In der Gaslightlane steht ein Haus, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht, sagt man. Denn bereits vor zehn Jahren wurden die Hausbesitzer samt Angestellter brutal ermordet. Die Täterin: angeblich eines der Hausmädchen. Nun fand wieder ein Mord statt in der Gaslight Lane und wieder wurde der Hausbesitzer brutal ermordet. Das kuriose daran: alle Türen waren verschlossen, von innen. Doch dann kommt die Tochter des Hausbesitzer auf Sidney Grice zu und bittet diesen, gemeinsam mit seinem Mündel March Middleton, den Fall zu untersuchen. Ein Fall, der den gewitzten Detektiv reizt.
Meine Meinung
Das Cover des Buches erweckt auf jeden Fall Aufmerksamkeit und es passt richig gut zum Krimi. Auch der Einstieg fiel mir hier sehr leicht und das obwohl ich ja eher selten historische Krimis lese. Doch M.R.C Kasasian hat einen wirklich einnehmenden Schreibstil, der sich vom Ton her durchaus an die Zeit, in der das Buch spielt, anpasst. Trotzdem liest es sich leicht und flüssig und auch mit einem gewissen Humor. Übrigens war das mein erstes Buch des Autors und auch als Quereinsteiger hatte ich hier keine allzu großen Probleme mit dem Inhalt, auch wenn ich die ein oder andere Frage zu den Charakteren im Kopf habe. Für den Fall an sich spielte das jedoch keine Rolle.
Der Krimi spielt im Jahre 1872 und auf eine gewisse Art wurde ich ein wenig an Sherlock Holmes erinnert, wenn auch an einen sehr ironischen und eigensinnigen Holmes, was bei mir wohl eher mit der Atmosphäre, die das Buch erzeugt, zusammenhängt. Im großen und ganzen ist es spannend gehalten, sehr geheimnisvoll und hat, gerade in den Szenen in der Gaslight Lane, eine etwas Gänsehaut bereitende Stimmung. Man braucht aber auch ein wenig Ruhe und Geduld beim Lesen, denn Ermittler Sidney Grice analysiert jede kleinste Kleinigkeit, was es hin und wieder ausschweifend, jedoch nicht langweilig, werden lässt.
Eines ist dem Autor auf jeden Fall gelungen, nämlich die Zeit rund um 1872 zu beschreiben. Beim Lesen fühlte ich mich direkt ins London dieser Zeit versetzt, ich konnte den Schmutz riechen, die Ladys in ihren Kleidern sehen und die Kutschen durch die Straßen poltern hören.
Erzählt wird der Krimi in der Ich-Form durch Sidney Grices Mündel March Middleton. Hin und wieder bekommt man aber auch einen Blick auf die Gedankengegänge des Täters, die dazu einladen, mitzurätseln und seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Sidney Grice ist ein sehr ungewöhnlicher und auch absolut eigener Charakter, bei dem ich hin und hergerissen war, ob ich ihn mag oder ob ich ihn Ohrfeigen wollte. So ein bisschen kam er mir vor wie ein Sebastian Bergman (Hjorth und Rosenfeldt) des 19. Jahrhunderts, griesgrämig, eigensinnig und ganz schön skuril. Gerade aber diese Art ließ mich so manches Mal kopfschüttelnd schmunzelnd. Trotzdem ist er wirklich ein passionierter Ermittler aus Leidenschaft und geht den Geheimnisse bis ins kleinste Detail auf den Grund.
March Middleton ist ebenfalls ein ganz besonderer Charakter, denn eine “Lady” ihrer Zeit ist sie auf jeden Fall nicht, will es auch gar nicht sein. Mir hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen, wie sie mit Sidney Grice umgeht, denn sie lässt sich nichts von ihm gefallen und gibt ihm so manches Mal spitzfindige Antworten.
Allein schon wegen diesen beiden ist der Krimi absolut lesenswert, doch auch die Zeichnung der Nebencharaktere ist dem Autor absolut gelungen. Ganz besonders gut gefallen hat mir Molly, Grices’ Hausmädchen und ihre Art muss man einfach selbst erleben. Auch sie sorgt hier für einige Schmunzler und lockert den etwas steifen, britischen Stil auf.
Inhalt
Wer historische Krimis mit dem passenden Flair mag, wird hier bestimmt das passende Buch finden. Doch auch mir, sowohl Seiteneinsteiger als auch eher moderne Krimis und Thriller mögende Leserin, hat das Buch sehr gut gefallen. Zwischendurch wurde es mir zwar ein kleines bisschen zu ausschweifend, aber es fiel mir trotzdem leicht, weiterzulesen. Allein die beiden Ermittler machen dieses Buch zu etwas besonderem, denn in ihrer Art sind sie wirklich mal etwas anderes. Sehr lesenswerter Krimi!