Die Leiden der jungen Fourniers
Inhalt: Iason und Vincent, die beiden titelgebenden „Brüder Fournier“, wachsen in den 1970ern in einem kleinen belgischen Vorort auf. Während Iason ein Stürmer und Dränger ist, zieht sich Vincent eher ...
Inhalt: Iason und Vincent, die beiden titelgebenden „Brüder Fournier“, wachsen in den 1970ern in einem kleinen belgischen Vorort auf. Während Iason ein Stürmer und Dränger ist, zieht sich Vincent eher in sich selbst zurück. Doch gerade Iasons Werdegang ist nicht konfliktfrei: Er hat Probleme, seine Umwelt richtig wahrzunehmen und zu verstehen, wodurch er bei Gleichaltrigen aneckt und schrittweise auf eine schiefe Bahn gerät.
Persönliche Meinung: Der Kriminalroman „Die Brüder Fournier“ geht andere Wege als der klassische Krimi. Er beginnt mit der Festnahme Iasons. Dabei werden die Leserinnen im Unklaren gelassen, weshalb Iason festgenommen wird bzw. ob er schuldig ist. Wir kennen also den Verdächtigen, den potenziellen Täter, nicht aber die Tat. Dieser Aspekt wird konsequent in der Handlung durchgesetzt: Sie behandelt das Heranwachsen des Jungen, lange bevor er festgenommen wird. Interessant ist dabei, dass die Leserinnen einen detaillierten Blick in die Psyche eines Menschen bekommen, der irgendwie nicht in die dörfliche Gemeinschaft zu passen scheint. Nicht die Tat steht im Fokus des Romans, sondern der spätere Verdächtige – mit all seinen Stärken, Schwächen, Irrungen und Wirrungen. Wie das Iasons Verhalten allerdings insgesamt zu bewerten ist, bleibt den Leser*innen überlassen, was auch daran liegt, dass die Erzählfigur bisweilen unzuverlässig (nicht negativ wertend gemeint) ist. Bei „Die Brüder Fournier“ handelt es sich um einen Roman, der Gattungsgrenzen überschreitet: Er ist Krimi, Coming-of-Age-Roman, Psychogramm, Drama und Sittengemälde zugleich.