Das ist die Kölner Luft - mit Parfum-Duft!
Die LilienbrautSchon die Ansiedlung des neuen Romans von Teresa Simon machte mich neugierig - nirgendwo anders als in meiner Heimatstadt Köln spielt die Geschichte der Lilienbraut und das in einer sehr unbarmherzigen ...
Schon die Ansiedlung des neuen Romans von Teresa Simon machte mich neugierig - nirgendwo anders als in meiner Heimatstadt Köln spielt die Geschichte der Lilienbraut und das in einer sehr unbarmherzigen Zeit, nämlich während des Zweiten Weltkriegs. Wobei es wie immer bei dieser Autorin auch einen Erzählstrang gibt, der in der Gegenwart stattfindet.
Hier treffen wir die Niederländerin Liv, die mit ihrem kleinen Söhnchen frisch nach Köln gezogen ist und im Stadtteil Ehrenfeld einen Parfumladen eröffnet hat. Rasch lernt sie ihre Umgebung kennen und freut sich, dass viele Kölner ihr offen und ausgesprochen hilfsbereit begegnen. Aber längst nicht alle! Bald schon muss sie einen ganz besonders fiesen und heimtückischen Angriff auf ihren Laden hinnehmen und alles deutet mehr und mehr auf eine Verbindung in die Vergangenheit. Denn warum hat Livs kürzlich verstorbene Tante, der sie den Geldsegen für die Gründung des Ladens verdankt, wohl darauf bestanden, dass Liv diesen in Köln einrichtet?
Schauen wir zurück in die Vergangenheit, landen wir in einer für Köln ganz besonders schweren Zeit, war es doch die Stadt, die von allen in Deutschland am häufigsten bombardiert wurde und zwar in allen Phasen des Krieges. Nellie Voss lebt mit Mutter und Bruder in Ehrenfeld und hat eine Anstellung in der rennomierten Parfumerie 4711 ergattert. Ihre Mutter betreibt eine kleine Kneipe, in der sie abends hilft. Wie so viele Kölner sind die Vossens fromme Katholiken und besuchen regelmäßig den Gottesdienst. Und gerade dort trifft Nellie ihre große Liebe.
Peu à peu bewegen sich beide Erzählstränge geschickt aufeinander zu, um sich kurz vor dem Finale geschickt miteinander zu verbinden. Gut getroffen ist hier sowohl der besonders offene Geist der Kölschen sowie die multikulturelle Veedels-Atmosphäre, die gerade in Ehrenfeld auch "in echt" ausgesprochen präsent ist. Als bemerkenswert empfinde ich die lebendigen Darstellungen Kölns, insbesondere Ehrenfelds in Vergangenheit und Gegenwart - hier hat die Autorin, die selbst keine Kölnerin ist, voll ins Schwarze getroffen - das muss man erst mal hinbekommen!
Allerdings hätte sie ihr Personal aus meiner Sicht nicht auf Kölsch sprechen lassen sollen, denn da passt so einiges nicht. Ich selbst bin auch nicht sattelfest und halte mich in der Regel zurück, kann Fehler aber erkennen.
Zudem ist bei einer derart erfolgreichen Autorin wie Teresa Simon davon auszugehen, dass sich nicht nur Leser an das Buch wagen, die Köln und seine Eigenarten kennen - hier hätten einige Begriffe wie bspw. "Köbes" genauer erläutert werden können. Aber all das hat mein Lesevergnügen nur minimal einschränken können - insgesamt hatte ich viel Freude mit und Liv, Nellie und allen anderen, auch wenn der Roman schon aufgrund der Thematik nicht gerade leichtfüßig daherkommt!