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Veröffentlicht am 13.06.2020

Voller Pariser Charme wird der Kriminalfall erzählt

Lacroix und der Bäcker von Saint-Germain
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ist erneut ein Krimi in den Fußstapfen von George Simenon und seines Kommissars Maigret. Der Kampa Verlag aus Zürich hat den zweiten Roman mit Commissaire Lacroix und seinem Team herausgebracht.

Beim ...

ist erneut ein Krimi in den Fußstapfen von George Simenon und seines Kommissars Maigret. Der Kampa Verlag aus Zürich hat den zweiten Roman mit Commissaire Lacroix und seinem Team herausgebracht.

Beim jährlichen Bäckereiwettbewerb um das beste Baguette der Stadt Paris hat erneut der Vorjahressieger Maurice Lefevre gewonnen. Ein Sieg bei diesem Wettbewerb ist mit den höchsten Ehren verbunden. Natürlich erhöhen sich die Umsätze der Bäckerei, weil ganz Paris vom Sieger spricht. Aber außerdem wird der Sieger zum Lieferanten für den Élysée-Palast. Welche Ehre! Die ganze Nation isst das Baguette des Siegers. Doch einen Tag nach der Blindverkostung und der Siegerehrung wird Lefevre tot in seiner Backstube aufgefunden. Erschlagen mit dem Brotschieber, mit dem die Brote aus dem Backofen geholt werden. War das die Tat eines Neiders?

Herrlich französisch, böses unglaublich pariserisch, voller Charme wird der Kriminalfall erzählt.

Die Ähnlichkeit mit Maigret ist gewollt. Nicht zufällig trägt auch Lacroix den Spitznamen Maigret bei seiner Frau und im Präsidium. Mit ihm spaziert man durch die Pariser Straßen, geht in die Bistros und riecht den Duft der Boulangerien. Bedächtig und ohne Action, quasi genießerisch. Aber ebenso bedächtig folgt man auch den falschen Spuren, die der Autor ausgelegt hat. Den Spekulationen im eigenen Kopf sind Tür und Tor geöffnet. Spannend bis zum Schluss.

Neben der Geschichte mit Pariser Flair hat mir aber auch die Gestaltung des Buches gefallen. Ein passendes Cover zur nächtlichen Zeit mit dem Namen des Verlages auf dem Straßenschild, das hat was. Außerdem zeigen die Innenseiten des Covers eine Karte von Paris, dem engeren Zentrum dieser Stadt. Neben einigen Sehenswürdigkeiten, die der Orientierung dienen, sind einige Orte des Geschehens aufgezeichnet, wie das Büro Lacroix‘, das seiner Frau, der Bürgermeisterin, das Polizeipräsidium und so weiter.

Ein spannender und amüsanter Kriminalroman, der den Leser in die französische Metropole führt und damit einen angenehmen Kurztrip bietet.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

Veröffentlicht am 07.06.2020

Freiheit über alles

Freiheit
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Zugegeben, auf das Buch »Freiheit« von Reinhard Marx habe ich seit der Ankündigung gewartet. Besonders das Wort Freiheit war bei mir in der Auslöser, diese niedergeschriebenen Gedanken des Kardinals zu ...

Zugegeben, auf das Buch »Freiheit« von Reinhard Marx habe ich seit der Ankündigung gewartet. Besonders das Wort Freiheit war bei mir in der Auslöser, diese niedergeschriebenen Gedanken des Kardinals zu lesen. Ich war schlicht neugierig auf das, was er zu sagen hat.

In den verschiedenen Kapiteln geht Reinhard Marx der Frage nach, was Freiheit ist, wie sie erreicht werden kann, wie sie behindert wird und, bei einem Mann der Kirche nicht anders zu erwarten, wie Freiheit im Zusammenhang mit Gott und der Religion zu sehen ist.

Es ist interessant zu lesen, das Freiheit im Kopf der Menschen existiert und immer wieder neu erkämpft werden muss. Denn es gibt stets Bestrebungen, die Freiheit auf ganz minimale Einsichten zu reduzieren und sie auf diese Weise einzudämmen. Das geschieht z. B., wenn Freiheit auf das Reisen in ferne Länder reduziert wird. Hierbei schützt Marx auch nicht die Institution der Kirche, sondern reklamiert auch für einige ihrer Vertreter die Beschneidung der Freiheit, wenn beispielsweise weiterhin am Zölibat festgehalten wird.

Da ein Mensch kaum alle Bücher auf der Welt lesen kann, mag ich ganz besonders, wenn jemand auf andere Quellen zurückgreift und daraus zitiert. Ich habe dann stets das Gefühl, dass auch diese Information meinen Horizont erweitert. So war für mich überraschend, das es zum Zeitpunkt des Falls der Berliner Mauer nur 16 feste Grenzverläufe auf der Welt gab. Heute sind es aber bereits mehr als 65! Die Offenheit der Menschen, die Globalisierung haben offenbar zu einer Abschaffung der Freiheit geführt, wenn man die sie wieder auf das Reisen reduzieren wollte.

Ein ganz besonderer Satz, der mir außerordentlich gefällt, möchte ich gerne an dieser Stelle zitieren:

»Der Gedanke der Freiheit ist nur dann glaubwürdig, wenn er alle Menschen im Blick hat, wenn der Horizont der Freiheit die gesamte Menschheitsfamilie umfasst, auch die kommende Generationen.« - Freiheit, Seite 74

Die Gedanken von Reinhard Marx regen an, selbst über den Begriff der Freiheit nachzudenken. Man muss nicht religiös sein, um seine Gedanken nachvollziehen und mit eigenem Inhalt auffüllen zu können.

Das Buch ist empfehlenswert, wenn man über aktuelle Themen unserer Gesellschaft nachdenken möchte. Denn die Freiheit gestattet ist.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 30.05.2020

Schroffes Schottland, bezauberndes Südengland, geheimnisvolle Verbrechen

Phantomschmerzen
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Susan Hill, die Granddame des englischen Kriminalromans, hat mit »Phantomschmerzen« den neuesten Roman mit ihrem Protagonisten Simon Serrailler vorgelegt. Das kriminelle Element hält zwar die Spannung ...

Susan Hill, die Granddame des englischen Kriminalromans, hat mit »Phantomschmerzen« den neuesten Roman mit ihrem Protagonisten Simon Serrailler vorgelegt. Das kriminelle Element hält zwar die Spannung von vorne bis hinten, die Handlung geht aber über andere Themen weit hinaus.

Die Autorin entführt die Leser in eine kleine Gemeinde auf eine der schottischen Inseln an der Westküste und ins bezaubernde Südengland.

Detective Chief Superintendent Serrailler hat einen Arm verloren. Er fühlt sich nur noch wie ein halber Mensch. In der südenglischen Kathedralenstadt Lafferton hat er seine Verwandten, Freunde und Kollegen. Aber er flieht zur Therapie auf seine geliebte Insel Taransay. Auf Taransay gibt es nur ein Dorf mit verstreut liegenden Cottages und einen einzigen Pub. Hier jobbt auch Sandy, die vor einigen Monaten auf die Insel gekommen und erstaunlich gut von den Einheimischen akzeptiert worden war.

In Serraillers Schmerz, ob er überhaupt noch zu etwas nütze ist und ob er seinen beruf bei der Polizei noch wird ausüben können, fühlt er sich zur munteren Sandy hingezogen. Doch dann ist sie plötzlich verschwunden. Niemand auf der Insel für sie gesehen haben. Niemand kann erklären, wo sie abgeblieben sein kann. Bis dann die Leiche am Ufer auftaucht, welche zweifelsfrei Sandys Leiche ist. Da die Polizei momentan viel zu tun hat und erst in ein paar Tagen auf der Insel sein kann, wird Serrailler gebeten, schon mal in Sachen Sandy zu ermitteln, weil er doch Polizist und zufällig schon auf der Insel ist.

Susan Hill führt uns in die Welt von Simon Serrailler, ohne dass man die vorhergehenden Bände gelesen haben müsste. So ist dieser Roman auch eher ein Roman mit kriminellen Elementen als ein reiner Krimi, bei dem es ausschließlich um Ermittlungen geht. Vielmehr möchte Hill uns über die Psyche eines Menschen erzählen, der ganz plötzlich aus seinem üblichen Leben gerissen wird und nun anfangen muss, sich neu zu orientieren. Das macht sie über die Bezugspersonen ihres Protagonisten. Die Familie seiner Schwester spielt dabei eine große Rolle, aber auch die Freunde auf der einsamen Insel. Ein wunderschönes, wiederkehrendes Moment ist der kleine Robbi, der sich für den fehlenden Armen von Serrailler mehr interessiert als für alles andere. Allzu gerne fordert er den großen Mann heraus, ihm doch mal die Schnürsenkel zu binden.

Jede Figur dieses Romans scheint wie im richtigen Leben ihr eigenes Päckl zu tragen. Überall gibt es Konflikte. Immer wieder wird der Protagonist um Hilfe gebeten. Dabei hat er seine eigene Psyche noch gar nicht im Griff.
Neben den menschlichen Beziehung wird der Rauheit, Abgeschiedenheit und Einsamkeit der schottischen Inseln viel Raum gegeben und sie können dem Leser ans Herz wachsen. Es reizt, sich in dieser Einsamkeit den Wind um die Nase wehen zu lassen und eine tiefe Brise in die Lunge zu ziehen. Es reizt, eine liebenswürdige, in sich geschlossene Gemeinschaft kennenzulernen.

Ich habe mich in diese Roman sehr wohl gefühlt und finde es toll, in eine neue kleine Welt eingetaucht zu sein. Einen frühen Roman dieser Autorin, der gerade neu erschienen ist, habe ich hier besprochen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

Veröffentlicht am 29.04.2020

von vorne bis hinten spannungsvoll

Léon und Louise
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Dieser Roman ist ein sehr sinnlicher und gefühlvoller Roman, der Lust auf Lesen macht. Grund hierfür sind der Erzählstil und die anrührende Geschichte. Den obersten Rahmen bildet die Beerdigung des Großvaters. ...

Dieser Roman ist ein sehr sinnlicher und gefühlvoller Roman, der Lust auf Lesen macht. Grund hierfür sind der Erzählstil und die anrührende Geschichte. Den obersten Rahmen bildet die Beerdigung des Großvaters. Sie wird beobachtet und erzählt von seiner Enkelin. Während sie über Opa und sein Leben nachdenkt, über die Geschichten, die sich in der Familie über ihn erzählt wurden, schmückt sie sich das Leben ihres Großvaters aus und erzählt es aus ihrer ganz persönlichen Sichtweise. Sie erzählt, wie ihr Großvater (Léon) sich vor der Front im Ersten Weltkrieg drückte, wie er seine erste Liebe (Louise) kennenlernte, wie er mit seiner Frau lebte und mit ihr Kinder bekam. Sie erzählt vom Leben Léons als Beamter in Paris. Die Bilder der Okkupation Frankreichs durch das Deutsche Reich werden lebhaft und detailgenau dem Leser nahe gebracht. Obwohl Léon seine Louise bereits im Ersten Weltkrieg verloren hat und tot glaubt, hört er nie auf, sie zu lieben. Zehn Jahre später begegnen sie sich in Paris, verbringen eine Nacht miteinander. Bis zum nächsten Kontakt werden erneut Jahre vergehen. Die deutsche Besetzung hat die Pariser verändert. Dies wird an der Ehefrau Léons deutlich erkennbar. Obwohl mir das Buch ausnehmend gut gefallen hat, habe ich mich über kleine Überlängen geärgert. Längen, in denen Passagen und Geschichten erzählt werden, die nicht das Niveau anderer Episoden erreichen. Denn unverkennbar wollte Capus nicht die Geschichte des Liebespaares erzählen, sondern das Leben in Frankreich zu beiden Zeiten der Weltkriege. Es sollte die Geschichte des zurückhaltenden, kleinen Widerstandskämpfers erzählt werden. Um die Episoden aus dem Leben Léons nicht losgelöst erscheinen zu lassen, wurde eine gefühlvolle Liebesgeschichte als roter Faden geschmiedet, der eine spannende, solide Grundlage bildet, auf die sowohl Autor als auch Leser immer wieder Erdung bekommen. Die ruhige Erzählweise als auch die knappen Dialoge schaffen es, beim Lesen eine Stimmung hervorzurufen, die einen Zuschauer beim Betrachten eines gefühlvollen französischen Spielfilms beschleicht. Obwohl man bedauern kann, dass es in dem Buch nur um Léon und nicht um Louise geht, ist der Roman dennoch von vorne bis hinten spannungsvoll und macht Spaß.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

Veröffentlicht am 29.04.2020

Angenehme Urlaubslektüre

Wie durch ein dunkles Glas
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Eigentlich liegt gar kein Kriminalfall an. Commissario Brunetti ist zu Müßiggang verurteilt. So etwas wie ein Sommerloch tut sich in seiner Questura auf. Nur allzu gerne hilft er Vianello, dessen Öko-Freund ...

Eigentlich liegt gar kein Kriminalfall an. Commissario Brunetti ist zu Müßiggang verurteilt. So etwas wie ein Sommerloch tut sich in seiner Questura auf. Nur allzu gerne hilft er Vianello, dessen Öko-Freund in der Patsche steckt, diesen aus selbiger herauszuholen. Dabei erfährt er Interessantes aus dem handwerklich-industriellen Umfeld in Venedig. Abends bei dem Besuch einer Vernissage mit seiner Frau Paola trifft er auf die Personen, die ihn am Tag begegnet waren und von denen er gehört hatte. Da bittet ihn Paola, sich den Problemen ihrer neuen Freundin zu widmen. Guido Brunetti ist höflich und nicht uninteressiert. Nach kurzer Zeit muss er feststellen, dass er in ein Gewirr von Intrigen und Machenschaften in der Glasproduktion einerseits und die Müllentsorgung andererseits geraten ist. Die dienstliche Langeweile gestattet ihm jedoch, sich ausgiebig diesen Intrigen zu widmen. Er vermutet einen ausgewachsenen Umweltskandal. Jedoch hat er keine Beweise und ohne denen ist ihm sein Vice-Questore Patta wenig hilfreich. Wo kein Verbrechen, da keine Ermittlungen. Während sich Brunetti zu einem Umweltschützer entwickelt, wobei ihm Signorina Elettra gerne behilflich ist, gibt es plötzlich in einer Glasbläserei einen Toten. Alles deutet auf einen Unfall, zumal der Tote anscheinend paranoide Wahnvorstellungen hatte. Brunetti ist von einer anderen Todesursache überzeugt. Ein Bluff hilft ihm schließlich bei der Aufklärung dieses Falles. In gewohnt gekonnter Weise schildert Donna Leon die Ermittlungen in einem Umweltskandal und verknüpft dies mit der detailreichen Charakterisierung ihrer tragenden Figuren. Die Freunde Brunettis an gutem Essen, seine Verbissenheit, wenn ihn ein Fall nicht loslässt, seinen Respekt für seine Frau Paola und die Liebe zu seinen Kindern Raffi und Chiara. All das lässt die amerikanische Autorin voller Bilder im Kopf der Leser entstehen. Nicht zu kurz kommen die Borniertheit seines Vorgesetzten und die spitzzüngige Freundlichkeit dessen Sekretärin. Der Regionalkrimi mit einen gewissen Flair für den Touristen ist eine spannende und unterhaltsame Lektüre. Der Leser wird in die Stadt der Gondeln entführt und erfährt auf unterhaltsame Weise etwas über die Glasbläserei und die Entsorgung der dabei entstehenden Abfallprodukte. Angenehme Urlaubslektüre, die immer wieder in die Reisetasche oder auf den Nachttisch gehört.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2011