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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2020

Sehr, sehr leicht

Dolce Vesuvio. Ein Italien-Roman.
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Fragt mich nicht weshalb, aber anstatt "Ein Italien-Roman" habe ich immer "Ein Italien-Krimi" gelesen. Deshalb habe ich mich beim Lesen anfangs gefragt, wann denn endlich der Krimi beginnt.

Der kam natürlich ...

Fragt mich nicht weshalb, aber anstatt "Ein Italien-Roman" habe ich immer "Ein Italien-Krimi" gelesen. Deshalb habe ich mich beim Lesen anfangs gefragt, wann denn endlich der Krimi beginnt.

Der kam natürlich nicht, aber beim Zurückblicken ins alte Pompeji kam ich dann doch noch ein wenig auf meine Kosten, zwar nur minim, aber immerhin. Hier wird nicht nur die Geschichte einer Familie, die vom Vulkanausbruch in Pompeji überrascht wurde, aufgezeigt, sondern auch mit Krimi-Elementen verziert.

Die "richtige" Geschichte spielt in der Gegenwart und begleitet Carlotta nach Italien, hier darf sie die Sommermonate über bei einer Ausgrabung helfen. Auch der Schnösel Alessandro wird mit von der Partie sein. Zum Glück erfährt Lollo, wie Carlotta unter anderem genannt wird, dies erst kurz vor dem Abflug.

Bei Carlottas erstem Auftritt an der Ausgrabungsstelle fragt man sich allerdings, was die Gute bis jetzt studiert hat - dass Flipflops nicht die erste Wahl sind, weiss man auch ohne dass man irgendwas mit Archäologie zu tun hat. Mit diesem Humorstil geht es weiter, zum Glück meistens einfach auf der witzigen und nicht zu sehr auf der doofen Schiene.

Carlottas neuer Alltag wird in Folge beschrieben: ihre Gastfamilie ist nett und chaotisch, gross sowieso. Immer wieder kommen die Leser in den Genuss von Annas üppigen Mahlzeiten, des Weiteren werden Szenen vom Ausgrabungsfeld und die Begegnungen mit Alessandro geschildert.

Ob es der Truppe doch noch gelingt, einen Sensationsfund zu machen oder ob etwas ganz anderes Sensationelles passiert, könnt ihr beim Lesen von "Dolce Vesuvio" herausfinden.

Hätte ich "Dolce Vesuvio" nicht mit einem Krimi verwechselt, hätte ich den Roman wohl nicht gelesen, nun aber auch nicht bereut, auch wenn es mir stellenweise zu witzig und zu jung rüberkam. Die Story ist eher was für 20-30jährige, die sich mit dem Studentenleben noch identifizieren können. Ansonsten für alle, die wie ich an einem heissen Sommertag schnell eine easy Storia Italiana lesen und sich dabei amüsieren wollen - ideal.

Fazit: Es ist eine nette, sehr sehr leichte Lektüre - der Sprung ins alte Pompeji gefiel mir besser als die Story um Lollo.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Potenzial wurde nicht ausgeschöpft

Mandelglück
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Nach dem super tollen zweiten Band, "Orangenträume", freute ich mich auf den neuen Band der "Kalifornische Träume"-Reihe. Doch der Einstieg in diesen dritten Band fiel mir schwer.

Erst dachte ich, es ...

Nach dem super tollen zweiten Band, "Orangenträume", freute ich mich auf den neuen Band der "Kalifornische Träume"-Reihe. Doch der Einstieg in diesen dritten Band fiel mir schwer.

Erst dachte ich, es liege einfach daran, dass ich ihn unterwegs begonnen habe und durch mehrmaliges Umsteigen im ÖV immer wieder kurz unterbrechen musste. Jedesmal musste ich mich aber wieder neu orientieren - wer jetzt, wo jetzt, was jetzt?

Aber auch später fand ich nicht so wirklichen Zugang zu den drei Frauen, deren Geschichte in "Mandelglück" erzählt wird. Jede für sich war jeweils eine interessante Frau: Lydia, Mutter dreier Kinder und frühere Freundin von Sophie. Sophie, Restaurantleiterin in Boston, die die Mandelfarm ihrer Grossmutter Hattie erbt. Alba, die junge Mexikanerin, die auf Hatties Mandelfarm arbeitet.

Jede dieser Frauen hätte einen eigenen Roman verdient. Stoff wäre genügend da. Dass sich dieser Roman ja hauptsächlich, laut Klappentext jedenfalls, um Sophie drehen soll, wurde in meinen Augen nicht gut herausgearbeitet. Mit ihr wurde ich auch nicht wirklich warm, einzig die Szenen in denen sie bestimmte Zettel findet, brachten sie mir ein wenig näher.

Lydia war sympathisch, war aber logischerweise mit ihren eigenen Problemen sehr beschäftigt und hatte auch ein wenig Angst vor dem Wiedersehen mit Schulfreundin Sophie. Am intensivsten empfand ich Albas tragische Geschichte. Quasi verkauft und verheiratet mit einem älteren Amerikaner arbeitet sie viel zu hart.

Ich erwartete einen Roman, bei dem die Charaktere zusammen treffen und gemeinsam die Geschichte bestreiten. Doch die drei Frauen, von denen die Kapitel abwechselnd erzählten, hatten nur wenige Berührungspunkte und gingen ihre Wege alleine. Ich hätte mir mehr gemeinsame Szenen gewünscht. So wie ihre Leben beschrieben wurden, war mir das zu wenig überzeugend. Gerade zum Beispiel bei dem Konflikt mit Lydias Tochter Grace wären mehr Sätze nötig gewesen, der Konflikt kratzte nur an der Oberfläche - ebenso die Storys von Sophie und Alba. Bei allen drei Frauen-Geschichten fehlte es an Tiefe, da hätte man mehr heraus holen können - die Figuren an sich hätten es geboten.

Erst am Ende agieren einige der Frauen zusammen. Der Schluss war schön, deshalb runde ich einen halben Punkt auf.

Fazit: "Mandelglück" hätte Potenzial, welches nicht ausgeschöpft wurde und mich deswegen nicht zu überzeugen vermochte.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Aussagekräftig, aber da fehlt was

Der Duft von Sommerregen
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Tania Schlies "Die Kirschen der Madame Richard" hat mir gut gefallen, ebenso einige ihrer Bücher, die unter dem Pseudonym Caroline Bernard geschrieben sind. Deshalb nahm ich mir vor, auch die anderen Romane ...

Tania Schlies "Die Kirschen der Madame Richard" hat mir gut gefallen, ebenso einige ihrer Bücher, die unter dem Pseudonym Caroline Bernard geschrieben sind. Deshalb nahm ich mir vor, auch die anderen Romane von Tania Schlie zu lesen. Begonnen hab ich mit dem Roman mit dem schönsten Cover, "Der Duft von Sommerregen".

Darin geht es um Single-Frau Lena, die eigentlich ganz glücklich mit ihrem Leben wäre, wenn ihr nicht immer die Frage nach ihrem Zivilstand gestellt würde. Manchmal wünschte sie sich zwar schon, sich wieder zu verlieben. Aber dafür müsste erst mal wieder ein interessanter Mann auftauchen.

Und dann sind da plötzlich zwei interessante Männer in ihrem Leben. Jonas, der Autohändler, ein erfolgreicher und witziger Mann, mit dem es nicht langweilig wird. Und Georg, der Klavierspieler in ihrer Nachbarschaft, der sehr spontan sein kann, aber meistens zurückhaltend ist. Doch halt: da ist noch der dritte Mann in ihrem Leben, Lenas Chef, Walter Cordes.

Lenas Leben spielt sich nun hauptsächlich zwischen dem ersten und dem letzten der oben genannten Männern ab. Tagsüber liebt sie ihre interessante Arbeit bei Herr Cordes, der seine Sammlung gerne in einem Museum wissen würde. Abends Jonas. Aber Lena macht sich Sorgen um ihren Chef, der immer gebrechlicher wird. Schafft sie es, die Zukunft seiner Sammlung zu sichern bevor es Walter Cordes schlechter geht?

Mir gefiel gut, dass die Protagonistin mit über 40 Jahren Single ist - und von mir aus hätte sie es auch bleiben können, das wäre mal ein anderes Ende für einen Liebesroman. Aber es zeigt auch, dass die grosse Liebe immer gefunden werden kann, sie vielleicht erst kommt, wenn man gar nicht damit rechnet oder sie vielleicht bereits näher ist, als man sich vorstellen kann.

Der Titel "Der Duft von Sommerregen" macht Sinn und bald ist klar, was er bedeutet. Kleinigkeiten, die jemandem wichtig sind, sollten von dem, der diese Person liebt, verstanden werden. Zum Glück merkt Lena dies, bevor es zu spät ist. Das Ende ist stimmig, es kam nur sehr, sehr abrupt.

Der Roman ist gut und interessant geschrieben, aber durch die vielen Probleme, die sich durch die ganze Geschichte ziehen, fühlt es sich an, als ob ein bedrückender Schleier darüber liegt. Leider hat die Story es nie geschafft, diesen Schleier wegzuziehen und konnte mich deshalb nicht vollständig in ihren Bann ziehen.

Fazit: Eigentlich eine wichtige und aussagekräftige Geschichte, der das gewisse Etwas fehlt.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Zu modern, zu hipp

Dein Lächeln um halb acht
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Montagmorgens um 7:30 Uhr steigt Nadia in die Northern Line der Londoner U-Bahn. Manchmal auch Dienstags. Je fortgeschrittener die Woche, je weniger oft schafft sie es. Und wenn sie es schafft, dann oft ...

Montagmorgens um 7:30 Uhr steigt Nadia in die Northern Line der Londoner U-Bahn. Manchmal auch Dienstags. Je fortgeschrittener die Woche, je weniger oft schafft sie es. Und wenn sie es schafft, dann oft nur sehr knapp und sie merkt dabei nicht, wie ihr jemand die Tube-Türe offen hält.

Dieser jemand ist Daniel, der die hübsche Unbekannte kennenlernen will. Eines Morgens im Büro erhält Nadia von ihrer Freundin eine Nachricht: "Damit bist sicher du gemeint" - eine Anzeige in Missed Connections trifft genau auf Nadia zu. Die will erst nichts davon wissen, ist aber doch irgendwie geschmeichelt und gibt sich noch mehr Mühe, morgens die U-Bahn zu erwischen. Das klappt nur noch selten und so sieht sie Daniel nicht, da bringt es auch nicht viel, dass sie sich traute zu antworten. Sie wollen einfach nicht mehr aufeinander treffen.

Dabei wären sie so oft zur gleichen Zeit am selben Ort. Und verpassen sich dabei immer. Am Anfang fiebert man als Leser mit und hofft, dass sie sich endlich erkennen. Je länger diese verpassten Dates andauern, zieht es sich hin und wird fast schon mühsam. Es geht zu lange, bis die Autorin die Kurve bekommt und endlich Erbarmen mit ihren Charakteren hat.

Nadia und Daniel werden so beschrieben, dass man merkt, dass sie gut zusammen passen, und kamen beide nett rüber. Nadias Freundinnen Gaby und Emma hingegen mochte ich nicht so, zu viel jugendliches Dirty Talking kombiniert mit feministischen Ansichten. Es hörte sich zu aufgesetzt an, aber anscheinend unterhalten sich Millenials in London auf diese Art und Weise - vielleicht finden das Leserinnen unter 30 nicht so nervig und überflüssig wie ich.

Lorenzo, Daniels Mitbewohner, hat diesbezüglich gewisse Ähnlichkeiten mit den beiden Freundinnen, wenn auch auf eine ganz andere Art. Am besten gefiel mir Romeo, ein sympathischer Typ. Bei ihm dachte ich immer, da müsse noch ein Haken sein - aber er fiel wohl vor allem deshalb auf, weil er am normalsten beschrieben wurde und in der hippen Grossstadt-Szenerie fast schon altmodisch wirkte. Daniel wurde leider oft zu sentimental und zu sehr als Muttersöhnchen dargestellt, das hatte er nicht nötig. Nadia wirkt teilweise zu passiv.

Der Titel und Klappentext hörten sich vielversprechend an, doch diese sommerliche Lovestory wirkt im Gegensatz zu "Love to Share" wenig charmant, wohl wegen der gewählten Sprache der Nebenfiguren. Nadia und Daniel waren da viel poetischer und weniger verrucht unterwegs.

"Dein Lächeln um halb acht" ist eine nicht so romantische Komödie, dafür extrem modern. Es geht um völlig unwichtig Club-Mitgliedschaften, hochdotierte Jobs (Consulting, Labor für künstliche Intelligenz) für junge Menschen, die sich dann auch locker ans Geld ausgeben machen, sich schnell mal fünf Drinks für 500 englische Pfund leisten und so Zeugs. Diese Szenerie fand ich befremdlich, Nadia und Daniel wollten da auch nicht richtig rein passen, da sie oft zu gut für diese Welt dargestellt werden.

Fazit: Mir oft zu jugendlich und zu modern, mittendrin zu langgezogen, das Ende nett, weshalb ich aufrunde auf 3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Spannung fehlt

Die verschwundene Braut
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Matilda French, die ehemalige Mitschülerin zweier Brontë-Schwestern, arbeitet auf Chester Grange. Als eines Morgens das Zimmer der zweiten Frau von Mr. Chester, Elizabeth Honeychurch, leer, dafür voller ...

Matilda French, die ehemalige Mitschülerin zweier Brontë-Schwestern, arbeitet auf Chester Grange. Als eines Morgens das Zimmer der zweiten Frau von Mr. Chester, Elizabeth Honeychurch, leer, dafür voller Blut vorgefunden wird, spekuliert der ganze Bezirk. Hat Chester seine junge Frau getötet? Jedenfalls weist vieles daraufhin, dass ein schlimmes Verbrechen stattgefunden hat, auch wenn die Leiche der Frau verschwunden bleibt.

Den neugierigen und mutigen Brontë-Schwestern ist langweilig zu Hause im Pfarrhaus. Als sie vom Verbrechen hören, beginnen sie inkognito zu ermitteln und wollen Mr. Chester überführen - ermitteln statt schreiben ist ihre Devise.

Ich war sehr gespannt, was Bella Ellis (ein Pseudonym der Autorin Rowan Coleman) sich einfallen liess. Die Idee, die berühmten Brontë-Schwestern ermitteln zu lassen, finde ich nämlich klasse. Das Tempo hat die Autorin der Zeit angepasst. Gespräche über tagsüber neugewonnenes Wissen wurden zum Beispiel erst abends zuhause in der guten Stube geführt, Reisen in nahe oder weiter entfernte Ortschaften wurden zu Fuss, auf einem Karren oder in der Kutsche zurück gelegt. Einerseits klar, dass die Ermittlungen so auch länger dauern, andererseits habe ich schon viele historische Krimis gelesen, deren Ermittlungen bedeutend schneller vonstatten gingen. Deshalb fand ich den Krimi im Tempo schon recht reduziert und langatmig.

Die Figuren sind Bella Ellis gut gelungen: die drei, sich stichelnden Schwestern Charlotte, Emily und Anne, die sich um ihren Bruder Branwell kümmern und ihren Vater zwischendurch nicht die ganze Wahrheit betreffend ihrer Ausflüge anvertrauten ebenso wie die Nebenfiguren.

Nicht ganz überzeugen konnte mich der Ermittlungsfall. Zum einen waren zwar viel gut eingestreute, neuzeitliche Themen dabei, über die man damals entweder zu wenig wusste oder komplett ignorierte, weil es sich schlicht nicht gehörte. Zum anderen fragte ich mich leider zu oft, was da noch kommen mag - beziehungsweise wusste ich bald, auf was es hinauslaufen wird, so dass es mir irgendwann langweilig wurde, weil ich nur noch auf die Enthüllung der Hintergründe wartete, die bis zum Ende aufgespart wurde.

Eine tolle Idee, aber der Fall wirkt nach der ersten Hälfte zu konstruiert. Alles in allem hat "Die verschwundene Braut" gute Ansätze, die Spannung fehlt jedoch gänzlich. Dem zweiten Band gebe ich aber sicher eine Chance.

Fazit: Ermitteln anstatt Schreiben - reduziertes Tempo mit einem guten Ansatz, der unbedingt weiter entwickelt werden sollte.
3.5 Punkte.

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