Profilbild von lielo99

lielo99

Lesejury Star
offline

lielo99 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lielo99 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2020

Spannende Unterhaltung mit viel Historie

Das Juliusspital. Ärztin aus Leidenschaft
0

Was macht in meinen Augen ein Buch zu einem guten historischen Roman? Sind es viele Jahreszahlen oder die detaillierten Beschreibungen von Schlachten und Gemetzel? Oder ist es die Erotik, welche jeden ...

Was macht in meinen Augen ein Buch zu einem guten historischen Roman? Sind es viele Jahreszahlen oder die detaillierten Beschreibungen von Schlachten und Gemetzel? Oder ist es die Erotik, welche jeden Liebesakt genauestens schildert? Nein, es ist eine Mischung aus Unterhaltung und nachprüfbaren historischen Fakten. Und genau so ist das Buch

Das Juliusspital Ärztin aus Leidenschaft

aufgebaut.

Die Handlung spielt in der fränkischen Stadt Würzburg und beginnt im April des Jahres 1950. Die Bankierstochter Vivian wird ungewollt schwanger und von ihren Eltern und dem Bruder verstoßen. Damals galt es noch als „Todsünde“, wenn man als ledige Mutter lebte. Das Fatale an der Sache war aber, dass eine Abreibung mit Gefängnis bestraft wurde. Als normal galt in „höheren Kreisen“, dass die gefallenen Mädchen bis zur Niederkunft in einem Kloster lebten. Dort wurden die Baby geboren und den Müttern direkt nach der Geburt abgenommen. Nein, sehen durften sie sie nicht. Sobald sich Adoptiveltern fanden, wurden die Kleinen abgegeben und niemand wusste, wo oder wie sie künftig lebten. Für die jungen Frauen ein schwerer Schnitt und mitunter verantwortlich für Suizid und Depression.

Vivian lehnt sich gegen die gesellschaftlichen Zwänge auf und behält ihre kleine Tochter. Und nicht nur das. Sie hegt den innigen Wunsch, dass sie als Ärztin tätig ist. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Frauen hatten damals für Haus, Mann und Kinder da zu sein. Sie galten als einfältig und ihnen war die Tür zur Universität verschlossen. Wird der Wunsch Vivians erhört und was meint ihre Familie dazu? Viele Wendungen gibt es in dem Roman und er zeigt mal wieder deutlich, in welch freier Zeit wir leben.

Am Schluss des Buches berichten die Autorinnen von ihren Recherchen und warum sie sich ausgerechnet das Juliusspital als Ort der Handlung aussuchten. Dort gab es tatsächlich Vorlesungen von berühmten Professoren, die heute noch für ihre Entdeckungen gerühmt werden. Die umfangreiche Recherche der beiden Schwestern Beinert hat mich sehr beeindruckt. Und auch die Handlung ist lesenswert. Es ist eine gute Mischung aus Fakten und Fiktion und niemals von Schmalz triefend oder schnulzig. Ein wirklich tolles Buch und ein Highlight meines Lesejahres 2020. Einzig die ungelösten Fragen, die am Schluss noch übrig waren, störten mich ein wenig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.05.2020

Wie ein Kostüm die Stummheit beendet

Pandatage
0

Er ist das Symbol des WWF und wird als Einzelgänger beschrieben. Die Rede ist vom Panda, der mittlerweile in vielen deutschen Zoos zu bewundern ist. In dem Buch Pandatage ist es ein Pandakostüm und kein ...

Er ist das Symbol des WWF und wird als Einzelgänger beschrieben. Die Rede ist vom Panda, der mittlerweile in vielen deutschen Zoos zu bewundern ist. In dem Buch Pandatage ist es ein Pandakostüm und kein echter Bär, der hier als Hauptperson fungiert.

Danny Maloony ist Witwer und alleinerziehender Vater von Will. Der war beim Tod der Mutter zugegen und spricht seitdem nicht mehr. Danny ist mit der Situation überfordert. Er verliert seinen Job und sein Vermieter droht ihm mit Folter, wenn er die rückständige Miete nicht zahlt. In seiner Not kauft er sich ein Pandakostüm und tritt im Park als Straßenkünstler auf. Zunächst zwar ohne Erfolg, aber schon bald zeigt sich Unterstützung in Form der „Tänzerin an einer Stange“, mit dem netten Namen Krystal.

Was macht ein Vater, wenn die Bezugsperson seines Sohnes stirbt? Er schlüpft in die „Haut“ eines Fremden und versucht auf diese Weise, seinem Sprössling näher zu kommen. Bis zum Tod seiner Frau musste Danny viel arbeiten, damit er seiner Familie einen gewissen Luxus bieten konnte. Es ist also nur logisch, dass er seinen Sohn kaum sah und seine Vorlieben oder Abneigungen nicht kennt. Dass der Junge nach dem Trauma nicht mehr spricht, macht das Kennenlernen ungleich schwerer. Zum Glück gibt es das Pandakostüm.

Nicht nur der Humor des Autors konnte mir imponieren. Auch der Ernst, welcher hinter den lustig anmutenden Episoden und Dialogen der Erzählung steht, zog mich in seinen Bann. Das Buch zeigt, wie Kinder mit dem Verlust eines Elternteils umgehen können und in welcher Weise die Zurückgebliebenen in der Lage sind, einander zu helfen. Dabei spielt es keine Rolle, dass sie sich unkonventionelle Hilfen zur Unterstützung suchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.05.2020

Eine gefährliche Flucht in den Weiten der USA

American Dirt
0

Es ist Samstag, der 07. April. Lucas´ Cousine Yenifer hat Geburtstag, sie wurde 15 Jahre alt und alle feiern mit ihr. Die ganze Familie ist im Haus der Abuela versammelt. Es ist ein fröhliches Fest, bis, ...

Es ist Samstag, der 07. April. Lucas´ Cousine Yenifer hat Geburtstag, sie wurde 15 Jahre alt und alle feiern mit ihr. Die ganze Familie ist im Haus der Abuela versammelt. Es ist ein fröhliches Fest, bis, ja bis plötzlich Schüsse knallen und alle auf dem Boden liegen. Nur Lucas und seine Mutter überleben und flüchten vor den Tätern. Es ist eine Flucht um ihr Leben und wer weiß, ob sie wirklich am Ende einer langen Reise dankbar zurückblicken können.

Lucas´ Vater ist Journalist und er schrieb einige Artikel über die Kartells von Mexiko. Lag es daran und wer gab den Auftrag für das Massaker? Ein Buch mit vielen Wendungen und spannenden Momenten. Wobei es darauf nicht ankommt. Die Autorin führte mir so klar und bildhaft vor Augen, wie gefährlich das Leben von Migranten aus Mexiko in den USA ist. Sie sind ständig auf der Flucht und es gibt nur wenige Menschen, die ihnen wirklich helfen. Dabei wollen sie doch nur ein: ein ruhiges Leben führen. Arbeiten und ihr Geld für Essen und Wohnung ausgeben können. Warum werden ihnen so viele Steine in den Weg gelegt? Der aktuelle Präsident hat mit seinem Wahlversprechen (der Mauer nach Mexiko) viele Anhänger für sich gewinnen können. Von Menschlichkeit ist hier keine Spur zu sehen.

Ja, es ist ein politischen Buch und die Autorin macht im Epilog darauf aufmerksam, dass die hier geschilderten Erlebnisse täglich geschehen. Sie schreibt, dass im Jahr 2017 alle 21 Stunden ein Migrant an der Grenze zwischen Mexiko und den USA tödlich verletzt wurden. Kinder sterben, wenn sie mit alle Eltern auf den Schnellzug gelangen. Die Polizei ist korrupt und viele der Schlepper ebenfalls. Welch ein Drama. Das Buch ist unbedingt lesenswert und hat die fünf Sterne mehr als verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.05.2020

Ein wertvolles Buch, welches die Vergangenheit lebendig hält

Masada
0

Für mich ist Israel ein ganz besonderes Land. Daher war es für mich ein Muss, das Buch „Masada Der Kampf der Juden gegen Rom“, zu lesen. Es gibt hier ja etliche historische Stätten und Masada ist eine ...

Für mich ist Israel ein ganz besonderes Land. Daher war es für mich ein Muss, das Buch „Masada Der Kampf der Juden gegen Rom“, zu lesen. Es gibt hier ja etliche historische Stätten und Masada ist eine davon. Die Burg liegt hoch erhoben auf einem Berg und sehr dicht am „Toten Meer“. Um diesen Ort ranken sich viele Legenden und immer wieder gelangen Archäologen zu neuen Erkenntnissen. Sie belegen dabei mit Fakten, was damals geschah und dabei ist ihnen noch immer der antike Autor Flavius Josephus eine Quelle der Sachverhalte. Immerhin war er der Einzige, der die Eroberung Masadas überhaupt erwähnte.

Die Autorin des Buches ist eine führende Archäologin und leitete einige Jahre die Grabungen rund um Masada. Dabei wurde sie von den Besten ihres Faches begleitet. Akribisch berichtet sie in dem Buch, wie die Arbeit voranging und welche Schwierigkeiten zu überwinden waren. Sie kennt den Berg wie kein anderer Mensch und schildert ihre Erlebnisse hier so ausführlich, dass ich in meiner Phantasie an ihrer Seite war.

Von Herodes, über die Geburt und das Wirken Jesu, bis zur Vertreibung der Juden durch die Römer, alles findet Erwähnung. Dabei betont Frau Magness immer wieder, dass nur Fakten in ihrem Buch aufgeführt sind. Sie lässt sich zu keinem Moment auf Spekulationen ein und wenn eine Ansicht nicht klar belegt ist, dann schreibt sie das auch. Interessant fand ich die Tatsache, dass viele Jahre lang nur Flavius Josephus als Quelle für den Krieg der Juden diente. Dabei war er extrem unzuverlässig und glücklicherweise ist die Archäologie so weit fortgeschritten, dass sie Grundlagen für neueste Erkenntnisse bietet. Hier sei an erster Stelle die Untersuchung der DNA erwähnt.

Das Buch ist ein wahrer Schatz und das nicht nur für Menschen, die Masada besuchen möchten. Ich werde wohl nie nach Israel reisen, aber diesen Ort kenne ich jetzt so gut als sei ich schon oft dort gewesen. Auch die aktuelle Situation des „Toten Meeres“, der Raubbau an der Natur, wird von Frau Magness detailliert beschrieben. Sehr gut fand ich auch die vielen Karten und Fotos. Sie zeigen die einzelnen Stationen der Ausgrabungen und welche Schätze gefunden wurden. Es ist erstaunlich, welche Schmuckstücke über die Jahrtausende erhalten blieben.

Die Sprache zog mich ebenfalls in den Bann und hier gilt meine Anerkennung dem Übersetzer. Lebendig und stilvoll, so möchte ich sie benennen. Kurzum, ein äußerst wertvolles Buch was auch zeigt, warum einige Tatsachen aus der Vergangenheit durch die Hilfe neuester Optionen der Archäologen, in ein anderes Licht gesetzt werden können. Diese Wissenschaft lebt vom Wandel und das wird in diesem Buch sehr schön zum Ausdruck gebracht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2020

Ein wertvolles Buch gegen das Vergessen

Ein Versteck unter Feinden
0

Für mich als Leser ist es ein großer Unterschied, ob ich einen fiktiven Roman oder eine auf Tatsachen beruhende Geschichte lese. Besonders dann, wenn es um Ereignisse im Zweiten Weltkrieg geht.

Die Autorin ...

Für mich als Leser ist es ein großer Unterschied, ob ich einen fiktiven Roman oder eine auf Tatsachen beruhende Geschichte lese. Besonders dann, wenn es um Ereignisse im Zweiten Weltkrieg geht.

Die Autorin Roxane van Iperen schrieb das Buch Ein Versteck unter Feinden, weil sie im Jahr 2012 mit ihrer Familie in das „Hooge Nest“ zieht. Das Haus liegt versteckt im Wald und seine Geschichte ist einzigartig. Rasch sah das auch Frau Iperen und begann mit ihrer Recherche. Dass diese mit viel Herzblut geschah, sieht man, wenn man am Ende des Buches die vielen Quellen sieht, welche als Grundlage dienten. Wie gut, dass die Kinder, welche damals dabei waren, noch lebten und so also aus erster Hand berichtet werden konnte.

Es ist so wichtig, dass wir niemals vergessen, was im Namen des Volkes geschah. Die Autorin schreibt sehr anschaulich, wie schnell die Menschen sich von dem Elend der Verfolgten abwandten und nur noch auf ihre eigene Sicherheit bedacht waren. Gut, dass es aber auch Persönlichkeiten gab, die sich nicht beeinflussen ließen und den vielen Vertriebenen halfen. Nicht ohne Grund gibt es in Israel das Yad Vashem, wo etliche „Gerechte unter den Völkern“ namentlich geehrt werden.

Das Buch ist lebendig geschrieben wobei es niemals die Grausamkeiten beschönigt. Klar und ehrlich wird die Situation geschildert. Verrat unter Freunden, Nachbarn bleibt ebenfalls nicht ungesagt. Also, ohne Pathos oder Rührseligkeit, sondern einzig auf Fakten aufgebaut, kann jeder Leser sich ein Bild machen. Die Schwestern Anne und Margot Frank werden übrigens ebenfalls erwähnt. Für mich ein ganz wichtiges und wertvolles Buch gegen das Vergessen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere