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Veröffentlicht am 03.05.2020

Konnte mich leider nicht abholen

Das Haus der Frauen
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Laetitia Colombanis Debütroman "Der Zopf" war 2018 ein absolut gehyptes Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe und das mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Besonders der Strang aus Indien hat mich mitgenommen ...

Laetitia Colombanis Debütroman "Der Zopf" war 2018 ein absolut gehyptes Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe und das mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Besonders der Strang aus Indien hat mich mitgenommen und ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben.

Nun ist das zweite Buch der Autorin erschienen und natürlich stellt jedermann Vergleiche zum Zopf an, was nicht wirklich optimal ist. Diese Geschichte ist eine andere und ich muss zugeben, dass auch sie mich nicht wirklich abholen konnte.

Der Roman beginnt vielversprechend und ich konnte mich sehr schnell in die Geschichte einfühlen, was sich aber leider nicht fortsetzte.

Wir haben diesmal zwei Zeitstränge. In der Gegenwart lernen wir die Anwältin Solène kennen. Sie gerät in eine Lebenskrise, als sich einer ihrer Mandaten aus dem Fenster stürzt. Ihre Beziehung ist ebenfalls vor kurzem zerbrochen, woran sie noch immer zu knabbern hat. Sie steigt aus dem Berufsleben aus und versucht ihr Leben irgendwie wieder auf die Reihe zu bekommen. Ihr Therapeut legt ihr ans Herz sich sozial zu engagieren, um ihre eigenen Probleme hintenanzustellen. Sie bewirbt sich als öffentliche Schreiberin und geht daraufhin einmal in der Woche in ein Wohnheim für Frauen, wo sie amtliche Briefe aufsetzt und den Bewohnerinnen beim Umgang mit Behörden hilft. Dort lernt sie Frauen aus unterschiedlichen Ländern und Schichten kennen, deren persönliche Schicksale sie nach und nach kennen lernt und die sie sehr berühren. Und auch zur Geschichte des Hauses erfährt sie Näheres....

Im Vergangenheitsstrang erfahren wir mehr über das Leben von Blanche Peyron, der Gründerin des Hauses für Frauen in Not. Ihr Lebenslauf ist ungewöhnlich. Sie hat sich schon in jungen Jahren der Heilsarmee verschrieben und kämpft gegen die soziale Ungerechtigkeit. Blanche und ihr Mann gelingt dabei Unglaubliches. Obwohl die Heilsarmee in Frankreich beschimpft und belächelt wurde, bringt sie ein Umdenken zustande und gründet eines der größten europäisches Frauenhäuser.

Laetitia Colombani fand das Lebenswerk von Blanche Peyron, die sich Mitte der 1920iger Jahre für obdachlose Frauen einsetzte, bemerkenswert und hat ihren Roman dieser unglaublichen Frau gewidmet. Jedoch fand ich ihre, bis fast zur Selbstzerstörung betriebene Mission, nicht so heldenhaft, wie es sich die Autorin wohl gewünscht hat. Ich konnte leider zu Blanche kaum eine Bindung herstellen. Colombani erzählt ihre Geschichte eher sachlich, wie einen Lebenslauf . Die löste bei mir kaum Emotionen aus. Unverständlich war mir auch, dass sie sechs Kinder zur Welt gebracht hat, aber ihr Engagement nur der Heilsarmee galt. Im Buch wurden ihre Kinder nicht einmal namentlich erwähnt bzw. zwei oder drei am Ende bei der großen Eröffnungsfeier des Palastes für die Frauen.

Den Gegenwartsstrang fand ich emotionaler. Aber auch hier kamen mir die einzelnen Schicksale der Frauen, die im Frauenhaus näher beleuchtet wurden, zu kurz. Einige davon werden angerissen, aber der eigentliche Charakter vieler Frauen blieb auf der Strecke. Ich litt zwar mit ihnen mit, lernte sie aber nicht wirklich kennen. Solène ist eine typische Frau aus der Oberschicht, die sich keine Gedanken über ihr Einkommen machen muss und hier auf Schicksale trifft, die sie berühren und die ihrem Leben wieder ein bisschen Sinn geben.

Ich bin sehr schnell durch die Geschichte gekommen, aber ob sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird? Ich bin mir da nicht so wirklich sicher...obwohl auch "Der Zopf" bei mir erst später so richtig nachhallte, als direkt nach dem Lesen. Trotzdem war ich damals beim Lesen von der Geschichte von Smita vollkommen eingetaucht und fühlte mit ihr mit...das fehlte mir hier eindeutig. Für mich kommt "Das Haus der Frauen" nicht an Laetitia Colombanis Debütroman heran. Schade!


Schreibstil:
Laetitia Colombanis Schreibstil fand ich in diesem Roman etwas nüchterner und war mir diesmal fast zu sachlich. Mir fehlte es an Emotionen und Tiefe. Die oftmals sachliche Beschreibung, vorallem im Vergangenheitsstrang, konnte mich nur mäßig packen. Das ist schade, denn das Plädoyer für Solidarität und mutige Frauen, dem sich die Autorin hier angenommen hat, ist ein wichtiges Thema.


Fazit:
"Das Haus der Frauen" kommt leider nicht an "Der Zopf", den Debütroman der Autorin heran, hat aber einen interessanten Plot. Trotzdem konnte mich die Geschichte von Blanche und Solène nicht richtig abholen. Deswegen vergebe ich diesmal nur 3 Sterne....

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Für mich der bisher schwächste Band

Letzter Jodler
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Wir sind zurück im Ausseer Land und diesmal wird es musikalisch. Darauf habe ich mich besonders gefreut, denn ich liebe Bücher, bei denen sich einiges um das Thema Musik dreht.
Hier ist sie durch die Krimihandlung ...

Wir sind zurück im Ausseer Land und diesmal wird es musikalisch. Darauf habe ich mich besonders gefreut, denn ich liebe Bücher, bei denen sich einiges um das Thema Musik dreht.
Hier ist sie durch die Krimihandlung zwar nicht Hauptthema, aber gut mit der Geschichte verwoben.
Alljährlich am 15. August wird auf der Weißenbachalm in Bad Aussee der Pfeifertag abgehalten. An diesem Tag wird die Volksmusik hochgehalten. Gasperlmaier und sein Freund Friedrich Kahlß sind ebenfalls auf der Alm, um sich neben der Musik auch zu stärken, als er einen Schrei hört. Einer der Musiker von den Kainischen Hasenjägern, die bei vielen anderen Musikern zu Unmut führten, weil sie gegen die Bestimmungen verstoßen haben und einen Verstärker dabei haben, liegt erschlagen am Waldrand. Die traditionelle Volksmusikveranstaltung hat sich bisher streng von den sogenannten Volks-Musikanten abgegrenzt. Der Mord am Mitglied der Hasenjäger bringt somit gleich doppelte Aufregung. Verdächtige gibt es genug und der Gasperlmaier hat jede Menge zu tun. Dabei ist der Franz sowieso schon ziemlich fertig, denn die Christine hat sich ein Sabbatical-Jahr genommen und ist alleine auf Weltreise gegangen. Als ein weiterer Musiker der Hasenjäger tot aufgefunden wird, brennt der Hut! Mit geballter Frauenpower unter der Regie von Doktor Kohlross und der Manuela hat der Gasperlmaier diesmal eher den Kürzeren gezogen...

Gewohnt humorvoll, mit Gemütlichkeit und viel Lokalkolorit, sowie den gewohnten Besuchen in der Gastwirtschaft auf ein Bier und ein Gulasch, erzählt Herbert Dutzler in seinem achten Regionalkrimi über das Musikgeschäft und dem Unterschied zwischen Volksmusik und kommerzieller volkstümlicher Musik. Dabei geht es oft rauh zu und es können auch die Fäuste fliegen. Davon kann auch der Franz bald ein Lied singen.

Die Charaktere sind wieder sehr gelungen ausgearbeitet und überspitzt, aber authentisch dargestellt. Das Musikgeschäft und der Clinch zwischen den Volksmusikanten und Musikern der volkstümlichen Musik wird vom Autor gut und erkennbar aufgezeigt. Der Franz lässt sich von der hübschen Nicole von den Kainizer Hasenjägern und der Andreva, seinem Idol von den Ödenseern, all zu schnell einlullen. Aber auch die Manuela hat diesmal die rosarote Brille auf und darf wegen Befangenheit nicht weiter ermitteln.

Bei "Letzter Jodler" war mir der Weg zum Ziel zu lang. Im Mittelteil fehlte es mir an Spannung. Franz Gejammere wegen Christine's Sabbatical war nach der zehnten Wiederholung angekommen und auch nicht mehr lustig. Sicherlich ist der Franz ein etwas anderer Zeitgenosse, fast ein "Hascherl", wie wir in Österreich sagen, der alleine nicht viel auf die Reihe bekommt. Er ist kein Macher, sondern er braucht immer jemand, der ihm sagt wo es langgeht. Das macht ihn zwar zu einem liebenwerten, aber auch öfters mal nervenden Mannsbild. Als Kenner der Reihe wissen wir aber auch um sein Manko. Trotzdem hat er bei mir diesmal ein paar Pluspunkte verloren...wer das Buch liest, weiß sicher was ich meine. Lieber Herbert Dutzler...passt das zum Gasperlmaier? Musste das sein? Ich bin auf jeden Fall gespannt, was sich daraus im nächsten Band entwickeln wird....denn weiterlesen werde ich trotzdem, auch wenn mich dieser achte Band alles andere als umgehauen hat.

Fazit:
Für mich leider einer der schlechteren Bücher der Reihe. Zu viele Längen und Drumherum bis die Ermittlungen endlich Fortschritte zeigten. Auch der Gasperlmaier hat bei mir einige Sympathiepunkte verloren, aber das ist eine andere Geschichte. Ich werde auch den nächsten Band lesen, hoffe aber auf eine weniger flache Geschichte.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Hat leider seine Längen

Tod in Baden
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Der vierte Fall unserer österreichischen "Miss Marple" führt uns diesmal in den mondänen Kurort Baden bei Wien. Ernestines guter Freund Anton Böck, mit dem sie gemeinsam mysteriöse Mordfälle auflöst, muss ...

Der vierte Fall unserer österreichischen "Miss Marple" führt uns diesmal in den mondänen Kurort Baden bei Wien. Ernestines guter Freund Anton Böck, mit dem sie gemeinsam mysteriöse Mordfälle auflöst, muss sein Gallenleiden auskurieren. Der Arzt hat ihn nach Baden zu einer Schwefelwasserkur geschickt. Ernestine begleitet ihn nach Niederösterreich, um sich die Kurstadt näher anzusehen und ihm beizustehen. Doch das heilendene Schwefelwasser und die Fastensuppen lassen Anton immer mürrischer werden. Die mondänen Kurgäste sind so gar nicht sein Fall. Einzig ein Kurgast kann seine Laune heben: der berühmte Fußballspieler Pepi Kratochwill von Rapid Wien.
Ein verbotener Ausflug ins nächste Kaffeehaus um eine Wiener Melange und einen köstlichen Apfelstrudel zu genießen, soll Anton wieder "genießbarer" machen. Auf dem Rückweg ins Kurhotel entdecken die beiden allerdings eine tote Frau, die erdrosselt wurde. Es ist die Verlobte von Pepi Kratochwil und dieser wird zum Hauptverdächtigen. Viel zu schnell wird er beschuldigt seine Verlobte ermordet zu haben. Anton kann nicht glauben, dass sein Idol ein Mörder ist und auch Ernestine ist das zu offensichtlich. Sie fängt an nachzuforschen und findet schnell heraus, dass so einige der mondänen Gäste des Kurhauses ein wirkliches Motiv hätten. Egal ob Seifenfabrikant, pensionierter Offizier, Brauereibesitzer oder Insektenforscher...die mondäne Gesellschaft hat so einige Geheimnisse. Wer ist der wahre Mörder? Ernestine findet es heraus und versammelt die Kurgäste a la Miss Marple im großen Saal des Hotels, um der Polizei etwas aus die Sprünge zu helfen...

Auch der vierte Band der Reihe um die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihrem Apothekerfreund Anton Böck ist in sich abgeschlossen und kann auch alleinstehend gelesen werden.
Leider dauert es diesmal relativ lange bis der erste Mord geschieht und auch danach gab es für mich viel zu viele Längen. Der Wiener Charme und das Flair der 1920iger Jahre beherrschen die Geschichte, was mir sehr gut gefällt und mich wieder abtauchen lässt in diese spannende Zeit.
Auch die Sprache ist wieder zeitlich angepasst, doch der Cosy-Krimi ist mir diesmal viel zu "cosy". Es dauert einfach viel zu lange bis zum ersten Mord. Die alleinigen "Ermittlungen" von Ernestine erscheinen mir ebenfalls etwas zu unglaubwürdig. Nach den kleinen Längen wurde der Showdown dann etwas zu schnell abgehandelt.
Die Figuren sind, wie wir es von der Autorin gewohnt sind, sehr lebendig und mitten aus dem Leben gegriffen. Und endlich "duzen" sich Ernestine und Anton am Ende der Geschichte, nachdem sie bereits vier Fälle gemeinsam gelöst haben. Das Gesieze wirkte bereits etwas überholt, auch wenn wir uns in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts befinden. Ich bin schon gesapnnt, wie es mit den Beiden im nächsten Band weitergehen wird....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist eingängig und kurzweilig. Neben den facettenreichen Figuren punktet Beate Maly wieder mit viel Lokalkolorit und eingestreutem Wiener Dialekt. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Die Kapitel sind kurz gehalten.
Das Cover ist wieder wunderschön im Jugendstil gehlaten und passt hervorragend zu den Vorgängerbänden.

Fazit:
Der vierte Fall der Wiener Miss Marple Ernestine Köck führt uns diesmal in die Kurstadt Baden bei Wien und hat leider einige Längen. Die Spannung hat mir gefehlt, der Mord passierte viel zu spät. Lokalkolorit und facettenreiche Figuren, die ich bereits liebgewonnen habe, konnten den Cosy-Krimi noch etwas herausreißen, aber für mich war es definitiv eines der schwächsten Bücher der Autorin.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Leichte historische Kost

Die Tochter der Bettlerin
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Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin, jedoch konnte mich schon ihr letzter Roman "Spielball des Schicksals" nicht mehr so richtig - wie ihre Vorgänger - überzeugen
Leider ist das auch bei "Die Tochter ...

Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin, jedoch konnte mich schon ihr letzter Roman "Spielball des Schicksals" nicht mehr so richtig - wie ihre Vorgänger - überzeugen
Leider ist das auch bei "Die Tochter der Bettlerin" der Fall. Zuerst möchte ich aber noch kurz auf die wichtigsten Punkte zum Roman eingehen.
Mittelpunkt der Geschichte ist Anna, ein junges Mädchen, das in ärmlichsten Verhältnissen im Jahr 1747 in Berlin aufwächst. Ihre alkoholkranke Mutter will sie in die Prostitution zwingen, weil sie selbst kaum mehr genug zum Überleben einnimmt. Anna flüchtet und hat erstmal Glück, denn sie landet als Magd im Haushalt der zu Trenck. Sie verliebt sich in Friedrich, einem strammen Offizier der königlichen Leibgarde und ältesten Sohn der Familie. Dieser nutzt ihre Verliebtheit aus, um seiner Angebeteten, Prinzessin Amalie, die Schwester von König Friedriich II., Nachrichten zukommen zu lassen. Die Liebesbeziehung der beiden wird verraten und Trenck, der des Königs Liebling war, wandert ins Gefängnis. Anna verliert ihre Stellung und findet sich auf der Straße wieder, wo ihr nichts Gutes widerfährt. Als letzte Lösung verkleidet sie sich als Mann und meldet sich bei der preußischen Armee...

Dies ist nicht der erste historische Roman, den ich lese, wo sich eine Frau als Mann verkleidet, um an ihre Ziele zu kommen. Anna hat die irrwitzige Idee Trenck zu befreien, aber vorallem braucht sie etwas zu Essen, um nicht zu verhungern. Für sie ist ein Platz in der preußischen Armee der rettende Anker. Glaubwürdig erscheint mir dies nicht wirklich, aber daran will ich mich jetzt nicht echauffieren...das hat auch nichts mit meiner Bewertung zu tun. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen als Frau auf engsten Raum, inmitten von einer Horde Soldaten, nicht aufzufallen. Vorallem, als Anna auch noch schwanger ist...

Bemängeln muss ich allerdings die zu vielen Zufälle und der etwas konstruierte Aufbau, auch wenn historische Fakten mit der fiktiven Handlung verwoben wurden. Die Autorin hat nämlich die Memoiren von Freiherr Friedrich von Trenck als Inspiration genommen, der Zeit seines Lebens ein sehr von sich eingenommener und überzeugter Mann gewesen sein muss und sich nicht wirklich viel aus anderen Menschen machte...nicht einmal aus seiner großen Liebe Amalie, die im Roman die zweite starke weibliche Rolle spielt. Die Figuren sind lebenig und bildhaft dargestellt. Annas Entscheidungen konnte ich jedoch die meiste Zeit überhaupt nicht verstehen. Sie ist sehr naiv, was ich etwas unglaubwürdig finde. Als Straßenmädchen, das vom Betteln lebt, erfährt sie doch schon früh, wie es auf der Straße zugeht. Eine emotionale Bindung konnte ich zu den Figuren ebenfalls nicht wirklich aufbauen. Die Geschichte habe ich eher von außen verfolgt.
Gefallen hat mir der Einblick in das damalige gesellschaftliche Leben bei Hofe, das Kriegsgeschehen, die politische Lage zwischen Preußen und Österreich, sowie in die Ausbildung bei der Armee.

Der Roman bietet sehr kurzweilige historische Unterhaltung. Mich zieht es in letzter Zeit mehr zu authentischen historischen Geschichten, die vorallem weniger Kitsch und mehr Tiefgang beinhalten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass ich hier doch etwas enttäuscht vom Roman war.
Wer gerne nicht so anspruchsvolle historische Kost bevorzugt oder Leserinnen, die gerne ins Genre einsteigen und nicht gleich von zu viel Historie überschüttet werden möchten, denen kann ich den Roman trotzdem empfehlen. Er unterhält....aber leider nicht mehr.

Schreibstil:
Die bildhafte, oftmals melodramatische und detaillierte Beschreibung der Autorin lässt sich immer wieder wunderbar lesen. Die historischen Fakten werden mit der fiktiven Handlung perfekt verflochten. Der Schreibstil ist der Zeit angepasst. Am Ende gibt ein ausführliches Personenverzeichnis, das historische und fiktive Figuren trennt und anführt.

Fazit:
Ein historischer Roman ohne Tiefgang, den ich eher Einsteiger ins Genre empfehlen würde, die nicht mit sehr anspruchsvoller historische Kost starten möchten. Obwohl historische Fakten mit der fiktiven Handlung perfekt verflochten werden, gibt es zu viele Zufälle und zu viel Drama. Ich habe schon einge sehr gute Romane der Autorin gelesen, aber leider gehört "Die Tochter der Bettlerin" nicht dazu. Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 29.02.2020

Schöne Urlaubslektüre, aber nicht mehr

Die Bücherinsel
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Hauptprotagonistin im zweiten Band der Reihe rund um die Inselbuchhandlung ist Sandra, die wir bereits in "Die kleine Inselbuchhandlung" kennen gelernt haben.
Sie lebt seit fünf Jahren auf der Insel und ...

Hauptprotagonistin im zweiten Band der Reihe rund um die Inselbuchhandlung ist Sandra, die wir bereits in "Die kleine Inselbuchhandlung" kennen gelernt haben.
Sie lebt seit fünf Jahren auf der Insel und ist bereits ein festes Mitglied der kleinen Inselgemeinschaft. Ihren Lebensunterhalt verdient sie als Putzfrau auf einer Fähre und genießt das Leben direkt am Meer. Einzig die Inhaberin der Buchhandlung weiß, dass Sandra Analphabetin ist. Als Kind von Schaustellern mit laufenden Wohnsitzwechsel hat sie ungenügend lesen und schreiben gelernt. Ihr ganzes Leben hat sich Sandrea immer irgendwie durchgeschummelt und ist bis jetzt ganz gut damit durchgekommen. Seitdem sie die Eltern und die Schaustellerei verlassen hat, lebt sie auf der nordfriesischen Insel und hat sich in die wunderschöne Natur verliebt. Sooft wie möglich ist sie im Freien unterwegs und genießt das Meer, die Dünen und das Watt. Nebenbei hat sie sich auch in die Menschen auf der Insel ein kleines bisschen verliebt.
Obwohl Sandra nicht lesen und schreiben kann, liebt sie alle möglichen Geschichten, die sie als Hörbücher konsumiert. In ihrem Kopf denkt sie sich immer wieder selbst Erzählungen aus. Als sich in Gretas Buchhandlung der Lesekreis trifft, gesellt sich Sandra dazu und liest angeblich aus einem Buch vor, das niemand kennt. Sie erzählt allerdings ihre eigene Geschichte, die sie auswendig im Kopf gespeichert hat und rechnet nicht damit, dass die Anderen von ihren Zeilen begeistert sind. Sie wird eingeladen weiter beim Lesekreis mitzumachen, doch ihr Analphabetismus hindert sie daran. Gleichzeitig gefällt ihr der neue Grundschullehrer Björn, der neu zum Lesekreis dazugestoßen ist. Als sie ihn an ihrer Lieblingsstelle in den Dünen trifft und sie einen netten Nachmittag zusammen verbringen, verliebt sich Sandra in Björn. Doch wie lange kann sie ihr Geheimnis vor ihm bewahren? Meistens lässt such die Vergangenheit nicht für immer verbergen...

Janne Mommsen Bücher lese ich immer wieder gerne. Seine Naturbeschreibungen sind sehr bildhaft und stimmungsvoll. Sie laden zum Träumen ein. Die Insel und das Inselleben wird wieder sehr atmosphärisch beschrieben. Man fühlt sich einfach wohl bei diesem Setting und kann die Seele baumeln lassen. Kein anderer versteht es die Naturlandschaften diverser Nordseeinseln besser zu beschreiben als Janne Mommsen.
Durch den flüssigen und locker-leichten Schreibstil findet man sofort in die Geschichte, in der der Autor das Thema des Analphabetismus aufnimmt. Man erfährt wie fantasievoll Menschen, die nicht lesen und schreiben können, andere täuschen können. Ich stelle es mir allerdings wirklich ermüdend vor mit diesem Problem leben zu müssen. Seitdem ich eine Lesebrille tragen muss, bemerke ich immer wieder wie oft ich Dinge ohne Brille nicht entziffern kann. Gar nicht lesen zu können, kann ich mir gar nicht vorstellen....

Leider gibt es aber auch einige Kritkpunkte. Bereits seine letzten beiden Romane konnten mich nicht mehr ganz überzeugen. Trotzdem habe ich mir auch den zweiten Band der Inselbuchhandlung "Die Bücherinsel" zugelegt. Die Fortsetzung fällt aber leider noch ein bisschen schwächer aus.
Sandra ist zwar eine sehr sympathische Protagonistin, die mit allerlei Tricks ihren Analphabetismus zu verbergen weiß, sich aber oftmals nicht wie eine Frau in ihrem Alter verhält. Ihre Energie, ihre tolle Beobachtungsgabe und ihr Tatendrang haben mir aber sehr gut gefallen. Sandra versteht es trotz ihres Handicaps mit Optimismus durchs Leben zu gehen.
Die weiteren Figuren bleiben allerdings sehr an der Oberfläche, vorallem diejenigen, die in diesem zweiten Band ganz neu dazugekommen sind.
Die Liebesgeschichte zwischen Sandra und Björn konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Hier fühlte ich keinerlei kribbeln und kein Band zwischen den Beiden. Obwohl ich es nicht gerne kitschig mag, hätte man hier etwas mehr daraus machen können.

Ich weiß, dass es Janne Mommsen besser kann und hoffe sehr, dass seine weiteren Romane wieder an "Zwischen den Bäumen das Meer" (mein Lieblingsbuch) oder "Friesensommer" anschließen können.

Fazit:
Ein sehr leichter unterhaltsamer Roman - am besten als Urlaubslektüre geeignet - der stimmungsvolle Landschaftsbeschreibungen beinhaltet. Leider bleibt die eigentliche Geschichte sehr an der Oberfläche, jedoch verzaubert das Inselflair und das Thema Bücher einen Buchliebhaber sehr schnell. Wer gerne träumt und sich nicht an einer wenig tiefgehenden Geschichte stößt, hat hier die perfekte Lektüre gefunden.

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