Es läuft nicht glatt bei Melzers
Das Erbe der TuchvillaNachdem Paul aus dem Krieg zurückgekehrt ist, hat er die Geschäfte der Melzerschen Tuchfabrik übernommen. Auch wenn in der Tuchfabrik ein wenig gespart werden muss, geht es allen, die hier leben, doch ...
Nachdem Paul aus dem Krieg zurückgekehrt ist, hat er die Geschäfte der Melzerschen Tuchfabrik übernommen. Auch wenn in der Tuchfabrik ein wenig gespart werden muss, geht es allen, die hier leben, doch recht gut im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, die Hunger leiden müssen, denn der Wert des Geldes sinkt von Tag zu Tag. Nachdem Marie lange Verantwortung für die Fabrik und die Arbeiter übernommen hatte, ist sie nun nicht ganz zufrieden mit ihrem Dasein als Ehefrau und Mutter. Daher ist sie überglücklich als ihr Paul ein Modeatelier einrichtet. Mit Enthusiasmus stürzt sie sich in die Arbeit. Alicia stellt eine Gouvernante für die Kinder ein, damit beweist sie aber wenig Feingefühl, denn Serafina von Dobern, eine Freundin von Pauls Schwester Elisabeth, ist nicht nur bei Marie und Kitty sehr unbeliebt, sondern auch beim Personal. Die von Dobern zeigt dann auch mit ihren Erziehungsmethoden und ihren Intrigieren, dass man sich vor ihr in Acht nehmen muss. Das treibt zunächst Kitty mit ihrer Tochter aus dem Haus und später auch noch Marie, die sich von Paul nicht verstanden fühlt, als Bilder ihrer Mutter auftauchen. Aber auch Elisabeth im fernen Pommern hat mit einigen Problemen zu kämpfen, so dass sie wieder zurück in die Tuchvilla kommt.
Nach den Vorgängerbänden „Die Tuchvilla“ und „Die Töchter der Tuchvilla“ ist es beim Lesen dieses Buches fast so, als würde man zurück in den Kreis der Familie kommen.
Der Schreibstil liest sich sehr schön flüssig und ist an die damalige Zeit angepasst. Die Charaktere sind alle sehr gut und individuell ausgearbeitet. Alicia ist das Oberhaupt dieser Familie und mit ihrer Entscheidung für die Einstellung von Serafina als Gouvernante bringt sie einigen Wirbel in die Familie. Kitty ist kapriziös wie eh und je und Paul ähnelt von seinen Einstellungen her immer mehr seinem Vater. Außerdem geht er Konflikten gerne aus dem Weg. So kommt es zwischen ihm und Marie zu Missverständnissen und Streit. Marie zieht zu Kitty und erwartet von Paul Entgegenkommen. Die beiden müssen lernen, dass man Kompromisse schließen muss. Elisabeth hat sich das Leben in Pommern sehr schön vorgestellt mit Mann und Verehrer und muss feststellen, dass Sebastian ein Mann mit Prinzipien ist.
Bunt und unterhaltsam geht es auch in den Personalräumen zu. Die resolute Köchin Fanny Brunnenmayer hat mir dabei am besten gefallen, denn sie kann nicht nur hervorragend kochen, sondern hat auch ein Herz für andere.
Das Ende dieser Geschichte war vorauszusehen, aber das ist nicht schlimm, denn der Weg dorthin war unterhaltsam und interessant. Aber obwohl mir das Buch wieder gut gefallen hat, ist es für mich der schwächste Band dieser Trilogie, denn am Ende ging mir alles ein wenig zu glatt und zu schnell.
Eine unterhaltsame Familiengeschichte.