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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unaufgeregter, hochinteressanter Roman über zwei Frauen, die ihrer Zeit weit voraus waren

Zwei bemerkenswerte Frauen
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Gerade bin ich mit dem Lesen des Buches fertig geworden und am liebsten würde ich sofort einen Flug nach England buchen und dann in Lyme Regis auf Fossiliensuche gehen! Das Buch hat mich wirklich für dieses ...

Gerade bin ich mit dem Lesen des Buches fertig geworden und am liebsten würde ich sofort einen Flug nach England buchen und dann in Lyme Regis auf Fossiliensuche gehen! Das Buch hat mich wirklich für dieses „verknöcherte“ Thema erwärmt und ich fand es total interessant, über die Anfänge der Paläontologie zu lesen, ohne mich dabei belehrt zu fühlen.

Eingebettet in einen herrlich unaufgeregten historischen Roman begleitet man die junge Mary Anning aus armen Verhältnissen und die 20 Jahre ältere Elizabeth Philpot aus besseren Londoner Kreisen durch ihre Lebensgeschichten, die eng miteinander verknüpft sind, aber in denen ihre Freundschaft immer wieder auf die Probe gestellt wird. Die Frauen verbindet die Liebe zu Fossilien. Bei der gut gebildeten Elizabeth standen von Anfang an wissenschaftliche Motive im Vordergrund. Mary liebt einfach ihre „Kuris“ (Kuriositäten), die allerdings Mittel zum Zweck waren, weil sie ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf der versteinerten Schmuckstücke an Sommergäste verdienen musste. Zudem sind beide Außenseiterinnen, die von den Einwohnern der Kleinstadt Lyme Regis misstrauisch beäugt werden.

In dem Roman spiegelt sich zudem das Frauenbild des frühen 19. Jahrhunderts – so durfte Elizabeth trotz ihrer gesellschaftlichen Stellung zum Beispiel kaum den Fuß über die Schwelle der Londoner „Geologischen Gesellschaft“, einer Vereinigung von Wissenschaftlern, setzen. Mary Anning wurde erst spät die Ehre zuteil, dass sie als Finderin der in Museen ausgestellten Saurierskelette tatsächlich öffentlich genannt wurde.

Etwas schwierig fand ich beim Lesen, dass Mary und Elizabeth jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen, aber die Kapitelüberschriften nicht kennzeichnen, wer gerade spricht. Das hat man mitunter erst nach 1-2 Seiten durch die Zusammenhänge mitbekommen.

Der Roman scheint aber exzellent recherchiert zu sein und besonders hervorzuheben ist auch, dass es mal kein typisch opulent erzählter Historienschmöker ist, sondern einfach eine dahinfließende Geschichte, in der die Sache (die Fossilien) absolut im Vordergrund stehen. Da trägt Elizabeth einfach ein Kleid und kein „Ensemble aus feinstem Stoff, der in Wogen an ihr hinunterfiel und von einem schimmernden Seidenband in der Taille gehalten wurde“. Auf solche Dinge kommt es hier nicht an und Tracy Chevalier spart zu Recht an dieser Art von Ausschmückungen.

Wer sich ernsthaft für die Lebensgeschichten dieser außergewöhnlichen Damen und ihren schweren Weg in die Kreise angesehener (männlicher) Wissenschaftler interessiert, der kommt an diesem Buch nicht vorbei. Und es lohnt sich wirklich!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich kann es nur wiederholen: dieser Papst ist nicht zu (s)toppen!

O sole mio!
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Im vierten Band um Papst Petrus, seinen Privatsekretär Francesco und seine Pressesprecherin Giulia bin ich mit Seiner Heiligkeit an die Amalfiküste gereist. Inkognito, versteht sich, denn wenn die Öffentlichkeit ...

Im vierten Band um Papst Petrus, seinen Privatsekretär Francesco und seine Pressesprecherin Giulia bin ich mit Seiner Heiligkeit an die Amalfiküste gereist. Inkognito, versteht sich, denn wenn die Öffentlichkeit wüsste, wo der Papst den Sommer verbringt, würde ja über dem kleinen Fischerdorf ein Blitzlichtgewitter niedergehen, das seinesgleichen sucht. Nicht aber, wenn ein unbekannter Padre die Urlaubsvertretung des Dorfpfarrers Giuseppe übernimmt. Dann spielen die Dorfbewohner ahnungslos Boccia mit dem Pontifex und eine lebenslustige Haushälterin bringt ihm das Schwimmen bei. Soviel zur Urlaubsidylle.

Denn ganz kann der Papst auch im Urlaub nicht alle Fünfe grade sein lassen. Nach dem Tod eines alten Hoteliers fängt er (mal wieder) an zu ermitteln. Und er tut das mit soviel Verschmitztheit, Cleverness und Charme, dass man ihn unheimlich gern dabei begleitet. Für einen Hauch von Glamour sorgen die mit der Geschichte geschickt verwobenen Ereignisse aus dem Sommer 1962, als Jackie Kennedy an der Amalfiküste Urlaub machte und ihr eine Affäre mit dem reichen Fiat-Erben Gianni Agnelli nachgesagt wurde. Was passierte damals wirklich und gibt es tatsächlich das wertvolle "Kennedy-Collier"?

Mit Papst Petrus haben Jan Chorin und Johanna Alba eine Romanfigur erschaffen, die einzigartig und rundum sympathisch ist. Ich habe schon vor einiger Zeit mein Leserherz an Petrus verloren und war auch bei diesem neuen Band wieder begeistert von ihm und den liebevoll gezeichneten Nebenfiguren.

Natürlich sind die Romane mit einem Augenzwinkern zu betrachten - denn kein Mensch kann ernsthaft glauben, dass sich Geschichten um den tatsächlichen Papst so oder ähnlich abspielen könnten. Wenn man das im Hinterkopf behält, kann man sich fallen lassen in eine wunderbar amüsante Krimikomödie, die Spannung und Urlaubsfeeling vereint. Bestes Lesefutter für den Sommerurlaub!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dieser Papst ist nicht zu (s)toppen!

Halleluja!
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Was für eine amüsante Krimikomödie, die uns Frau Alba und Herr Chorin hier bescheren. Ein Papst, der menschlich genug ist, um sympathisch zu sein und religiös genug, um trotzdem glaubwürdig rüberzukommen. ...

Was für eine amüsante Krimikomödie, die uns Frau Alba und Herr Chorin hier bescheren. Ein Papst, der menschlich genug ist, um sympathisch zu sein und religiös genug, um trotzdem glaubwürdig rüberzukommen. Was für eine schöne Abwechslung zwischen all den Skandinavien-Düsternissen, Bayern-Schenkelklopfern und Frankreich-Wohlfühlarien. Da hat tatsächlich jemand noch eine Nische gefunden – und sie bravourös ausgefüllt.

Charakterisieren muss ich die Hauptfigur auch nicht mehr – das wird im Buch so gut gemacht, dass ich es nur noch wiederholen muss: „Die Menschen mögen Petrus. In Rom und überall. Weil er einer von ihnen ist. Kein abgehobener Denker. Kein Bürokrat. Kein Mystiker. Einfach ein freundlicher, dicker Papst. Mit großem Herzen. Und einem sehr eigenen Draht zu Gott.“

Und mal ehrlich – wessen Bild haben Sie vor sich, wenn Sie diese Zeilen lesen? Ich hatte unwillkürlich – man nehme es mir bitte nicht übel - Papst Franziskus vor Augen. Was umso erstaunlicher ist, wenn man weiß, dass dieses Buch schon im Jahr 2010 erschien, während Herr Bergoglio erst 2013 zum Papst gewählt wurde. Also, wer hat hier den sehr eigenen Draht zu Gott, hm, Herr Chorin?

Wie auch immer – ich habe mich mit Papst Petrus II. jedenfalls köstlich amüsiert. Er ist ein Typ zum Pferdestehlen (wenn das nicht dummerweise eins der zehn Gebote untersagen würde….). Ich habe mit „Halleluja“ nun schon das zweite Buch mit ihm verschlungen und freue mich schon auf den noch fehlenden Teil „Gloria!“ und den bald erscheinenden neuen Roman „O sole mio!“

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine „Seifenoper“ im besten Sinne!

Provenzalische Intrige
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Ein rundum sympathischer Wohlfühlkrimi ist dieser dritte Band um den provenzalischen Dorfpolizisten Pierre Durand, der immer wieder in „richtige“ Kriminalfälle hineinstolpert. Da er vor seiner selbstgewählten ...

Ein rundum sympathischer Wohlfühlkrimi ist dieser dritte Band um den provenzalischen Dorfpolizisten Pierre Durand, der immer wieder in „richtige“ Kriminalfälle hineinstolpert. Da er vor seiner selbstgewählten Degradierung selbst Kriminalkommissar gewesen ist, kommt das Ermittler-Gen immer wieder durch und er kann es nicht lassen, selbst mitzuermitteln – auch wenn das mitunter seine Befugnisse weit überschreitet. Diesmal jedoch darf er sogar hochoffiziell an den Ermittlungen teilnehmen. Denn er ist sich nicht sicher, ob der beschauliche – teilweise zu beschauliche – Alltag im pittoresken Sainte-Valerie tatsächlich seine Bestimmung ist und hat sich auf eine vakante Kommissarsstelle beworben. Grund genug für den Präfekten, seine beiden favorisierten Bewerber bei den Ermittlungen in einem Mordfall die Kräfte messen zu lassen…

Was folgt, ist eine erstaunlich gutmütige Rangelei zwischen zwei höchst anständigen Menschen, die sich respektieren. Dabei hatte der Präfekt doch sicherlich auf einen amüsanten Kleinkrieg gesetzt - wie in einer Seifenoper!

Aber diese gibt’s nur im Fall selbst – denn der bewegt sich im glitschigen Milieu der provenzalischen Seifenindustrie. Traditionalisten gegen moderne, umweltbewusste Fabrikanten – Grund genug, einen Mord zu begehen?

Der Fall ist gut konstruiert und lässt die wahren Zusammenhänge lange im Dunkeln - mitfiebern und mitraten garantiert! Dabei überzeugt Sophie Bonnet mit einer einnehmenden Erzählweise, die die richtige Balance hält zwischen Kriminalfall und Privatleben von Pierre Durand. Außerdem fand ich es erfrischend, dass mal nicht überall nur Konflikte aufgemacht werden, die Ellbogengesellschaft herausgekehrt wird und die Bewerber um den Kommissarsposten mit harten Bandagen gegeneinander vorgehen. Nein, hier zählt trotz der Konkurrenzsituation Teamgeist und ein faires Miteinander – das ist erstens etwas, das man nicht oft in Krimis liest und zweitens etwas, worauf man sich auch außerhalb der Lesewelt wieder besinnen sollte.

Fazit: ein wohltuender, liebenswürdiger, charmanter Kriminalroman – gewürzt mit vielen kulinarischen Leckerbissen (und sogar den passenden Rezepten im Anhang). Alles richtig gemacht, Sophie Bonnet – und bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Warmherzige Geschichte mit sympathischen Figuren - so muss ein Frauenroman sein

Im Herzen das Glück
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Dieses Buch ist eine herzerwärmende Geschichte, die keine Längen aufwies und mich gut unterhalten hat. An einigen Stellen kommt sogar richtig Spannung auf - was bei einem solchen Frauenroman nicht unbedingt ...

Dieses Buch ist eine herzerwärmende Geschichte, die keine Längen aufwies und mich gut unterhalten hat. An einigen Stellen kommt sogar richtig Spannung auf - was bei einem solchen Frauenroman nicht unbedingt
üblich ist.

Es geht einerseits um ein junges Paar, Libby und Jason, die das etwas in die Jahre gekommene kleine (Land-)Hotel von Jasons Mutter wieder auf Vordermann bringen wollen. Andererseits wird das Leben von Libby durcheinandergewirbelt, als auf der Landstraße vor dem Hotel eine junge Frau angefahren wird, die keine Papiere bei sich hat und sich nach dem Unfall noch nicht einmal daran erinnern kann, wie sie heißt - geschweige denn, warum sie auf dieser Straße unterwegs war. Libby nimmt sich der jungen Frau an und es entsteht eine Freundschaft, die beide Frauen zu sich selbst finden lässt.

Die Geschichte ist mir beim Zuhören (ich habe sie als Hörbuch genossen) an keiner Stelle langweilig geworden, die beiden Frauen fand ich beide sehr sympathisch und lebensnah - mit ihren ganz eigenen Hoffnungen, Ängsten und Träumen. Lucy Dillon hat sie sehr warmherzig gezeichnet und es war eine Freude, sie beide zu begleiten.

Nachdem ich schon einmal ein Buch von Lucy Dillon gelesen hatte, von dem ich nicht ganz so begeistert war, muss ich sagen: hier hat sie ordentlich einen draufgesetzt und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Geschichte von ihr, die ich auf jeden Fall wieder lesen werde!