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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Immer noch hochaktuell und recht unkonventionell geschrieben

Ein toter Lehrer
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Das Thema ist auch 6 Jahre nach Erscheinen des Buches brisant: Ein Amoklauf an einer Schule lässt alle, die auch nur entfernt damit zu tun hatten, nicht mehr los… Das Buch beginnt mit der Beschreibung ...

Das Thema ist auch 6 Jahre nach Erscheinen des Buches brisant: Ein Amoklauf an einer Schule lässt alle, die auch nur entfernt damit zu tun hatten, nicht mehr los… Das Buch beginnt mit der Beschreibung zweier Schüler, die nicht dabei waren, sondern schildern, wie sie von der Tat erfahren haben. Der Leser bekommt mit, dass es sich hier wohl um die polizeiliche Befragung der Schüler handelt. Nach und nach – immer im Wechsel von erzählter Handlung um die Polizistin Lucia May und aneinandergereihten Zeugenaussagen – kristallisiert sich ein Bild heraus, das die Tat, den Täter und den Ort des Geschehens langsam aber sicher in ein anderes Licht rückt. Und man kommt nicht umhin sich zu fragen, wieviel Schuld auf welchem Beteiligten lastet.

Das Buch ist aus meiner Sicht nicht ganz einfach zu lesen. Denn gerade die Kapitel mit den Zeugenaussagen sind recht unkonventionell. Sie tragen keine Überschriften und erst anhand der getroffenen Aussagen wird deutlich, wer hier gerade befragt wird. Die Fragen der Polizei sind ebenfalls ausgeblendet, so dass nur der reine Aussagetext des Zeugen/Befragten niedergeschrieben ist. Das war für mich sehr gewöhnungsbedürftig.

Das Ende war leider nicht so spektakulär wie ich es mir erhofft habe. Zwar schien eine leichte Tendenz zu einem versöhnlichen Ende zu bestehen, aber irgendwie hatte ich mit etwas vollkommen anderem gerechnet – nicht mit einem Ende, das genauso gut eine Stelle mitten im Buch hätte sein können.

Ein außergewöhnliches Buch, das aber meinen Erwartungen nicht ganz gerecht wurde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bill nicht ganz in Höchstform – trotzdem kurzweilig

It’s teatime, my dear!
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Ich war mal wieder „Reif für die Insel“ und es traf sich super, dass mein Freund Bill – dessen Bücher ich seit „Picknick mit Bären“ verehre – es auch war. Da ein tatsächlicher Urlaub in Großbritannien ...

Ich war mal wieder „Reif für die Insel“ und es traf sich super, dass mein Freund Bill – dessen Bücher ich seit „Picknick mit Bären“ verehre – es auch war. Da ein tatsächlicher Urlaub in Großbritannien nicht in greifbarer Nähe lag, freute ich mich darauf, mit seiner Hilfe den Inselstaat (wieder) zu entdecken.

Nur leider war Bill diesmal nicht ganz so gut in Form wie bei früheren Büchern. Natürlich, wie immer hörte ich viele Anekdoten und erfuhr eine Menge über Bills Sicht auf die Briten und ihre Eigenarten. Er selbst hat als Amerikaner und Wahl-Brite ja oft eine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Aber irgendwie kam es mir diesmal trotzdem vor wie ein etwas beliebiges Sammelsurium von Kuriositäten, Landschaftsbeschreibungen und historischen Begebenheiten.

Bills Schreibstil ist auch diesmal wieder flott und amüsant, und seine launigen Kommentare zu manchen Themen entlockten mir auch oft ein Lächeln. Aber: die Spritzigkeit fehlte. Okay, man muss ihm zugute halten, dass er mittlerweile auch über 60 Lenze zählt. Dass ich das aber an seinen Geschichten irgendwie merken würde, hätte ich nicht vermutet. An vielen Stellen schaut er auf Begebenheiten aus seiner Jugend zurück (das sei ihm auch gegönnt). Die waren sicher oft ganz unterhaltsam, aber ich kann auch leben, ohne sie zu kennen… Mir persönlich war diesmal zu wenig lesenswerter Inhalt enthalten. Das Buch plätscherte vor sich hin.

Es ist natürlich auch schwer, bei dieser Fülle von Geschichten und Geschichtchen aus dem ganzen britischen Königreich Sachen wirklich langfristig zu behalten. Nach der Lektüre sitze ich eher da und kann mich an viele Bilder (die ich beim Lesen im Kopf hatte) erinnern, aber an wenige Zusammenhänge. Schade, denn das sagt mir, dass das Buch bei mir nicht nachwirkt und mich bei weitem nicht mehr so zum Staunen gebracht hat wie z. B. „Eine kurze Geschichte von fast allem“.

Es ist trotzdem zu empfehlen – als kurzweilige Lektüre für zwischendurch und vielleicht auch als amüsante Einstimmung auf einen Urlaub im UK.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Geschichte, die immer mehr ins Märchenhafte abdriftet - nicht jedermanns Sache

Der Zirkus der Stille
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„Alles, was du als Anleitung fürs Leben brauchst, steht zuoberst auf jedem Feuerlöscher: Ruhe bewahren!“ Das war für mich der beeindruckendste Satz dieses Buches und sicherlich einer, den ich mir noch ...

„Alles, was du als Anleitung fürs Leben brauchst, steht zuoberst auf jedem Feuerlöscher: Ruhe bewahren!“ Das war für mich der beeindruckendste Satz dieses Buches und sicherlich einer, den ich mir noch oft ins Gedächtnis rufen werde. Denn letztlich ist es so einfach: mit Hektik, Angst und Panik vergrämt man sich das Leben. Mit Ruhe und Besonnenheit kommt man weiter. Auch wenn es schwer ist, sollte man diese Worte vielleicht immer mal wieder aus der Schublade zaubern.

Leider war für mich nicht die gesamte Erzählung von solchen Perlen begleitet. In den ersten zwei Dritteln fand ich sie noch gut zu lesen, ich wusste noch nicht wohin die „Reise“ letztlich gehen würde und mit welchem Ende (sprich: welcher Selbsterkenntnis) das Buch gesegnet sein würde. Als im letzten Drittel dann das Märchenhafte der Geschichte überhand nahm und ich als (zugegebenermaßen eher rational veranlagter Leser) keine für mich ausreichende Erklärung der Geschehnisse bekam, war ich ein wenig enttäuscht. Von dem mehr als offenen Ende ebenso. Ich hatte irgendwie mit einem Paukenschlag gerechnet, der das bisher Gelesene plötzlich gerade rückt und in einen nachvollziehbaren Zusammenhang bringt. Das war so nicht der Fall, statt dessen nenne ich das Ende jetzt einfach mal „interpretationsfreundlich“

Ich gebe zu, dass ich wohl nicht der richtige Konsument für diese Story war. Viele andere Leser werden sie sicherlich lieben und gerade das daran mögen, was mir zum Verhängnis wurde: die am Ende nicht greifbare Geschichte, die viel Raum für Spekulationen, Nachdenken, Träumen lässt.

Von mir daher (nur) gutgemeinte 3 Sterne.

Veröffentlicht am 11.11.2018

ZDF-Sonntagabendfilm in Buchform

Mein wunderbarer Küstenchor
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Heute mal Lust auf ein Buch, das nur unterhält, schnell gelesen ist und bei dem man abschalten kann? Dann ist "Mein wunderbarer Küstenchor" sicher das Richtige. Als Entspannungslektüre ist es auf jeden ...

Heute mal Lust auf ein Buch, das nur unterhält, schnell gelesen ist und bei dem man abschalten kann? Dann ist "Mein wunderbarer Küstenchor" sicher das Richtige. Als Entspannungslektüre ist es auf jeden Fall geeignet - mir persönlich war es aber selbst dafür etwas zu oberflächlich angelegt.

Situationen, die mir entscheidend erschienen, wurden irgendwie husch, husch beschrieben und schon gings weiter... Das hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen. Dafür kamen die entscheidenden Informationen meist am Anfang eines Absatzes und der Rest war Geplänkel... gut für Leute, die ein Buch nur mal "querlesen" wollen - das funktioniert hier auf alle Fälle. Für mich hatte das Buch dadurch zu wenig Tiefgang und zu wenig echtes Gefühl. Ich konnte mich auch nicht so richtig mit Brittas Enthusiasmus um den Chor identifizieren. Für mich war das an mancher Stelle schon fanatisch zu nennen - aber das mag Geschmackssache sein.

Vom sommerlichen Cover sollte man sich übrigens nicht täuschen lassen - das Buch ist eigentlich ein Herbstbuch und die Jahreszeit spielt in den Beschreibungen im Roman auch oft eine Rolle.

Zu diesem Buch sollte man greifen, wenn man eine kurze Ablenkung vom Alltag sucht, die wenig Konzentration beim Lesen erfordert.