne in eine paar Jahren wiederkommen, wenn ich ihnen noch zu jung bin“, sagte Emma leichthin...“

Ralf Ebelski hat ein wenig ...

„...“Sind Sie nicht etwas zu jung für die Kriminalpolizei?“ „Ich kann auch gerne in eine paar Jahren wiederkommen, wenn ich ihnen noch zu jung bin“, sagte Emma leichthin...“

Ralf Ebelski hat ein wenig gefeiert. Nun ist er auf den Weg nach Hause. Dort wird er nie ankommen. Kriminalhauptkommissarin Emma wird später seine Leiche am Münchhausenbrunnen begutachten.
Die Autorin hat einen spannenden und geschickt konstruierten Krimi geschrieben.
Das Eingangszitat stammt aus dem Gespräch von Emma mit der Witwe des Toten. Es zeigt Emmas trockenen Humor.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist abwechslungsreich. So werden die Örtlichkeiten gut beschrieben:

„...Im fahlen Mondlicht erschien der Münchhausenbrunnen düster und kalt. Die Steine waren von die Dunkelheit in der Fußgängerzone zu vertreiben. Raureif überzogen; die Sonne hatte es noch nicht geschafft...“

Die Witwe präsentiert Emma sofort einen Täter. Ralf war Gynäkologe, hatte aber seit Jahren die Hauptrolle im Musical Münchhausen inne. Das sollte sich in diesem Jahr ändern. Die Rolle sollte an einen junge Schauspieler gehen. Doch kurzfristig hat Ralf entschieden, weiter zu machen. Das nahm ihm der andere Übel.
Sehr gut wird dargestellt, wie schnell es geht, jemand über die sozialen Medien ins Abseits zu stellen. Nach Beweisen der Schuld fragt niemand mehr. Es genügen Gerüchte.
Dann aber schürft Emma tiefer. Plötzlich gibt es weitere Verdächtige. Nach und nach aber fallen die auch durchs Raster. Die Autorin versteht es, mich auf ihre Umwege mitzunehmen und in manche Falle tappen zu lassen.
Bei ihrer Arbeit trifft Emma mehrmals auf Andreas, ihren Ex. Die Trennung ging von ihr aus. Den Grund habe ich eigentlich nicht begriffen – und Andreas auch nicht, wenn ich seine Reaktionen richtig deute.

„...Er sah sie mit einem waidwunden Dackelblick an, der Emma jedes Mal ins Mark traf, Er ließ sie regelmäßig wie ein Uhrwerk an ihren Entscheidungen zweifeln...“

Nicht nur Emma ist auf Grund ihrer Scheidung alleinerziehend. Die Probleme, die sich dabei ergeben, werden gekonnt in die Handlung integriert. Gleichzeitig geht es um die Frage: Wie viel Freiraum lässt man einem Kind und wie viele Entscheidungen nimmt man ihm aus der Hand? Die Diskussionen zwischen Barbara und Emma bringen das Thema auf den Punkt.
Und ein weiteres Problem wird kurz angedeutet. Dazu möge ein Zitat genügen:

„...Nur, weil fast niemand im Nachkriegsdeutschland über die Nazizeit sprach, hieß nicht, dass es diese eine ganze Generation traumatisierenden Erlebnisse nicht gab. Man durfte schlicht über die eigenen Erlebnisse nicht sprechen, weil man sich gefälligst zu schämen hatte...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Eine taffe Ermittlerin, ein hoher Spannungsbogen und viel Lokalkolorit geben ihm das Gepräge.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Empfehlenswertes Beschäftigungsbuch

Tatort Bibel
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„...Schon nach vier Kapiteln gibt es in der Heiligen Schrift den ersten Toten. Wie heißen Täter und Opfer?...“

Das Büchlein enthält auf 42 Seiten Ratebilder, die Themen aus der Bibel beinhalten. Es geht ...

„...Schon nach vier Kapiteln gibt es in der Heiligen Schrift den ersten Toten. Wie heißen Täter und Opfer?...“

Das Büchlein enthält auf 42 Seiten Ratebilder, die Themen aus der Bibel beinhalten. Es geht jeweils um Kriminalfälle oder Verbrechen. Die Bilder sind chronologisch geordnet, arbeiten also das biblische Geschehen der Reihe nach ab.
Zu jedem Bild gibt es eine Aufgabe. Einen Ausschnitt aus der ersten Aufgabe habe ich als Eingangszitat gewählt.
Die Aufgaben sind von unterschiedlicher Struktur. Manchmal sind die Bilder in die richtige Reihenfolge zu bringen. In anderen Fällen ist aus mehreren Angeboten die richtige Antwort zu finden. Ab und an sind falsche Bilder zu identifizieren. Es sind Sätze zu ergänzen, einem Labyrinth zu folgen oder Zahlen zu einem Bild zu verbinden.
Alle Bilder können zusätzlich ausgemalt werden.
Die Aufgaben sind kurz, klar und eindeutig formuliert. Zum Nachschlagen ist jeweils die entsprechende Bibelstelle angegeben. Die meisten Inhalte sind bekannt, nur wenige dürfen das Nachlesen erfordern.
Zu Beginn gibt es eine Einführung mit Hinweisen zum Vorgehen.
Das Buch hat mir als Beschäftigungsbuch für Kinder sehr gut gefallen. Schön finde ich, dass alle Lösungen angegeben werden.

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Veröffentlicht am 28.04.2020

Jahre der Flucht

Zeus und Goldenberg
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„...Er brauchte in der Regel zwei Unterrichtsstunden, dann wurde auch dem Letzten klar, dass mit ihm nicht zu spaßen war – nicht mit ihm und nicht mit der Geschichte...“

In der Stadt Hamm arbeitet Zeus ...

„...Er brauchte in der Regel zwei Unterrichtsstunden, dann wurde auch dem Letzten klar, dass mit ihm nicht zu spaßen war – nicht mit ihm und nicht mit der Geschichte...“

In der Stadt Hamm arbeitet Zeus als Lehrer. Der Erzähler ist einer seine Schüler. Wegen seine Jahresarbeit wird er von Zeus in seine Wohnung eingeladen. Er will, dass die Schüler nicht nur Auswendiggelerntes nachplappern, sondern selber denken. So erfährt der Erzähler die Geschichte, die hinter Zeus` Leben steht.
Zeus war im Waisenhaus aufgewachsen. Im Betrieb schließt er sich 1936 den Kommunisten an. Als die Mitglieder der Zelle verhaftet werden, sorgen sie dafür, dass Zeus verschont bleibt. Der wird entlassen und beginnt bei einem katholischen Pfarrer als Küster zu arbeiten. Zeus hat kein Problem damit, Katholizismus und Kommunismus miteinander zu vereinen. In der Gemeindebibliothek lernt Zeus Goldenberg kennen. Der ist Jude und versteckt sich hier vor der Deportation.
Der Autor hat einen beeindruckenden historischen Roman geschrieben. Der weitgehendst sachliche Schriftstil lässt mich die gesellschaftlichen Verhältnisse um so bewusster wahrnehmen.

„...Es ist schon kurios, wie ein Radio, ein mechanisches, technisches Ding, in die Politik verwickelt wurde. Der Tag der Machtergreifung Hitlers war fest in die Technikgeschichte eingraviert...“

Das Zitat spielt auf den Volksempfänger 301 an. An Goldenberg wird deutlich, wie die Isolation und die Angst um das Leben einen Menschen verändert.

„...Die Braunen.Für die ist das Judentum kein Glaube, sondern Rassenmerkmal. Sie können glauben oder nicht glauben, für die sind Sie immer ein Jude...“

Als der Pfarrer das erste Mal verhaftet wird, ist Zeus und Goldenberg klar, dass sie eine neue Perspektive brauchen. Außerdem muss Zeus mit seiner Einberufung zur Wehrmacht rechnen. Ich darf sie bei ihrer Flucht durch die nächsten Jahre begleiten. Zeus ist clever. Er windet sich geschickt aus manch schwierigen Situationen.
Gleichzeitig bekomme ich an verschiedenen Stellen ein bisschen Geschichtsunterricht. So versteckt sich Zeus bei seinem Bekannten Erwin. Der klärt ihn über die unterschiedlichen Interessenlagen im spanischen Bürgerkrieg auf.
Das Buch „Sein und Zeit“ von Martin Heidegger durchzieht wie ein roter Faden das Geschehen. Dabei kommt es zwischen Goldberg und dem Franzosen Mathieu in Paris zu interessanten Diskussionen.

„...Wenn man sich seiner Freiheit bewusst ist, dann ist man frei, selbst wenn man in Ketten liegt...“

Gerade diese philosophischen Gespräche sind für mich einer der Höhepunkte der Handlung. Sie gehen in die Tiefe und zwingen dazu, sich eigene Gedanken zur Thematik zu machen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es vermeidet jede Schwarz – Weiß – Malerei und geht sehr differenziert mit den Fragen der Schuld um.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Woher kommt der viele Müll?

Der magische Blumenladen, Band 11: Hilfe per Eulenpost
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„...In Piffelwich wohnten Violets Großeltern, ihr Haus lag direkt am Meer. Violet durfte zwei Wochen bei ihnen bleiben. Und ihre besten Freunde Jack und Zack würden sie begleiten...“

Gemeinsam machen ...

„...In Piffelwich wohnten Violets Großeltern, ihr Haus lag direkt am Meer. Violet durfte zwei Wochen bei ihnen bleiben. Und ihre besten Freunde Jack und Zack würden sie begleiten...“

Gemeinsam machen sich die drei Kinder auf den Weg zu den Großeltern. Sie haben auch einen tierischen Begleiter. Es ist der Wellensittich Lady Madonna. Die wollte nicht mit Abigail nach Schottland, weil sie sich nicht mit der dortigen Eule verträgt.
Die Autorin hat ein spannendes und abwechslungsreiches Kinderbuch geschrieben. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Die Personen werden gut charakterisiert. Violet wird von ihrer Tante Abigail in den Geheimnissen des magischen Blumenladens ausgebildet. Das macht ihr Freude. Mit einem allerdings hat Violet nicht gerechnet. Abigail drückt ihr vor der Reise einen Stoß Blätter in die Hand.

„...Eine Liste der Sonderbaren Gräser […] Und ihre Wirkungsweisen und die wichtigsten Rezepte. Ich hab dir das Ganze zusammengestellt, damit du im Urlaub nicht einrostest...“

Gleich am ersten Tag gehen die Großeltern mit den Kindern n den Strand. Doch was sie dort sehen, erschüttert sie. Ihr kleines Badeparadies ist völlig zugemüllt. Aus dem Meer wurde alles Mögliche angeschwemmt. Also ist erst einmal Müllsammeln angesagt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist kindgerecht und ansprechend. Es wird fesselnd erzählt, was die Kinder alles unternehmen, um die Umweltverschmutzer zu überführen.
Als sie zu wissen glauben, wer dahinter steckt, kommt das nächste Problem. Wie sollen sie die Täter überführen? Mit dem magischen Blumenbuch würde Violet sicher eine Lösung einfallen. Das aber liegt in Tante Abigails Laden. Da fallen ihr die Aufgaben ein, die sie für den Urlaub bekommen hat. Ob sie ihr weiterhelfen?
Das Buch zeichnet sich durch seine vielen realistischen und farbenfrohen Illustrationen aus, die die Handlung veranschaulichen. Ein besonderes Extra ist die Ranke aus Sternen und Eistüten am unteren Buchrand auf allen Seiten.
Das bunte Cover ist ein Hingucker.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Gekonnt wird Thema der Meeresverschmutzung mit möglichen Folgen in die Handlung integriert.

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