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Veröffentlicht am 18.06.2020

Geschichte mit Botschaft

Der Gepäckträger
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Die Mutter Gillian, der Geschäftsmann David und der angehende Sportstudent Michael stehen am Flughafen am Gepäckband und warten auf ihre Koffer. Jeder der Drei ist aus unterschiedlichen Gründen in der ...

Die Mutter Gillian, der Geschäftsmann David und der angehende Sportstudent Michael stehen am Flughafen am Gepäckband und warten auf ihre Koffer. Jeder der Drei ist aus unterschiedlichen Gründen in der Stadt, Gillian will zur Hochzeit ihrer Nichte und denkt mit Grauen daran ihre ach so perfekte Schwester wiederzusehen, David muss eine Präsentation halten, von der seine berufliche Existenz abhängt und Michael will versuchen den Trainer des Leichtathletikteams der Uni zu beeindrucken, um ein wichtiges Stipendium zu erhalten. In Gedanken bei ihren eigenen Problemen merken die Drei nicht, dass sie ihre Koffer vertauscht haben und so beginnt für sie ein äußerst nervenaufreibender Tag, bei dem der freundliche junge Mann vom Gepäckdienst eine wichtige Rolle spielen wird.

Der Gepäckträger, wie der junge Mann sich selbst bezeichnet, ist die Schlüsselfigur in dieser kurzen, aber äußerst dichten Erzählung. Er bildet, neben den vertauschten Koffern, die Verbindung zwischen den drei Reisenden und ihren Geschichten. Er ist es, der sie mit ihrem "Gepäck" konfrontiert, der sie mit sich selbst konfrontiert, der ihnen sprichwörtlich den Spiegel vorhält, der ihnen hilft ihren Balast abzuwerfen und so die Möglichkeit zu bekommen unbeschwerter zu leben. Gepäck ist hierbei nicht gleichzusetzen mit Koffer, was auch die Drei erst begreifen müssen. Gepäck ist hier vielmehr seelische Belastung, Stress, Wut, Leistungsdruck, oder mangelndes Selbstwertgefühl. Das Buch wimmelt nur so vor Anspielungen und Metaphern.

Der Autor, David Rawlings, legt einen Schreibstil an den Tag, den man vielleicht nicht unbedingt von einem Sportjournalisten erwartet hätte. Er schreibt sehr leicht, eingängig, hat ein gutes Händchen für Ironie und Humor, ergeht sich ganz selbstverständlich in philosophische Betrachtungen, ohne dabei zu trocken, oder auch kitschig rüber zu kommen. Seine Figuren haben, trotz der Kürze des Buches, eine extreme Tiefe und Präsenz. Der Leser entwickelt Empathie, erkennt sich vielleicht sogar selbst in der ein oder andere Szene wieder, kommt ins Grübeln, durchlebt mit den Figuren die verschiedensten Emotionen. Mir selbst standen kurz die Tränen in den Augen.

Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen, wie wahr dieser Satz doch ist, verdeutlicht in dieser Geschichte ein schwerer Koffer, im echten Leben ist es nicht ganz so einfach zu erkennen. Das Buch regt dazu an über den Ballast, den wir mit uns rumschleppen nachzudenken, zu erkennen, dass es uns damit nicht gutgeht, das es aber wichtig ist, das Kind beim Namen zu nennen und das man bereit sein muss für eine Veränderung, man muss sich eben um sein Gepäck kümmern und das kann man nur selbst, das nimmt einem Niemand ab. Der Autor gibt diesen Denkanstoss eher beiläufig, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne wissenschaftliches Kauderwelsch, in einfachen, aber deutlichen Worten.

Das Buch ist nun natürlich kein Sachbuch, kein psychologischer Leitfaden, es ist eine wunderbare Geschichte, in der man so viel Wahrheit für sich finden kann, wenn man sich darauf einlässt. Und wenn man gerade einmal am Nachdenken und Philosophieren ist, kann man ja im Nachhinein noch über die Denkanstöße grübeln, die der Autor am Ende des Buches zu den einzelnen Kapiteln angefügt hat. Für mich war dieses Buch ein Vergnügen.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Ein Muss für Fans

Doctor Who Monster-Edition 1
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Ich bin relativ spät Fan von Doctor Who geworden. Freunde haben immer davon geredet und irgendwann hab ich angefangen die Serie zu schauen und was soll ich sagen, es war Liebe. Ein Buch mit dem Doctor ...

Ich bin relativ spät Fan von Doctor Who geworden. Freunde haben immer davon geredet und irgendwann hab ich angefangen die Serie zu schauen und was soll ich sagen, es war Liebe. Ein Buch mit dem Doctor habe ich bis dato aber noch nicht gelesen, das hier war eine Premiere für mich.

Das Buch ist Teil einer Reihe von Originalromanen, in denen die berühmtesten Monster aus dem Doctor Who Universum in Szene gesetzt werde. Welches ist das Monster, das Whovians als erstes in den Sinn kommt, das ultimative Monster, der Erzfein des Doctors? Natürlich, die Daleks. Diese Mischung aus mutiertem Alien und Kampfmaschine, absolut gnadenlos, mit nur einem Ziel - eliminieren.

Der Autor legt sein Buch bewusst zeitlich nicht fest, so kann man es völlig separat von der Serie betrachten. Allerdings erläutert der Autor im Vorwort, dass in der Geschichte der zehnte Doctor, gespielt von David Tennant, unterwegs ist und so hat man beim Lesen ein entsprechendes Bild im Kopf. Trotz dieser Grundlage hatte ich manchmal Schwierigkeiten die Serienfigur mit der im Buch in Einklang zu bringen. Gerade bei den Dialogen gab es manchmal Abweichungen, die nicht zum Seriendoctor passen. Vielleicht ist das aber auch nur mir so geganngen.

Die Geschichte beginnt recht typisch. Der Doctor landet ungewollt auf einem verlassenen Planeten und gerät durch seine Neugier in Schwierigkeiten. Hilfe bekommt er durch die zusammengewürfelte Crew eines Raumschiffs, dass auf Treibstoffsuche ist. Wie meist in der Serie wird die skurile Truppe unfreiwillig zu Kameraden des folgenden Abenteuers.

Die Geschichte ist spannend erzählt, die Figuren sind speziell und fantasievoll. Im Mittelteil wird es etwas ruhiger um dann rechtzeitig zum Ende hin aufzudrehen. Wie oft bei Doctor Who gibt es nicht nur witzige Szenen, sondern auch ganz viel Tiefgründigkeit und Stoff zum nachdenken. Letzendlich ist der Doctor Held und tragische Figur in einer Person, immer unterwegs um die Menschen zu retten.

Wer Fan des Doctors ist, muss dieses Buch lesen und wird es mit Sicherheit lieben. Wer den Doctor noch nicht kennt findet hier den perfekten Einstieg in die Kompexilität des Doctor Who Universums. Es gibt nicht gleich die volle Dröhnung an Informationen, aber genug um neugierig zu werden, so kann man sich langsam rantasten. Der Autor hat einen guten Job gemacht, eine Geschichte in Tradition der original Fernsehserie, die alten Fans neues Futter bietet und neue Fans für die Serie begeistert. Bin gespannt auf das nächste Buch der Monster Edition.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Erfrischend

Das Eulenhaus
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Das Eulenhaus ist das Landhaus der extravaganten Lady Lucy und wird an diesem Wochenende zum Schauplatz eines illustren Treffens von Familienmitgliedern und guten Freunden. Auch Hercules Poirot, neuer ...

Das Eulenhaus ist das Landhaus der extravaganten Lady Lucy und wird an diesem Wochenende zum Schauplatz eines illustren Treffens von Familienmitgliedern und guten Freunden. Auch Hercules Poirot, neuer Nachbar, ist zum Essen geladen , allerdings erwartet ihn statt eines köstlichen Essens eine Leiche am Pool, hindrapiert wie in einer Theaterinszenierung, die Täterin, noch mit der Waffe in der Hand, direkt daneben. Der Fall scheint einfach, aber wer öfter Krimis liest und die von Agatha Christie im Besonderen, der weiß, einfach ist es selten.

Das Buch beginnt direkt mit einer sehr intensiven Einführung der vielen verschiedenen Personen. Hier ist es nicht unbedingt einfach den Überblick zu behalten, besonders bei den verwirrenden Familienverhältnissen. Agatha Christie liefert hier einen sehr speziellen und präzisen Blick auf die verschiedenen Charaktere. Poirot selbst, sonst immer die unangefochtene Hauptfigur, tritt erst etwas später in Erscheinung, generell ist er in diesem Buch nicht so präsent, wie man es aus anderen Büchern gewöhnt ist.

Das Buch liest sich sehr rasant, die Ereignisse erfordern eine gewisse Aufmerksamkeit vom Leser. Die eigentliche Ermittlung ist eingebettet in die Verstrickungen und kleinen Tragödien innerhalb der Familie. Und was das für eine Familie ist, allen voran die köstliche Lady Lucy. Poirot agiert diesesmal eher untypisch, aber gerade das macht die Geschichte sympathisch, wissen wir doch als treue Leser, wie anstrengend er manchmal sein kann.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Perrot ermittelt

Mitternachts Soirée
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Wenn Madam Elsa ein Fest ausrichtet, dann kann man sich immer auf einen Wow Effekt freuen und so ist auch Perrot hoch erfreut, als er eine Einladung zu Madam Elsas Mitternachts Soiree bekommt. Gleich zu ...

Wenn Madam Elsa ein Fest ausrichtet, dann kann man sich immer auf einen Wow Effekt freuen und so ist auch Perrot hoch erfreut, als er eine Einladung zu Madam Elsas Mitternachts Soiree bekommt. Gleich zu Beginn wird er aber das Gefühl nicht los, dass sich etwas hinter den Kulissen zusammenbraut und tatsächlich, im Laufe des Abends bricht ein älterer Herr tot zusammen, den Namen der Gastgeberin auf den Lippen. Die anwesenden Gäste vermuten ein tragisches Unglück, doch Perrot und Inspector Jeff sind da nicht so sicher.

Wer C'rysta Winters erstes Buch nicht kennt, wird jetzt verwundert sein ob der Ähnlichkeit der Namen ihrer Hauptfiguren mit denen aus den bekannten Krimis von Agatha Christie. Eine Ähnlichkeit ist durchaus gewollt, die Autorin huldigt ihrem Idol, indem sie die Geschichte in die heutige Zeit holt und den fiktiven Enkel des berühmten Hercules Poirot ermitteln lässt. Die Geschichte ist natürlich an das literarische Vorbild angelehnt und biete Fans viele Parallelen, trotzdem sollte man das Buch nicht als Imitation, sondern eigenständig betrachten.

Der Schreibstil der Autorin ist leicht und eingängig, ich persönlich brauchte aber erstmal einige Seiten, um in der Geschichte anzukommen, das ist auch der speziellen Art der Hauptfigur Perrot und deren Charakter geschuldet. Die Geschichte läuft im klassischen Stil ab und könnte so auch ein Szenario aus dem Spiel Cluedo sein, wer tötete den wen im Salon. Liebhaber moderner Thriller werden das wohl eher nicht mögen, das Blutvergießen und die Aktion hält sich in Grenzen, stattdessen laufen die Ermittlungen über Zeugenbefragungen, Beobachtung der verschiedenen Personen und das Erkennen von versteckten Details. Letzendlich beruht die Lösung darauf, die richtigen Zusammenhänge zu erkennen, die kleinen grauen Zellen richtig einzusetzen.

Die Autorin schafft es gut Spannung aufzubauen, falsche Spuren zu legen und den Leser zu verwirren. Es macht unglaublich Spaß während der Geschichte mitzukriminalisieren und sich auf Mördersuche zu begeben. Liebhaber klassischer Krimis werden voll auf ihre Kosten kommen, denn man vergisst beim lesen glatt, das die Geschichte nicht 1920 spielt. Die Autorin schafft es tatsächlich die Atmosphäre und die Sprache dieser Zeit in die Moderne zu bringen und damit hebt sich das Buch auch ab von dem, was derzeit Ähnliches zu finden ist und meist dem Genre Cosy Krimi zugeordnet wird.

Achille Perrot löst mit diesem Buch bereits seinen zweiten Fall. Ich finde man kann das Buch auch gut unabhängig davon lesen, allerdings werden in der ersten Geschichte einige Details zu Achilles Herkunft erwähnt und so ist seine Figur einfach noch besser zu verstehen.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Selbstfindung

COMING HOME
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Ich leide unter Höhenangst, eine Achterbahn, ein Riesenrad, der Horror für mich. In einem Klettsrwald bleib ich lieber am Boden, eine Hängebrücke seh ich mir aus der Ferne an und auf das Empire State Building ...

Ich leide unter Höhenangst, eine Achterbahn, ein Riesenrad, der Horror für mich. In einem Klettsrwald bleib ich lieber am Boden, eine Hängebrücke seh ich mir aus der Ferne an und auf das Empire State Building werd ich wohl auch nicht rauf gehen. All das ist jetzt zwar blöd, schränkt mein Leben aber nur recht minimal ein. Ganz anders bei Ji, das junge Model ist nach einem Sturz auf dem Laufsteg traumatisiert und leidet seitdem unter extremer Agoraphobie. Es ist ihr nicht möglich die Wohnung zu verlassen, geschweige denn, sich der Haustür zu nähern. Den ganzen Tag verbringt sie damit auf ihren Mann zu warten und ihm mit erschreckendem Perfektionismus den Haushalt zu führen.

Die Autorin beschreibt zu Beginn ihrer recht kurzen Geschichte, einen Abend im Alltag von Ji, der Ehemann, erfolgreicher und gestresster Unternehmer kommt nach Hause, der Tisch ist gedeckt, das Essen vorbereitet, alles perfekt geplant. Der Leser wird Zeuge der ehelichen Idylle, merkt aber recht schnell, das in diesem Haushalt Idylle ein Fremdwort ist. Das Geschehen verfolgt man durch die Augen von Ji, man teilt ihre Empfindungen und ihre Gedanken und die Geschichte geht scheinbar in eine klar vorhersehbare Richtung.

Die Geschichte kommt mit wenigen Figuren aus, wobei der Fokus natürlich auf Ji liegt. In wenigen Sätzen schafft es die Autorin ihre Figur zu umreißen und zu charakterisieren Ihre Ängste werden ebenso bewegend dargestellt, wie ihre innere Zerrissenheit, sie weckt die verschiedensten Emotionen beim Leser. Passend zu ihrem teilweise unerklärlichen Verhalten hat auch die Geschichte etwas unerklärliches, man spürt quasi, dass etwas nicht stimmt, ohne das man dieses Gefühl greifen könnte. Sehr geschickt manipuliert die Autorin nicht nur ihre Figur, sondern eben auch den Leser.

Das Buch ist im SiFi Genre angesiedelt, obwohl anfangs recht wenig darauf hinweist. Das Buch könnte auch einfach eine komplizierte Ehesituation beschreiben, das ist zwar Anfangs verwirrend, wid aber zum Ende hin immer klarer. Schlussendlich schließt sich der Kreis, die Geschichte wird rund, alle Fragen werden geklärt, Knoten lösen sich auf und rückblickend ergibt plötzlich alles einen Sinn. Obwohl das Ende auch ein völlig anderes hätte sein können, passt alles. Der Titel des Buches erklärt sich im Nachgang ebenso, wie auch das Cover, das für die Story nicht passender hätte sein können.

Obwohl die Geschichte in diesem begrenzten Rahmen wunderbar funktioniert, bietet sie noch viel Raum, ich hätte mit Begeisterung noch hundert/zweihundert Seiten mehr gelesen. Die Autorin hat ein Setting geschaffen, dass mich persönlich auf verschiedenen Ebenen anspricht, gleich mehrere meiner Lieblingsgenre bedient und mich auch im Nachgang noch beschäftigt. Bin gespannt, was da noch kommt.

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