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Veröffentlicht am 06.05.2020

Coming-of-Age-Roman, der von aktuellen Themen wie die Frage der sexuellen Orientierung und Feminismus handelt - erfrischend unterhaltsam

Mrs Fletcher
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Eve Fletcher ist 46 Jahre alt, als sie ihr einziger Sohn Brendan verlässt, um aufs College zu gehen. Eve ist Leiterin eines Seniorenzentrums in der Kleinstadt Haddington, fühlt sich als geschiedene Frau ...

Eve Fletcher ist 46 Jahre alt, als sie ihr einziger Sohn Brendan verlässt, um aufs College zu gehen. Eve ist Leiterin eines Seniorenzentrums in der Kleinstadt Haddington, fühlt sich als geschiedene Frau jedoch einsam. Ihre Freizeit verbringt sie auf Facebook, bis sie von einem Fremden eine SMS erhält, in der sie als MILF bezeichnet wird. Sodann recherchiert sie auf MILF-Pornoseiten, ist einerseits entsetzt über die Masse an freizügigen Videos, andererseits aber auch fasziniert und entwickelt eine Obsession für sie. Eve fragt sich, ob ihr einsames Leben nun alles sein soll, meldet sich für ein Gender und Gesellschafts-Seminar an und beschäftigt sich intensiv mit ihrer Sexualität und Genderfragen.

Währenddessen möchte Brendan sich durch den Aufenthalt am College von seiner Mutter abnabeln, erwartet Spaß und Partys. Der Start ist ganz nach seinen Vorstellungen, er freundet sich auf Anhieb mit seinem Zimmergenossen Zack an, genießt euphorisch Alkohol, Rauschmittel und Partys - nur das Lernen und sein Sexualtrieb kommen zu kurz. Sein Highschool-Charme kommt bei den Studentinnen nicht an und auch seine Noten sind auf unterstem Niveau. Zunehmend isoliert, findet ein Umdenken in ihm statt, das ihn reifer erscheinen lässt. Im Zuge dessen verliebt er sich in eine Mitstudentin, eine Verfechterin für soziale Gerechtigkeit, die so gar nicht in sein Beuteschema passen mag.

Der Roman erzählt alternierend aus Der Sicht von Eve und Brendan, die sich beide mit wesentlichen Veränderungen in ihrem Leben auseinandersetzen müssen. In kurzen Abschnitten wechselt die Perspektive ergänzend auf ihre Wegbegleiter, wie Eves jüngere Kollegin Amanda und Brendans College-Freundin Amber. Die Geschichte ist voller Situationskomik und ist deshalb erfrischend unterhaltsam zu lesen.

Die Protagonisten sind individuell und lebendig gezeichnet. Beide Hauptcharaktere entwickeln sich im Verlauf des Romans entscheidend weiter. Eve hatte bisher ihren Fokus beben ihrem Beruf auf ihren Sohn begrenzt, beschäftigt sich nun intensiver mit sich selbst und entdeckt ihre (sexuellen) Vorlieben neu. Dabei lernt sie nicht nur ihre jüngere Kollegin näher kennen, sondern auch die Dozentin ihres Seminars, ein Transgender, und einen Mitschüler ihres Sohnes.

Brendan, ein Teenager, der zu Beginn stumpfsinnig, triebgesteuert und rein egoistisch agierte, erweitert seinen Horizont und wird durch das Leben auf dem Campus, das weit mehr als Sex und Partys bietet, allmählich erwachsen.

"Mrs Fletcher" ist ein Coming-of-Age-Roman, der von aktuellen Themen wie die Frage der sexuellen Orientierung, Feminismus oder Patchwork-Familien handelt und damit am Puls der Zeit ist. Die Thematik spielt sich zwar in einem humorvollen Rahmen ab, verliert dabei aber nichts an ihrer Ernsthaftigkeit. Der Roman ist unterhaltsam und beweist dennoch Tiefe. Sex und Sexualität in all ihren Erscheinungsformen begegnen dem Leser auf provokante, zumal auch explizite Art und Weise, wirken dabei aber nicht übertrieben oder gar primitiv, sondern satirisch.

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Veröffentlicht am 01.05.2020

Roman über Familie, Freundschaft, das Älterwerden, Einsamkeit und Geheimnisse aus der Vergangenheit - zauberhaft, warmherzig und spannend zugleich

Die kleinen Geheimnisse des Herzens
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May Rosevere ist 110 Jahre alt und lebt immer noch allein in ihrem Cottage in Pengelly in Cornwall. Ihr Nachbar, der alleinerziehende Vater Andy, hat ein Auge auf die rüstige alte Dame. Als im Dorf ein ...

May Rosevere ist 110 Jahre alt und lebt immer noch allein in ihrem Cottage in Pengelly in Cornwall. Ihr Nachbar, der alleinerziehende Vater Andy, hat ein Auge auf die rüstige alte Dame. Als im Dorf ein Projekt mit Leihomas und Leihopas initiiert wird, wird auch May daran beteiligt und zur Leihoma der 85-jährigen Julia, mit der sie seit Jahrzehnten ein sehr angespanntes Verhältnis pflegt. Als May jedoch von alten Briefen aus den 1950er- und 1960er-Jahren erfährt, die Julia in ihrem Haus hat und die Basis für einen Roman sein könnten, lässt May sich auf das Projekt ein.

Mays Ziel ist es, 110 Jahre alt zu werden. Die Lebensenergie saugt sie sich aus Erinnerungen von anderen, geht sogar soweit, kleine "Souvenirs einzustecken, um von den Glücksmomenten, die sie durch sie empfindet, noch länger zu profitieren. Als May registriert, dass sie Julia durch den Diebstahl der Erinnerungen aus den Briefen immer weiter schwächt, bekommt sie Gewissensbisse. Auch die Vergangenheit, der Tod ihres Mannes Charles und die unglückliche Ehe, die sie führten, lassen sie nicht los.

Erst durch die Ankunft von Emily, Julias Enkelin aus New York City, kommt es bei May zu einem Umdenken. Sie verspürt inzwischen sogar freundschaftliche Gefühle für Julia und möchte sie dabei unterstützen, dass Emily länger in Cornwall bleibt. Auch Andy soll seinen Teil dazu beitragen.

Während des Lesens von "Die kleinen Geheimnisse des Herzens" fühlt man sich sehr anschaulich an die Küste Englands, an den kleinen Ort in Cornwall mit den überwiegend lebensälteren Bewohner versetzt. Die beiden älteren Damen May und Julia stehen im Zentrum der Geschichte und auch wenn sie meine Großmütter oder Urgroßmütter sein könnten, konnte ich mich sehr gut in die beiden hineinversetzen. May ist dabei der interessantere Charakter. Sie hat in ihrem langen Leben Fehler gemacht und andere verletzt, kommt aber an ihrem Lebensende zur Einsicht und möchte Wiedergutmachung üben. Aber auch Julia macht eine Veränderung durch, indem sie den Tod ihres kürzlich verstorbene Ehemannes Don verarbeitet und auch dank Emily wieder positiver in die Zukunft blicken kann.

Der Zauber um die Macht der Erinnerungen verleiht dem Buch einen Hauch von Mystik und gibt der Handlung einen sehr interessanten Rahmen, steht aber neben den anderen Erzählsträngen nicht allein im Vordergrund.

"Die kleinen Geheimnisse des Herzens" ist ein Roman über Familie, Freundschaft, das Älterwerden, Einsamkeit und Geheimnisse aus der Vergangenheit. Durch mehrere Wendungen kann der Spannungsbogen durchweg aufrechterhalten werden. Zudem besticht der Roman neben der vielschichtigen Geschichte durch facettenreiche Charaktere und eine warmherzige, unterhaltsame Erzählweise.
Es ist eine so einnehmende Geschichte, dass man sich als Leser schon fast als Teil dieser solidarischen Dorfgemeinschaft fühlt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass mir am Ende mancher Erzählstrang zu abrupt und mit einem Hauch von Kitsch zu gewollt positiv enden musste.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 25.04.2020

Wohlfühlroman über Liebe, Familie und die Chance, dem Leben eine neue Richtung zu geben und sein Glück zu finden

Der kleine Laden der unerfüllten Wünsche
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Nach dem Tod ihrer Großmutter Lainey wickelt Nora das Erbe ihrer Großeltern ab, da ihre Mutter auf Reisen in Südostasien ist und sich von ihren Eltern im Streit getrennt hatte. Nora steht gerade selbst ...

Nach dem Tod ihrer Großmutter Lainey wickelt Nora das Erbe ihrer Großeltern ab, da ihre Mutter auf Reisen in Südostasien ist und sich von ihren Eltern im Streit getrennt hatte. Nora steht gerade selbst - ohne Wohnung und Job - an einem Scheideweg, da sie kurz vor ihrer Abreise erfahren hat, dass ihr Freund sie mit ihrer besten Freundin Liv, mit der sie auch beruflich zusammenarbeitete, betrogen hat. Sie nimmt sich sechs Monate Zeit, um in Dublin zu bleiben und sortiert die kleinen Kostbarkeiten ihrer Großeltern. Sie möchte die liebevollen Erinnerungen nur ungern entsorgen und bietet sie deshalb zum Verkauf an. Bei Fremden, die zufällig den "Memory Shop" besuchen, finden die Schätze, darunter zahlreiche gegenständliche Liebeserklärungen ihres Großvaters an ihre Großmutter, neue Besitzer, um sie glücklich zu machen.

"Die wichtigsten Dinge im Leben sind keine Dinge."

In dem Roman "Der kleine Laden der unerfüllten Wünsche" steht Nora im Zentrum des Geschehens, er enthält jedoch daneben weitere Geschichten von anderen Personen, die mit Nora oder ihrem "Memory Shop" in Verbindung stehen. Ein wesentlicher Charakter darunter ist Will, der den Tod seiner Frau Julia vor 15 Jahren immer noch nicht verarbeitet hat und jetzt mit seiner Tochter Alice nach Dublin gezogen ist. Die weiteren Kapitel handeln von einem Ehepaar, das sich nach 41 Jahren auseinandergelebt hat, von einer jungen Frau, die die Affäre mit einem verheirateten Mann beendet, von der Cafébesitzerin Fiona mit zu geringem Selbstwert und einer daraus resultierenden Essstörung und einer Frau in einer gewalttätigen Beziehung.
In allen Geschichten, die trotz ihrer Kürze einnehmend sind, stehen Menschen vor einem Scheideweg und finden in Noras kleinem Laden Dinge, die ihnen Kraft geben und einen neuen Weg weisen. Auch wenn manche Charaktere nur in einem Kapitel beschrieben werden, bleiben ihre Geschichten nicht oberflächlich, sondern gehen zu Herzen und lassen die Protagonisten lebendig und nahbar werden.

Durch die vielen kleinen Geschichten und ganz unterschiedlichen Charaktere ist der Roman abwechslungsreich und unterhaltsam und dabei sehr warmherzig geschrieben. Dabei ist es interessant, wie die einzelnen Geschichten und Protagonisten miteinander verwoben werden und wie sie am Ende auf raffinierte Weise ein großes Ganzes ergeben.
Es ist ein Roman, der Hoffnung schenkt und Mut macht, sich im Leben auf Neuerungen einzulassen und mit der Vergangenheit abzuschließen - ein Wohlfühlroman über Liebe, Familie und die Chance, dem Leben eine neue Richtung zu geben und sein Glück zu finden.

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Generationenroman über große Träume mit berührenden Schicksalen, der zudem durch die historischen Fakten, die anschauliche Schilderung der Verknüpfung von Sport und Politik sowie der Entwicklung der Paralympics, interessant und lehrreich ist

Als der Himmel uns gehörte
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Jennifer ist eine Langstreckenläuferin, deren Traum es ist, 2012 an den olympischen Spielen in London teilzunehmen. Sie hat das Talent und die körperlichen Voraussetzungen dafür, aber mental schafft sie ...

Jennifer ist eine Langstreckenläuferin, deren Traum es ist, 2012 an den olympischen Spielen in London teilzunehmen. Sie hat das Talent und die körperlichen Voraussetzungen dafür, aber mental schafft sie es nicht, die zehntausend Meter durchzuhalten, bricht regelmäßig bei Wettbewerben in Tränen aus.
Bei ihren Trainingseinheiten lernt sie den ehemaligen Läufer Gregory O'Reilly kennen, der sie trainieren möchte. Er hat sie als Urenkelin von Alberta Bernhardt erkannt, die 1936 als Bogenschützin an den olympischen Spielen in Berlin teilgenommen und Gold gewonnen hat. Er und auch Jennifers Familie raten ihr, mit ihrer Urgroßmutter zu sprechen, um sich geistig zu stärken und auf die Olympiade im eigenen Land vorzubereiten. Durch die Gespräche mit der fast 100-Jährigen erfährt Jennifer nicht nur, unter welchen Umständen Alberta die olympischen Spiele 1932 in Los Angeles und 1936 in Berlin erlebte, sondern auch etwas über ihre deutschen Wurzeln, die ihr bisher nicht bekannt waren und was ihr darüber hinaus von ihrer Familie verschwiegen wurde und der Grund für ihr seelisches Ungleichgewicht sein könnte.

"Als der Himmel uns gehörte" ist ein epischer Roman, der in der Gegenwart in den Jahren 2011/2012 handelt und in der Vergangenheit die Ereignisse der Jahre 1931 bis 1945 schildert. Dabei wird neben den Sportveranstaltungen und politischen Ereignissen eine tragische Familiengeschichte erzählt.
Insbesondere die Sportereignisse sind so schillernd und lebendig dargestellt, als wäre man als Leser selbst dabei. Die Leidenschaft, der Ehrgeiz und das Herzblut der Sportler sind spürbar.
Die Hintergründe der Familie, die Beziehungen der Protagonisten untereinander und die Auswirkungen der Machtergreifung Adolf Hitlers sind in der Vergangenheit spannend und bewegend erzählt, aber auch das Schicksal der verloren wirkenden Jennifer berührt und weckt das Interesse für den weiteren Verlauf der Handlung in der Gegenwart, auch wenn diese nicht so viel Raum einnimmt wie die Vergangenheit.

"Als der Himmel uns gehörte" ist eine gelungene Mischung aus Fiktion und historischen Fakten. Personen der damaligen Zeit - Sportler, Sportfunktionäre und Politiker - werden perfekt mit der fiktionalen Geschichte der Familie Bernhardt verbunden. Der Widerspruch von Nationalismus und Abwertung bestimmter Menschengruppen einerseits und dem Anspruch friedlicher Spiele andererseits ist beklemmend. Durch die verschiedenen Perspektivwechsel kann man sich darüber hinaus sehr gut in die facettenreich dargestellten Charaktere hineinversetzen. Die Begeisterung für den Sport ist fortlaufend spürbar und stellt die Liebesgeschichten in den Schatten, was aber nicht kritisch gemeint sein soll.
Es ist ein Generationenroman über große Träume mit berührenden Schicksalen, der zudem durch die historischen Fakten, die anschauliche Schilderung der Verknüpfung von Sport und Politik sowie der Entwicklung der Paralympics, interessant und lehrreich ist. Begeisternd ist zu lesen, wie die Protagonisten, für die die Anstrengung für den Sport im Vordergrund stand, während des Zweiten Weltkriegs den grausamen Umständen geschuldet, zu Helden werden.
Das Glossar und ein Personenverzeichnis am Ende des Buches runden den Roman perfekt ab, so dass auch keine Fragen zu den realen Ereignissen offen bleiben.

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Warmherzige Geschichte über ein Mädchen auf der Suche nach seinen Wurzeln.Trotz trauriger Thematik nicht deprimierend, sondern lebendig und lebensbejahend

Das Zimmer der verlorenen Träume
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Clover Quinns Mutter Becky ist im Alter von 21 Jahren bei einem Unfall gestorben, als Clover sechs Wochen alt war. Sie ist allein bei ihrem Vater Darren aufgewachsen, der den Tod seiner Freundin nie verarbeitet ...

Clover Quinns Mutter Becky ist im Alter von 21 Jahren bei einem Unfall gestorben, als Clover sechs Wochen alt war. Sie ist allein bei ihrem Vater Darren aufgewachsen, der den Tod seiner Freundin nie verarbeitet hat. All ihre Sachen lagern unberührt in einem Zimmer des Hauses, ihr Tod wurde zu einem Tabuthema, über das nicht gesprochen wird.
Als Clover 12 Jahre alt ist, betritt sie heimlich das ungenutzte Schlafzimmer und stöbert heimlich in den Sachen ihrer Mutter. Inspiriert von einem Museumsbesuch beschließt sie, aus dem Zimmer eine Art Museum für ihre Mutter einzurichten und die "unerzählte Geschichte von Rebecka Brookfield" auszustellen. Neben viel Müll, den sie an den Augen des Vaters vorbei entsorgt, bleiben eine Reihe von Exponaten wie Fotos, Zeugnisse, Schmuck, ein Zopf und andere wertvolle Erinnerungsstücke, mit denen sich Clover ihre unbekannte Mutter versucht vorzustellen.
Als Darren eines Tages früher nach Hause kommt und Clover bei ihrem Sommerferien-Projekt überrascht, ist er alles andere als begeistert.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Darren und Clover erzählt. Während Darrens Sicht auf die Vergangenheit gerichtet ist und er sich an seine Kindheit und Jugend, aber auch an das Kennenlernen und kurze Zusammenleben mit Becky erinnert, erzählt Clovers Sicht die Geschichte in der Gegenwart, wie sie sich zur Kuratorin des Museums macht. Dabei ist es süß zu lesen, was sie in die einzelnen Gegenstände hineininterpretiert, um mehr über die Persönlichkeit ihrer Mutter zu erfahren. Über die Rückblenden in die Vergangenheit aus Darrens Sicht erfährt man, was die Dinge tatsächlich bedeuteten.
Man spürt, wie sehr Clover darunter leidet, kaum etwas über Becky zu wissen und sich nicht traut, ihrem Vater Fragen zu stellen, um ihn nicht zu verletzen. Darren ist sichtlich mit der Erziehung und seiner Vaterrolle überfordert, je älter Clover wird.

"Das Zimmer der verlorenen Träume" ist eine warmherzige Geschichte über ein Mädchen, das langsam erwachsen wird und sich auf die Suche nach ihren Wurzeln macht. Clover ist eine sympathische, clevere 12-Jährige, die früh selbstständig werden musste. Neben ihrem Vater ist es auch ihr Großvater und ihr Onkel Jim, die ihr Sorgen machen.

Die Charaktere sind authentisch dargestellt, auch die Tote Becky, die man durch die Erinnerungen Darrens allmählich kennenlernt, wird nicht glorifiziert. Jede Person hat ihre Ecken und Kanten, macht Fehler und wirken damit lebensnah unperfekt.

Das Buch handelt von Tod und Trauer, von Verdrängung und schwierigen Familienverhältnissen. Es sind traurige und bedrückende Themen, die aber durch Clovers kindlich-naive Art nicht deprimierend wirken. Zudem sorgt die toughe ältere Nachbarin Mrs. Mackerel mit ihrer schrulligen Art für witzige Dialoge und Situationen.

Es ist eine empathisch erzählte, lebendige Geschichte mit Tiefgang, die sich neben der Trauer über einen verstorbenen Angehörigen auch dem heiklen Thema Mutterliebe widmet und dabei sowohl viele berührende als auch überraschende und komische Momente enthält.

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