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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2020

Mäßiger Schreibstil

42 Grad
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42 Grad - Wolf Harlander

Es ist ein Jahrtausendsommer in Deutschland und Europa - heiß und trocken. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Die Pegelstände der Flüsse sinken rapide, die Trinkwasservorräte ...

42 Grad - Wolf Harlander

Es ist ein Jahrtausendsommer in Deutschland und Europa - heiß und trocken. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Die Pegelstände der Flüsse sinken rapide, die Trinkwasservorräte neigen sich dem Ende zu.

Soweit ein superspannender Plot und die Geschichte an sich bleibt auch interessant. Die Story ist irgendwo zwischen Schätzing und Laub im Bereich der Umwelt-/Wissenschaftsthriller anzusiedeln, nur leider nicht so gut. Mit der Umsetzung hapert es hier nämlich ordentlich.

Das beginnt mit den Figuren, die leider recht blass bleiben und keinen Eindruck hinterlassen. Die Dialoge sind oft hölzern, notwendige Informationen werden quasi mit dem Vorschlaghammer hineingezwungen.
Dabei sind die Hintergründe sehr gut recherchiert, soweit ich das beurteilen kann, aber sehr unbeholfen an den Leser gebracht. Die Geschichte ist überfrachtet mit wissenschaftlichen Details, die die Romanhandlung überlagern. Der Autor ist Journalist, vielleicht sollte er sich an Sachbüchern versuchen. Der Schreibstil lässt generell zu wünschen übrig, zu geradlinig, zu fantasielos und geradezu holprig an vielen Stellen.
Manche Entwicklungen im Handlungsverlauf sind schließlich einfach unglaubwürdig, wie aus einem schlechten Action-Film. Und genau so liest es sich auch. Eine Verfilmung könnte ich mir hier wiederum gut vorstellen.

Ein Thema, das mich sehr interessiert, in der Umsetzung enttäuscht dieses Buch leider.
2 Sterne



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  • Handlung
Veröffentlicht am 14.06.2020

Ehe-Therapie auf Island

Der Anhalter
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Der Anhalter – Gerwin van der Werf
Eine Reise mit dem Wohnmobil durch Island, von langer Hand geplant, soll die Ehe von Isa und Tiddo retten. Mit von der Partie ist der dreizehnjährige Sohn Jonathan. Wenn ...

Der Anhalter – Gerwin van der Werf
Eine Reise mit dem Wohnmobil durch Island, von langer Hand geplant, soll die Ehe von Isa und Tiddo retten. Mit von der Partie ist der dreizehnjährige Sohn Jonathan. Wenn man ehrlich ist, ist diese Ehe bereits seit Jahren klinisch tot. Die Reise steht unter keinem guten Stern. Um das Chaos komplett zu machen, nimmt die Familie noch einen Anhalter mit, den Isländer Svein.
Leider muss ich sagen, dass hier jede Menge Potenzial verschenkt wurde.
Die Kulisse Islands klang vielversprechend, wurde aber kaum ausgeschöpft. Mich zumindest haben die Naturbeschreibungen kaum erreicht. Da hätte man mehr draus machen können. Die Sprache fand ich persönlich etwas zu umgangssprachlich, gerade die Dialoge mit Svein sind ein furchtbarer Mischmasch aus Deutsch und Englisch.
Getoppt werden diese Kritikpunkte für mich aber mit Abstand von den beiden Männern, Tiddo und Svein. Einfach ganz unmöglich. Tiddo, auch noch der Erzähler, ist ein ewiger Jammerlappen, der nicht einsehen will, dass seine Ehe am Ende ist. Es ist beinahe schmerzhaft, seinen Gedanken zu folgen. Beispielsweise über Chinesen, die möglicherweise von einem Geysir eingesogen werden, um vom anderen wieder ausgespuckt zu werden…! Ein Weichei (damit kokettiert er auch noch), das nur an sich selbst denkt, anstatt sich mal ernsthaft mit seiner Frau auseinanderzusetzen. Gegen Ende entwickelt er auch noch eine Paranoia. Ach ja, Svein ist auch nicht besser, bzw. ist er auch noch mehr oder weniger überflüssig für die Geschichte. Mehr als ein paar platte Dialoge und ein Mini-Eifersuchtsdrama bringt er kaum. Mit den beiden konnte das nichts werden. Schade.

Ansonsten liest sich dieser Roman locker und fluffig. Die Kapitel fliegen nur so dahin und es ist auch nicht uninteressant. Die beiden Männer haben allerdings einen gewaltigen Nerv-Faktor. Und am Ende frage ich mich, was war das?
2 Sterne

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.05.2020

Die Menschenschlange

Das Tor
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Das Tor- Basma Abdel Aziz

Die Bewohner eines fiktiven orientalischen Staates sind seit der Niederschlagung von Aufständen auf verschiedenste Genehmigungen durch das Tor angewiesen. Doch dieses öffnet ...

Das Tor- Basma Abdel Aziz

Die Bewohner eines fiktiven orientalischen Staates sind seit der Niederschlagung von Aufständen auf verschiedenste Genehmigungen durch das Tor angewiesen. Doch dieses öffnet einfach nicht und vor dem Tor bildet sich bereits eine lange Menschenschlange, die länger und länger wird.
Tatsächlich liegt das Hauptaugenmerk dieses Romans auf dieser Menschenschlange. Sowohl das Tor selbst als auch die Hintergründe, die zu dessen Entstehung beigetragen haben, werden nicht näher erklärt. Es geht vielmehr um Bewegungen innerhalb dieser Menschenmenge. Wer benimmt sich verdächtig, wer bringt Gerüchte in Umlauf, wer kommt mit der belastenden Situation besser zurecht, oder schafft es sogar noch, daraus Profit zu schlagen. Eine gesellschaftliche Dynamik, die durchaus interessant zu lesen ist.

Yahya wird am Rande des letzten Aufstandes verletzt, der Arzt Tarik möchte ihm gerne helfen, d.h. ihn operieren, darf dies ohne eine entsprechende Genehmigung des Tors jedoch nicht tun. Und so findet sich Yahya mit einer frischen Wunde in der Schlange wieder. Sein bester Freund ist meistens an seiner Seite, etliche neue Bekannte lernt er dadurch kennen. Sie alle sind dem herrschenden Regime bereits einmal unangenehm aufgefallen und müssen nun beispielsweise eine Genehmigung beantragen, um Brot zu kaufen.

Ich persönlich halte dieses Werk weniger für eine Dystopie als vielmehr für die Zustandsbeschreibung eines totalitären Staates. Und bei dieser Momentaufnahme bleibt es leider auch, denn die Handlung tritt mehr oder weniger auf der Stelle. Ein Spannungsbogen fehlt beinahe komplett. So dass sich mir am Ende die Frage stellte, was will mir die Autorin damit sagen? Dem Klappentext kann man entnehmen, dass die Ägypterin als Psychiaterin für Trauma Patienten, auch Folteropfer, arbeitet. Spätestens diese Informationen legen nahe, dass sie die Zustände in ihrem Heimatland (überspitzt) anprangern möchte. Eine wirklich mutige Frau. Umso bedauernswerter, dass mich diese Geschichte und ihre Protagonisten auf der Gefühlsebene so gar nicht erreichen konnten. Ein Gefühl der Fremdartigkeit blieb bis zuletzt. Möglicherweise ist dies auch der Übersetzung aus dem arabischen geschuldet. Auffällig und den Lesefluss sehr störend empfand ich beispielsweise die extrem häufige Verwendung von Konjunktiven, vor allem in indirekten Reden.

Insgesamt empfand ich diese Lektüre leider als ziemlich zäh und ergebnislos. Normalerweise lese ich sehr gerne alles was in die Richtung Dystopie und Gesellschaftskritik geht. Leider leider konnte mich dieser Roman trotz allem einfach nicht überzeugen…



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Veröffentlicht am 02.11.2019

Enttäuschend

GRM
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GRM – Brainfuck – Sibylle Berg

Fairerweise muss ich vorab sagen, dass ich diesen Roman auf Seite 240 von über 630 Seiten abbrechen musste. Ich fand den Erzählstil einfach unerträglich und sehr sperrig. ...

GRM – Brainfuck – Sibylle Berg

Fairerweise muss ich vorab sagen, dass ich diesen Roman auf Seite 240 von über 630 Seiten abbrechen musste. Ich fand den Erzählstil einfach unerträglich und sehr sperrig. Nachfolgend versuche ich mal, meine Meinung zu begründen.

Don, Peter, Hannah und Karen. Vier Jugendliche in einer Welt der nahen Zukunft, in der keiner leben möchte. Und die doch die unsere ist.

Die Autorin deckt unzählige Missstände unserer Gesellschaft zu Ende und überspitzt sie gnadenlos. Was dabei herauskommt ist oft brutal und abstoßend, dabei aber sehr authentisch. Beängstigend realitätsnah. Trotzdem wurde mir das schnell zu viel. Zu deprimierend, zu hoffnungslos. Eine Aneinanderreihung sämtlicher schlechten Seiten des Menschen. Einen Spannungsbogen bzw. irgendeine Entwicklung konnte ich nicht feststellen, vielleicht wäre das ja noch gekommen. Diese ersten 240 Seiten bestanden lediglich aus Schilderungen des Elends in einer Gesellschaft der nahen Zukunft, die bereits resigniert hat angesichts der Perspektivlosigkeit und daraus folgenden Verrohung des Menschen. Das Volk besteht aus Verlierertypen, deren einziger Trost Alkohol und Endgeräte ist. Die wahren Verlierer sind jedoch die Kinder, um die sich keiner mehr so richtig kümmert...

Den Erzählstil fand ich sehr oberlehrerhaft. Die Autorin springt von einer Anspielung zur nächsten. Am schlimmsten für mich, dass dies teilweise nicht in ganzen Sätzen geschieht. So etwas mag ich nicht. Für mich sind Grammatikregeln einzuhalten. Falsch ist falsch. Für derartige stilistische Mittel, die der Provokation dienen, um aufzufallen um jeden Preis, habe ich keinerlei Verständnis. Was anfangs noch innovativ wirken mag, entwickelt sich sehr schnell zum Nerv-Faktor und lenkt von der eigentlichen Handlung ab.
Die Lektüre ist anstrengend und erfordert ganze Konzentration. Lesegenuss geht anders.

Ein eigentlich sehr interessanter Plot, der durch übertriebene Sprachspielereien und Provokationen zerstört wurde.
Also, 2 Sterne…

Veröffentlicht am 15.10.2018

Konnte mich leider nicht überzeugen

Der Apfelbaum
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Christian Berkel – Der Apfelbaum

Über diese Mischung aus autobiografisch inspirierter Familiengeschichte und Roman habe ich schon einige begeisterte Rezensionen gelesen. Für mich kann ich diese Begeisterung ...

Christian Berkel – Der Apfelbaum

Über diese Mischung aus autobiografisch inspirierter Familiengeschichte und Roman habe ich schon einige begeisterte Rezensionen gelesen. Für mich kann ich diese Begeisterung leider so gar nicht nachvollziehen.
Der als Schauspieler bekannte Christian Berkel hat über mehrere Generationen und Länder, und vor dem Hintergrund der Judenverfolgung des Nationalsozialismus, die Geschichte seiner Familie nachgestellt. Im Vordergrund steht die Erzählung der großen und ungewöhnlichen Liebe eines eigenwilligen Paares.

Sala und Otto. Eine Halbjüdin, die sich nicht als solche fühlt und ein armer Junge aus der Berliner Arbeiterklasse. Ein ungleiches Paar und eine unmögliche Liebe in den Zeiten des aufsteigenden Nationalsozialismus. Durch den Krieg werden die beiden immer wieder getrennt. Sala befindet sich erst auf der Flucht, später wird sie interniert. Otto arbeitet erst als Arzt an der Front, gegen Kriegsende gerät er in russische Kriegsgefangenschaft. Doch trotz aller Widrigkeiten vergessen die beiden einander nie.

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, doch dann tat ich mich unerwartet schwer mit der Lektüre. Meine Schwierigkeiten lagen wohl darin begründet, dass ich den vielen Figuren und deren komplizierten familiären Verhältnissen, von Anfang an nur schwer folgen konnte. Die Protagonisten blieben mir allesamt recht fremd, wobei ich mit Otto noch am meisten anfangen konnte. Er blieb aber leider über weite Teile des Romans verschwunden. Sala wirkte auf mich sehr blass, sogar unsympathisch.

Die Handlung plätscherte lustlos vor sich hin und nahm keine richtige Fahrt auf. Mehrmals war ich richtiggehend verwirrt, weil mir Zusammenhänge nicht klar wurden, dann wieder hab ich mich einfach nur gelangweilt. Eine anstrengende Angelegenheit. Dabei waren durchaus gelungene und interessante Passagen dabei, sonst hätte ich es wohl nicht zu Ende gebracht.

Der Autor springt zudem sehr stark zwischen den Geschichten der einzelnen Generationen hin und her. Dem konnte ich, ehrlich gesagt, oft nur mit großer Mühe folgen, bzw. verlor ich auch die Lust daran.

Im Endeffekt konnte mich dieses Buch einfach nicht fesseln, ich konnte leider keinen Zugang dazu finden. Dabei fand ich es nicht einmal schlecht, nur konnte es mein Interesse auf die Dauer nicht aufrechterhalten.