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Veröffentlicht am 29.04.2020

Bist du Opfer oder Beute? Die grausame Geschichte und "Das wirkliche Leben"

Das wirkliche Leben
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Bist du Opfer oder Beute? Die grausame Geschichte und "Das wirkliche Leben"

Das wirkliche Leben von Adeline Dieudonné ist ein Buch, auf das ich mich schon lange gefreut habe. In Frankreich wurde dieser ...

Bist du Opfer oder Beute? Die grausame Geschichte und "Das wirkliche Leben"

Das wirkliche Leben von Adeline Dieudonné ist ein Buch, auf das ich mich schon lange gefreut habe. In Frankreich wurde dieser Roman zum Liebling der Buchhändler*innen und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Nun erscheint diese bedrückende Coming-of-Age-Geschichte auch auf deutsch und was soll ich sagen? Ich habe das Buch eher mit gemischten Gefühlen beendet, aber eins nach dem anderen.

“Bei uns zu Hause gab es vier Schlafzimmer. Meines. Das meines Bruders Gilles. Das meiner Eltern. Und das der Kadaver.”

Doch das ist nicht alles, was dieses kleine Haus am Waldrand einer Reihenhaussiedlung so anders macht. Man erahnt vielleicht… der Vater hat eine blutrünstige Leidenschaft. Er ist begeisterter Jäger und so tummeln sich die kuriosesten Tierpräparate in seinem Sammlungszimmer. Eine ausgestopfte Hyäne, ein Stoßzahn eines Elefanten, zahlreiche ausgestopfte Köpfe und ein Bärenfell auf dem Sofa, auf dem er allabendlich die Nachrichten über sich ergehen lässt und zu seinem Whisky greift. Zum Leidwesen der bereits verängstigten Mutter und der beiden Kinder hat er zuhause das Sagen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, so passiert dann eines Tages vor dem Haus eine Tragödie. Eine Explosion, die das elf Jahre alte Mädchen und ihren kleineren Bruder traumatisieren und in verschiedene Richtungen treibt. Während Gille sich in sich zurückzieht und Gefallen am Leiden der Tiere findet, möchte seine Schwester einfach alles tun, um sein Lächeln zu bewahren. Sie will eine Zeitmaschine erfinden, das Geschehene ungeschehen machen und ihren Bruder wieder zu dem aufgeweckten, liebenswürdigen Jungen zu machen, der er einmal war. Aus ihrem utopischen Plan wird schnell ein grausiges Spiel. Sie muss sich nicht nur um ihren Bruder bemühen, sondern sich auch den grausamen Ideen des Vaters unterziehen. Sie muss kämpfen, für sich, für ihren Bruder, für ihre Familie… doch was wird sie am Ende sein? Welche Rolle wird sie am Ende einnehmen? Opfer, Beute oder doch die Heldin des Romans?

“Mein Vater schlug meine Mutter zusammen – und den Vögeln war das egal. Ich fand das tröstlich. Ich fand es tröstlich, dass sie einfach weiter zwitscherten, dass die Bäume knarrten und der Wind in den Blättern der Kastanie rauschte. Ich war nur eine unbedeutende Zuschauerin bei dem Stück, das ununterbrochen aufgeführt wurde.”

Dieses Buch hat in Hinblick auf die erhaltenen Auszeichnungen sicherlich seine Berechtigung. Dennoch ist es für mich etwas fraglich, zumal ich es häufig mit den Romanen “Harz” von Ane Riel und “Was man sät” von Marieke Lucas Rijneveld verglichen habe und dieses Buch konnte den Vergleichen einfach nicht Stand halten. Die Geschichte zieht sich zu Anfang sehr in die Länge. Und ich habe mich so ein bisschen gelangweilt bzw. mir kam sehr vieles bekannt vor. Es passieren dann zwar hier und da etwas gewalttätige Schnitzer, aber so wirklich fordernd und überrumpelnd wird dieser Roman erst im letzten Viertel. Und das fand ich dann irgendwie schade. Ich hätte mir auch gewünscht, dass Dieudonné sich mehr auf diese angekündigte Tragödie fokussiert bzw. diese ausarbeitet und diese Hatz- und Waldszene und alles was in der Familie passiert und zu Grunde geht viel, viel umfassender darstellt. Diese Ausflüge in Richtung sexuelle Anziehungskraft oder Drang des Mädchens eine Zeitmaschine zu bauen, Physikstunden zu nehmen und und und waren für mich dann eher so Randgeschichten, die zum Ende hin irgendwie ihre Bedeutung verloren. Es ist eine faszinierende Geschichte, keine Frage, und für viele ist es bestimmt auch genau das richtige Maß an aufwühlenden Erlebnissen, Einblicken in das Gedankenleben der Protagonistin und Spannung, aber für mich war es insgesamt nicht ganz rund und ich fürchte dieser Roman hat durch die Übersetzung auch so einiges an der “funkelnden Sprache” eingebüßt. Die Geschichte ist gut, liest sich sehr schnell und man kann sicherlich tolle Szenen und Elemente finden, aber für große Begeisterungsstürme reicht es bei mir dann leider nicht.

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Veröffentlicht am 13.10.2019

Erkundungen zwischen Wahn und Wirklichkeit

Die Einsamkeit der Seevögel
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In "Die Einsamkeit der Seevögel" von Gøhril Gabrielsen geht es um die Geschichte einer jungen Wissenschaftlerin, die sich für ein Forschungsprojekt in die nördlichste Region Norwegens begibt. Hier quartiert ...

In "Die Einsamkeit der Seevögel" von Gøhril Gabrielsen geht es um die Geschichte einer jungen Wissenschaftlerin, die sich für ein Forschungsprojekt in die nördlichste Region Norwegens begibt. Hier quartiert sie sich in einer abgelegenen Fischerhütte ein, um die Veränderungen einer nahegelegenen Seevögelpopulation bzgl. des klimatischen Wandels zu analysieren.



"Ich will untersuchen, zeigen und enthüllen, und ich wünsche mir, dass das, was ich herausfinde, von so großer Bedeutung ist, dass ich selbst dadurch sichtbarer werde; dass meine Arbeit nicht nur als Wendepunkt dafür betrachtet werden kann, was man über die physische Welt vorhersagen kann, sondern dass sie auch meinem Leben eine neue [...] unerwartete Richtung gibt"



Und gerade dafür lässt sie ihr altes Leben zurück und mit ihm ihre 3-jährige Tochter Lina und ihre neue Liebe Jo. Dieser sollte eigentlich binnen kürzester Zeit zu ihr stoßen, sie unterstützen, doch seine Ankunft scheint sich immer mehr zu verzögern. Und so verliert sie sich immer weiter in der Einsamkeit und die einstige Zuflucht wird immer mehr zur Bedrohung. Realität und Wahn verschwimmen und das einzige Ziel wird die Suche nach sich selbst...



"Ich mag nicht daran denken, mag nicht darüber reden, will es nicht wahrhaben. Eine Halluzination ist schließlich nicht besser als irgendein vages Gefühl, und ich will auf keinen Fall in die Statistik einsamer Forscher eingehen, die sich in ihrer eigenen Psyche verirrt haben."



"Die Einsamkeit der Seevögel" war für mich dann tatsächlich etwas vereinsamend. Gabrielsen hat einen eher ruhigen, leicht poetischen dafür aber oftmals sehr fraglichen Roman geschrieben. Eine Frau, die aufgrund der Wissenschaft alles hinter sich lässt, ihr Kind, ihr Leben, ihren gesellschaftlichen Bezug. Sie zieht sich zurück, scheint vor etwas zu fliehen. Die Hoffnung einer neuen Liebe und der Wunsch eines neuen, von ihrem Ex-Mann abgeschirmten Schutzraums treibt sie an. Doch die Frage bleibt, ob sie dies jemals schaffen wird. Die Wissenschaftlerin verstrickt sich immer mehr und man fragt sich: Ist es noch Wirklichkeit? Oder schon Wahn? Macht ihr die Einsamkeit zu schaffen? Braucht sie Hilfe? Was will sie eigentlich wirklich? Und das sind gerade jene Fragen, die mich dann beim Lesen sehr eingenommen haben. ich wollte unbedingt wissen was hinter dieser eher emotionslosen Frau steckt und bin eigentlich nur minimal fündig geworden. Sie blieb mir bis zum Ende hin sehr fern, sehr distanziert und so bin ich dann mit diesem Roman leider auch nicht warm geworden. Es ist und bleibt eine eher ruhigere Geschichte mit einigen kurzen Spannungsmomenten und selbst diese bleiben dann irgendwie unbeantwortet. Die Geschichte bietet sehr viel Potenzial, emotionale Ansätze, naturkundliche Beobachtungen, aber sie ist nicht 100 %ig ausgereift, zumindest hat mir dieser gewisse Aha-Moment und ein prägnantes, aussagekräftiges Ende gefehlt. Bereits nach einigen Tagen verblasst das Gelesene und lässt dadurch nur sehr, sehr wenig zurück.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein erfülltes Leben dank tieferem Sinn?!

Glück allein macht keinen Sinn
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atgeber über den Sinn des Lebens oder das Glück oder Erfüllung oder wie man es sonst noch nennen mag, gibt es bereits wie Sand am Meer und davon habe ich auch schon einige mit Erfolg, andere mit weniger ...

atgeber über den Sinn des Lebens oder das Glück oder Erfüllung oder wie man es sonst noch nennen mag, gibt es bereits wie Sand am Meer und davon habe ich auch schon einige mit Erfolg, andere mit weniger Begeisterung gelesen. Das Buch "Glück allein macht keinen Sinn" von Emily Esfahani Smith hat es mir nun zunächst optisch sehr angetan. Es ist irgendwie so designig und auch von der Farbgebung her sehr ansprechend. Der Klappentext ist äußerst vielversprechend und so musste ich es dann auch einfach lesen oder besser: ich habe mich daran versucht es zu lesen.
Vom großen Lottogewinn träumt fast jeder. Doch das große Glück ohne einen zugrunde liegenden Sinn ist nicht von Dauer. Früher hat die Kirche und der Glaube als solches den Menschen Halt, eine Gemeinschaft und auch dem Leben einen Sinn gegeben, doch der immer emanzipierter werdende Mensch glaubt auch immer weniger an übersinnliche Lenkungen. "Diese kulturelle Veränderung hat viele Menschen haltlos gemacht. Für Millionen, ob gläubig oder nicht, ist die Suche nach einem Sinn hier auf der Erde ungeheuer wichtig geworden - doch das Ziel ist ferner denn je."

Noch nie war die Selbstmordrate so groß wie heute. Man könnte meinen, dies läge am Menschen selbst und hauptsächlich sind dies depressive Pessimisten, ohne Freunde und Familie. Und ja, das könnte so sein, allerdings fehlt vielen auch einfach der Sinn am Leben, die Aufgabe, die ihn zu einem Teil der Gesellschaft macht und ihm Wertschätzung und Freude bringt.
Ein weiteres Phänomen, das in diese Richtung geht, beschreibt der "Ikea-Effekt". Dinge, an denen man selbst Hand angelegt und sich Mühe gegeben hat, machen auf Dauer glücklicher und erhalten eine größere Wertschätzung als fertig gekaufte Dinge oder einfache Herausforderungen. Auch enge Beziehungen sind eine wichtige Sinnquelle des Lebens, doch das heutige Leben ist viel zu sehr von der Arbeit geprägt. Das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Ausgehen kippt zusehends und auch der digitale Wandel macht immer einsamer, obwohl wir einfacher und schneller miteinander kommunizieren können ...
Dies sind nur einige Beispiele auf die Emily Esfahani Smith in ihrem Buch eingeht.
Dem wahren Glück sollten wir nicht einfach hinterherjagen, sondern uns auf die Suche nach dem tieferen Sinn begeben. Dabei beschreibt sie die vier Säulen des Sinns, vom Zugehörigkeitsgefühl, der eigenen Bestimmung und dem Verständnis vom größeren Ganzen in Kombination mit psychologischen, philosophischen, literarischen Erkenntnissen und Geschichten.

Im Grunde könnte man nun sagen, dass es sich hier um ein wahnsinnig schlaues Buch handelt, das zahlreiche Ansätze zum Nachdenken liefert. Ja, das könnte ich so unterschreiben. Auch, dass das Glück nicht automatisch Sinn bedeutet - eine Aufgabe mit Sinn, allerdings sehr viel und vor allem langfristiger glücklich machen kann. Dennoch gehört dieses Buch für mich eher in die Kategorie "Bücher, die viel schöner aussehen, als sie sind". Der Klappentext oder die Optik haben meine Erwartungen vielleicht auch einfach etwas zu hoch gesteckt. Ich bin einfach kein Fan von Ratgebern, die einzig und allein aus Beispielen bestehen. Eine Erklärung, die hier und da mit einem Beispiel bestärkt wird, finde ich nicht nur individueller und lohnenswerter, sondern diese bringen auch einen intensiveren Austausch des Gelesenen mit sich.
In diesem Fall war ich anfangs dann noch wirklich motiviert die eigenen Gedanken der Autorin zu finden oder neben den Beispielen etwas mehr, weiter Hinausgehendes zu entdecken, aber Fehlanzeige. Nach einigen Kapiteln habe mich dann dabei ertappt, wie ich einzelne Unterkapitel einfach mal überblättert habe, Beispiele nur angefangen habe zu lesen und, wenn mir der Sinn dessen bereits bewusst war, abzubrechen oder diesen Abschnitt nur kurz zu überfliegen. Vielleicht geht es auch nur mir so und zahlreiche andere Leser werden von diesem Buch total begeistert sein, aber es hat mir weder etwas Neues gegeben, noch bereits Gewusstes vertieft und das finde ich total schade. Ich hätte mir hier einfach eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Glück und Sinn erhofft. So war es für mich einfach nicht sinnvoll.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein Abgrund zwischen Leben und Sein

Der Riss
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"Der Riss" von Hye-Young Pyun hat sich für mich als ein sehr spezielles, kurzweiliges Gedankenexperiment herausgestellt. Der Protagonist dieser Geschichte ist schuld an einem Autounfall. Mitten im Streit ...

"Der Riss" von Hye-Young Pyun hat sich für mich als ein sehr spezielles, kurzweiliges Gedankenexperiment herausgestellt. Der Protagonist dieser Geschichte ist schuld an einem Autounfall. Mitten im Streit reißt Ogi das Lenkrad herum und tötet dadurch seine Frau. Zumindest dämmert es ihm nach einiger Zeit, denn er wacht eines Tages im Krankenhaus auf und kann sich nicht mehr bewegen. Er ist gefangen in seinem Körper und nur noch seine Augen bilden eine Verbindung zur Außenwelt. Er hört die Stimmen um sich herum, deutet, macht sich Gedanken und Vorwürfe. Angehörige hat er keine mehr. Seine Frau war alles, seine einzige Bezugsperson. Nach zahlreichen Besuchen seiner Schwiegermutter nimmt diese Ogi mit nach Hause. Auch für sie war ihre Tochter alles was sie noch hatte, aber jetzt? Jetzt ist da nur noch Ogi. Zuhause bekommt er dann sein eigenes Zimmer, aber auch hier bleibt er an das Bett gefesselt und ist auf Pflegerinnen und Therapeuten angewiesen. Pyun schildert Ogis Gedanken und Eindrücke, bewegende Ereignisse zwischen Einsamkeit, Verständnis und Entwurzelung. Und während wir Ogi so mit jeder Seite näher kommen, gräbt seine Schwiegermutter wie besessen Löcher im Garten, spart Kosten ein und kümmert sich immer weniger um ihn. Was hat sie vor? Ist es das was man denkt?

"Welchen Wunsch hege ich noch? Natürlich wünsche ich mir, was meine Tochter sich gewünscht hat. Also tue ich alles, damit sich dieser Wunsch erfüllt. Alles, was meine Tochter nicht mehr tun konnte. Was sie tun wollte. Ich muss es für sie tun. Und das werde ich. Du weißt ja, sie war alles, was ich hatte."

Also dass Koreaner etwas spezieller sind, kann man sich vielleicht bereits denken. "Der Riss" hat es dann irgendwie noch einmal weiter getrieben. Es ist diese klaustrophobische Bedrücktheit, die diesen Roman ausmacht. Ogi, eingesperrt in sich selbst und allem um ihn herum unterlegen. Hye-Young Pyun beschreibt einen düsteren Alptraum voller Melancholie, Hoffnung und Unverständnis. Und das ist es dann auch, einen beim Lesen gedanklich packt, aber teilweise nur oberflächlich berührt. Ogis Geschichte ist sehr beängstigend und das Ende des Romans dann so abstrus, dass es für mich sehr schwer ist die richtigen Worte zu finden. Mir hat da einiges an Inhalten, Handlung und Menschlichkeit gefehlt, vielleicht hätten dem Ganzen auch noch einige Seiten mehr ganz gut getan um den Kampf zurück ins Leben, die Rückschläge, die Aufgabe detaillierter herauszuarbeiten. Pyun hat recht viel Gedankliches angeschnitten, oftmals jedoch durch einzelne Ereignisse unterbrochen, die dann zwar etwas Handlung mit ins Spiel bringen, aber stellenweise eher bedeutungslos sind. Und das Ende war für mich dann auch etwas überraschend, allerdings eher fraglich, als wirklich gut. Ich weiß nicht, ich bin nicht wirklich zufrieden. Es ist ein 'nettes' Buch für Zwischendurch, aber leider auch nicht mehr.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Zuckerfrei die X-te

Goodbye Zucker für jeden Tag
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Auf den ersten Blick war ich von diesem Kochbuch mit Ratgeberfunktion sehr begeistert. Es ist kein plumpes Kochbuch mit Vorwort und komischen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, sondern man hat das Gefühl ...

Auf den ersten Blick war ich von diesem Kochbuch mit Ratgeberfunktion sehr begeistert. Es ist kein plumpes Kochbuch mit Vorwort und komischen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, sondern man hat das Gefühl Sarah Wilson nimmt den Leser an die Hand, berichtet von ihrem sehr verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln und teilt ihr Wissen und ihre Erkenntnisse einfach mal. So geht es dann auch zunächst sehr ansprechend um die ganz simple Küchen-/Kochausstattung, die richtige Sortierung im Kühlschrank oder die Vorbereitung und Lagerung im Gefrierschrank. Bei ihr wird kein Rest, auch wenn er noch so klein ist, weggeworfen, alles findet stets Verwendung und verfeinert eben noch einmal als Soßenbeigabe oder Sud ein späteres Gericht. Den Hauptteil stellen dann natürlich die angekündigten 200 neuen Rezepte. Hier geht es dann wie in jedem klassischen Kochbuch auch, um alles was das Herz begehrt. Basics, Frühstück, Snacks, Fisch, Fleisch, Gemüse, die sogenannten "Wunder aus einem Topf" und Gerichte aus Resten.

Doch auch hier unterscheidet sich das Kochbuch dann auch optisch von den zahlreichen anderen, verfügbaren Rezeptbüchern. Natürlich sind alle Rezepte ohne Zucker bzw. (leider) gibt es dann doch hier und da Ersatzstoffe. Aber dieses Buch macht einfach Lust sich mit dem Gezeigten zu beschäftigen, man will es nachkochen und mindestens genauso schön angerichtet, bunt und gesund hinbekommen.



Ich könnte nun an dieser Stelle von zahlreichen Gerichten schwärmen, aber vielleicht überlasse ich das nun auch jedem selbst, schließlich ist bei der Mischung so beinahe für jeden etwas dabei. Was ich jedenfalls toll und recht einzigartig finde ist ihr stets begeistertes umweltorientiertes Verhalten. "saisonal kaufen, weniger verschwenden, mehr verwenden." und dabei noch wenig bis gar keinen Zucker zu verwenden ist in dieser Kombination einfach optimal für uns und die Gesundheit, die Natur und natürlich auch für den Geldbeutel. Zwar müsste ich für viele Gerichte/Zutatenlisten auch erst einmal einkaufen gehen, aber ich empfinde sie an dieser Stelle nicht zu komplex und unendlich lang. Auch Austauschprodukte werden erwähnt und kochen ist schließlich auch immer ein bisschen mutiges Ausprobieren.

Allerdings wäre ich nicht ich, wenn ich nicht etwas zu kritisieren hätte und auch da habe ich tatsächlich so einiges Fragliches entdeckt. So wird z.B. Schweinefleisch in Form eines Regenerationsgerichts (nach zu viel Zuckerkonsum, bei Autoimmunerkrankungen...) verwendet. Sie erklärt zwar, dass Schweine und Menschen genetisch ähnlich sind und Schweinefleisch somit etwas enthalten könnte, das bei der Reparatur von arteriellen Schäden hilft, natürlich mit dem Hinweis, dass es sich hier um eine reine Hypothese handelt. Und trotzdem sagte mir bisher jeder Ernährungsberater und Biochemiker, dass Schweinefleisch eher vermieden werden sollte, da es dem Menschen zu sehr ähnelt und somit der Körper sich auf die Dauer auch selbst angreifen könnte. Daher sollte man dies eher mir Vorsicht genießen, auch wenn es in diesem Fall äußerst appetitlich aussieht. Ein ähnliches Problem hätte ich dann auch mit den verwendeten Süßungsmitteln. Sie greift hier hauptsächlich auf Reissirup und Stevia zurück, was in Hinblick auf Fruktose sicherlich die beste Alternative darstellt. Allerdings ist dieser Stevia-Hype schon längst überholt und eher Xylit besser geeignet (heißt es). Natürlich, so denke ich, beruht dieses Buch hauptsächlich auf ihren eigenen Erfahrungen und darauf, dass die Originalausgabe bereits 2015 erschien, dennoch erwarte ich gerade an dieser Stelle irgendwie mehr.