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Veröffentlicht am 27.05.2020

Die Geschichte, wie aus Viola und Flori, Frau Janicki und Herr Quandt werden...

Wer, wenn nicht wir
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Wer, wenn nicht wir von Barbara Leciejewski

Wir alle kennen das doch irgendwie. Egal ob mit unseren Liebsten, Lieben, Verwandten, oder sonstigen Menschen, die wir gerne um uns haben. Es gibt Situationen ...

Wer, wenn nicht wir von Barbara Leciejewski

Wir alle kennen das doch irgendwie. Egal ob mit unseren Liebsten, Lieben, Verwandten, oder sonstigen Menschen, die wir gerne um uns haben. Es gibt Situationen im Leben, wenn man sich lange kennt, da regt einen auf einmal alles am Anderen auf. Die Bindung ist da, und trotzdem sind es manchmal Kleinigkeiten, die dazu führen, dass man ständig streitet, oder sich auf die Nerven geht. Je enger wir mit Jemandem zusammenleben, desto öfter kommt das vor. Nun ja. Auch meine Familie ist nicht frei von diesen Dingen. Und trotzdem liebe ich sie, und könnte mir ein Leben ohne nicht vorstellen. Was aber, wenn diese ganze Nerverei zu Ignoranz wird, weil man sich zu sehr auf den Keks geht? Wenn man sich nicht mehr wahrnimmt? Wenn es plötzlich um den Partner geht, mit dem man schon ewig lange zusammen oder verheiratet ist, und man genau dieses Problem hat, dass man denkt, man müsse sich nicht mehr umeinander bemühen? Sich nicht mehr wahrnehmen als Individuum? Sich als selbstverständlich ansehen? Ist so eine Ehe oder Beziehung noch zu retten? Gibt es noch Hoffnung? Ist Kommunikation und gemeinsame Gespräche eine Lösung für alles? Oder sollte man zurück zum Start gehen, wo alles anfing, die Liebe zueinander? Die Frage ist doch überhaupt auch: Kann eine Liebe, die einmal sehr tief war, auf einmal enden? Oder redet man sich das selbst nur ein, weil es so scheint, als würde man sich nicht mehr lieben, wegen all dieser Dinge, die man sich einander antut? Schwieeeeerig. In diesem Buch geht es……. Um eine Trennung. Und trotzdem ist es ein Roman voller Liebe. Wie das geht? Nun, vielleicht sollte ich erstmal zur Geschichte selbst etwas sagen.

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

……ist die gemeinsame Geschichte von Viola und Florian, beide um die 43. Sie sind zusammen seit 25 Jahren, davon circa 18 verheiratet. Sohn Jonathan ist dann auch 18, und die gute Josephine, seine Schwester 16. Florian ist Chirurg. Viola lehrt in der Musikschule Klarinette, das Instrument, welches sie schon immer liebte, und sozusagen ein Teil von ihr ist. Wie bei einigen Familien und Paaren, haben die beiden sich nach so langer Zeit nicht mehr viel zu sagen, sehen sich nicht mehr als den geliebten Partner, Kleinigkeiten nerven, ja, es geht sogar so weit, dass sie nicht mehr wissen ob sie sich noch lieben. Oder denken, sie tun es nicht mehr. Oder….oder……schwierig :(. Ein Erlebnis führt dazu, dass der sogenannte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt, und Viola und Florian beschließen, sich zu trennen. In beiderseitigem Einverständnis. Mit dem wirklich nru die beiden einverstanden sind. Denn der Rest ihrer Umwelt…..Freunde, Verwandte, Familie, und gar die Kinder….können das nicht glauben. Haben sie doch immer gedacht, alles sei okay, und Florian und Viola das perfekte Paar. Doch wer kann schon unter die Oberfläche schauen? Doch da gibt es noch dieses Problem, mit dem Urlaub, der schon fast ein Jahr geplant ist. Der einfach gebucht wurde, ohne auch ihn selbst wirklich wahrzunehmen (erkenne ich da Parallelen zwischen Paar und Urlaub?). Ein Urlaub auf Rhodos, ohne Reiserücktrittsversicherung. War dadurch billiger. Aber immer noch teuer. Nur Viola und Florian, ohne Kinder. Kurz gesagt. Man will das Geld nicht als verloren ansehen. Doch wie kann man zusammen in einen Urlaub fliegen, wenn man sich doch gerade frisch getrennt hat? Nach langem Hin und Her, und einer kleinen Umbuchung auf zwei einzelne Zimmer, treten die beiden dann doch den Urlaub an. Ist ja nicht so, dass sie sich hassen, und sich nicht als normale Menschen begegnen können. Auch wenn man den Urlaub natürlich auf keinen Fall zusammenverbringt, sich nach etwas Neuem umschauen darf, und ansonsten natürlich frei ist. Man ist ja getrennt und nicht mehr zusammen! Florian ist auf einmal Herr Quandt, und Viola Frau Janicki. Doch ob das Ganze wirklich so geht, wie die beiden es geplant haben? Das dürft ihr selbst herausfinden.

Das Cover:

Auf das möchte ich hier nochmal besonders eingehen. Stellt es doch eine Schlüsselszene aus dem Roman dar. Und mehr sag ich dazu auch gar nicht. Nur, dass ich finde, es passt hervorragend, und lädt mit der richtigen magischen Szene zum Träumen ein :)

Mein Fazit, und meine Gedanken zum Buch (wobei ich mich mal wieder entschuldige, weil diese wieder etwas länger dauern könnten):

Ach Leute, was soll ich sagen?! Obwohl ich die Lektüre schon vor zwei Tagen ausgelesen habe, schwirren meine Gedanken noch wild umher, wie der Schmetterlingsschwarm auf dem Cover. Sie wollen sich einfach nicht wiederhinsetzen, diese Gedanken. Aber versuchen kann ich es ja mal ;)

Der Roman verströmt irgendwie ein Licht beim Lesen (und das, obwohl doch anfänglich alles noch so dunkel erschien, und keine Hoffnung aufkam), welches einem schon allein wegen der Umgebung im Roman glücklich macht, aber auch, wegen der Atmosphäre der Szenerien, der Atmosphäre der Protagonisten, und dass man wirklich jeden Moment denkt, man wäre direkt mit dabei. Man ist sozusagen mitten in diesem Urlaub auf Rhodos, wird mitgenommen in die hoffnungsvolle Sonne, in die paradiesischen Zustände, und erlebt hautnah mit, was sich im Hotel und auf der Insel alles abspielt. Man hört die Zikaden singen, sieht das Meer vor Augen, wenn die Sonne darüber aufgeht, spürt die Hitze auf seiner Haut, genauso wie das Meer, mit all seinen Farbtönen von Blau, sie so wunderbar typisch für Griechenland sind. Und wer schon mal dort war, wird auch sofort diesen typischen Geruch in der Nase haben.

Die Atmosphäre und diese Bittersüße des Trennungsschmerzes sind das ganze Buch über zu spüren, was davon herrührt, dass Viola und Florian sich schon 25 Jahre kennen, und davon 20 Jahre verheiratet sind. Eine Jugendliebe, die es in den Ehestand geschafft hat, mit Kindern und allem. Doch wo ist im Laufe der Jahre diese Jugendliebe geblieben? Existiert sie noch irgendwo unter einem Mantel aus Ignoranz? Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass ich als Leser mehr unter der Trennung leide, als Viola und Florian. Aber Pustekuchen. An einzelnen Merkmalen hat man doch gemerkt, wie nahe es den beiden geht. Und ich bin wohl einfach nur zu sensibel, und manchmal wollten die Tränchen eben unbedingt aus mir raus :D.

Hinzukommen die Nebenfiguren, die alle ebenfalls sehr gut beschrieben sind. Gerade die Menschen auf Rhodos und im Hotel, ihre Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft, und das Merkmal, dass man dort sofort als einer der Ihren aufgenommen wird, quasi in die Gemeinschaft, und irgendwie zur Familie gehört, das hat mir sehr gut gefallen, und hat eine wohlige Gemeinschaftsatmosphäre geschaffen. Ich war also gedanklich nicht nur auf Rhodos. Ich war noch dazu mit lieben Menschen dort :)

Das Buch geht wirklich sehr tief. Und auch wenn die Umschreibungen der Gefühle nicht blumig sind, und seitenlang ausgeschmückt, so schafft es die Autorin mit wenigen Sätzen, und Gedankenfetzen, trotzdem eine Atmosphäre zu schaffen, die zum eigenen Nachdenken anregt. Die Geschichte ist kurzweilig, aber auf gar keinen Fall nichtssagend, besteht sie aus 319 Seiten, die für mich ruhig noch etwas länger hätten sein können, und mit so viel mehr an Emotionen gefüllt wurden.

Nun zum Problem: Viola und Florian verschließen ihre Gedanken vor dem anderen, aus Gründen, die nicht nachvollziehbar sind, ihnen aber einiges bedeuten. Man verschließt sich manchmal vor anderen, um das wertvollste zu schützen, was man hat, die eigenen Gedanken und Gefühle. Weil man diese nicht verletzt haben will. Doch da sie uns wichtig sind, und nicht nur das, sie sind auch irgendwie ein Teil von uns, nimmt man dem anderen diesen Teil von sich selbst weg. Und erscheint somit nicht mehr als man selbst, sondern jemand andres. Sich voreinander zu verschließen, war die wohl schwerste Herausforderung im Roman, die es zu bewältigen und überwinden gab.

Wir erfahren zum einen die Geschichte abwechselnd aus Violas und Florians Sicht, und zum anderen haben wir in der Geschichte immer wieder Situationen die in Erinnerungen, Flashbacks münden, die aus der Zeit der ersten Verliebtheit, aber auch an später Situationen erinnern. Somit haben wir die Verbindung, denn jahrelang durch die Unzufriedenheit vergraben, gab es diese Erinnerungen an die hellen und lichten und freudvollen Tag wohl nicht. Weil man nur noch das Negative gesehen hat, und sich nicht daran erinnert hat, warum man mal ineinander verliebt war, und sich womöglich heute noch liebt, wenn die Situationen denen von damals ähneln. Das Geheimnis ist, die Leichtigkeit der ersten Tage einer Liebe zu bewahren, doch wie genau soll das gehen? Der Alltag kommt dazwischen, das Leben. Und selbst wenn man einige lichte Tage hat, reichen diese dann aus, um für ein ganzes Leben ohne Probleme miteinander zu reichen? Sicher nicht. Aber es gibt Probleme, und ……. Probleme. Die man zusammen angehen sollte. Und nicht jeder für sich und in seinem stillen Kämmerchen. Denn zu Liebe gehört auch immer Gemeinschaft. Und das Gegenteil von gemeinsam sein ist getrennt sein.

Andere Namen (im Roman einfach das Siezen der beiden, weil sie allen anderen die Info vorenthalten, dass sie ihre jeweiligen Ex Partner sind. Wäre ja auch peinlich, wenn jeder fragen würde, warum man dann noch zusammen in den Urlaub fliegt) geben einem eine neue Chance, auf einen Neuanfang. Ein Kennenlernen von jemand anderem, mit all seinen Facetten, von denen man nie wusste, dass es sie gibt, weil sie im Laufe der Jahre unter den Alltag und die Ignoranz gerutscht sind. Man macht sich zu neuen Menschen, ein neues Kennenlernen. Eine zweite Chance, als ob man jemand ganz anderes wäre. Die Art der Eifersucht im Roman ist die gute Art Eifersucht, weil sie zeigt, dass der andere einem doch nicht so egal ist, wie man dachte. Die Härte, mit der die beiden im Alltag miteinander umgehen, wandelt sich im Roman in der Zeit von Rhodos zurück, zu etwas Weichem, im Umgang miteinander. Fast wie ein zartes Annähern einer ersten Liebe….. Und das ist etwas, das die beiden ja schon gemeinsam erlebt haben. Denn manchmal muss einiges vielleicht erst große Risse aufweisen, und drohen zu brechen und kaputtzugehen, bevor man sich um genau dies kümmert, und es repariert………… weil einem gar nicht mehr bewusst war, wie sehr man eine Sache liebt, wie sehr man sie im Leben braucht, weil sie eben über Jahre hinweg verborgen und versteckt in einer Ecke gelegen hat, und von Niemandem wahrgenommen wurde. Das Wissen umeinander war verblasst, und es tauchen Dinge auf, die man in all den Jahren aus Ignoranz nie wahrgenommen hat, die den Partner aber ausmachen. Es ist also wirklich ein Neukennenlernen. Damals war das Interesse nicht da, vielleicht hat man sich selbst mehr wahrgenommen als den Partner. Es ist fast so, als ob wir es im Roman nicht mit zwei, sondern 4 Hauptprotagonisten zu tun hätten. DAVOR und DAZWISCHEN (und einige hoffen ja auch auf ein DANACH). Viola und Florian werden in ihrem Urlaub zu Herrn Quandt und Frau Janicki. Und somit stellt sich uns allen die Frage, ob diese Wandlung reicht, um den beiden eine zweite Chance zu geben, sich neu kennenzulernen, und ihre Liebe irgendwie wieder zu finden, die jahrelang vertrocknet und verstaubt irgendwo verkümmert ist, in den Sorgen des Alltags, und der Routine der Langeweile einer unzufriedenen Ehe.

Es ist aber auch ein bisschen so, dass uns immer wieder gesagt wird, in unserer schnelllebigen Zeit, dass man nicht in der Vergangenheit leben darf, jetzt leben muss, nach vorne schauen muss. Wer in der Vergangenheit schwelgt, der kann nicht weiterkommen ….. und all diese Phrasen, denen ich nur bedingt zustimmen kann. Wenn etwas Gutes endet…… wieso bin ich dann gezwungen in eine Zukunft zu schauen, die unbedingt etwas Neues bereithält? Oder anders. Wieso versuche ich nicht, das Alte in etwas Neues zu wandeln, und es so wieder in mein Leben zu integrieren? Ist euch schon mal aufgefallen, dass die früheren Lieder, in denen es um Trennungen und deren Schmerz geht, meist wirklich behandeln, wie sehr man einander vermisst, wie man Demjenigen nachtrauert, und wie sehr es schmerzt getrennt zu sein? Heutzutage reden die Texte der Songs einem eher ein, dass man sich nach was Neuem umsehen soll, man denjenigen von dem man sich getrennt hat, hasst. Besser dran ist ohne ihn, sich freier fühlt. Endlich etwas Neues erleben kann, nicht mehr gebremst wird, sein eigenes Ding machen soll, sich nicht nach der Vergangenheit umsehen….und Ähnliches. Wir leben in Zeiten, in denen etwas, das in die Brüche geht, lieber ersetzt wird, durch etwas, was noch ganz ist. Wenn es dann wieder in die Brüche und kaputtgeht, so kann man Dinge immer nachkaufen. Eine merkwürdige Angewohnheit einer Überflussgesellschaft. Doch was hat das mit Menschen zu tun? Wohl viel. Denn die Dinge, die in die Brüche gehen, kann man ebenso auf Beziehungen übertragen. Eine kleine Streiterei, ein Knacks, etwas, das nicht m ehr so funktioniert wie in alten Zeiten, und man denkt sofort daran, sich etwas Neues zuzulegen. Immerhin ist ja auch noch wichtig, an sich selbst zu denken. Und nicht an den Partner. Doch wäre es möglich, manche Beziehungen genauso, wie auch eine Ware, zu reparieren, wenn man nur wüsste wie? Nicht alles gleich wegzuschmeißen, und sich etwas Neuem zuzuwenden, sondern gemeinsam zu versuchen, etwas zu reparieren? Man sollte ja auch immer an das denken, was man gemeinsam schon durchgemacht hat im Leben, und sich daran erinnern.

Schön ist auch, dass der Titel des Buches sich durch den Roman zieht, und immer in abgewandelter Form eine neue Bedeutung für die Protagonisten hat. Deutet er doch darauf hin, dass man eigentlich Niemand andres will, weil man schon gefunden hat, was man im Leben braucht. Sich gegenseitig. Und dass diesen Jemand kein anderer ersetzen kann. Man muss nur ab und an drauf achten, was sich unter der Oberfläche verbirgt, und darf das nicht vergessen. Muss es sich immer nochmal in Erinnerung zurückholen.

Und ich muss es nochmal erwähnen: Die Atmosphäre lässt einen sofort in die Landschaft, Hitze, das Meer und sogar die Geräusche von Rhodos eintauchen. Und wer schon mal dort war, wird vieles wiedererkennen. Um sich vielleicht auch in diesen Zeiten ein wenig dort hinzuträumen. Denn wer einmal dort war, erkennt wie magisch dieser Ort ist.

Leider muss ich nun aufhören, auch wenn sich meine Schmetterlingsschwarmgedanken immer noch nicht setzen wollen, und immer noch wild umherfliegen. Aber ich schätze so ist das bei Büchern, die einem nahegehen, und einen viel überdenken lassen.

Das heutige Rezensionslied, wie sollte es auch anders sein, handelt von einer Trennung……… und hat vielleicht sogar etwas mit dem Buch zu tun, das man darin suchen könnte, auch wenn es gar nicht darin vorkommt :) :

„No more carefree laughter…….Silence ever after……Walking through an empty house……….Tears in my eyes……This is where the story ends……..This is goodbye.

Knowing me….knowing you…… There is nothing we can do.
Knowing me…..knowing you ……We just have to face it……This time we're through.
Breaking up is never easy……I know…..But I have to go.
Knowing me……knowing you……..It's the best I can do.“

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Veröffentlicht am 26.05.2020

When I find myself in times of trouble……….Mother Mary comes to me.

Schwarze Madonna
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Schwarze Madonna von Gwaltinger/Rauch

Was genau ist eigentlich Religion? Religion ist Glaube. Glaube an IRGENDWAS oder an ALLES. Verschiedene Menschen glauben an etwas Anderes, als die anderen Menschen ...

Schwarze Madonna von Gwaltinger/Rauch

Was genau ist eigentlich Religion? Religion ist Glaube. Glaube an IRGENDWAS oder an ALLES. Verschiedene Menschen glauben an etwas Anderes, als die anderen Menschen es tun. Das ist Religionsfreiheit. Doch manchmal wird Religion missbraucht, aus ihrem Konzept gerissen. Religion wird beiseitegeschoben, von manchen verachtet. Man verachtet andere Religionen, oder gar die Religion an sich. Doch was genau sind die Kernaussagen von allen Religionen? Der Mensch braucht etwas, an das er glauben kann. Die eigentliche Religion sagt etwas aus, was uns Menschen wichtig ist, seit Anbeginn der Zeit war, zwischendrin ebenso, und heute noch sein sollte, vielleicht sogar ist. Richtige Religion ist dafür da, Menschlichkeit, Liebe, Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Frieden auszustrahlen und den Menschen zu bringen. Alles schöne Dinge. Und alles etwas, das Menschen miteinander teilen sollten. In Brüderlichkeit. Ähm.... Schwesterlichkeit. Amen. Aber Halt. Worauf ich eigentlich hinaus möchte, das ist, dass sich natürlich im Laufe der Jahrhunderte, ja gar Jahrtausende etwas entwickelt hat, das so fern von Menschlichkeit, und allen positiven Dingen des Glaubens ist, dass es fast schon nicht mehr zu erkennen ist als Religion. Der Mensch braucht Liebe, Hoffnung, Gnade, und das Leben. Schon in den alten Religionen war es so. Es gab eine Gottheit, und der Mensch betete diese an, um etwas zu erhoffen für seine Liebe, sein Leben, seine Hoffnungen, und das in einem Wunsch. Für sich. Für seine Liebsten. Denn das Beisammensein, und Zusammenleben, war schon das Wichtigste. Immerhin haben wir Menschen doch niemand andren auf diesem Planeten als andere Menschen, und Lebewesen, und den Glauben an Etwas, das uns durch das Leben leitet. Und der Glaube, und unsere eigene Endlichkeit, den gab es ebenfalls schon immer. Die Gestalt der Verehrung war anders, und doch gleich. Aber ich möchte nicht zu viele ketzerische Dinge schreiben, die eigentlich gar nicht ketzerisch sind. Fakt ist. Das Wichtigste ist der Kreislauf des Lebens. Für Menschen, und jedes Lebewesen. Und das entsteht nun mal durch uns Menschen und besagte Lebewesen. Wir lieben uns, leben zusammen, und neues Leben entsteht, und so geht der Kreislauf immer weiter. Und zwischendurch versuchen wir das Leben so gut und friedlich zu meistern, wie es uns möglich ist. Zusammen mit unsrem Glauben an…….. was auch immer. Denn das, an was wir glauben, kann viele Gestalten haben. Und egal, ob die alten Ägypter ihre Götter angebetet haben, die Römer ihre, gar die Griechen ihre Olympier, oder andere Naturreligionen Mutter Natur oder eine Muttergottheit angerufen haben, viele Tausend Jahre vorher ….. es ging ihnen dabei sicher immer um Unterstützung für ihr Leben, oder die Lösung eines Problems. Nicht die Gestalt der Anbetung ist wichtig, sondern der Glaube, und die Hoffnung darauf, dass unsere Gebete von Irgendjemandem erhört werden. Genug davon, ihr wollt nun sicher wissen, worum es im Buch geht. Und das ist im gewissen Sinne der Glauben, und die Auslegung dessen. Alsooo….

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

Da ist eine Frau, die ist schwanger, und dann nicht mehr schwanger. Später ein junges Mädchen, ebenso. Überhaupt sind viele Frauen schwanger, und dann nicht mehr. Hä?! :D. Okay. Ich fange nochmal von vorne an.

Also: Es gibt schwarze Madonnen, blutende und weinende. Welche mit Bauch dargestellt, welche ohne, nach der Geburt, während der Schwangerschaft, mit verschiedenen Bauchinhalten, von der Dreifaltigkeit bis zum Jesuskind. Ihr Kind stillend, oder einfach nur haltend. Als Königin der Welt dargestellt, oder einfache Gebärerin des Jesuskindes. Verhüllt in einen Übermantel, welche die lasziv lächeln, oder gar ein Kleid aus Getreide tragen. Neben der Dreifaltigkeit, als Teil von dieser, oder gar ganz allein. Neben Erdbällen und Monden. Mit Tuch. Ohne Tuch. In verschiedenfarbigen Gewanden, oder mit offener Lockenpracht. Oder gar ihren toten Sohn im Arm haltend. Und wer nun gar nicht weiß, wovon ich rede, sollte unbedingt dieses Buch lesen.

Wir haben eine neue Glaubensgemeinschaft, Marienjünger, gepaart mit toten Babys, die gefunden werden, jungen Frauen, die sich sehr merkwürdig benehmen, und einen Kult…….. dessen Aussagen den Lehren der christlichen katholischen Kirche, die etwas Männerüberschusslastig ist, gegenüberstehen. Klingt ein wenig nach Dan Brown und Verschwörung. Die versteckten und geheimen Symbole sind da. Die Symbolik, die in Bildern, bzw. Statuen liegt, und die ein Geheimnis bergen. Wir sind hier allerdings nicht bei Dan Brown, sondern befinden uns im schönen Bayern. Vergleiche will ich nicht ziehen. Wir befinden uns also mitten in Bayern, bzw. Franken. Denn diese beiden Handlungsorte spielen beide eine Rolle. Und es ist auch kein Professor, der die Spur der Geheimnisse verfolgt. Philipp Marlein, Privatdetektiv in Fürth, und in seinen 40ern, und Emil Bär, Ex Pfarrer, Ex Seelsorger……ExeineMengeAnderes, und in Rente, aus der schönen Nähe von Kempten im Allgäu, in seinen 60 er Jahren, spielen hier die Hauptrolle. Und zwar erstmal unabhängig voneinander. Beide bekommen es mit besagten jungen Frauen zu tun, die schwanger waren, und es auf einmal nicht mehr sind. Und auf verschiedenen Wegen, und aus verschiedenen Gründen, machen sie sich nun auf die Spurensuche, was es damit auf sich hat. Derweil ist klar, dass sie immer tiefer in Geheimnisse hineinrutschen, denn mittlerweile tauchen im Allgäu die toten Babys auf, und Marlein merkt in Franken, was es wirklich mit dem Marienkult in Bayern auf sich hat……. Zumindest für eine bestimmte Gruppierung. Und auch wenn Bär und Marlein sich nicht kennen, so steuern sie doch beide unvermittelt auf ein gemeinsames Ziel im Buch zu, mit derselben Geschichte, erlebt aus der Sicht desjenigen, und an verschiedenen Orten. Alles führt nach Altötting. Dort treffen Bär und Marlein aufeinander, ihr Weg kreuzt sich. Denn was ich vergessen habe zu sagen: Himmelhilf! Die Schwarze Madonna von Altötting wurde gestohlen!! (Aufmerksame Leser erkennen nun einen Zusammenhang zum Titel des Buches :D). Und die sollte vielleicht auch wieder aufgefunden werden. Gibt es vielleicht sogar Zusammenhänge? Dies gilt es selber herauszufinden.

Das Cover:

Das Cover gefällt mir sehr gut, zeigt es thematisch doch das, worum es geht. Wir sehen im Hintergrund ein Marienbild, im Vordergrund eine Herz-Urne, so wie sie in der Gnadenkapelle in Altötting vorkommen. Kleine Geschichtsstunde. Damals hat man die Herzen getrennt vom Rest des Leichnams nach dem Tode verwahrt. Die in Altötting gehören zum Beispiel den Wittelsbachern. Geschichtsstunde beendet. Auch hier gibt es einen Zusammenhang, den ihr rausfinden solltet, denn er ist ungemein spannend.

Fazit und Gedankenallerlei:

Seufz. Und auf einmal hat man nach dem Buch direkt Lust, auf Marienwallfahrt zu gehen, oder alternativ Let it be zu hören :D. Wir begeben uns in diesem Buch nämlich ebenfalls auf eine Odyssee und Rundfahrt durch Bayern, an verschieden Orte und in Kirchen, und lernen sehr viel über die Geschichte dieser Kirchen und Madonnenfiguren. Recherchiert ist dieser Roman somit allemal super. Und lehrreich. Man bekommt sofort Lust, jede Marienfigur nachzuschlagen, um ein Bild vor Augen zu haben, was im Buch genau gemeint ist. Und tatsächlich sind die Beschreibungen identisch, und man wundert sich, ob der Bilder im Kopf, die ähnlich denen der Realität sind. Die Reise durch Bayern, die Orte sind atmosphärisch so gut eingefangen, dass man meint sich gerade dort zu befinden. Auch, oder gerade wenn, man an diesen Orten schon war, macht es richtig Spaß, über sie zu lesen. Wer noch nicht da war, bekommt ein Verständnis dafür, wie es dort aussehen mag. Und gleich noch ein wenig Wissen darüber mit, wie die Bevölkerung dort tickt. Wir lernen bayrisch. Das stört aber nicht, sondern bringt einem die Figuren nur noch näher. Sowohl einen Hauptprotagonisten, als auch ein paar Nebenfiguren. Auf alle Fälle ist die Lektüre wie eine Reise, die man selbst begeht. Vielleicht auch eine kleine Marienwallfahrt :D.

Es ist ein Krimi mit Witz und Charme. Ernste Themen wurden hier verpackt in ein Gewand aus Humor der beiden Protagonisten, und trotzdem lädt das Buch immer wieder zum Nachdenken darüber ein, was unter diesem Gewand steckt. Und so wie manche Madonnen ummantelt sind, um ihre wahre Gestalt, nämlich die einer Frau mit all den Attributen genau dieser, zu verstecken vor der Welt, so ist auch die Thematik des Buches, die uns wirklich in Abgründe stößt, und uns die wahren Fragen der Menschheit vor Augen führt, ummantelt und umhüllt von einem Kleid aus trockenem, manchmal schwarzem Humor, den Bär und Marlein da ausleben. Vielleicht um das Ganze erträglicher zu machen? Auf jeden Fall müssen wir uns hier im Buch einigen großen Fragen stellen, und ob alles immer nur Schwarz und Weiß gesehen werden kann, ob es nur Richtig und Falsch gibt…… oder ob es gar die Fanatiker sind, die etwas Gutes in etwas umwandeln, was nicht mehr so gut ist. Man muss seine Ethik und Moral überdenken, ob seine eigene Denkweise moralisch okay ist. Und das Buch lässt einen auch ein bisschen in einem Dilemma zurück, macht nachdenklich. Weil man fanatische Ansätze natürlich nicht gutheißen kann, aber auf der anderen Seite das Ganze gar nicht soooo verkehrt findet. Denn ja. Männer in der Kirche sind nun mal in der Übermacht, und Frauen werden nicht gerade gut behandelt. Als Frau kann man das einfach nicht sooo toll finden. Wie überall sind es die Ansätze und die Auslegung, die etwas falsch oder richtigmachen, Falsch von richtig unterscheiden. Es ist ein bisschen so wie „Die Dosis macht das Gift“. In kleinen Schritten wunderbar hilfreich, in großen dann übermächtig und gefährlich. Es geht um die engstirnige Kirche, die keine Neuerungen akzeptiert, ein Marienkult, der alles etwas anders auslegt. Leben und Liebe als Sünde angesehen wird, oder als Lebensinhalt, und etwas Gutes.

Ein schwieriges, aber sehr interessantes Thema, ist die Thematik von Frauen in Kirchen. Wird Maria doch fast immer nur dargestellt als eben die Mutter von Jesus, so wissen sicher einige, dass vor dem Christentum sehr viele Göttinnen weiblich waren, und verehrt wurden. Das mit der Verehrung einer männlichen Gottheit kam erst später….. aufgrund von Männern. Man höre und staune. Kirchenmänner, die es nicht wahrhaben wollten, dass man auch eine Frau verehren kann……. Darf doch ein Christ einzig und allein Gott und Jesus, und den Heiligen Geist anbeten. Erkenne ich da etwa eine jahrtausendalte Angst vor Frauen, und ihrer Klugheit und Rolle in der Weltengeschichte, ihrer Rolle in der Natur der Menschen, und dass sie wohl wichtig sind, und für alles stehen, was mit Leben zu tun hat? (es heißt nicht umsonst Mutter Natur, oder Mutter Erde) :D. Nein?! Na dannnnnnn! Ist ja nicht so, dass Frauen verfolgt und verbrannt wurden, wenn sie Wissen angehäuft hatten, verteufelt wurden als Verführerinnen, als Huren abgestempelt…. Oder ihnen gar die Schuld für alles Übel der Welt untergeschoben wurde, weil in ihnen eine Bedrohung gesehen wurde. Und so kann es natürlich auch auf gar keinen Fall sein, dass Frauen in Religionen verehrt werden. Oder etwa doch? Vielleicht im Geheimen? Ist Maria nicht auch eine Frau? Gerade in unseren heutigen Zeiten von Maria 2.0 sollte man nochmal über sowas nachdenken.

Der Schreibstil ist flapsig humorig, Bär ein Original. Marlein irgendwie auch, aber anders als Bär. Jeder eben auf seine Art. Der Humor ist diese trockene Art von Humor, der aus einer Situationskomik heraus entsteht, und diese Situationen gibt es fortlaufend. Sie unterscheiden sich von Bär zu Marlein, sind aber beide an Humor nicht übertroffen, sondern auf einem gleichen Level. Die Figur Bär und Marlein sind verschieden, jedes Kapitel aus der Sicht des jeweils anderen geschrieben. Und um diese zu unterscheiden, ist der Schreibstil bei beiden anders. Während wir einen normalen Erzählrhythmus bei Marlein haben, so stoßen wir bei Bär auf einen Stil, der fast ein wenig an den in Novellen erinnert. Kleine einzelne Worte, Keine ganzen Sätze, fast wie Notizen. Und trotzdem eine Rundumbeschreibung der Situation. Das ist anders, gefällt mir aber trotzdem sehr gut. Die Stereotypen der beiden und auch der Nebenfiguren sind überzeichnet, aber genau das ist das Lustige daran. Trotzdem sind alle einzigartig. Das ist an sich kein Widerspruch in sich.

Selbstironisch, spritzig, witzig und leicht. Sich selbst nicht so ernst nehmend. Das alles ist der Roman. Er nimmt das ganze locker. Schon auf den ersten Seiten merkt man die Leichtigkeit, die einen beim Lesen dazu verleitet dauerzugrinsen. Tajaja. Denn Religion ist auch Freude, und Freude ist Leben, und alles, was das Leben lebenswert macht. Religion wurde weder gemacht um zu unterdrücken, noch um intolerant zu sein, oder eine gewisse Gruppierung von Menschen nicht als gleich anzuerkennen. Doch trotzdem ist das so. Bitte hier ein bisschen mehr Güte und Miteinander, denn auch das gehört zum Leben und zur Freude dazu ;). Das Problem ist immer die Auslegung eine Religion, das Ausleben, bis hin zum Fanatismus, wenn etwas anders verstanden wird, oder man sich in etwas reinsteigert.

Und ob wir in unserer Trauer, unserem Schmerz, für unsere Hoffnung, oder in großer Not nun Maria, Gott, Jesus anrufen……………. Oder die Menschen damals die griechischen Götter, die für Ähnliches standen: Die Menschen haben in ihrer Anbetung immer eines gebraucht. Hilfe und Hoffnung.

Sobald Religionen also nicht mehr dazu da sind, Hilfe und Hoffnung zu erbitten, sondern dazu, Andere Gruppen nicht anzuerkennen, oder zu versuchen mächtiger zu sein, als eine Andere Gruppierung…. Um über diese dann Macht zu haben. Oder man gar versucht, seine eigenen Grundsätze so zu verdrehen, dass sie in ein Religionsschema gequetscht werden, welches man dann ganz anders auslegt, als es gemeint ist ……. Ist das Ganze nicht mehr in Ordnung. Leider aber wohl kein Einzelfall.

Welche Religionen und welche Menschen hier im Buch aufeinanderprallen, mit welchen Wünschen und Hoffnungen, oder gar anderen Umtrieben, das gilt es nun herauszufinden. Und immer dran denken. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch Grauzonen. Tatsächlich sollte der Roman von Jedem gelesen werden, selbst wenn dieser sich nicht als gläubig bezeichnet.

Betrachtet ihr nun eine Marienfigur in einer Kirche, so werdet ihr sie nach diesem Roman nie wieder mit denselben Augen ansehen können…. Ohne an das Buch und seine Geschichte zu denken. Zumindest mir geht es so. Und ich gebe zu, schon vorher sehr genau Figuren und Statuen in Kirchen studiert zu haben.

Beim heutigen Rezensionslied hätte ich wohl tausende nehmen können, weil es einfach sooo viele Lieder auf der Welt gibt, die Maria behandeln, und meine Jukebox im Kopf fast einen Overload hatte. Am Ende habe ich mich dann für dieses hier entschieden:

„Hail holy queen enthroned above…..Oh Maria.
Hail mother of mercy and of love……..Oh Maria.
Triumph all ye cherubim…….Sing with us ye seraphim…..Heaven and earth resound the hymn.
Salve……salve….salve …….regina.“

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Fiona folgt den Melodien, durch die Dunkelheit und Einsamkeit……doch wohin führt das alles?

Die Melodie der Schatten
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Die Melodie der Schatten von Maria W. Peter

„Wenn die Nacht kommt wird die Sehnsucht klarer. Alle Träume sind im Dunkeln wahrer. Frei von Ängsten steigen, Gefühle aus dem Schweigen….“

Habt ihr schon ...

Die Melodie der Schatten von Maria W. Peter

„Wenn die Nacht kommt wird die Sehnsucht klarer. Alle Träume sind im Dunkeln wahrer. Frei von Ängsten steigen, Gefühle aus dem Schweigen….“

Habt ihr schon mal über Isolation nachgedacht, und wie diese aussehen kann? Und ja, irgendwie scheint dieses Thema aktuell, und man mag sich fragen, was es mit diesem Buch zu tun hat. Isolation gibt es in vielen Dingen. Wir können gezwungen werden, isoliert zu sein, wir können uns selbst isolieren, freiwillig, und verborgen vor der Welt. Wir können isoliert werden, weil andere Menschen es so von uns wollen, da sie denken, es wäre besser für uns, oder gar für sie selbst. Manche isolieren sich wegen Krankheiten, die gar keine sind, und andere wegen welchen, die wirklich da sind. Wir isolieren uns auch manchmal aus Scham, oder Buße, wegen irgendwas, das uns in der Vergangenheit zu schaffen gemacht hat. Oder einfach, um uns vor der Welt zu verstecken, die so kalt und herzlos zu sein scheint. Isolation zuhause, das findet meist im eigenen sicheren Raum statt. Doch was ist, wenn dieser Raum der Isolation kein sicherer Hafen ist, sondern ein altes düsteres Herrenhaus, mitten in den Highlands, und unsere Zeit nicht das Heute ist, sondern wir im 19. Jahrhundert dort leben oder uns aufhalten würden? Gefangen, und auch nicht. Doch beklemmend, in einer düsteren Atmosphäre, in der wir mit Geheimnissen und Ängsten um uns herum leben? Und dann ist da ja noch die Isolation, und das Alleinsein, während wir uns unter Menschen befinden, und trotzdem alleine sind, weil wir nicht dazugehören. Oder tun wir das am Ende gar doch? Mehr zu Menschen gehören, die uns nicht zugehörig sind, als die, die zu uns gehören sollten?

Nun also die Geschichte, die das Buch erzählt:

……Die eigentlich aus mehreren Geschichten besteht, die in einer vereint sind. Wir selbst wandeln im Roman zwischen Realität und scheinbaren Traumgebilden. Einbildungen und Wirklichkeit. So scheint es zumindest. Und das kommt wahnsinnig gut rüber, so dass man nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Einbildung unterscheiden kann, und sich oftmals beim Wandeln zwischen diesen beiden Zuständen verläuft, und aufpassen muss, sich nicht zu sehr zu verlaufen. Ähnlich geht es Protagonistin Fiona, die nach einem Überfall auf ihre Kutsche, in der sich auch Familie befand, retten kann. Und just erschöpft vor dem Herrenhaus von Sir Aidan ohnmächtig wird, wohl auch, weil es das einzige Haus weit und breit ist. Wir für die damalige Zeit üblich, nimmt Sir Aidan Fiona auf, in dieses Haus, was so dunkel erscheint, bis diese von ihrem Vater quasi wieder nach Hause geholt wird, ins Haus in Edinburgh. Aidan selbst ist auch nicht gerade der freundlichste, ebenso wie einige Angestellte. Und davon gibt es wahrlich nicht viele. Wie merkwürdig, für so ein großes Herrenhaus! Das Haus mutet eher wie ein Gefängnis an, etwas, das die Menschen gefangen hält, ohne dass es dies wirklich tut, denn man kann sich frei bewegen. Es fesselt einen an sich. Und dann sind da noch diese Geräusche. Erscheinungen. Melodien im Kopf, und Lichter! Die Gründe erfährt man spät, aber man erfährt sie. Die Landschaft nimmt etwas von der Bedrohung des Hauses. Freiheit draußen gegen Gefangensein im Haus. Ich konnte nicht umhin, ein wenig an unsere aktuelle Situation in Coronazeiten zu denken :D. Der Inhalt ist also vielschichtig, und mehr möchte ich nicht verraten, um das Lesevergnügen nicht zu gefährden. Aber alles fügt sich am Ende, und wir erfahren zu allem ein „Warum? Ach deswegen!“. Denn es gibt auf einmal diese Stellen im Buch, wo es klick macht, wo sich alle Puzzleteile aus dem Buch plötzlich zusammenfügen, und ein Gesamtbild ergeben. Doch der Weg bis zum Gesamtbild ist recht lange, und sollte von jedem Leser eigens über die Puzzleteile führen.

Aber wir erfahren auch eine Menge über die Vergangenheit und Geschichte Schottlands. Die Traditionen, Feiertage, die Begebenheiten der Lairds und Pächter, die Vertreibungen von deren Land, die Bestrafungen. Und eine Menge anderer Ungerechtigkeiten, wie Menschen damals miteinander umgesprungen sind. Und das alles in dieser Zeit des Umbruchs der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der die romantische Zeit der Highlander wohl erstmal vorbei war. Diese rauen Highlands mitsamt Bevölkerung erscheinen mystisch, abergläubisch…….. und verflucht. Wobei man nicht weiß, ob es wahrhaftige Flüche gibt, oder diese nur in den Köpfen der Menschen existieren, die an ihren Legenden seit Jahrhunderten festhalten, und diese für wahrnehmen. Doch ist es genau das, was den Leser in die mystische Stimmung reinzieht, und wir bald nicht mehr wissen, wo der Traum anfängt, die Wirklichkeit aufhört, oder sich beides sogar vermischt.

Cover und Titel:

Diesmal gefällt mir der Titel sehr gut, und er passt wunderbar zur Geschichte. Das Buch ist umgeben von Melodien und Musik, die im Inneren von Fiona erwachen. Und solch ein Gefühl ist mir irgendwie bekannt. Ebenso ist der Schatten und das Dunkle im Buch allgegenwärtig. Doch es gibt auch Licht, ist ja klar, wo Schatten ist, ist natürlich immer auch Licht. Das Cover passt sehr gut zur Highlandatmosphäre.

Fazit und Gedankenallerlei zum Buch:

Detektivisch bin ich auf dem Weg des Buches gegangen, und habe versucht, die Geheimnisse aufzublättern, die mir das Buch hingeworfen hat. Nach und nach kam man hinter diese, doch nie war es langweilig. Nie hat sich das Buch einzig und allein auf Geheimnisse gestützt. Der Hauptpunkt waren also nicht die Geheimnisse, sondern eher die Abwesenheit des Redens über sie. Es ist also kein Buch zum Aufdecken, und trotzdem eines. Doch bietet es noch so viel mehr an interessanter Leselektüre, dass man es wahrlich nicht einfach nur in ein Genre stecken kann. Historisch, Schauerroman, Geheimnisse, alles in den schottischen Highlands. Vielleicht Geister, vielleicht nicht, und dann noch diese besagte Auflösung von Dingen im Buch, deren Lösung man erwartet. Oftmals laufen wir in eine Sackgasse, werden hinters Licht geführt, und alles ist ganz anders als wir anfänglich dachten, entpuppt sich als etwas völlig Neues, oder passiert schicksalslastig oder zufällig einfach nur nebeneinander und parallel, so dass man verwirrt ist. Das Buch ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Dinge erscheinen, und wie sie wirklich sind, und dass der Schein manchmal anders ist, als die Realität. Und natürlich, dass wir Menschen diesem Schein nur allzu gerne hinterherrennen, ohne die Wahrheit zu wissen, und dadurch oft Unwahrheiten zustande kommen.

Das Buch verbindet also nicht nur das Schaurige mit Historie, sondern sagt dazu auch noch viel darüber aus, wie Menschen ticken. Damals, und heute. Wir lernen viel über Ungerechtigkeiten in dieser Zeit, Enteignungen, Korruption, Menschen die ihre Macht nutzen, um sich selbst zu bereichern. Aber auch, dass die damalige Zeit Menschen nicht akzeptiert hat, die anders waren, als die Norm, in jedweder Art und Weise. Und ja. Unter dem Deckmantel unserer heutigen toleranten Zeit, gibt es diese Dinge aber natürlich immer noch, so wie es sie schon immer gab. Historisch ist das Ganze übrigens definitiv super recherchiert, ob der Begriffe und Bezeichnungen der Zeit.

Im Buch ist jedes Schicksal und jede Vergangenheit miteinander verbunden, die Wege kreuzen sich, entweder in der Vergangenheit, oder der Gegenwart. Ebenso ist die Schuldfrage allgegenwärtig, und zieht sich durchs Buch. Wer ist an wessen Schicksal schuld? Wer nimmt die Schuld auf sich? Wer wurde dazu überredet, schuldig zu werden? Und wer fühlt sich schuldig, ohne Schuld zu sein? Und dann ist da ja auch noch die Vergebung, und das Verzeihen. Das Buch ist wie eine Nacht, die wir durchwandern, um am Ende endlich ins rettende Tageslicht zu kommen. Ein Schatten von Freiheit, ja, das Haus lässt uns frei. Die Befreiung der Schuld, und der Traurigkeit, und des Kummers, der einem zu eigen ist, folgen. Vorher ist es ein Auf und Ab des Glaubens, wem man im Buch sein Vertrauen schenkt, wer nur eine Maske trägt, wer es ehrlich mit einem meint.

Man muss sich in vorliegendem Buch auch mit Eltern auseinandersetzen. Und zwar jeder für sich. Eltern, die einen bevormunden, die einen nicht lieben, denen andere Dinge wichtiger sind, als ihre Kinder. Dieses Herauslösen aus den Schatten der Eltern läuft unterschwellig im Roman ab, und man fragt sich zwangsläufig, ob es am Ende gelingen wird. Denn die damalige Zeit war viel abhängiger von Familie, als wir es heute sind. In anderem Sinne. Es ist diese typische Situation die man kennt, dass Eltern einen unterschätzen, dass ihnen gewisse Dinge peinlich sind, und dass sie das Kind isolieren vor der Welt, damit diese nicht erfährt, was dem Kind fehlt. Man glaubt dem Kind nicht, und sieht nur den eigenen Blickwinkel, den man als Nonplusultra ansieht. Denn es könnte ja auf das Elternteil zurückzuführen sein, und das wäre peinlich. Schein ist alles, dieser muss gewahrt werden in der Gesellschaft. Auch auf Kosten des eigenen Kindes. Und was sagt uns das? Kinder sind eigene Individuen, und nicht dafür verantwortlich zu machen, was ihre Eltern falsch machen. Man darf sie nicht dafür strafen, für die Fehler der Eltern, und vielleicht denken die Kinder ja ganz anders über bestimmte Dinge. Und tatsächlich macht das Buch auch darauf aufmerksam, dass es manchmal davon abhängig ist, wer sich mit uns in einem Haus befindet. Und daran knüpft sich dann unser Wohlbefinden. Denn manche Leute lassen ein Haus strahlen, und die Anwesenheit anderer, bringt plötzlich die Dunkelheit zurück. Manchmal ist man mit mehr Personen im Haus einsamer, als mit einer einzelnen, die einem das Gefühl gibt nicht einsam zu sein.

Die Zeit im Buch ist eine des Aberglaubens. Wir bekommen es hier nicht sofort mit den freundlichen schottischen Einwohnern zu tun. Man merkt es an der Landbevölkerung, die alles, was andersartig ist, nicht versteht. Doch lag dies damals nicht an Bosheit, sondern eher an Unwissenheit, und daran, wie man sich Dinge zurecht geschoben hat. Ähnlich wie in damaligen Glaubensfragen, was hier auch leicht durchzuschimmern scheint. Auch wird einem im Roman nochmal klar, wie exotisch einige Dinge für die Menschen vor Jahrhunderten waren, die für uns heute selbstverständlich sind. Andere Völker und Kulturen zum Beispiel. Oder Andersdenkende, Menschen die nicht angepasst sind, es nicht wollen, oder einfach anders sind, als der Rest der Gesellschaft. Die Feindseligkeit ist fast spürbar im Buch, die Atmosphäre beängstigend, und bedrückend, Luft abschnürend. Man fühlt sich nicht wohl, ist fast wie die Hauptprotagonistin Fiona im Haus gefangen, und doch nicht, leidet unter Beklommenheit. Es ist keine angenehme Atmosphäre, wenn alle nicht gut auf einen zu sprechen sind, und man nicht, weiß, warum. Feindseligkeit schlägt ihr entgegen. Doch irgendwie fördert das Ganze die Verbundenheit zu ihr.

Und irgendwie lehrt uns die Geschichte, dass Gefängnisse in uns sind, nicht halt davor machen, ob man reich oder arm ist, hochgeboren, oder von niederer Geburt. Es lehrt uns, dass Gefängnisse vielerlei Gestalt haben können, nicht unbedingt ein Gebäude sind, sondern ebenfalls daraus bestehen können, gefangen im Innern zu sein, in einem Selbst. Gefangen in der Vergangenheit. Manchmal ist die Isolation und das Gefängnis selbst gewählt, manchmal wird sie uns aufgebürdet, von Menschen, die uns in unsichtbaren Fesseln halten. Oder von Menschen, die uns in der Hand haben, weil sie uns ein besseres Leben versprechen. Doch bei allen Isolationen gilt es, sich daraus zu befreien. Auch aus diesen Zwängen, die ein anderer uns macht. Und mit Fionas Befreiung ihres eigenen Selbst kann man als Leser, der mit ihr mitleidet, auch endlich wieder ausatmen, und bekommt Luft. Man ist frei, fühlt sich nicht mehr gefangen, und eine Last entweicht von der eigenen Brust. Und schließlich erkennt man, dass Freiheit nichts mit Freiheit zu tun hat, die einen in einem Gebäude gefangen hält. Sondern ebenso kann Freiheit bedeuten, sich von etwas zu befreien, was einen gefangen hält. Und sein es nur Menschen, die uns versuchen Dinge einzureden. Jemanden kleinhalten, jemanden unterdrücken, und seine Macht auf diesen Menschen ausüben. Das ist die wohl grausamste Form von Gefängnis, ausgehend von Menschen, die eiskalt sind, und für ihre eigenen Belange alles tun. Nicht von Mauern umgeben und gefangen zu sein, sondern in einem selbst, weil ein anderer es einem einredet, und man selbst sich so klein fühlt, dass man nicht dagegen angeht. Doch Fiona lernt über Umwege, und den Begriff des Gefangenseins in all seinen Formen auch die Freiheit kennen. Eigene Entscheidungen zu treffen und vor allem eine eigene Meinung zu haben. Immerhin soll man ja vor dem fliehen, was einen bewacht, und sich seine Träume nicht rauben lassen, wie schon ein Lied sagte. Fiona darf hinter einer Maske leben, sich nicht frei entfalten, nicht entdecken, wer und wie sie wirklich ist, muss sich verstellen aufgrund der Gesellschaft, darf sich dieser nicht zeigen. Und ist dadurch unfrei und in Fesseln, die unsichtbar sind. Doch wird es Fiona auch möglich sein, aus dem Schatten zu treten, direkt in das Licht? Dem Schatten des Hauses, ihres Lebens, ihrer Krankheit? Ist ein Aufatmen möglich? Der Drang nach Freiheit und ein Drängen ans Licht da? Und hängt alles mit dem Herrenhaus zusammen, und dem, was es symbolisiert? Ist es die Einsamkeit, wirklich alleine sein, und einsam fühlen, plus sich der Welt verschließen, oder die Einsamkeit zu suchen. Durch das Buch schlängelt sich eine Melodie, ein roter Faden, der wie ein Wegweiser durch den Roman, und die Aufklärung der Geheimnisse ist. Fiona muss der Wahrheit der Geschichte ins Auge blicken, und das ist nicht immer schön. Seltsam aktuell mutet die Geschichte an. Von Menschen die vertrieben werden. Von Profitgier. Und von Menschen die sich gegen Ungerechtigkeit wehren, und dafür bestraft werden. Ohne Schuld.

Die Schaurigkeit des Hauses kommt gut rüber. Ebenso die Mystik des Landes, dieser düsteren Highlands. Beinahe wähnt man sich wirklich von Geistern umgeben, die ihr Unwesen treiben, und die Lebenden mit sich in die Dunkelheit ziehen. Diese Tradition von Schauerroman kommt hier gut rüber. Doch die Geschichte ist mehr als das, und kein reiner Schauerroman, denn es wird eine Geschichte aufgedeckt, die viel tiefer geht, und weitreichender zurückreicht. Wir haben nicht eins, nicht zwei………. Nein wir haben eine ganze Fülle an Geheimnissen, die das ganze Buch mitschwingen, und tatsächlich erst gegen Ende aufgelöst werden. Denn so weit schafft die Autorin es, die Geheimnisse fortschreiten zu lassen, und ich habe mich ertappt, dass mich das Ganze irgendwie in einen Sog gezogen hat. Es ist nicht der typische Schottland Roman den wir vor uns haben. Natürlich haben wir auch Beschreibungen der Landschaft, der Traditionen, aber das alles nicht in Überzahl, es nimmt nicht überhand. Ist aber trotzdem toll. Vielmehr konzentriert sich die Geschichte auf die Hauprotagonisten, ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart, und die Geheimnisse, mit denen sie leben müssen, und die sie mit sich herumschleppen. Ich wage sogar zu sagen, dass etwas Gesellschaftskritik im Roman enthalten ist, der zur damaligen Zeit, im frühen 19. Jahrhundert, galt. Und ja. Diese Kritik kann man ohne Probleme auf die heutige Zeit anwenden, denn geändert hat sich nicht viel. Wie ich bei Geschichte immer sage: Andere Zeit und Errungenschaften, aber die gleichen Menschen mit ihren Bedürfnissen und Gefühlen und Ansprüchen. Vieles ist auch auf uns anwendbar. Denn Raffgier, Machausübung, das Bedürfnis jemanden zu beherrschen….. das gab es wohl immer schon.

Die Dunkelheit und der Schatten die auf dem Buch anfänglich liegen, ziehen sich über eine ganze Etappe hin. Wie Nebel lichtet sich der Schatten im Buch. Unter diesem Nebel sind Geheimnisse, Dunkelheit, innere Dämonen und Gefühle, und man hofft, dass sich dieser Nebelschleier irgendwann lichten wird, um all das zu zeigen, was unter ihm verborgen ist. Wahrheit, Licht, und gute Gefühle. Irgendwie ist das Buch, wie eine lange Nacht, auf die ein lichtdurchfluteter Tag folgt, und das ist wahrlich nicht böse gemeint. Denn diese Atmosphäre der Schaurigkeiten und Ängste, die ist fühlbar, fast das ganze Buch hindurch. Doch keine Angst, es gibt auch einige Lichtblicke. Licht - Schatten….. und so ;). Genau das hat mir so gefallen, dass ich am Anfang im Dunkeln getappt bin, sprichwörtlich, und sich nach und nach alles gelichtet hat. Besonders auch der Zugang zu den Protagonisten, die ich später besser verstehen konnte. Es ist schön, dass der Roman das geschafft hat. Und ja, weil mich den ganzen Roman über ein Phantom begleitet hat, ein Schatten, etwas Bedrohendes, Erdrückendes, das greifbar war, für mich, genauso, wie für Fiona. Eine Einsamkeit und Isolation. Beklommenheit.

Tatsächlich hatte ich lange keinen Zugang zu Aidan, und konnte ihn nicht verstehen. Und das für eine wirklich lange Zeit. Ich lag genauso im Dunkeln wie Fiona. Tatsächlich war sie wie eine Konstante in der Geschichte, die wenig wusste, in etwa so wie ich. Zeitweise war es dann so, dass ich als Leser mehr wusste als sie. Dies hat mir dann mehr Zugang zu Aidan gebracht. Aber das hat seeeeeeehr lange gedauert. Tatsächlich habe ich mich manchmal erinnert gefühlt an Belle und das Biest, wobei das natürlich weit hergeholt ist……. Denn es gibt ja gar kein Monster, und das Monster ist ja auch gar kein Monster in Wahrheit…..Moment…. sehe ich da doch Ähnlichkeiten? Manchmal dachte ich sogar an ein dunkles Phantom in den Katakomben :D. Vielleicht sind das aber auch nur Bilder, Erinnerungen, die in meinem Kopf ankommen, so wie die Melodien in Fionas Kopf :)

Heutiges Rezensionslied, weil es für mich einfach passt. Sowohl zu einem Phantom, als auch der Bedeutung der Melodien in der Nacht, und gar zu den Dingen, die uns gefangen halten:

„Leise, innig wird Musik erklingen. Hör sie, fühl sie, lass sie Dich durchdringen. Lös dich von der Welt, die Dein Herz gefangen hält. Widerstrebe nicht der unbekannten Macht:
Der Dunkelheit und der Musik der Nacht.“

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Auf dem Weg in ein neues Zeitalter der Göttin des Himmelslichts…

Die Kinder von Nebra
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Die Kinder von Nebra von Ulf Schiewe

„Kommt und folgt uns in dem Reigen. Wolln den großen Kreis beschreiben. Wenn die Felder golden stehen. Werden wir uns wiedersehen.“

Wer mich fragt, was ich an Geschichte ...

Die Kinder von Nebra von Ulf Schiewe

„Kommt und folgt uns in dem Reigen. Wolln den großen Kreis beschreiben. Wenn die Felder golden stehen. Werden wir uns wiedersehen.“

Wer mich fragt, was ich an Geschichte und Archäologie so liebe, der versteht manchmal meine Antwort nicht, wenn ich ihm sage, dass es die Menschen sind. Ich sage ja immer: Andere Zeit, andere Errungenschaften, andere Erfindungen, aber dieselben Menschen mit denselben Gefühlen. DA werden Tonscherben ausgegraben, Knochen. Münzen, Ruinen und Ähnliches. Wie kann man davon also auf die Menschen schließen? Ganz einfach. Alles gibt uns Antworten auf die Lebensweise, und das ist wichtig. Aber nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht. Viel mehr interessiert es einen doch, was ein Mensch gedacht hat, während er zu einem Opferstein gegangen ist? Wofür hat er gebetet? War er verzweifelt, dass er seine Götter anrufen musste? Und wenn ja, weswegen? War derjenige vielleicht unglücklich verliebt? Oder hat er sich einfach nur eine gute Ernte gewünscht, um seine Familie ernähren zu können? Und dieser Tote, der da in der Erde liegt, wie ist er umgekommen? Wurde er gar ermordet? Und wenn ja, warum? Fragen die durchaus auch aus genau unserer Zeit kommen könnten. Und genau das ist das Faszinierende. Archäologie ist nicht nur einfach Dinge ausgraben, sondern es sind Hinterlassenschaften von Menschen, die vor uns lebten, und irgendwie damit eine Verbindung zu uns herstellen. Über Jahrhunderte, gar Jahrtausende hinweg. Und so verhält es sich auch mit der Himmelsscheibe von Nebra.

Doch was ist eigentlich Zeit? In einem Lied hieß es mal, dass man Zeit in einem Augenblick, oder einem Stundenschlag messen kann. Und dass tausend Jahre wie ein Tag sein können. Doch was ist, wenn es nicht um tausend Jahre geht, sondern um 4000? Sind diese Jahre im Vergleich zu den Jahrmillionen nicht wirklich wie ein Augenblick? Doch in unserer heutigen Zeit sind auch 4000 Jahre so fern. Man kann es nicht richtig messen, oder ermessen. Und eine richtige Vorstellung davon hat man auch nicht. Man weiß zwar, dank der Forschung, wie die Menschen damals ungefähr lebten. Doch bringt sie das näher an uns heran? Verstehen wir sie besser? Die Frage, die einen noch viel mehr beschäftigt, ist die, wie die Menschen damals ihre Zeit gemessen haben. Es gab Sommer- und Wintersonnenwende. Das waren ungefähre Richtungen, und mit unserer heutigen Genauigkeit und Pünktlichkeit hatte das wenig zu tun. Hat was, würde ich nun sagen. Dieses sich treiben lassen, und nicht unter Zeit-Druck stehen. Doch auch die Menschen damals machten sich Gedanken über Zeit. Als Instrument gab es die Natur, der Verlauf der Zeit wurde bestimmt anhand der Sonne, der Sterne, des Mondes. Und ja. Auch die Himmelsscheibe von Nebra, um die es hier im Buch geht, und welche ihm seinen schönen Namen gegeben hat, hat man vielleicht benutzt, um als Hinterlassenschaft für die nachfolgenden Menschen zu zeigen, wie man Zeit bestimmt. Faszinierend, wie ich finde. Und auch irgendwie sehr fürsorglich, an die nachfolgenden Generationen zu denken. Danke, ihr Menschen der Bronzezeit. Würden wir das genauso tun, um an die Generationen zu denken, die von unserer Zeit an, in 4000 Jahren leben? DAS…….wird wohl nur die Zeit zeigen :). Doch was seit jeher, und auch weiterhin so sein wird, das ist der Weltenlauf, der Kreislauf des Jahres. Auf den Frühling folgt der Sommer. Die Jahreszeiten jagen sich hinterher, und bestimmen so unser Leben. Für uns moderne Menschen hat es oftmals etwas Entschleunigtes, ohne Zeit, und ihren Druck, zu leben. Viele benötigen dies aber auch. Und wie war es bei den Menschen damals, die automatisch diese Entschleunigung hatten? Deren Leben nicht eingezwängt war in den Rahmen der Zeit? Wie ging es ihnen damit? Hier im Buch lernen wir ein paar Menschen aus dieser Zeit kennen. Und mit ihnen ihre Geschichte aus der Zeit ihres Lebens, einen kleinen Ausschnitt ihres Lebenskreislaufs. Und tatsächlich bin ich ein wenig froh, an dieser Entschleunigung teilgehabt zu haben. Auch wenn momentan unser Leben selbst ja ein wenig entschleunigt ist.

Die Geschichte des Buches:

…..muss man einfach selbst gelesen haben. Denn sie ist so umfangreich, dass man gar nicht alles ausplaudern kann, um den Inhalt wiederzugeben. Aber einen Versuch ist es wert. Rana lebt in der Bronzezeit Mitteleuropas, und ist 18 Jahre alt. Zu dieser Zeit gibt es verschiedene Klans, mit Oberhäuptern, und alle gemeinsam haben einen Fürsten, dem sie unterstehen. So soll der Frieden gewahrt werden. Eigentlich. Ihre Mutter ist Herdis, die Priesterin der Göttin Destartes, ihr Vater Schmied, und ihr Bruder Arni ist auch noch da. Sie umweht der Hauch der Jugend. Nicht ernstgenommen wird sie. Weil sie noch so jung ist, und weil sie eine Frau ist, und dazu noch hitzköpfig. Doch oftmals sind die Ideen der Jugend auch ratsam, um frischen Wind in etwas zu bekommen, eine Wiederbelebung von etwas, das sich festgesetzt hat, und nun droht, in eine schlechte Situation zu kippen. Denn diese ist da. Während Rana unter Selbstzweifeln leidet, und nicht weiß, ob sie ebenso wie ihre Mutter Priesterin werden soll, muss sie diese Entscheidung fällen, denn die Menschen im Land werden immer unruhiger. Denn der Fürst aller Klans, Orkon, behandelt alle Menschen nicht gut, sein Sohn Arrak ist auf Aggression, Schändungen und dem Beweis seiner Stärke aus. Unterwerfung, und das Zeigen ihrer Macht ist wohl am Wichtigsten. Rana, die sich entscheidet das Amt der Priesterin anzunehmen, will den Menschen helfen, denn ist das nicht die Aufgabe von Priestern? Als Werkzeug der Götter hilft ihr dabei eine Scheibe, die von ihrem Vater geschmiedet wurde, und die das Himmelsgebilde darstellt. Während sie also viel erlebt, in missliche Lagen kommt, mal Erfolge feiert, und mal Niederlagen, kommen noch viele andere Menschen dazu, aus anderen Klans, und sogar anderen Gemeinschaften, um ihr, und ihrer Himmelsscheibe zu dienen. Denn diese hat eine Botschaft der Götter, die in den falschen Händen gefährlich sein kann, und in den richtigen das Licht einer neuen Göttin, aber vor allen Dingen Hoffnung bringt. Denn Orkon und sein Klan huldigen Hador, dem Gott der Dunkelheit und Unterwelt. Was sonst noch passiert, und wen ihr auf der Reise in die Bronzezeit alles kennenlernt, das ist nicht nur spannend, sondern auch faszinierend. Und muss, wie schon gesagt, am besten selbst gelesen werden. Denn Ulf Schiewe schafft es den Menschen der Bronzezeit ein Gesicht, Worte, ja sogar eine Geschichte zu geben, und ihnen so Leben einzuhauchen. Mit allen Mitteln, die zum Leben der Menschen dazugehören. Man hat das Gefühl, dass Rana mit ihren Aufgaben wächst und erwachsen wird. Am Anfang noch trotzig und störrisch merkt sie mit ihrer Berufung, dass sie Gutes tun kann. Und ja, eine bisschen Liebe ist wohl auch enthalten. Wäre ja auch blöd, wenn nicht, wenn es schon eine Göttin der Liebe in diesen Zeiten gab :). Aber das Ganze ist nicht vordergründig. Es ergibt sich eben, und ist dann da, und passt sich wunderbar an die Geschichte an. Und das recht langsam. Will man dieses Buch verstehen, so muss man die Menschen von damals verstehen, oder es zumindest versuchen. Einiges mag uns heute befremdlich erscheinen, hat aber durchaus seinen Sinn und Zweck für die damalige Zeit, und auch seine Daseinsberechtigung. Und ja, jedes Buch braucht seine Hassfigur, und ich denke, ich habe in diesem meine gefunden.

Cover:

Da braucht es nicht vieler Worte, das Cover ist wunderschön. Es bildet die Himmelsscheibe ab, die in Nebra gefunden wurde. Und wer sie anschaut, entdeckt all ihre Schönheit, und vielleicht auch ihr Geheimnis.

Gedanken und Fazit zum Buch:

Eines Tages, in 4000 Jahren, werden Archäologen diese Rezension finden, und sich fragen, was die Schreiberin damit sagen wollte :D. Tatsächlich gebe ich ihnen mit diesem Satz einen Tipp. Nur ob sie ihn auch verstehen werden? Was wird in der Zukunft anders sein? Jaja. Ich könnte nun stundenlang von der friedlichen Lebensweise der Menschen der Bronzezeit erzählen, gäbe es da im Buch nicht diese Tyrannen. Doch wer sind diese? Es gibt sie immer, zu jeder Zeit. Menschen die andere unterdrücken wollen, und es auch tun. Und wenn das geschieht, muss sich ein Volk oder eine Gemeinschaft dagegen wehren. Kämpferisch. Denn solche Dinge führen meist zu Aufständen, oder anderen kriegerischen Handlungen. Ja, teilweise ist das Buch grausam, ob genau dieser kriegerischen Handlungen. Aber für einiges lohnt es sich doch zu kämpfen, oder? Wir haben Verrat, Verrat, und ein bisschen Verrat, gepaart mit…. Verrätern, Machtkämpfe, und Ränkeschmieden. Teilweise war ich in einer Mischung aus dem Lied von Eis und Feuer, Vikings und den Nebeln von Avalon, gemischt mit den Säulen der Erde, und ein wenig Tudors, komprimiert auf ein Buch, und zu einer ganz anderen Zeit. Und trotzdem ist es ein völlig selbstständiges Buch, mit eigener Geschichte. Es sind nur Erinnerungen, an Dinge, die ich mag. Wie das alles zusammenpasst, obwohl hier doch gar alles in verschiedenen Zeiten spielt? Nun ja. Die Zeiten ändern sich. Aber die Menschen wohl nicht. Man muss sich auf das Buch einlassen, und verstehen. Verstehen, dass alles was darin passiert, zum einen natürlich fiktiv ist. Zum anderen, dass die Scheibe wirklich existiert, und die Menschen vielleicht wirklich damals genauso gelebt haben. Und auch wenn uns Menschen im Heute vieles fremd erscheint, so sollte man Fremdartigkeit doch auch immer erstmal interessiert betrachten, und versuchen zu verstehen, warum Menschen damals dies uns das getan haben.

Die Atmosphäre der Bronzezeit ist einfach da, alles wirkt authentisch. Selbst wenn man das gar nicht so genau sagen kann, weil wir dieses Leben nur aus Wissenschaft und Erzählungen kennen, und selbst da sehr wenig. Und doch fühlt man sich, als ob man an diesem Leben teilgenommen hätte. Denn wenn die Vergangenheit im Präsens geschrieben ist, dann ist man unmittelbar im Geschehen dabei. Wer sagt also die Vergangenheit und unsere gegenwärtige Sprache passen nicht zueinander? Der irrt. Wir lernen so viel über das Leben in der frühen Bronzezeit kennen. Da gibt es Kriege, kämpferische Handlungen, Gewalt, Tyrannei, aber auch Bauern auf dem Feld, Frauen, die Wäsche aufhängen, oder Kinder, die zusammen auf einem Hof spielen, umringt von einem Hund. Oder gar ein Fest, das vorbereitet wird. So wie Handwerksarbeiten. Normalität und Ausnahmesituation. Natürlich darf ich das Buch und diese Zeit nicht zu sehr romantisieren. Denn Tatsache war sicherlich, dass es gar keine so romantisch anheimelnde Zeit war, denn sie war sehr geprägt vom Glauben an die Götter, die in das Leben eingreifen, und denen man huldigt. Tatsächlich gab es über jedem Kapitel eine Gottheit, die angerufen wurde, so dass man in diesen Riten drin war. Es gab klare Rollenteilungen für Mann und Frau (Und diese sind dabei meist nicht gut weggekommen, so, dass wir es uns oftmals heute nicht vorstellen wollen, oder es als grausam ansehen). Und ja, Gewalt war allgegenwärtig. Wie hätte man sonst seine Ansprüche und seine Macht zeigen sollen, wenn nicht dadurch, wie sehr man Macht über andere hat, oder ihnen Angst machen kann? Andererseits ist dies alles nichts Neues. Man muss in der Vergangenheit darauf achten, dass es in allen Epochen grausame Dinge gab, so auch in dieser. Wahrlich würde man heute sagen, wie schrecklich das alles ist, und dass es doch gut ist, dass wir in einer zivilisierten Welt leben. Aber ist das wirklich so? Außerhalb der Komfortzone gibt es sie immer noch. Die Tyrannen, die Gewalttätigen. Man hat es vielleicht nur etwas mehr ausgeblendet. Sicherlich gab es damals aber auch die Netten, die Friedvollen, die, die einfach nur ein gutes Leben mitsamt ihren Familien haben wollten. Man kann also nicht sagen, dass es eine grausame und barbarische Zeit war, denn dann müsste man sich eingestehen, dass wir immer noch in solch einer leben. Jede Zeit hat also ihre dunklen und lichten Seiten, Schwarz und Weiß, Licht und Schatten. Doch immer gemeinsam ist, dass die Zeit hier und dort vergeht. Und was sich in dieser Epoche ereignet, unterscheidet sich wohl manchmal. Nicht aber die Menschen in ihren Bedürfnissen und Gefühlen.

Wir haben Schicksalsräder, Sonnenräder, Wagenräder, und eine HimmelsSCHEIBE im Roman. Die Himmelsscheibe überdauert. Sie war Symbol für etwas Unendliches, sich immer wiederholendes. Eine Art von Zeit, die Bestand hat, in unserer Welt. Und ja, das ist tröstend. Denn egal was uns auch heute passieren mag, die Sterne und Zeiten überdauern, und drehen sich weiter in ihrem Zeitenrad. Die Jahreszeiten kommen immer wieder. Und nach der Nacht der Tag. Dies sind Dinge mit Bestand. Und so wie auf die Nacht der Tag folgt, auf den Winter der Frühling, auf das Dunkel das Licht, so folgt auch eine Periode im Leben von Rana von Dunkel zu Hell, und wieder zu Dunkel……ob am Ende dann wieder Licht erscheint? Das Wechselbad ist wie im richtigen Leben auch, ein Kreislauf der Zeit…… der bis heute andauert. Erneuerung des Tages, Erneuerung der Jahreszeiten, Erneuerung der Ordnung, und das Ende von etwas ist auch immer der Anfang von etwas Neuem. Ein Kreislauf. Immerwährend. Eine Wiedergeburt in der Bronzezeit, eine „Renaissance“ sozusagen. Licht vertreibt Dunkelheit. Leben den Tod.

Aber es geht auch um alte Ansichten, und neue Einsichten. Um alt gegen neu. Alte Denkweisen, und die Handhabe „Alles soll so bleiben, wie es ist“ gegen „Etwas Neuem vertrauen, einsehen, und die Chancen darin sehen“. Es geht um Erneuerung, Neubeginn. So wie die Sonne jedes Jahr neu beginnt, die Welt und das Leben aufzuwecken, und den Frühling zu rufen, und die Natur mit Leben zu beschenken, in einem Kreislauf der Zeiten. Es geht um Ideen der „Jungen“, auch bei ihnen um einen Neubeginn. Ein neuer Abschnitt des Lebens, um eine Gemeinschaft in ein neues friedvolles Leben zu führen. Altes hinter sich zu lassen. Welch wundervolle Symbolik der Sonne, die den Tag hinter sich lässt, den Winter, die Kälte, und die Dunkelheit. Doch ist auf der Scheibe eine Sonne oder ein Vollmond? Was es auch sein mag. Die Sonne bringt das Licht, die Hoffnung ins Leben. In welcher Zeit auch immer. Im Buch die Hoffnung auf Gerechtigkeit, und einen gerechten Herrscher, der ein friedliches Leben ohne Grausamkeit bringt. Die Himmelsscheibe symbolisiert hier die genaue Bestimmung der Zeit, eine Einteilung, die durch die Natur nur grob vorgenommen werden kann, dadurch aber sehr genau, weil in ihr das Wissen um Gezeiten und Mondgezeiten steckt. Für Fürsten und Edelleute kann dieses Wissen Macht bedeuten. Macht über die Zeit. Das Ganze auf Metall, dass selbst schon Begehrlichkeiten weckt, und symbolisch darstellt, unzerstörbar zu sein. Und schon beginnt die Jagd, nach einem Artefakt, was damals sehr viel bedeutet hat. Denn ein unzerstörbares Artefakt, welches Wissen über die Zeit in sich trägt, muss einem Fürsten wohl das Gefühl gegeben haben, ein Herrscher über die Zeit zu sein. Überhaupt, diese Jagd. Oftmals kommt es einem vor wie die wilde Jagd. Doch wonach? Eine Jagd der Jagd wegen? Nach 7 Jungfrauen im Himmelsgestirn? Nach dem Wohlwollen der Götter? Nach glänzenden Materialien, einem Fürstenthron, der Macht, nach Tieren……. Oder einfach nach hübschen Frauen oder Anerkennung? Es ist ein Machtgefüge. Macht über Frauen, Macht über die Elemente, Macht der Götter über die Menschen und, Macht über eine Gemeinschaft, und mehrere Klans. Macht einfach aus dem Grund heraus, Macht spüren zu wollen. Und Macht, weil man etwas besitzt, das alle besitzen wollen. Wie zum Beispiel eine Himmelsscheibe. Das Ganze ist wie eine Symbiose aus Macht und Tyrannei, gegen die Macht der Götter, der Göttin des Lebens und des Gottes des Todes. Der Dunkelheit und dem Licht. Zwischen Gut und Böse. Und Tag und Nacht. Wobei das die schönste Symbiose ist, denn die Himmelsscheibe, zeigt sie auch die Nacht mir ihren Sternen und den Monden, so ist sie doch dafür da, Sonnenrunden zu zählen. Quasi eine schöne Kombination dieser Symbiose, die in Frieden zusammenwirkt. Alles in einem Rhythmus der Jahreszeiten. Und diese waren den Menschen damals sehr wichtig, waren sie doch ihre Zeitbestimmung. Die Scheibe ist ein Vermächtnis, etwas das überdauert. Wissen das weitergegeben wird an nachfolgende Generationen. Über die Zeiten hinweg. Alles im Buch hat seine Bedeutung, so wie alles auf der Himmelsscheibe eine Bedeutung hat. Was also Götter mit Sternen, mit Gestirnen, dem Mond, dem Lauf der Zeit, einer Himmelsscheibe und die Macht der Menschen miteinander zu tun haben, das erfahrt ihr in diesem Buch.

Die Situationen greifen ineinander über und eins führt zum anderen. Ein Ereignis folgt auf das andere. Und jedes ist wichtig. Der Reigen dreht sich, und schon wird etwas ins Rollen gebracht, was man mit Widerstand gegen Menschen und Unterdrückung bezeichnen kann. Alte Versprechen werden gebrochen, und neue Schwüre werden geleistet. Ein neuer Wind weht und bringt Veränderung einer Zeit, die im Einklang mit den Göttern gelebt hat, und uns etwas hinterlassen hat. Etwas für die Nachwelt. Ihr Wissen, gebannt auf das, was ihnen damals am wertvollsten war. Wissen mit den Materialien, die überdauern, für nachfolgende Generationen. Und wer weiß. Vielleicht sitzt ja irgendjemand hier, der diesen Text liest, und wirklich ein Nachfahre dieser Menschen ist, die vor 4000 Jahren in Nebra gelebt haben. Am Anfang dachte ich: Wie kann man eine Welt vor 4000 Jahren mit unserer vergleichen? Die Menschen, das Leben? Aber ist das nicht immer so, wenn wir uns in ferne Kulturen und Zeiten hinwegträumen, wie in Büchern? Und auch in der Realität? Da gibt es Urinstinkte, die bei uns heutigen Menschen etwas entschwunden sind, weil wir sie mehr unterdrücken, und alles sehr wissenschaftlich sehen. Aber die Instinkte sind da.

Mir gefällt Rana, unsere Hauptfigur, und wie sie sich wehrt. Gegen das Schicksal. Gegen die Stellung von Frauen zu dieser Zeit. Ebenfalls schön finde ich, dass Rana sich dagegen sträubt, wie die anderen zu sein. Das macht sie besonders. Sie ist nicht das typische Mädchen, das immer still ist, sondern sie ist neugierig. Alleine in den Wäldern unterwegs. Und tut Dinge, die Mädchen nicht tun. Wir haben in ihr Aufmüpfigkeit, aber auch ein Wehren gegen Ungerechtigkeiten, Mut, und die Lehre, dass es niemals zu spät ist, sich gegen Etwas zu wehren, was einem angetan wurde. Auf kluge, wenn möglich wenig kämpferische, Seite.

Wir lernen in diesem Buch alle möglichen Götter kennen, doch nicht die, die nun alle vor Augen haben. Mit antiken griechischen Göttern hat es wenig zu tun, und doch auch wieder viel. Die Namen sind anders, doch die Funktionen sind dieselben. Der Kult der Menschen ist ursprünglicher. Das Ganze ist geschrieben in einer Sprache, nämlich der Gegenwart, die man auch heute anwenden könnte, und das ist so besonders an dem Buch. Man fühlt eigentlich nicht mit einem Menschen aus der Vergangenheit. Sondern es könnte genauso gut ein Mensch aus unserer Gemeinschaft sein. Die Figuren sind einem näher. Und auch, wenn die Figuren natürlich ausgedacht sind, so erfahren wir anhand von Menschen der Bronzezeit, wie ihr Alltag, ihr Miteinander, und ihre Rituale und Bräuche waren. Die Bronzezeit wird hier lebendig vor den eigenen Augen. Und alles ist so beschrieben, als ob man direkt dabei wäre. Die Lebensgewohnheiten, Bräuche, Rituale, der Alltag, und der Krieg. Mir gefällt die Nähe zu den Charakteren, die sich mit der Geschichte ergibt. Sie sind einem nicht fern, man wähnt sie als ob sie neben einem stehen. Und es passiert genau DAS, was ich so sehr an Geschichte und Historie liebe. Alles wird lebendig, und die Zeitepoche wuselt um einen herum. Die Frage wie sehr die Menschen vor Jahrtausenden und ähnelten, ist hiermit beantwortet, wenn man das Buch liest. Natürlich ist die Geschichte fiktional. Doch nur die Figuren. Alles ist eng und super recherchiert. Und schließlich erkennt man, dass sie uns mal wieder gar nicht so unähnlich waren. Auch wenn wir unsere Vergangenheit oft vergessen, unsere Vorfahren und Ahnen, so haben sie genauso geliebt, gelebt, sind unterdrückt worden, tyrannisiert, und hatten einen Glauben an höhere Wesen, in diesem Falle Götter. Man hat ihnen gehuldigt, so wie man es heute seinem Gott gegenüber tut. Und auch wenn viele es als heidnisch ansehen. So ist es nur die andere Ausdrucksweise einer Zeitepoche, die uns voraus war. Man darf im Buch nie vergessen, dass diese Menschen 4000 Jahre vor uns gelebt haben, und man das NIEMALS mit unserem Heute vergleichen kann. Mit unseren Freiheiten, unserer Selbstverwirklichung, unserer Demokratie. Und doch sieht man immer wieder auch in unserer heutigen Gesellschaft Dinge aufblitzen, die sich ähneln. Da ist auf einmal doch ein Unterdrücker da, die Stellung der Frau ist immer noch rückständig, und einige glaube sogar an Götter, statt an einen Gott. Auch der Konflikt, der vor langer Zeit in der Bronzezeit geherrscht hat, welchem Gott nun gehuldigt werden soll, ist ähnlich unseren Konflikten, die ebenfalls mit Tod und Verderben in die Welt kommen, um sich gegenseitig zu vernichten, weil jeder denkt, er glaubt an das einzig Wahre. Dabei ist das nicht der Sinn. Der Hintergrund hinter allem ist es, friedlich miteinander zu leben. Die Religion von damals war aufgebaut auf der Natur der Götter, dem Beisammensein, und dem Miteinander und den Zusammenhängen von allem, dem Lebenskreis, der anfängt, und endet, so wie die Natur der Jahreszeiten. Alles ist auf Zeit aufgebaut. Und auf einmal erscheinen Rana und die Menschen im Buch wirklich wie Freunde.

Tatsächlich war es so, dass man nach der Lektüre erst mal wieder in unserer Zeit ankommen musste. Auch kopftechnisch. Es ist fast so, als ob man dort gewesen wäre, die Ereignisse miterlebt hat. Eine Reise in die Vergangenheit. Und am Ende war es schwer für mich, diese Zeit zu verlassen, und wieder in unserer modernen und technisierten Welt anzukommen. Man fiebert mit, die Figuren werden lebendig. Man kann ihre Gefühle nachvollziehen, ihre Denkweise, ihre Lebensart. Für die Dauer der Lektüre werden sie zu Freunden…… die so lange vor uns gelebt haben. Und auch wenn keiner genau weiß, wie es vor 4000 Jahren hergegangen ist, so könnte man sich nach der Lektüre vorstellen, dass sich alles genau so zugetragen hat. Ja, man weiß wirklich nicht, wie sich damals alles zugetragen hat. Aber ich wäre froh drum, wenn es so wie im Buch gewesen wäre :). Und ich fürchte fast, dass jeder, der die Himmelsscheibe heute im Museum anschauen wird, nun ab heute und nach der Lektüre immer an dieses Buch als Geschichte der Himmelsscheibe denken wird. Selbst wenn sie fiktiv ist.

Heutiges Rezensionslied: Auch wenn es die falsche Zeitepoche ist, und auch die Jahreszeit nicht übereinstimmt, geschweige denn das richtige Land, so fand ich doch, dass das Lied hier als heutiges Rezensionslied passt. Denn alles ist gleich, und wiederholt sich durch die Zeiten hindurch:

„König Sommer führt den Tanz, dem ich folg im Blütenkranz…….und so dreht sich unser Kreis, in der alltbekannten Weis'

Du lässt deine Raben ziehn. Wenn die Felder golden stehn. Und das helle lichte Rad, dreht sich über Lughnasad.

Bald schon wird das Rad sich drehn. Werden wilde Stürme wehn. Mit Rauhgesang der Winter nah‘n. So fängt der Kreis von vorne an.“

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Von Menschen die sich zwischen Baumwächtern und Federfreunden, und noch ganz anderen Wesen herumtreiben..

Kinder der Wälder - OCIA
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Kinder der Wälder – Band 2 der OCIA Reihe von Patricia Rieger

Kennt ihr das auch? Wir alle haben sicherlich schon mal von anderen Kontinenten und ihren Ritualen gelesen. Von anderen Welten können wir ...

Kinder der Wälder – Band 2 der OCIA Reihe von Patricia Rieger

Kennt ihr das auch? Wir alle haben sicherlich schon mal von anderen Kontinenten und ihren Ritualen gelesen. Von anderen Welten können wir hier nicht reden, gibt es sie doch in unserer Menschvorstellung nicht. Doch in Büchern natürlich schon. Doch bleiben wir hier auf der Erde, heißt es wohl „Andere Länder, andere Sitten“. So wie es im Buch wohl „Andere Welten, andere Sitten“ heißen müsste. Doch wenn wir genau schauen, dann sind einige Sitten im Buch in etwa so, wie es bei uns Menschen vor Jahrhunderten der Fall war. Das was wir als Menschenopfer beschreiben, das gibt es im Buch ebenfalls, nur in einer anderen Welt, in einer anderen Gemeinschaft, ausgeführt von anderen Wesen. Grausam, ja. Aber so darf man ja nie denken. Denn jede Gemeinschaft, die vor Jahrhunderten gelebt hat, hatte ganz sicherlich auch gute Menschen in sich. Und der Lauf der Welt ist heute einfach ein anderer, wie er vor Jahrhunderten war, oder in einer anderen beschriebenen Welt wäre. Oder ist alles ganz anders, und Traditionen sind nicht mehr im Sinne unseres heutigen Menschseins? Zählt die Moderne? Ist es richtig absolut gegen Gewalt zu sein, wenn man sich auf der anderen Seite durch Kampf auch selbst retten könnte, wenn man in Not gerät? Dies sind nur einige der Fragen, die mir bei der Lektüre durch den Kopf gingen. Und ein Richtig oder Falsch habe ich dazu als Antwort nicht gefunden. Denn es kommt immer auf Blickwinkel an. Warum ich das erzähle?

Vorsicht, dieses Buch beginnt mit einer Opferung. Man darf nicht außer Acht lassen, dass in manchen Völkern der Menschen, genau wie in beschriebenem Volk im Buch, eben auch Wesen umkommen, und zwar auf bestialische Weise. Wer sich mit vergangenen Kulturen beschäftigt, weiß, wie gottesfürchtig die Menschen waren, und was sie diesen alles geopfert haben. Selbst ihre Familien. Ich wollte es nur gesagt haben, weil manche nun vielleicht denken, dass dieses Buch ein rein friedliches Buch ist, von einem im Wald lebenden Volk. Aber sein wir mal ehrlich. Seit Anbeginn der Zeit, und in jedem Volk, gibt es irgendwann jemandem, dem die Macht zu Kopfe steigt, und dann wird es für den Rest des Volkes oder der Gemeinschaft eben grausam. Doch bevor ihr nun etwas völlig anderes vom Buch denkt, als es ist, erzähle ich euch die Geschichte. Denn grausam ist das Buch wahrlich nicht, sondern eher wunderschön. Man muss nur verstehen.

Die Geschichte, welche das Buch erzählt:

Die Familie Martin hat viele Kinder, 6 an der Zahl. Hannah durften die Leute in Band 1 der OCIA Reihe schon kennenlernen, zusammen mit ihrer Geschichte. In diesem Buch wird nun die von ihrem Bruder Sean erzählt. Hannah hat sich in Band 1 einer Organisation namens OCIA angeschlossen. Diese sorgt dafür, dass Parallelweltler (also Wesen aus anderen Welten), die bei uns auf der Erde landen, wieder zurück in ihre Welten kehren können. Meist passiert das durch einen Weltensprung, und der ist nicht immer gewollt. In diesem Buch lernen wir Meijra kennen. Eine junge Hernidin aus der Welt Hernidion, die oben schon beschriebenes Opfer für die Götter sein soll. Doch aus einem Grund, über den man später noch etwas erfährt, kann sie schwerverletzt entkommen, und einen Weltensprung machen. Und zwar direkt nach Irland, wo Seans Tante lebt. Diese ist als Schamanin begabt, fühlt, dass etwas im Gange ist, und holt den guten Sean zu sich. Als er Meijra findet, ist es eine Liebe auf den ersten Blick, die er sich zumindest nicht eingestehen will. Meijras Wunden müssen geheilt werden, und sie muss zur OCIA Organisation, also kommt nun Seans Schwester Hannah ins Spiel. In Meijras Welt, ist Sean ab nun ihr Hüter. Was nicht gleichbedeutend ist, mit dem, was es bei uns Menschen bedeutet. Die Liebe zueinander entwickelt sich also langsam, und mit einigem Zögern Seans. Dass Meijra aus einer anderen Welt kommt, macht das Ganze nicht leichter. Wie Meijra also in unserer Welt zurechtkommt, ob die Liebe der beiden eine Chance hat, ob Meijra wieder in ihre Welt zurück kann, ob sie hier Freunde findet, was Seans Familie zu ihr sagt, und vor allen Dingen…….. was mit den Göttern aus ihrer Welt ist, denen sie geopfert werden sollte…….. das verrate ich nicht genau. Denn das ist viel zu ereignisreich, und ihr dürft es gerne selber lesen, ohne dass ich euch etwas verrate :)

Cover:

Das Cover gefällt mir wahnsinnig gut. Ich bin ein Mensch der Wälder liebt, und das satte Grün erinnert einen schon daran. Zusätzlich erfährt man schon während der Geschichte, dass das Cover absolut zur Geschichte und ihren Einzelheiten passt. Figuren, Orte, Szenen aus der Geschichte, die alle in diesem Cover vereint sind.

Fazit, Kopfallerlei und Gedankengänge zum Buch:

Es ist wie eine alte Geschichte, ein altes Lied, welches schon immer um uns Menschen herumwehte. Was wir nicht kennen, dem gegenüber sind wir sehr misstrauisch. Andere Lebewesen, oder in unserem Fall Menschen, können noch so nett und friedlich zu uns sein, wie sie wollen. Wenn sie anders aussehen als wir, werden wir erstmal nervös und haben Angst, vor der Fremdartigkeit, und dem uns Unähnlichen. Dabei ist es oftmals gar nicht mal die Unähnlichkeit der Kulturen, sondern wirklich nur ein anderes Aussehen, das uns stört. Dabei ist gerade das doch das Schöne an der Welt. Die Vielfältigkeit. Dass nicht jeder gleich aussieht. Doch sieht man anders aus, kommt automatisch jenes Misstrauen, manchmal auch Neid. Verschiedene Gefühle, die Menschen durchströmen, wenn sie die Andersartigkeit sehen. Die Sicht von Meijra auf unsere Welt ist toll beschrieben, und unsagbar schön übertragbar auf unsere Zeit, und dass man vor der Fremde und Andersartigkeit keine Angst zu haben braucht. Selbst wenn man sich nicht versteht, kann man miteinander kommunizieren. Meijras Volk ist ursprünglich. Und wir Menschen sind so, wie wir Menschen eben sind. Wir haben zum Teil unsere Ursprünglichkeit und das Wichtige im Leben vergessen. Umso schöner ist es die Familie Martin, aus der Sean kommt, kennenzulernen. Denn diese Ursprünglichkeit und ganz viel natürlich die Toleranz gegenüber Wesen aus einer anderen Welt, die ist in dieser Familie zum größten Teil gegeben. Überhaupt gefällt mir die Beschreibung der Familie in ihrer Bodenständigkeit, und ihrem Zusammenhalt. Wenn man in Romanen meist übertriebene Charaktere gezeichnet hat, kann man sich manchmal nicht so gut mit ihnen identifizieren. Wenn es aber normale Charaktere sind, dann finde ich das umso schöner, wenn diese fantastische Dinge erleben. Das heimelt so an, dass man selbst in seiner Normalität auch mal ein Abenteuer erleben wird. Es ist also wie ein Gemisch aus einer tollen Familiengeschichte, natürlich mit fantastischen Elementen, aber unterschwellig auch mit der Message Verständnis füreinander zu haben.

Wunderbar vorstellen konnte man sich die Beschreibungen der Wesen der verschiedenen Welten, so dass es einem diesmal leichtfiel, sie in seinem Kopf entstehen zu lassen. Als Zeichnerin hätte ich am liebsten einen Stift genommen, und die Eindrücke im Kopf sofort auf Papier festgehalten, so mystisch heimeln die Wesen an. Und ja. Wenn man daran denkt, dass die Wesen in älteren Kulturen wohl die Vorbilder für Götter waren, Naturgötter und auch andere Wesen, dann kann man sie leicht imposant finden. Diese Mystik und mystische Verbindung gefällt mir. Die OCIA als Organisation ist in all den Büchern natürlich auch ein Thema. Schon in Band 1 erscheint sie im Buch, natürlich, wie auch nicht? Die Bücher können übrigens unabhängig voneinander, als eigenständige Geschichte, gelesen werden.

Es ist aber auch ein Buch, welches ernste Töne anschlägt, wohin wir Menschen mit unserer Welt hinwandern. Und das nicht, weil die Kinder des Waldes uns warnen………. Wobei doch, in gewisser Weise tun sie das. Wie genau das aussieht, das dürft ihr selber lesen. DAS wäre zu viel der Information. Aber die gegenseitigen Spiegelbilder der Gesellschaften im Vergleich fand ich so spannend zu lesen, dass ich sehr oft in Grübelei verfallen bin. Und das ist auch gut so! Grübeln nach Büchern ist eine gute Sache. Anders herum wäre es schlimmer, wenn das Buch einen gar nicht berührt hätte. Das Buch beschreibt Glauben gegen Glauben, aber anders, als wir es sonst kennen. Der Glaube und die Traditionen eines alten Naturvolkes gegen den Glauben und die Traditionen der Menschen, und die Verschmelzung von beidem. Bzw. dass man von jedem Volk auch das anerkennt, was einem helfen kann, auch wenn es eine Neuerung bringt, die den alten nicht so gut gefällt, die immer nur daran denken, dass doch bitte alles bleiben soll wie es ist. Welch egoistischer Gedanke. Deswegen stellen wir uns im Buch auch die Frage, ob es gut ist, in einer Gemeinschaft etwas Neues zu lehren, was so ganz gegen die Prinzipien der Gemeinschaft ist. Etwas Fortschrittliches. Was der Gemeinschaft hilft. Oder soll man lieber alles lassen, so wie es ist? Bringt Änderung nicht immer auch Probleme mit sich? Und dann sind da immer die, in denen ein Leuchtfeuer anfängt zu brennen, wenn man ihnen etwas Neues beibringt, und die, die an ihren alten Ritualen festhalten wollen. Alt vs. Neu und Tradition gegen Fortschritt. Was ist hier besser? Ich konnte es beim besten Willen nicht herausfinden. Manchmal braucht es neue Sichtweisen aus anderen Kulturen und Kulturkreisen, um klarer sehen zu können, und Dinge im eigenen Volk zu erkennen, die man vorher vielleicht nicht sah. Lernen voneinander ist immer eine gute Sache.

Achja, und dann sind da noch die Vorurteile: Mädchen die schön sind, sind immer zickig und tussig, Vampirähnliche Wesen leben immer in dunklen Kellerräumen und karg, Menschen die unheimlich haussehen, sind immer böse, jeder der jung aussieht, kann nicht selbst für sich entscheiden, und muss geschützt werden. Und überhaupt, kann Jemand Junges ja gar keine Ahnung von Nichts haben……aber sind diese Vorurteile wirklich richtig, oder irrt man? Es ist ein wenig wie ein Kampf dessen, was wir im Buch öfter finden. Aber das Äußere täuscht hier, wie immer. Denn das wahre Wesen ist im Menschen verankert. Im Buch wird dieses wunderschöne Wort Widerhall genannt. Und den kann man fühlen :). Ebenso in Vater Sonne, Mutter Natur, und der Trostspendenden. Ein Buch voller Weisheiten, dessen Überlegungen, Lehre und Botschaft man sich merken sollte. Und auch die Denkansätze sollten dafür sorgen…. Mal darüber nachzudenken. Über den Umgang miteinander, in der Gemeinschaft, gegenüber der Natur, gegenüber unseren Liebsten und unserer Liebe, gegenüber Mutter Natur, Flora und Fauna, gegenüber Andersartigkeit und vor allem über Toleranz, und wie diese aussehen sollte. Und darüber, besonnen und demütig gegenüber der Natur zu sein. In einer Welt wo nur „ich ich ich“ gilt, und alle sehr egoistisch denken, ist es wie Balsam für die Seele in Büchern Menschen und Wesen kennenzulernen, die ganz uneigennützig handeln. Doch in jedem Volk, und sei sie noch so friedvoll, gibt es Individuen, die nach der Macht greifen. So war es schon immer. In der Geschichte, in Stämmen, in früheren Kulturen, doch auch in anderen Welten?

Dieses Buch ist mehr als nur eine Fantasygeschichte, in der sich eben mal wieder Menschen verlieben. Wir erkennen eine Botschaft die sich unterschwellig und hintergründig durch das ganze Buch zieht, und die wir Menschen uns gerne mal hinter die Löffel schreiben sollten. Es geht um Respekt gegenüber anderen Lebensweisen, anderen Völkern, Wesen aus anderen Welten. Respekt gegenüber der Einzigartigkeit eines jeden. Dem Aussehen der Wesen. Und vor allem Respekt gegenüber der Natur. Seien es nun die Wälder, oder der große Ozean. Aber auch der Respekt voreinander als Paar ist da. Zu respektieren, dass man gedanklich gleich ist, aber von der Lebensweise anders. Und vor allem zu respektieren, dass man immer füreinander da ist, sich selbst aber dabei nicht verlieren sollte, und dem Partner mehr Vertrauen schenkt. Und sich nicht bei jeder kleinen Problematik voneinander trennen zu wollen, sondern sie miteinander zu bestehen. Die Beschreibung der Innigkeit und Zuneigung von Sean und Meijra ist somit toll beschrieben. Und auch wenn die Gefühle der beiden Protagonisten schnell da sind, so geht alles etwas langsamer und nicht so überstürzt voran. Eigentlich genau, wie ich es mag. Die Gefühle sind sofort und auf der Stelle da, die Liebe ist tief. Und trotzdem ist es ein langsames Kennenlernen, der Welt des anderen, der Familie des jeweils anderen. Der Lebensweisen und auch der Rituale und Besonderheiten der Welten. Da sind die Anstrengungen, die Sean und Meijra sich gegenseitig abringen, um sich der gegenseitigen Welt des jeweils anderen anzupassen, die nicht als Anstrengung angesehen werden. Meijra versucht, Seans Welt zu verstehen, und andersrum. Und das, weil sie diese tiefe Verbindung zueinander spüren und fühlen. Beide müssen auf Dinge verzichten, beide entwickeln sich. Und beide haben es nicht immer leicht. Eine Sache, die in der heutigen Welt, und bei den heutigen Paaren eher so läuft, als dass sie sich bei jeder Kleinigkeit sofort trennen, und sich einfach nicht mehr umeinander bemühen, oder sich anstrengen, und an einer Beziehung so arbeiten, dass es gemeinsam etwas wird. Unterschwellig ist natürlich immer die Frage ob Meijra und Sean so zusammen sein können, wie ein Paar, Hüter und Hüterin für sich gegenseitig, als Hernide und Mensch, und wo überhaupt? Es ist fast wie eine Prägung zwischen Sean und Meijra. Nichts Körperliches, was nacheinander aufgebaut wird, kein Vertrauen, was ebenfalls erst aufgebaut werden muss. Es ist, als sei das Vertrauen zwischen Meijra und Sean von Anfang an da, vom Moment, an dem er sie gerettet hat, ja gar beschützt. Und als sei das Ganze irgendwie vorherbestimmt gewesen, weil nur er sie finden konnte.

Alles im Buch ist im Gleichgewicht, und liest sich auch so. Wir haben die Liebe, wie sie sein soll. Nicht übertrieben, aber wir spüren sie. Wir haben Beschreibungen der Charaktere, aber ohne Längen, Szenen, ohne dass sie sich ziehen, und Beschreibungen der Umgebung, ohne dass es langweilig wird. Wir haben eine ursprüngliche Welt der Natur im Einklang mit genau dieser, und unsere Menschenwelt des Fortschritts, der Technisierung, der Wissenschaft und Weiterentwicklung, wodurch die Emotionen und Gedanken auch an die Natur, verkümmern. Die Menschen sind nicht im Einklang mit der Natur. Nicht mehr. Fortschritt ist wichtiger.

Gleich und gleich gesellt sich gern, bzw. sollte zusammen sein. Aber wer sagt das? Nur gleiche Menschen, keine Vielfalt, das zusammen, was zusammengehört. Doch was gehört eigentlich zusammen? Ist es die Zugehörigkeit zu einem Land? Einem Volk? Oder im Buch zu einer Welt? Oder darf das ruhig übergreifend sein? Wir finden das überall im Buch, und wahrscheinlich auch ein wenig in Band 1. Diese Vielfältigkeit mag ich natürlich mal wieder. Weil ich finde Zusammengehörigkeit hat etwas damit zu tun, wer zusammengehört. Und das wiederum hat gar nichts mit Welten oder Ländern oder Völkern zu tun. Nun stellt euch also mal vor, alle Mythen und Geschichten von Göttern und Wesen aus allen Zeiten der Menschen wären wahr? Und diese wären einfach Wesen aus Parallelwelten, die zu bestimmten Zeiten auf der Erde aufgetaucht wären. Den Menschen wäre all das unerklärlich gewesen, und sie gaben den Wesen aus anderen Welten Namen, um es sich selbst zu erklären. Wie zum Beispiel Werwolf, Vampir, Zyklop, Gott Cernunnos, Sphinx, Faun, Selkie, Engel oder Fee.

Im Buch täuscht der Schein, und das Äußere entspricht nicht immer dem Innenleben. Meijra erkennt dieses Innere, den Widerhall eines jeden Wesens, seine Traurigkeit, die Ruhe, Widerhall einer Vergangenheit des Wesens, Widerhall der gegenwärtigen Gefühle, aber auch der Pflichten des Wesens oder Menschen. Eine wie ich finde sehr praktische Gabe, die auch einigen Menschen guttun würde. Wenn sie nicht nach Äußerem urteilen würden, sondern danach, wie jemand innerlich und in seinem Wesen ist.

Es ist alles stimmig, macht Sinn, und ist ausgeklügelt. Die Weltenreisen, der Aufbau der Welten, die Lebeweisen ….. ich würde nirgends sagen „Hey Moment mal, das kann aber so nicht stimmen und ist ein Denkfehler“. Kurz gesagt: Hier wurde eine Welt, oder besser gesagt mehrere Welten aufgebaut, die absolut sinnig in ihren Beschreibungen und in ihrem Weltenlauf sind. Für Menschen die den Wald lieben wird dieses Buch ein Genuss sein, denn dieser ist wundervoll beschrieben. Für mich war die Reise und der Einblick in eine andere Welt, genau das, was ich momentan, wo es fast gar keine Einblicke in andere Welten und in unsere Natur mehr gibt, wie Balsam für die Seele. Reisen in Corona Zeiten :). Wenigstens diese Freiheit kann man mir nicht nehmen. Und das Fazit? Manchmal braucht eine Welt einen Außenstehenden, der neue Ideen bringt……vielleicht kann er damit diese Welt sogar retten.

Und hier das Lied, für diese Rezension, welches mir eigenstimmig von den Baumwächtern zugeflüstert wurde…..oder auch von den Federfreunden:

„Come closer and see…..see into the trees….find the girl…….if you can.

Come closer and see…….see into the dark……just follow your eyes……….

just follow your eyes.“

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