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Veröffentlicht am 10.05.2020

Lesenswertes, eindrucksvolles Zeitdokument

Die Schule am Meer
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INHALT
Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. ...

INHALT
Juist, 1925: Tatkräftig und voller Ideale gründet eine Gruppe von Lehrern am äußersten Rand der Weimarer Republik ein ganz besonderes Internat. Mit eigenen Gärten, Seewasseraquarien und Theaterhalle. Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft: die jüdische Lehrerin Anni Reiner, der Musikpädagoge Eduard Zuckmayer, der zehnjährige Maximilian, der sich mit dem Gruppenzwang manchmal schwer tut, sowie die resolute Insulanerin Kea, die in der Küche das Sagen hat.
Doch das Klima an der Küste ist hart in jeder Hinsicht, und schon bald nehmen die Spannungen zu zwischen den Lehrkräften und mit den Insulanern, bei denen die Schule als Hort für Juden und Kommunisten verschrien ist. Im katastrophalen Eiswinter von 1929 ist die Insel wochenlang von der Außenwelt abgeschlossen. Man rückt ein wenig näher zusammen.
Aber kann es Hoffnung geben, wenn der Rest der Welt auf den Abgrund zusteuert?
(Quelle: Kindler Verlag)

MEINE MEINUNG
Bei dem historischen Roman „Die Schule am Meer“ der deutschen Autorin Sandra Lüpkes handelt es sich um einen groß angelegten, sehr interessanten Gesellschaftsroman, in dessen Mittelpunkt die wechselvolle Geschichte der titelgebenden „Schule am Meer“ steht, einem reformpädagogischen Landerziehungsheim, das zur Zeit der Weimarer Republik von 1925 bis 1934 auf der Nordseeinsel Juist existierte. Es ist zugleich eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Enthusiasmus, Leidenschaft und Mut, aber auch über Missgunst, Verrat, Verlust und Scheitern.
Gekonnt verwebt die Autorin die sorgsam recherchierten Fakten zur Reformschule auf Juist, Details aus dem Leben der historischen Personen und dem Zeitgeschehen mit ihrer fiktiven Geschichte zu einem fesselnden historischen Roman. In ihrem sehr aufschlussreichen Nachwort widmet sich Lüpkes der Entstehungsgeschichte ihres Romans, erläutert ausführlich interessante Hintergründe zu ihren umfangreichen Recherchen und nimmt Stellung zu den realen Geschehnissen und den künstlerischen Freiheiten, die sie sich in ihrem fiktiven Roman genommen hat.
Untermalt wird das Ganze von den sehr ansprechenden, im Vorsatz abgedruckten Original-Schwarz-Weiß-Fotografien, die das Umfeld der Schule und viele der geschilderten Personen lebendig werden lassen. Sehr hilfreich ist zudem die dem Roman vorangestellte Skizze des Schulgeländes. Hervorragend ist es der von der Nordseeinsel Juist stammenden Autorin gelungen, die besondere Atmosphäre auf der Insel stimmungsvoll einzufangen, die örtlichen Begebenheiten und die einzigartige Landschaft authentisch und anschaulich darzustellen.
Eingebettet in eine kurze, einen Prolog und Epilog umfassende Rahmenhandlung, die im Schweizer Tessin im Jahre 1962 angesiedelt ist, erstreckt sich der zeitgeschichtliche Haupt-Handlungsstrang über einen Zeitraum von 1925 bis 1934 und deckt eine Zeitspanne von immerhin neun Jahren ab. Mit einem angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil schafft es die Autorin, ihre Leser direkt von der ersten Seite mitzunehmen.
Erzählt wird die eher beschaulich verlaufende Geschichte mit vielen überlieferten Anekdoten und interessanten Episoden aus unterschiedlichen, ständig wechselnden Perspektiven. Zum einen erlebt der Leser die Ereignisse rund um die Schule am Meer aus der Sicht der historisch verbürgten Persönlichkeiten wie der jungen Lehrerin Anni Reiner, die aus reichem jüdischen Elternhaus stammt und als Gründungsmitglied gemeinsam mit ihrem Ehemann Paul an der Schule unterrichtet, oder dem jungen Pianisten und Dirigenten Eduard Zuckmayer, der eher zufällig als Musiklehrer engagiert wird. Zum anderen wird die Handlung auch aus der Perspektive einiger fiktiver Figuren wie Kea, der Hauswirtschafterin der Schule, oder den beiden jungen Schülern Moskito und Marje, Keas cleverer Patentochter, erzählt. Zudem sind auch Passagen aus Sicht der jungen Hotelierstocher Therese und ihrem Geliebten, dem Kellner Gustav Wenniger eingestreut, die als eingefleischte Insulaner der modernen Bildungseinrichtung keineswegs wohlwollend gegenüber stehen und der Lehrerschaft später als Anhänger des Nationalsozialismus das Leben schwer machen.
Dank der sehr anschaulichen und lebendigen Schilderungen können wir mühelos in den damaligen Schulalltag eintauchen. Neben Schilderungen von den kleinen und großen Problemen im zwischenmenschlichen Miteinander, witzigen Anekdoten und allerlei alltäglichen Kleinigkeiten haben wir auch Anteil an wichtigen Entwicklungen in der Schulgemeinschaft und an zeitgeschichtlich verbürgten Geschehnissen wie beispielsweise der harte, folgenschwere Eiswinter im Jahr 1929. In den unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet die Autorin die Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern, die durch ein gleichberechtigtes Miteinander geprägt waren, und gibt zudem eher beiläufig interessante Einblicke in das besondere reformpädagogische Konzept dieser einzigartigen Schule, das einen Schwerpunkt auf dem praktischen Lernen im Einklang mit der Natur legte und auch großen Wert auf bildende Kunst, Schauspiel und Musik legte. Gelungen zeigt die Autorin aber auch auf, dass die enthusiastischen Gründungsmitglieder immer wieder mit einigen Widrigkeiten, persönlichen Rückschlägen und dem mehrfach drohenden finanziellen Ruin zu kämpfen hatten. Durch den Wechsel der verschiedenen Sichtweisen, Handlungsstränge und Schauplätze versteht es Lüpkes ihre Geschichte abwechslungsreich zu gestalten und den Leser trotz der ruhigen Erzählweise mit kleineren, spannungsvollen Höhepunkten zu unterhalten. Zudem hat die Autorin das politische Geschehen in Deutschland sehr anschaulich in ihre Geschichte eingearbeitet und thematisiert den heraufziehenden Antisemitismus und Nationalsozialismus, der allmählich bei immer mehr Insulanern Anklang findet und zunehmend die Schulgemeinschaft als „Hort für Kommunisten und Juden“ bedroht.
Leider werden einige Ereignisse und Themen im Handlungsverlauf nur angerissen, sehr oberflächlich abgehandelt oder bleiben sogar unausgesprochen, während andere Passagen gewisse Längen aufweisen.
Lüpkes lässt in ihrem Roman eine Fülle von interessanten Charakteren auftreten, über die man glücklicherweise stets den Überblick behält. Insgesamt ist ihr die einfühlsame, tiefgründige Zeichnung vieler Charaktere gelungen, die authentisch und lebendig wirken und einem im Laufe der Geschichte an Herz wachsen. Bei einigen Figuren ist es mir allerdings etwas schwer gefallen, mich in ihr Innenleben hineinzuversetzen und ihre Entwicklung nachzuvollziehen.
FAZIT
Ein eindrucksvoller und lehrreicher historischer Roman über die wechselvolle Geschichte der „Schule am Meer“ - einer faszinierenden, reformpädagogischen Schule auf der Nordseeinsel Juist zu Zeiten der Weimarer Republik.

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  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 10.05.2020

Unterhaltsamer historischer Roman

Der Sommer, in dem Einstein verschwand
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INHALT
Göteborg im Sommer 1923:
Zum 300. Gründungsjubiläum findet eine große Ausstellung statt, und über der gesamten Stadt hängt eine magische Atmosphäre der Euphorie und des Umbruchs.
Die junge Journalistin ...

INHALT
Göteborg im Sommer 1923:
Zum 300. Gründungsjubiläum findet eine große Ausstellung statt, und über der gesamten Stadt hängt eine magische Atmosphäre der Euphorie und des Umbruchs.
Die junge Journalistin Ellen ergattert ihren ersten Job bei einer Zeitung und kann ihr Glück kaum fassen: Sie wird als Reporterin die Aufregung der Ausstellung einfangen. Als sie eines Nachts eine alarmierende Entdeckung macht, bittet sie den Polizisten Nils Gunnarsson um Hilfe.
Zur gleichen Zeit sitzt Albert Einstein in seinem Berliner Arbeitszimmer. Sein Privatleben steht Kopf, seine Finanzen sind miserabel und er erhält Morddrohungen aus rechten Kreisen. Und ausgerechnet jetzt muss er nach Göteborg reisen, um seine Nobelpreisrede zu halten. Doch es gibt ungeahnte Kräfte, die diese Rede um jeden Preis verhindern wollen ...
(Quelle: Insel Verlag - Erscheinungsdatum: 8.3.20 - ISBN: 9783458178460 - Übersetzung aus dem Schwedischen: Regine Elsässer)
MEINE MEINUNG
Der jüngste Roman der schwedischen Autorin Marie Hermanson „Der Sommer, in dem Einstein verschwand“ spielt vor dem Hintergrund der grandiosen Jubiläumsausstellung in Göteborg im Sommer 1923, bei der die schwedische Stadt zugleich ihr 300-jähriges Gründungsjubiläum feierte. Im Mittelpunkt des spannenden historischen Romans stehen jede Menge abenteuerliche Verwicklungen um den Besuch des weltberühmten, aber wegen seiner Relativitätstheorie nicht unumstrittenen Physikers Albert Einstein, der in der Stadt seine Nobelpreisrede halten soll.
Vor der faszinierenden, stimmungsvollen Kulisse der Göteborger Jubiläumsausstellung lässt die Autorin die bewegten „Goldenen Zwanziger“ auferstehen und uns in die aufregende Aufbruchsstimmung zwischen Ende des Ersten Weltkriegs, der herannahenden Weltwirtschaftskrise und dem erstarkenden Nationalsozialismus eintauchen.
Sehr schön hat sie den Geist des allgemeinen Optimismus und der Zukunftsgläubigkeit unter der Bevölkerung eingefangen. Doch wird die positive Stimmung auch durch kritische Stimmen zur Ausstellung getrübt, die hierin ein Symbol der Klassenunterschiede sahen und die sozialen Ungerechtigkeit anprangerten. Im Vorfeld der Eröffnung streiken die Arbeiter und zudem werden gerissene Betrüger auf den Plan gerufen. Den gut recherchierten, zeitgeschichtlichen Rahmen setzt die Autorin sehr anschaulich mit vielen informativen historischen Details um. Aus vielen historischen Begebenheiten sowie Fakten zu zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie Albert Einstein und seinem erbitterten Widersacher Paul Weyland, einem zwielichtigen Betrüger, der die antisemitischen Hasskampagnen gegen Einstein anführte, hat die Autorin eine spannende und äußerst unterhaltsame, fiktive Geschichte gesponnen. Sehr ausführlich geht sie in ihrem hochinteressanten und sehr lehrreichen „Kommentar der Autorin“ auf die verwendeten historischen Fakten, ihre Quellen und die erfundenen bzw. modifizierten Anteile in ihrem Roman ein.
Der Schreibstil der Autorin ist recht einfach und schnörkellos gehalten, wodurch sich das Buch sehr zügig und angenehm lesen lässt. Fast wie eine turbulente, heitere Karussellfahrt entwickelt sich die vielschichtig angelegte Geschichte mit ihren verschiedenen Handlungssträngen. Erzählt wird hauptsächlich aus der personalen Erzählperspektive und so erleben wir die Geschehnisse abwechselnd aus den unterschiedlichen Sichtweisen von Albert Einstein, der jungen Journalistin Ellen, die für die Ausstellungszeitung Artikel verfassen darf, und des sympathischen Polizisten Nils. Zudem wechselt die Autorin aber auch immer wieder zu den im Jahr 2002 aus der Ich-Perspektive verfassten Erinnerungen von Otto, der auf seine Erlebnisse als 12-jähriger Junge während der Ausstellung zurückblickt, als er mit seiner Eselin Bella zur großen Attraktionen wurde.
Durch geschickte Perspektiv- und Schauplatzwechsel wird sehr behutsam Spannung aufgebaut. Neben amüsanten Episoden sorgen auch unerwartet eintretende Ereignisse für Abwechslung und lassen bisweilen eine unheilvolle Stimmung aufkommen. Zudem erfahren wir als Leser auch einiges aus Albert Einsteins Privatleben, über die offenen Anfeindungen, denen er als jüdischer Wissenschaftler damals ausgesetzt war und vielfältigen Intrigen rund um seine Nobelpreisverleihung. Insgesamt werden die angeschnittenen Themen aber nie sehr tiefgründig und problembehaftet behandelt, so dass die Geschichte ihre unterhaltsame, leicht beschwingte Grundstimmung stets behält.
FAZIT
Ein unterhaltsamer und kurzweilig erzählter historischer Roman mit einem wundervoll eingefangenen Zeitkolorit der „Goldenen Zwanziger“, einer spannenden Kriminalgeschichte und interessanten Episoden aus dem bewegten Leben Albert Einsteins.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Ruhiger Capri-Krimi mit viel Lokalkolorit

Mitten im August
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INHALT

Der Inselpolizist Enrico Rizzi hat es auf Capri zumeist mit kleineren Delikten zu tun und daher genügend Zeit, seinem Vater in den Obst- und Gemüsegärten hoch über dem Golf von Neapel zu helfen. ...

INHALT

Der Inselpolizist Enrico Rizzi hat es auf Capri zumeist mit kleineren Delikten zu tun und daher genügend Zeit, seinem Vater in den Obst- und Gemüsegärten hoch über dem Golf von Neapel zu helfen. Bis mitten im August ein Toter in einem Ruderboot an den felsigen Strand getrieben wird: Jack Milani, Spross einer Industriellenfamilie und Student der Ozeanologie. Es ist der erste Mordfall für den jungen Rizzi, ein Fall, bei dem es neben der Aufklärung eines Verbrechens auch um die Zukunft der Weltmeere geht.

(Quelle: Diogenes)

MEINE MEINUNG

Mit seinem Krimi „Mitten im August“ hat Luca Ventura, einer/m unter italienisch klingendem Pseudonym schreibende/r Krimiautor*in, einen interessanten Auftakt zu seiner neuen Capri-Krimi-Reihe vorgelegt, die vor dem traumhaften Setting der berühmten, italienischen Urlaubsinsel Capri angesiedelt ist, und in deren Mittelpunkt die beiden Inselpolizisten Enrico Rizzi und die aus Norditalien stammende Antonia Cirillo stehen.

Sehr schön stimmt das hübsche Cover mit einem typischen Touristen-Postkartenmotiv von Capri auf den Krimi mit viel Lokalkolorit ein und lässt ein tolles, sommerliches Urlaubsfeeling aufkommen. Gekonnt entführt Ventura uns derzeit urlaubshungrigen Leser zumindest virtuell auf die idyllische, italienische Felseninsel mitten im Golf von Neapel. Ventura gelingt es mit seinen lebendigen und anschaulichen Schilderungen hervorragend, die atemberaubenden Schauplätze und spektakulären Ausblicke, die italienische Lebensart sowie die besondere Atmosphäre auf dieser kleinen mediterranen Insel authentisch und stimmungsvoll einzufangen. Zur besseren Orientierung finden sich auf der Innenseite der vorderen und hinteren Broschurklappen liebevoll gezeichnete Übersichtskarten von Capri sowie die Region vom Golf von Neapel mit den wichtigsten, im Roman erwähnten Schauplätzen.

Mit einem häufigen Wechsel der Erzählstränge und Schauplätze versteht es der Autor die Handlung abwechslungsreich zu gestalten und trotz des recht ruhigen Tempos Spannung aufkommen zu lassen. Schon bald gibt es zahlreiche Spuren, eine Vielzahl an möglichen Tatmotiven und zudem präsentiert uns der Autor immer neue Verdächtige. In eingestreuten Einschüben erhalten wir zudem aufschlussreiche Rückblicke auf vergangene Geschehnisse und interessante Einblicke zu der Vorgeschichte der blutigen Tat. Durch geschickt gelegte falsche Fährten und so manche unerwartete Wendung ist der Krimi ideal zum Mitermitteln und vielfältigen Kombinieren. Statt der für Italienkrimis typischen politischen Themen wie Korruption und Einflüsse der Camorra auf den Lebensalltag in Süditalien wird hier der Umweltschutz und die fatale Versauerung der Ozeane durch zu viel CO2-Eintrag in die Meere aufgegriffen. So bietet dieser Krimi einen kurzen, thematisch interessanten und lehrreichen Exkurs in die Ozeanologie und Meeresbiologie.

Die Ermittlungen zum verzwickten Mordfall um Jack Milani und dem rätselhaften Verschwinden seiner Freundin Sofia schreiten passend zur großen Augusthitze insgesamt recht träge und gemächlich voran. So widmet sich der Autor zwischendurch auch ausgiebig detaillierten Beschreibungen von Land und Leuten und dem Privatleben der beiden Hauptfiguren.

Die verschiedenen Charaktere sind insgesamt glaubhaft und lebensnah angelegt. Auch die Nebenfiguren wurden abhängig von ihrer Rolle auch recht vielschichtig und interessant ausgearbeitet. Viel Raum wird vor allem der sympathischen Hauptfigur Enrico Rizzi von der lokalen Polizeistation auf Capri, seinem Privatleben und einigen Details aus seiner Vergangenheit eingeräumt. So lernen wir den bodenständigen Polizisten, der normalerweise für die alltägliche Kleinkriminalität und bei Drogendelikten zuständig ist, auch von seiner privaten Seite relativ gut kennen. Nicht gerade hilfreich für die Fortschritte beim Fall sind die permanenten Einmischungen der Mordkommission in Neapel mit ihrem Commissario Serra, die sich ohnehin für kompetenter hält. Zur Unterstützung bekommt er noch die junge, aus dem Norden strafversetzte Kollegin Antonia Cirillo zur Seite gestellt, die sich zwar mit den Begebenheiten auf der Insel nicht auskennt, aber sehr viel Vorerfahrung hat und Rizzis Entscheidungen oftmals in einem kritischen Licht sieht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen sich die beiden aber allmählich zu einem Team zusammen. Ihre Privatprobleme werden angerissen und werden in einer Fortsetzung sicher noch weiter thematisiert.

Auch wenn die eher ruhige Geschichte zum Ende hin immer mehr an Fahrt aufnimmt, hätte ich mir doch etwas mehr Spannungsmomente in der Handlung gewünscht. Die Auflösung von Rizzis erstem Mordfall auf Capri und die Aufklärung der Hintergründe wirken zwar etwas konstruiert, sind aber in sich schlüssig und glaubhaft.

Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Band und einen neuen Kriminalfall für die beiden sympathischen Ermittler Rizzi und Cirillo auf Capri.

FAZIT
Insgesamt ein ruhiger, aber unterhaltsamer Krimi-Auftakt - mit viel Lokalkolorit und tollem Sommer-Flair vor der herrlichen Urlaubskulisse von Capri. Ein idealer Urlaubskrimi!

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Fesselndes Portrait der in Vergessenheit geratenen Ikone Carola Neher

Die Königin von Berlin
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INHALT

Ein aufregender Roman über Carola Neher, eine der schillerndsten Schauspielerinnen der Weimarer Republik von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth.
Wo sie auftritt, jubeln die Menschen der geheimnisvollen ...

INHALT

Ein aufregender Roman über Carola Neher, eine der schillerndsten Schauspielerinnen der Weimarer Republik von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth.
Wo sie auftritt, jubeln die Menschen der geheimnisvollen Carola Neher zu. Die Theater reißen sich um sie. Berlin liegt ihr zu Füßen in jenen letzten Jahren der Weimarer Republik. In durchfeierten Nächten verdreht sie einem berühmten Mann nach dem anderen den Kopf – doch im Herzen bleibt sie allein. Das ändert sich, als sie dem Dichter Klabund begegnet, ein Suchender und ein Getriebener wie sie selbst.
Ausgerechnet sie, die begehrte femme fatale, verliebt sich in den scheuen, zurückhaltenden Dichter, der von der gleichen inneren Glut verzehrt wird wie sie selbst. Was keiner für möglich gehalten hätte, tritt ein: Sie heiratet ihn. Doch eine brave Ehefrau wird Carola nicht, denn schon bald lockt sie das wilde Leben – und die Künstler Berlins, darunter Bertold Brecht, der ihr die Chance ihres Lebens bietet …

(Quelle: Droemer Verlag)


MEINE MEINUNG

In ihrer Romanbiografie „Die Königin von Berlin“ hat sich die Bestsellerautorin Charlotte Roth dem bewegten Leben von Carola Neher angenommen, und setzt der heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Ikone der Weimarer Republik gekonnt ein Denkmal. Die Schauspielerin und Sängerin Carola Neher war in den 1920er Jahren die Muse einiger berühmter Künstler, brannte für das Theater und wurde schließlich mit Brechts Dreigroschenoper als Polly und ihrem „Barbara-Song“ unsterblich.

Einem Theaterstück gleich hat Charlotte Roth ihren Roman als einen Drei-Akter mit einigen Zwischenspielen inszeniert. Geschickt hat sie ihre eigentliche Geschichte um Carola Neher in eine interessante Rahmenhandlung eingebettet, die im Jahr 1979 in dem kleinen Ort Weyher an der Südlichen Weinstraße angesiedelt ist und von der aus die Spurensuche nach Carola und ihrer Familie aufgerollt wird.

Den einzelnen Romanteilen wurden passender Weise Szenenangaben aus der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht vorangestellt sowie Gedichtzeilen des Dichters Klabund, Nehers an Tuberkulose erkranktem, ersten Ehemann, der bürgerlich Alfred „Fredi“ Henschke hieß.
Zu Beginn ihres Romans macht die Autorin dem Leser in einem unterhaltsamen „Grußwort des Abendspielleiters“ deutlich, dass sie bewusst keine Biografie zu Carola Neher sondern einen Roman über diese außergewöhnliche Frau schreiben wollte, sich zwar an Fakten und historisch verbürgte Begebenheiten orientiert, aber auch einige dramaturgische Freiheiten in Bezug auf Schauplätze, Figuren und zeitliche Abläufe genommen hat.

Sehr eingehend hat sich die Autorin mit Nehers, Klabunds und Bertolt Brechts Biografie beschäftigt. Aber auch das kultur- und theatergeschichtliche Umfeld jener Zeit sowie das politische und zeitgeschichtliche Geschehen während der Weimarer Republik hat sie sehr gründlich recherchiert und äußerst anschaulich und authentisch in ihre Geschichte eingebaut. Im angehängten Glossar kann der interessierte Leser verschiedene wissenswerte Begriffserklärungen sowie Erläuterungen zu damals bekannten Schauplätzen und angesagten Treffpunkten nachlesen.

Mit ihrem ansprechenden, sehr mitreißenden Schreibstil gelingt es Charlotte Roth sehr schnell uns auf eine faszinierende Zeitreise in die Welt der Goldenen Zwanziger Jahre mitzunehmen – eine faszinierende Zeit zwischen Armut, den Nachwirkungen des ersten Weltkriegs, rasantem Fortschritt, beispielloser kultureller Aufbruchsstimmung, gesellschaftlichen Umbrüchen, politischen Unruhen, ungezügeltem Vergnügen und Dekadenz. Doch schon bald setzen Weltwirtschaftskrise und der aufkommende Nationalsozialismus dem Ganzen ein Ende. Zugleich nimmt sie uns aber auch mit in die faszinierende Welt des Theaters jener Zeit.

Sehr abwechslungsreich und einfühlsam hat die Autorin in sorgfältig ausgewählten Episoden das außergewöhnliche Lebensbild von Carola gezeichnet, die sich sehr hartnäckig und zielstrebig zu einer gefeierten Schauspielerin der 1920ger und 30ger Jahre hochgearbeitet hat. Mit ihrem extravaganten Erscheinungsbild wurde sie zu einer Ikone des modernen Frauentyps und pflegt ihr Image als „femme fatale“.

Es ist Roth hervorragend gelungen, uns an den bedeutsamen Stationen ihrer Karriere und ihres turbulenten Privatlebens teilhaben zu lassen und diese zu einer fesselnden, abwechslungsreichen und sehr stimmigen Geschichte mit viel Zeitkolorit zusammen zu fügen. Zwar ist es mir nicht sofort gelungen, Bezug zu Carola und ihrem teilweise sehr kompromisslosen, egoistischen Verhalten aufzubauen, aber schließlich hat mich ihre extrovertierte, lebendige Persönlichkeit und ihr recht kapriziöses Innenleben doch zunehmend in den Bann gezogen.

Schon früh entschließt sie sich gegen den Widerstand der Mutter, den Weg zur Schauspielerei einzuschlagen und will unbedingt auf die Bühne. Anfang der 20er-Jahre erhält sie zwar erste, kleinere Rollen in Baden-Baden, München und Breslau, doch wird ihr von Kritikern das Talent zur bedeutenden Darstellerin wegen ihres eigenwilligen Stils abgesprochen. Dank ihres Aussehens, ihrer Erotik und ihres extremen Ehrgeizes gelangt sie schließlich dennoch an die Spitze des Theaterlebens während der Weimarer Republik und glänzt auf dem Höhepunkt ihres Ruhms in einigen großen Rollen und legendären Inszenierungen. Vielen berühmten Persönlichkeiten aus den Theater- und Kunstkreisen begegnen wir im Laufe der Handlung wie beispielsweise Julius Gellner, Feuchtwanger, Wedekind, Benn oder Weill. Zwei Männer, die in ihrem Leben eine ganz besondere Rolle gespielt haben, ihr großer Bewunderer und späterer Ehemann Klabund und der Dramaturg Bertolt Brecht, dessen Muse und Geliebte sie über längere Zeit ist, erhalten natürlich sehr viel Raum in der Handlung. Vor allem die ambivalente Figur von Brecht mit all seinen Licht- und Schattenseiten ist Roth hervorragend gelungen und wirkt äußerst überzeugend und authentisch.

Schade nur, dass die Autorin ihre Erzählung mit dem Höhepunkt von Carolas Karriere nur noch kurz anreißt. Über die letzten, bedrückenden Stationen ihres wechselvollen Lebens - von ihrer Flucht vor den Nazis in die Sowjetunion, ihrem Martyrium bis hin zu ihrem tragischen Tod im stalinistischen Gulag - erhalten wir in der Rahmenhandlung sowie im Nachwort „Ihr Abendspielleiter verabschiedet sich“ nur noch einen knappen Einblick und wenige Hintergrundinformationen.


FAZIT

Ein sehr interessanter und abwechslungsreich erzählter Roman über die fast völlig in Vergessenheit geratene Carola Neher – eine gefeierte Schauspielerin und Ikone der Weimarer Republik!
Feinfühlig und lebendig portraitiert Charlotte Roth die faszinierende Persönlichkeit von Carola Neher in all ihren schillernden Facetten und nimmt uns mit auf eine fesselnde Zeitreise.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Eindrucksvoller Kriminalroman über den "Werwolf von Hannover"

Haarmann
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INHALT

Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den ...

INHALT

Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann.

(Quelle: Penguin Verlag)


MEINE MEINUNG

In seinem zeitgeschichtlichen Kriminalroman „Haarmann“ greift der deutsche Autor und Zeit- und Spiegel-Reporter Dirk Kurbjuweit einen der spektakulärsten und brutalsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte auf. Fesselnd, eindringlich und äußerst vielschichtig erzählt er über den Fall um den legendären Serienmörder Fritz Haarmann in den 1920er Jahren, der später auch als „Werwolf von Hannover“, der „Kannibale“ oder als „Totmacher“ in die Geschichte einging.

Gekonnt nimmt uns der Autor mit auf eine faszinierende, beklemmende und verstörende Zeitreise. Doch nicht in die wilden, glamourösen Goldenen Zwanziger lässt uns Kurbjuweit eintauchen, sondern die dunkle Seite dieser bewegten und krisengeschüttelten Zeit nach dem ersten Weltkrieg führt er uns vor Augen. Kurbjuweit zeichnet ein facettenreiches Bild jener brisanten und politisch hochkomplexen Epoche und veranschaulicht dabei auch die äußerst labile Demokratie der jungen Weimarer Republik, die sich gegen radikale Strömungen zur Wehr setzen musste. Eingebettet in die fesselnde Ermittlungsarbeit erleben wir in zahlreichen anschaulichen Episoden die Not der Bevölkerung, die ums Überleben kämpft, die Traumata der Kriegsheimkehrer, die um sich greifende moralische Verrohung und die weit verbreitete Prostitution.

Im Mittelpunkt des Romans steht der Ermittler Robert Lahnstein, der frisch nach Hannover versetzt mit der Aufklärung der Vermisstenfälle von zahlreichen jungen Männern betraut wird. Die Befragungen der Eltern ergeben keinerlei Anhaltspunkte für das spurlose Verschwinden der Jungen, doch Leichen tauchen nicht auf. Während die Ermittlungen auf der Stelle treten und Lahnstein die Hände gebunden sind, mehren sich die Vermisstenfälle. Zunehmend setzen Eltern, Presse und die aufgewiegelte Bevölkerung den verantwortlichen Kriminalkommissar unter Druck, der schließlich Sabotage seiner Untersuchungen aus eigenen Reihen und Vertuschung vermutet.

FAZIT

Ein fesselnder, vielschichtiger Kriminalroman mit einem facettenreichen Gesellschaftsporträt der frühen Weimarer Republik und verstörenden Einblicken in die Abgründe eines Serienmörders.

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