Grausame Kunst oder die Kunst des Grausamen
Die junge Laura Stürmer möchte nach Beendigung ihres Kunstgeschichte-Studiums eine neue berufliche Richtung einschlagen und bewirbt sich deshalb auf ein Praktikum bei der Essener Polizei. Anders als erhofft ...
Die junge Laura Stürmer möchte nach Beendigung ihres Kunstgeschichte-Studiums eine neue berufliche Richtung einschlagen und bewirbt sich deshalb auf ein Praktikum bei der Essener Polizei. Anders als erhofft landet sie aber lediglich bei der wenig aufregenden Verkehrspolizei. Die spannenden Fälle finden sich im Morddezernat des kantigen Kommissars Alexander Michelsen, der aktuell einen grausigen Serienmörder jagt: Ein Mörder richtet seine Opfer brutal zugrunde und inszeniert sie auffällig und detailreich. Zufällig sieht Laura eines der Tatortfotos und erkennt, dass der Mörder auf brutale Art und Weise die Gemälde bekannter Künstler nachstellt, nach eigener Aussage „damit ihnen wieder die Aufmerksamkeit zu teil wird, die ihnen zusteht“ (S.122). Bevor Laura Kommissar Michelsen auf eine weitere Spur mit Bezug zur Kunstwelt aufmerksam machen kann, gerät sie selbst ins Visier des „Künstlers“…
Der Einstieg in das Buch „Der Künstler“ gestaltet sich sehr rasant, der Leser ist sofort mitten im Geschehen und in neugieriger Haltung auf das weitere Geschehen. Sowieso bleibt die Spannung durchgehend hoch, die Kapitel enden teilweise in Cliffhangern, so dass man als Leser einfach nicht aufhören kann bis das komplette Buch ausgelesen ist. Insgesamt sind die einzelnen Kapitel eher kurz gehalten und aus verschiedenen Perspektiven der Protagonisten geschrieben, was diese den Leser näher bringen.
Leider sind mir diese nicht wirklich sympathisch. Alexander Michelsen wirkt impulsiv und abgebrüht, für mich wirkt es wie ein Bruch in seiner Darstellung, dass er Laura so schnell so tief in die Ermittlungen mit einbezieht. Das wirkte auf mich wenig authentisch und eher unverständlich. Laura wirkt zunächst schwach und naiv-kindlich, sie ist nah am Wasser gebaut und oftmals den Tränen nahe. Insgesamt sind beide keine wirklich überzeugenden Figuren für mich.
Die Idee, die Kunstszene mit grausamen Morden in Verbindung zu bringen, finde ich ausgesprochen interessant und kreativ vom Autor Paul Buderath. Das ausgeartete, pervertierte Kunstverständnis des Mörders wird anschaulich dargestellt, der Leser an seine abstrusen Gedankengänge so herangeführt, dass sie – in seinem Sinne – verständlich werden. Die „Kunstwerke“ des Mörders werden sehr detailliert beschrieben, diese und andere blutrünstige Szenen werden sehr explizit dargestellt und sind somit nichts für schwache Nerven. Dies lässt aber bereits das Cover vermuten, auf dem ja auch nicht an Blut und Mordwerkzeugen gespart wird – bei der Betrachtung ist der Grusel bereits vorprogrammiert.
Zum Ende des Thrillers hin ist der Schuldige recht früh und unspektakulär bekannt geworden und nach kurzer Verfolgungsjagd wird er in einem kurzen Showdown gestoppt – hier ging dann alles etwas schnell. Des Weiteren habe ich die Lösung als nicht besonders kreativ und ausgeklügelt empfunden und hätte mich eine vertraktere Auflösung mit mehr Rätseln und Irrwegen gewünscht, hatte aber trotzdem eine spannende und angenehme Lesezeit, bei der die Seiten nur so dahingeflogen sind.