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Veröffentlicht am 30.05.2020

Langweilig

DUNKEL
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Hulda Hermannsdottir ist eine Kommissarin der alten Schule, heißt es. Langsam, aber gewissenhaft. Leider sind diese Eigenschaften nichts mehr wert, sie soll Platz für einen jungen, hochgepuschten Kollegen ...

Hulda Hermannsdottir ist eine Kommissarin der alten Schule, heißt es. Langsam, aber gewissenhaft. Leider sind diese Eigenschaften nichts mehr wert, sie soll Platz für einen jungen, hochgepuschten Kollegen machen. Wenn sie will, so sagt ihr Chef, kann sie sich einen alten Fall aussuchen, den sie in den letzten Tagen vor ihrer Pension noch bearbeiten kann. Das tut Hulda auch, sie geht dem Fall einer toten Asylbewerberin nach, der ihrer Meinung nach nicht anständig abgeschlossen wurde. Bei ihren Nachforschungen merkt sie, dass sie damit wohl recht hatte, denn es gibt einen skrupellosen Mörder, der noch immer frei herumläuft.

Einer der besten Krimis/Thriller seit 1945 und preiswürdig und was weiß ich noch. Woher kommen die Lobhudeleien? Der Fall selbst ist so lahm wie eine Ente, der in den Flügel geschossen wurde. Alles ist depressiv und deprimiert. Warum Hulda als mega Kommissarin bezeichnet wird, ist mir ebenso rätselhaft, sie stochert ständig im Dunkeln und trampelt wie ein Elefant im Porzellanladen herum. Es gibt zwei Nebenstränge - einmal einen völlig sinnlosen aus der Vergangenheit, der absolut keinen Mehrwert für das Buch hat und einmal einen, in dem wir Opfer und Täter begleiten. Vielen Dank, dass mir dadurch schon klar wurde, wer der Täter ist, diese Information aber der Kommissarin nicht bekannt war. Langweilig. Einfach langweilig. Davon abgesehen war mir Hulda, trotz dessen, dass sie zweifellos viele Ungerechtigkeiten in ihrem Job erfahren musste, sehr unsympathisch. Ihre Denkweise empfand ich als egoistisch und wenig vertrauenseinflößend. Und das Ende war einfach nur mies, kann man nicht anders sagen. Den Rest der Trilogie erspare ich mir.

Veröffentlicht am 27.05.2020

Alice im Geisterdorf

Das Dorf der toten Seelen
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Vor sechzig Jahren verschwanden in einem kleinen, abgelegenen Ort alle Einwohner - gefunden wurden nur noch eine an einem Pfahl gefesselte, zu Tode gesteinigte Frau und ein Baby.

Alice, die Enkelin von ...

Vor sechzig Jahren verschwanden in einem kleinen, abgelegenen Ort alle Einwohner - gefunden wurden nur noch eine an einem Pfahl gefesselte, zu Tode gesteinigte Frau und ein Baby.

Alice, die Enkelin von jemandem, der einst in diesem Dorf gelebt hat, möchte jetzt einen Film über dieses Dorf drehen und sie hat es geschafft, ein Team und etwas Ausrüstung aufzubringen. Noch bevor sie dort ankommen, merken sie, dass ihre Handys nicht mehr funktionieren - auch die mitgebrachten Walkie Talkies haben immer wieder seltsame Störungen. Schon nach einem Tag geschieht ein Unfall, eines ihrer Autos explodiert und sie müssen sich zugestehen: Sie sind nicht allein in dem Geisterdorf. Bald gibt es Tote ...

Mit dieser Prämisse wurde zwar das Rad nicht neu erfunden, aber es ist trotzdem eine spannende Sache - oder sollte es zumindest sein. Die Autorin hat es nicht geschafft, einen Spannungsbogen aufzubauen, was auch an der suboptimal gewählten Protagonistin liegt. Alice kann keine Geschichte tragen; sie ist zickig, anstrengend und verliert ständig die Nerven. Von Sympathie konnte da keine Rede sein. Auch die anderen Mitwirkenden sind wenig geeignet, wirklich Interesse aufkommen zu lassen. Lediglich Elsa - aus dem Erzählstrang von 1959 - schaffte es, Wohlwollen zu erregen. Das wäre alles nicht so problematisch, wenn die Geschichte wenigstens zu einem logischen und nachvollziehbaren Ende gelangen würde, aber was uns die Autorin hier präsentiert, ist entweder Unfähigkeit, einen glaubwürdigen Schluss zu präsentieren oder sie dachte sich: Ach, egal. Bei dem Nachnamen werde ich eh gelesen, da brauche ich mir um Logik nun wirklich keine Gedanken zu machen. Selbiges gilt für das Buch - darum muss man sich keine Gedanken mehr machen, sondern kann es gleich nach dem Zuklappen wieder vergessen.

Veröffentlicht am 05.05.2020

Warteschlange

Das Tor
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In einem arabischen, totalitären Staat brauchen die Menschen für alles, was sie sind und tun wollen, eine Erlaubnis. Diese bekommen sie vom Tor beziehungsweise dem, was sich vielleicht oder auch nicht ...

In einem arabischen, totalitären Staat brauchen die Menschen für alles, was sie sind und tun wollen, eine Erlaubnis. Diese bekommen sie vom Tor beziehungsweise dem, was sich vielleicht oder auch nicht dahinter befindet. Alle Gesetzte, alle Ge- und Verbote werden dort erlassen. Also stellen sich die Menschen dort an, Tag für Tag und Nacht für Nacht, um darauf zu warten, dass sich dieses Tor öffnet. Doch es passiert einfach nichts und für viele dort in der Warteschlange läuft nicht nur bildlich gesehen die Zeit langsam ab ...

Was hätte man aus diesem Buch machen können. Ja, vielleicht hätte eine wuchtige, bildgewaltige Erzählweise nicht zu der Resignation, der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit der Leute gepasst, auch nicht zu den teils absurden Befehlen und Gesetzen, die vom Tor erlassen wurden. Wir befinden uns in völliger Depression, denn niemals erhalten die Menschen das, was sie wirklich brauchen. Aber wäre Aziz eine Meisterin leiser Töne, so hätte sie ihre Leser trotzdem mit voller Breitseite erwischt, verwundet wie ihren Protagonisten Yahya und möglicherweise umgehauen. Stattdessen schreibt sie in einer distanzierten, nahezu gelangweilten Weise, die das Lesen anstrengend macht und keine Nähe zu ihren Protagonisten zulässt. Es gibt durch die beinahe durchweg indirekte Rede keine Dynamik, keine eigene Stimme für all ihre Geschöpfe, sie wechselt innerhalb der Szenen einfach mal die Perspektive und zeichnet sich meiner Meinung nach nicht durch solides Handwerk aus. Schon allein durch das Thema hätte dieses Buch ein großer Wurf werden können, ja müssen, doch alles, was man nach dem Beenden des Buches in den Händen zu halten glaubt, ist höchstens ein Entwurf, ein erstes Manuskript, kein ausgearbeitetes Werk. So viel Potenzial verschenkt. Schade.

Veröffentlicht am 17.04.2020

Ende im Gelände

London Dark: Die ersten Fälle des Scotland Yard - Folge 03
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Cluskey überlebt seinen Abstecher in die Drogenhöhle mit schweren Verletzungen und braucht vier Monate, um wieder halbwegs auf die Beine zu kommen. Doch schon ist er in die nächste Sache verwickelt. Eine ...

Cluskey überlebt seinen Abstecher in die Drogenhöhle mit schweren Verletzungen und braucht vier Monate, um wieder halbwegs auf die Beine zu kommen. Doch schon ist er in die nächste Sache verwickelt. Eine orientalische Schönheit spricht ihn bei einem Spaziergang an, outet sich als seine Retterin und hinterlässt kryptische Andeutungen. Noch in derselben Nacht wird Cluskey von seinem ehemaligen Kollegen Winterhorn gebeten, ihn zu einem schrecklichen Tatort zu begleiten, der wirkt, als wäre dort ein Ritual vollzogen worden. Ihm kommt ein Verdacht: Können seine seltsame Begegnung mit der exotischen Frau und diese Tat zusammenhängen?

Das war's für mich endgültig mit dieser Serie. So recht spannend, wie sich meine Zusammenfassung liest, ist es keineswegs, im Gegenteil. Mal davon abgesehen, dass diese "Fälle" immer an völlig unpassender Stelle enden - nein, keine Cliffhanger, einfach mal nur die letzten fünf Minuten von CD 2 auf diesen Teil gepackt, was gleich mal gar keinen Sinn ergibt. Dann stellt sich Cluskey mittlerweile als unerträglich arroganter, unfähiger Typ heraus, der nichts, aber auch gar nichts aus dem lernt, was ihm bisher geschehen ist, aber alle bewundern ihn für seine Klugheit und Cleverness. Nein, er ist wirklich, wirklich ein dummer Mann, den ich niemals in irgendeiner Polizeitruppe haben wollte, wenn ich was zu sagen hätte. Und für mich ist mit dieser Folge die Serie beendet.

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Veröffentlicht am 22.01.2020

Hellsehen für Anfänger

Das Labyrinth von London
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Zuerst einmal: Vergesst diesen dümmlichen Klappentext. Der hat mit der Handlung so viel zu tun wie ein Einhorn mit dem Reparieren von Uhren. Wahrscheinlich möchte man auf den Aaronovitch-Zug aufspringen, ...

Zuerst einmal: Vergesst diesen dümmlichen Klappentext. Der hat mit der Handlung so viel zu tun wie ein Einhorn mit dem Reparieren von Uhren. Wahrscheinlich möchte man auf den Aaronovitch-Zug aufspringen, aber so funktioniert das eher schlecht.

Alexander Verus ist ein Magier, der in London lebt. Ein echter, keiner, der so Geldmünzen hinter Ohren oder Hasen aus Zylindern hervorholt. Er ist Hellseher, kann also gewisse Sachen aus der Zukunft sehen. Eines Tages fällt ihm nicht nur ein sonderbares Artefakt in die Hände, aus dem er nicht schlau wird, sondern ihn sucht auch jemand vom Rat auf, um ihn für einen seltsamen Job anzuheuern. Da Alex und der Rat nicht auf besten Fuß stehen, lehnt er ab. Nur kurz darauf erhält er dasselbe Angebot von der Magier-Mafia, das er fast noch schwerer ablehnen kann. Alles läuft am Ende darauf hinaus, dass zwei Parteien etwas Mächtiges beherrschen wollen und Alex samt seiner Freundin Luna mitten ihnen stehen.

Ich mag Magier. Ich lebe quasi in Hogwarts und amüsiere mich immer wieder mit Peter Grant in London. Kein Wunder also, dass ich auch zu diesem (Hör)Buch greifen musste. An und für sich sind die Ideen auch sehr cool. Ein Magier mit Zauberladen, eine nähende Riesenspinne von der Größe und dem Gewicht eines Kleinwagens, ein Luftelementar, den man gelegentlich als Taxi nehmen kann, der Fluch einer jungen Frau und ein Tarnumhang, den Alex wahrscheinlich von Harry geklaut hat. Soweit, so gut.

Kaputtgemacht wird das Ganze durch ewiges Drumherumlabern. Selten habe ich so viele nichtssagende Dialoge gehört, die nicht auf den Punkt kamen und wo Fragen gestellt wurden, die schon beim ersten Satz beantwortet waren. Dann hat der Autor scheinbar nicht begriffen, dass in Actionszenen auch etwas Wichtiges vorkommen muss: nämlich Action! Man kann während einer gefährlichen Szene nicht erst ausführlich darüber dozieren, warum dieses oder jenes funktioniert (oder auch nicht). Wenn man das nicht vorher unauffällig im Fließtext untergebracht hat, hat man seinen Job irgendwie verfehlt. Ich könnte jetzt noch ewig selbst darüber dozieren, warum dieses Buch zumindest für mich so gar nicht funktioniert hat, aber dann wäre ich kaum besser als Jacka. Zumindest den Sprecher trifft keine Schuld. Er und der völlig verpeilte Luftelementar waren meine Highlights in dem Hörbuch.