Abtreibungen in den Südstaaten der USA - Tiefgründige und spannende Auseinandersetzung mit dem Thema
Der Funke des LebensIm tiefen Süden der USA, da wo der sogenannte Bibelgürtel verläuft, spielt sich an einem heißen Herbsttag ein Drama ab, beispielhaft für die Dramen die man hierzulande immer mal wieder in der Zeitung liest. ...
Im tiefen Süden der USA, da wo der sogenannte Bibelgürtel verläuft, spielt sich an einem heißen Herbsttag ein Drama ab, beispielhaft für die Dramen die man hierzulande immer mal wieder in der Zeitung liest. Der erfahrene Polizist und Unterhändler für Geiselnahmen, Hugh Mc Elroy wird zu einem Einsatz zu einer Frauenklinik nach Jackson gerufen, die von einem Mann gestürmt wurde, der jetzt alle anwesenden Personen (Personal und Patientinnen)in seiner Gewalt hat. Er will sich offenbar dafür rächen, dass seine Tochter in dieser Klinik, die auch Abtreibungen vornimmt, einen Schwangerschaftsabruch hat vornehmen lassen. Er ist mit einer Schusswaffe in das Gebäude eingedrungen, und es hat schon Tote und Verletzte gegeben.
Die Situation nimmt an Brisanz zu als Hugh, der mit dem Amokläufer Kontakt aufnehmen soll, erfährt das sich seine 15jährige Tochter Wren und seine ältere Schwester Brix unter den Geiseln befinden. Da er das Leben seiner Liebsten, von denen er sich nicht vorstellen kann, warum sie sich in diesem Gebäude befinden, unbedingt retten will und diese Aufgabe auch keinem anderem überlassen will, muss er verhindern wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen zu werden. Man kann sehr gut nachvollziehen, wie der alleinerziehende Vater und Polizist mit seinen Dämonen kämpft. Einerseits möchte er dem Täter den Hals umdrehen, andererseits muss er eine Kommunikationsebene zu ihm finden, die dem Geiselnehmer ,George suggeriert, dass er auf dessen Seite steht.
Jodi Picoult schafft es wieder einmal einen ergreifenden Roman über das Für und Wider von Abtreibungen zu schreiben, ohne bei diesem sensiblen Thema Partei zu ergreifen. Ihre Charaktere sind stimmig, die Atmosphäre vor Ort fühlt sich an, als wäre man als Leser anwesend. Man sieht sie vor sich, die Abtreibungsgegner, die Tag für Tag vor der Klinik protestieren, die Ärzte, die vor ihrem Dienst als Mörder beschimpft werden und die Frauen, die sich zu dem schweren Schritt eines Schwangerschaftsabruchs entschieden haben und einen Spießrutenlauf bis zur Eingangstür vor sich haben. Befeuern diese lauthalsen und andauernden Proteste nicht religiöse Extremisten dazu, den Protesten auch irgendwann Taten folgen zu lassen? Der Roman, zu dem die Autorin excellente Recherchearbeit betrieben hat, könnte wunderbar als Diskussionsgrundlage zum Thema Abtreibungen dienen. Der Roman geht einfach unter die Haut, weil er unterschiedlichste Facetten zeigt und immer wieder andere Perspektiven einnimmt, die die jeweilige Position zu dem Thema nachvollziehbar werden lässt. Es gibt in dieser Frage wohl kein schwarz oder weiß aber jede Menge Grautöne.
Der Roman beginnt um 17.00 Uhr mit dem sich anbahnenden Ende der Geiselnahme, wobei das Ende noch offen ist. Dann geht es von Kapitel zu Kapitel in der Zeit zurück bis zum frühen Morgen dieses schicksalhaften Tages. Man erfährt die Hintergründe der Geiseln und des Täters, ihre Lebensgeschichten, Nöte und Ängste. Mir hat der Roman richtig gut gefallen. Er hat mich mitgerissen und tief berührt. Die Autorin schafft es einfach immer wieder heiße Eisen anzupacken, spannend und vielschichtig im Roman umzusetzen. Bravo! Ich bin begeistert!