Amüsante aber sehr realitätsnahe Theaterstücke - wundervoll
"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" handelt von Hans Fredenbek, der ja eigentlich als Vorzeigebeamter durchgehen kann, oder wie Schörle ihn treffend als "Vollblutverwaltungsgenie" bezeichnet.
Fredenbek ...
"Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten" handelt von Hans Fredenbek, der ja eigentlich als Vorzeigebeamter durchgehen kann, oder wie Schörle ihn treffend als "Vollblutverwaltungsgenie" bezeichnet.
Fredenbek ist ein Eigenbrödler, der seine Routine schätzt. Er ist mehr mit seinem Job und dessen Umsetzung verheiratet, als mit seiner Frau, die auf ihre eigene Weise mit Fredenbek klarkommen muss. Auch zu seinen Kollegen hat er keinen großen Kontakt. Während in den Nachbarbüros etwas gefeiert wird, ist Fredenbek mit seinen Gedanken beschäftigt. Z. B. die richtige Radiergummiwahl. (Ich muss zugeben, das ist wirklich eine Wissenschaft für sich!). Fredenbek hat seine eigene Meinung, und sinniert über seine Probleme lange nach, und kommt zum Schluss zum Ergebnis: er hat das ja schon alles geahnt.
Fredenbek ist mir ja doch sympathisch. Sich strikt an die Vorschriften halten, und ein typischer schrulliger Verwaltungsbeamter. Er hat seine Marotten (Radiergummi!), und erinnert mich etwas an Monk, der ebenso seine Abläufe benötigt, und komplett aus der Bahn geworfen wird, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: ja, solche Beamte gibt es leider, und wie Schörle Fredenbek vor sich hin erzählen lässt, wirkt nicht realitätsfremd, sondern kann ihm möglicherweise durchaus im Beamtenalltag begegnet sein. Vielleicht ist dieses Theaterstück auch ein kleiner Fingerzeig an den Amtsschimmel, den es in mancher Amtsstube noch aktiv geben wird.
"Einladung zum Klassentreffen", ach was hab ich schmunzeln müssen. Ja, auch ich saß in einem Zug, in dem ein Gespräch stattfand, wo ich fast dazu geneigt war nachzufragen, ob man mich bitte auf dem laufenden halten könne. Ich bin doch erstaunt, wie manche ihr Leben so öffentlich ausbreiten können. Aber davon abgesehen:
Marina (Sie) ist die große Jugendliebe von Carsten (er), doch nach der Schule bricht der Kontakt ab. Carsten möchte Marina zum Klassentreffen einladen. Während Marina auf dem Heimweg von der Arbeit ist, telefonieren beide miteinander, und kommen ins Gespräch, was den anderen so in den letzten Jahren bewegt hat. Die Geschichte von Marina und ihrem Ex-Mann scheint die anderen Zugmitreisenenden doch sehr zu interessieren, so dass diese mit aussteigen, als Marina den Zug verlässt.
Nun, wie es so ist, nach vielen Jahren ist man erstaunt, wo die anderen Schulkameraden so landen, und was diese erlebt haben. Und auch hier gilt: Schörles Theaterstück ist aus dem Leben gegriffen, und kommt ohne überzogenen Schnickschnack aus. Die Charaktere sind menschlich geblieben, und man kauft ihnen ihre Rolle ab.
Zwei Theaterstücke, bei denen ich gerne mal sehen würde, wie diese in der Praxis umgesetzt werden.