nicht mein Fall
Manfred Eichhorn, unter anderem Buchhändler und Autor, erzählt in „Ein Haiku für die Leiche“, untertitelt als Schwaben-Krimi, von einer Tötungsserie, die mit einem Luchs beginnt, Schatten in die Vergangenheit ...
Manfred Eichhorn, unter anderem Buchhändler und Autor, erzählt in „Ein Haiku für die Leiche“, untertitelt als Schwaben-Krimi, von einer Tötungsserie, die mit einem Luchs beginnt, Schatten in die Vergangenheit wirft, sich bezüglich der Opfer steigert und jeweils als Signatur des Täters ein handgeschriebenes Haiku beim Opfer aufweist.
Kommissar Lott, der nicht nur ein Jahr vor seiner langersehnten Pensionierung steht, sondern zudem arge gesundheitliche Probleme mit seiner Hüfte hat, untersucht den oder die Fälle mit seiner neuen Kollegin Britta Zorn, die eigentlich als hochkarätige Profilerin tätig war und aus privaten Gründen die Karriereleiter hinabgestiegen ist. Die einzelnen zu untersuchenden Taten, die räumlich etwas auseinanderliegen, werden zudem in Kooperation mit dem Ulmer Team um Petra Mai geführt.
Ich hatte, schon alleine durch die Bezeichnung als Schwabenkrimi etwas Lokalkolorit und Ortsbeschreibungen erwartet, welche es aber, wenn überhaupt nur auf die Nennung beispielsweise eines Kirchennamens begrenzt waren. Vielleicht könnte man in diesem Zusammenhang noch einen Hauptdarsteller des Krimis sehen, ein Buchhändler, der eine viele Jahre bestehende Buchhandlung betreibt, bekannt und geachtet ist, sehr viele Bücher gelesen hat, sich mit Kunden austauscht und abends Vorträge hält; vielleicht ist es Zufall, dass der Autor selber auch als Buchhändler tätig war.
Der Krimi selber konnte mich leider überhaupt nicht fesseln; ich fand ihn ziemlich unspannend. Für mich standen die zu untersuchenden Fälle eher im Hintergrund, die Erklärungen bezüglich des Haikus, die sich gebetsmühlenartig durch die erste Hälfte des Buches ziehen, immer wieder wiederholt werden, waren mir beiweitem zuviel des Guten. Die erste Erklärung, dass es sich um einen japanischen Dreizeiler handelt, mit der Silbenzahl 5-7-5, war beim ersten Mal nett, aber bei jedem Weitererzählen an die Kollegen der beiden Kommissariate und auch während der Abhandlungen des Buchhändlers sowie die fast unzählbaren Zitate Michael de Montaignes, die auch noch häufig mehrfach wiederholt wurden, genau wie die an den Tatorten vorgefundenen Haikus oder die Strophe eines Kinderliedes, machten diesen Roman unglaublich zäh zu lesen. Zudem stört es mich, wenn Fehler nicht beachtet wurden: Bei einem Haiku, der am Tatort gefunden wurde, wird in der Teambesprechung von allen, die es bisher schon gelernt hatten, betont und den noch unwissenden Kollegen vermittelt, dass es sich um ein gerade klassisches Haiku handele, mit dem Silbenmaß 5-7-5 (S.59) – leider ist da niemandem aufgefallen, dass es sich tatsächlich um einen 6-7-6 Haiku handelt.
Der gesamte Krimi wurde gespickt mit Zitaten aus Dienstvorschriften, Handlungsstrategien, Auszügen zur Verwaltungsreform oder abgeschriebenen medizinischen Diagnosen, beispielsweise zu Lotts Hüftproblemen. Wie schon erwähnt, traten Ermittlungen und Taten bei diesen vielen Einschüben eher in den Hintergrund und ließen für mich nicht wirklich Spannung aufkommen. Vielmehr stand für mich die schulmäßige Auseinandersetzung mit dem Haiku sowie Texten von Montaigne und Dozieren darüber im Vordergrund.