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Veröffentlicht am 09.05.2020

Der Kampf um Frauenrechte

Das Juliusspital. Ärztin aus Leidenschaft
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1850 Würzburg. Die 16-jährige Viviana Winkelmann stammt aus einer angesehenen Bankiersfamilie und wuchs wohlbehütet auf. Da stößt es der Familie sauer auf, dass sie von einem einfachen Handwerker nun ein ...

1850 Würzburg. Die 16-jährige Viviana Winkelmann stammt aus einer angesehenen Bankiersfamilie und wuchs wohlbehütet auf. Da stößt es der Familie sauer auf, dass sie von einem einfachen Handwerker nun ein Kind erwartet. Um Ruf und Ansehen besorgt, wird Viviana ihres Zuhauses verwiesen und findet notgedrungen im Armenviertel der Stadt einen Unterschlupf sowie eine Anstellung als Aushilfe in der Apothekes des Julisusspitals. Die Beobachtung der Ärzte bei deren Arbeit lässt in ihr den Wunsch aufkommen, selbst Medizin zu studieren. Aber ohne Abitur und als Frau ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Das will Viviana nicht akzeptieren und erhebt sich gegen diese Ungerechtigkeit…
Claudia und Nadja Beinert haben mit „Das Juliusspital - Ärztin aus Leidenschaft" den einen unterhaltsamen ersten Band ihrer historischen Juliusspital-Saga vorgelegt, der im unterfränkischen Würzburg beheimatet ist. Der flüssige und mit fränkischem Dialekt eingefärbte Erzählstil lässt den Leser schnell eine Zeitreise in die Mitte des 19. Jahrhunderts antreten und als unsichtbarer Schatten Vivianas Weg mitverfolgen. Mehrere wechselnde Perspektiven geben einen guten Rundumblick und lassen gleichzeitig Spannung innerhalb der Geschichte aufkommen. Das Autorenduo hat wieder einmal akribisch recherchiert und den historischen Hintergrund sowie das damalige praktizierte medizinische Wissen wunderbar in ihre Handlung mit eingepflegt und für den Leser anschaulich aufbereitet. Auch einige in der Geschichte aufgeführten Mediziner entstammen der Realität und haben zum Teil Weltruhm erlangt wie z.B. Professor Virchow. Ebenso wird in dieser Geschichte einmal mehr deutlich gemacht, wie das Leben der Frauen damals aussah und welche Rechte sie hatten. Die Möglichkeit eines Medizinstudiums blieb ihnen meist verwehrt, da dies als Männerdomäne galt und Frauen eher ein einfaches Gemüt und weniger Intelligenz bescheinigt wurde. Vivianas Aufbegehren und ihr Kampf gegen diese Ungerechtigkeit steht stellvertretend für die erste studierte Ärztin Dorothea Erxleben, die schon ein Jahrhundert früher diesen steinigen Weg gegangen ist, um Frauen diesbezüglich mehr Rechte einzuräumen.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig ausgestaltet, wirken glaubwürdig und authentisch, so dass der Leser sich ihnen gerne anschließt und ihren Werdegang verfolgt. Aber Hauptprotagonistin Viviana sticht besonders hervor. Sie ist eine junge Frau mit dem Herz am rechten Fleck. Obwohl sich ihr Leben durch den Bruch mit ihren Eltern und als alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter von jetzt auf gleich ändert, zeigt sie sich nie resigniert. Im Gegenteil, sie gibt sich kämpferisch, krempelt die Ärmel hoch, ist interessiert, klug, engagiert und zeigt Mitgefühl. Sie besitzt einen unerschütterlichen Mut und eine Stärke, die einem nur Respekt abverlangen kann, denn sie ist ihrer Zeit meilenweit voraus. Durch Frauen wie sie haben wir es heute in einigen Dingen wesentlich leichter. Ebenfalls überzeugen die weiteren Darsteller innerhalb der Geschichte, die durch sie zusätzlich an Farbe und Lebendigkeit gewinnt.
Mit „Das Juliusspital - Ärztin aus Leidenschaft" ist ein sehr guter Startschuss in die Spitalssaga gelungen, der mit einer engagierten und sehr sympathischen Hauptprotagonistin aufwartet, aber auch ausgezeichnete historische Hintergrundrecherche bietet. Sehr fesselnd erzählt und mit verdienter Leseempfehlung ausgestattet.

Veröffentlicht am 08.05.2020

Wenn das Leben dir Zitronen gibt - mach Limoncello draus

Limonensommer
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„Freundinnen für immer und der Freund der anderen ist tabu“ haben sie sich schon in jungen Jahren geschworen. Judith, Katharina und Lene waren seit ihrer Kindheit ein eingeschworenes Kleeblatt. Eng befreundet ...

„Freundinnen für immer und der Freund der anderen ist tabu“ haben sie sich schon in jungen Jahren geschworen. Judith, Katharina und Lene waren seit ihrer Kindheit ein eingeschworenes Kleeblatt. Eng befreundet verbrachten sie jede Minute und sogar den Urlaub gemeinsam in Bordighera an der italienischen Riviera. Doch das Schicksal lässt sie nach dem Abi auseinander driften und keinerlei Kontakt mehr miteinander haben. Als eine alte Freundin ihrer gerade verstorbenen Mutter der 45-jährigen Judith alte Briefe zusendet, bringen die dort gelesenen Worte alte Erinnerungen in Judith hervor. Sie möchte unbedingt ihre alten Freundinnen wiederfinden und sich mit ihnen aussprechen. Vielleicht lässt sich die alte Freundschaft wiederbeleben. So spürt Judith mit Hilfe ihrer Tochter Lisa erst Lene in Luzern auf und steht wenige Wochen später durch Zufall auch Katharina in Bordighera gegenüber. Wird es den Frauen gelingen, die Vergangenheit aufzuarbeiten und sich wieder einander anzunähern?
Susanne Fülscher hat mit „Limonensommer“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der beim Leser nicht nur gedanklich mit Reisen an die wunderschöne italienische Riviera und ins schweizerische Luzern den Sommer einziehen lässt, sondern auch eine anrührende Geschichte über wahre Freundschaft zu erzählen weiß. Der locker-flüssige und gefühlvolle Schreibstil macht es leicht, sofort in die Handlung einzutauchen und im Wechsel mal an der Seite von Judith, Lene und Katharina die Protagonistinnen sowie ihre jeweilige Sicht auf die Vergangenheit und ihr gegenwärtiges Leben gut kennenzulernen. Dabei lässt die Autorin den Leser durch ihre gewählten Kapitelüberschriften mit Zeitangabe immer wissen, mit wem man es gerade wann zu tun hat und klärt mit geschickten Perspektivwechseln nach und nach das Geheimnis um das jahrelange Zerwürfnis ebenso auf, wie ein Familiengeheimnis, dass Judith erst durch die Briefe ihrer Mutter entdeckt. Die Schicksale der einzelnen Protagonistinnen machen deutlich, wie sich ehemalige Träume in Schall und Rauch auflösen oder aber durch neue ersetzen lassen, solange man mit sich selbst im Reinen ist und die Dinge annimmt, die einem geboten werden. Auch wenn man als Leser erahnen kann, was die ehemalige Freundschaft auseinanderbrechen ließ, so gibt es doch einige Überraschungen, die sich im Nachhinein stimmig in den Ausgang der Geschichte fügen.
Die Charaktere sind mit menschlichen Ecken und Kanten ausgestattet und liebevoll zum Leben erweckt worden. Gerade die verhältnismäßige Normalität der Protagonisten weiß innerhalb der Handlung zu überzeugen und macht es dem Leser leicht, sich mit ihnen anzufreunden, ihren Werdegang zu verfolgen und mit ihnen zu fühlen. Judith ist eine erfolgreiche Schauspielerin, die mit ihrem Mann Tom und Tochter Lise ein glückliches gutbürgerliches Leben führt. Sie ist offen, ehrlich und packt die Dinge an, die ihr wichtig sind. Lene ist eine eher zurückhaltende Frau, die sich erst spät eingestanden hat, wonach sich ihr Herz sehnt. Sie hat ihre berufliche Laufbahn über den Haufen geworfen und sich einen Traum erfüllt, obwohl sie auch einen Schicksalsschlag zu verkraften hat. Katharina war immer impulsiv und extrovertiert, der Mittelpunkt war ihr gerade gut genug. Aber Eifersucht und Neid haben sie inkonsequent werden lassen, weshalb es lange gedauert hat, bis sie sich mit ihrem Leben einigermaßen arrangieren konnte. Aber auch Sylvie, Tom, Friedrich und vor allem Robert tragen einiges dazu bei, dass die Geschichte rundum abwechslungsreich und interessant ist.
„Limonensommer“ ist eine kurzweilige und gefühlsbetonte Sommerlektüre, in der sich alles um eine alte Frauenfreundschaft, die Macht des Verzeihens und um einige Geheimnisse dreht, die sich dem Leser nach und nach enthüllen. Einfach den Buchdeckel aufklappen und in der Geschichte versinken. Ein wohltuender Kurztrip mit Herz!

Veröffentlicht am 26.04.2020

Die Blüte des Lebens

Nachts, wenn der Garten blüht
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Seit ihrem Schlaganfall ist Maggie, eine ältere Dame, auf einen Rollstuhl angewiesen und muss sich auch sonst im Alltagsleben ganz neu zurechtfinden. Dinge, die bisher für sie selbstverständlich waren ...

Seit ihrem Schlaganfall ist Maggie, eine ältere Dame, auf einen Rollstuhl angewiesen und muss sich auch sonst im Alltagsleben ganz neu zurechtfinden. Dinge, die bisher für sie selbstverständlich waren wie Laufen und Sprechen, muss sie mit viel Energie- und Kraftaufwand wieder ganz neu erlernen, wobei sie Pfleger unterstützen. Auf ihre Kinder ist dabei leider kein Verlass, denn ihre Tochter ist Alkoholikerin und der Sohn bekommt nichts auf die Reihe. So bleibt Maggie nur ihr wunderschöner Garten, den sie momentan nicht selbst bewirtschaften kann, sondern ihm dabei zusieht, wie er nach und nach verwildert. Als sie Bekanntschaft des etwa gleichaltrigen Landschaftsgärtners Tristan macht, der sich sehr aufmerksam um die Gestaltung des Nachbargartens kümmert, entspinnen schon bald zarte Bande zwischen den beiden, die die Liebe zur Natur und den Pflanzen teilen. Das bringt nicht nur Maggies verwilderten Garten bald wieder zum Blühen, auch Maggie erlebt auf ihre alten Tage nochmals eine Blütezeit in ihrem Leben…
E.L.Swann hat mit „Nachts, wenn der Garten blüht“ einen feinsinnigen Liebesroman vorgelegt, der besonders durch seine in leisen Tönen angewandte metaphorische und bildreiche Sprache überzeugen kann. Mit Maggie lernt der Leser eine alte Dame kennen, die sich mühsam wieder ins normale Leben zurückkämpft und dabei feststellen muss, dass ihr bei vielem erst einmal nur der Beobachtungsposten bleibt. Vor allem der Aufenthalt in ihrem Garten mit seinem Füllhorn an Pflanzen, Bäumen und Sträuchern hilft ihr einerseits bei der inneren und äußeren Genesung, aber vor allem das Zusammentreffen mit dem etwa gleichaltrigen Tristan, der ihre Leidenschaft für Flora und Fauna teilt, lässt Maggie wieder zum Leben erwachen, nachdem sie sich eigentlich schon fast aufgegeben hat. Über die Sprache der Pflanzen- und Blumenwelt lässt die Autorin die zwei älteren Herrschaften miteinander kommunizieren, um ihre Eindrücke, Gedanken und Gefühle miteinander zu tauschen. Gerade dieses zarte Anbandeln ist sehr schön gelungen und lässt viel Romantik aufkommen. Auch die Tatsache, wie sehr sich Maggie und Tristan ergänzen und vieles miteinander teilen, gibt dem Leser das Gefühl, dass sich dort zwei Seelenverwandte getroffen haben. Ebenso wie ihre Gärten erwachen auch die beiden erneut zum Leben und spenden sich gegenseitig Energie.
„Nachts, wenn der Garten blüht“ ist ein Roman voller Farben und Licht, leise erzählt, der aber Mut macht, etwas zu wagen und sich nie aufzugeben. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.04.2020

Krieg und Liebe

Mohnschwestern
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1943 Darmstadt mitten im Zweiten Weltkrieg. Die 20-jährige Lehramtsstudentin Lotte ist Hals über Kopf in den smarten Wilhelm verliebt, mit dem sie sich immer nur klammheimlich in einer kleinen Kammer im ...

1943 Darmstadt mitten im Zweiten Weltkrieg. Die 20-jährige Lehramtsstudentin Lotte ist Hals über Kopf in den smarten Wilhelm verliebt, mit dem sie sich immer nur klammheimlich in einer kleinen Kammer im Keller unter dem Haus treffen kann, um einige Zeit von der Außenwelt ungestört zu sein. Eines Nachts hagelt wieder einmal ein schlimmer Bombenregen über die Stadt und setzt sie in Brand, während Lotte gerade das Wiedersehen mit Wilhelm genießt. Wilhelm hilft ihr aus dem brandigen Gefängnis heraus und flieht mit ihr durch die Stadt. Unterwegs verlieren sich die beiden, Lotte versteckt sich vor den Flammen in einem Brunnen retten und hat als einzige Erinnerung an Wilhelm ein Mohnblumenbild gerettet, das in ihrer Kellerkammer an der Wand hing. Wird es jemals ein Wiedersehen zwischen Lotte und Wilhelm geben?
Ilona Einwohlt hat mit „Mohnschwestern“ einen sehr eindringlichen und anrührenden Roman vorgelegt, der vor allem mit dem historischen Handlungsteil sehr überzeugt. Der flüssige, fesselnde und berührende Erzählstil zieht den Leser von Anfang an in den Bann und lässt ihn schnell in die Geschichte eintauchen, wo sich ihm zwei abwechselnde Handlungsstränge bieten. Der eine findet in der Vergangenheit statt und lässt den Zweiten Weltkrieg wieder aufleben. Unsichtbar an der Seite der jungen Lotte erlebt der Leser nicht nur sehr plastisch das Grauen des Krieges in Form von Judenverfolgung und ihren Auswirkungen, dem Verstecken von Freunden und Nachbarn und von der Denunzierung durch regimeanhängenden Nachbarn, sondern darf auch deren Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen. Der zweite Handlungsstrang spiegelt die Gegenwart um Hazel wieder, die von dem Mohnblumenbild fasziniert ist, welches sie bei der alten Mathilda entdeckt. Diese Ebene ist leider weit weniger faszinierend als die vergangene und dient wohl eher der Auflockerung und Entspannung von den doch sehr dramatisch und realistisch wiedergegebenen Kriegsereignissen. Doch die wechselnden Perspektiven schaffen eine sich immer weiter in die Höhe schraubende Spannung, bei der man atemlos darauf wartet, was am Ende mit Lotte passieren wird. Während der Leser mit Lotte regelrecht verschmilzt und sich ihr nahe fühlt, bleibt Hazel mit ihrer eigenen Geschichte auf Abstand und fast bedeutungslos.
Die Charaktere wurden lebendig in Szene gesetzt und überzeugen durch authentische Eigenschaften, die sie menschlich und verletzlich wirken lassen. Der Leser fühlt sich den meisten von ihnen verbunden und verfolgt mit Anteilnahme ihren Weg. Lotte ist eine außergewöhnliche von ihrer Zeit geprägte junge Frau. Sie besitzt Mut, Stärke und vor allem ein großes Herz. Sie kümmert sich um ihre Familie, aber auch um Freunde und Nachbarn. Blockwart Else ist eine furchteinflößende Frau, die dies zu ihrem Vorteil nutzt. Während Lottes jüdische Freundin Ruth spurlos verschwindet, verfällt ihre andere Freundin Hedwig zu Lottes Entsetzen den Naziparolen. Bruder Fritz lebt mit seiner Ablehnung gegen das Regime gefährlich. Aber auch Wilhelm, Otto, Mathilda und Hazel haben ihren Part in dieser komplexen Geschichte, wobei letztere eher farblos bleibt und nicht überzeugen kann.
„Mohnschwestern“ ist ein fesselnder und berührender Roman, der den Zweiten Weltkrieg wieder lebendig werden lässt. Eine starke Protagonistin, der man als Leser gerne folgt sowie die tiefgründige Erzählweise der Autorin wissen zu überzeugen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.04.2020

Die Sprache der Blumen

Im Garten deiner Sehnsucht
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Die Botanikerin Iris Maynard hat sich nach zwei Schicksalsschlägen von der Welt abgekapselt und lebt seit Jahrzehnten allein hinter einem hohen Zaun verborgen in ihrem Haus in Grand Haven, das von einem ...

Die Botanikerin Iris Maynard hat sich nach zwei Schicksalsschlägen von der Welt abgekapselt und lebt seit Jahrzehnten allein hinter einem hohen Zaun verborgen in ihrem Haus in Grand Haven, das von einem großen Garten umgeben ist, in dem sie sich ganz ihren wunderschönen Blumen widmet, sie hegt und pflegt, während sie melancholisch ihren Erinnerungen an alte Zeiten nachhängt. Eines Tages zieht das Abby Peterson mit ihrer Familie in das Nachbarhaus. Die über den Zaun sichtbaren Blumen wecken das Interesse von Abbys Tochter Lily und locken Iris immer mehr aus ihrem selbstgewählten Exil. Zwischen ihr und den Petersons entspinnt sich nach und nach eine enge Beziehung, die für alle eine neue Zeit einläutet…
Viola Shipman hat mit „Im Garten deiner Sehnsucht“ einen wunderschönen Roman vorgelegt, der mit viel Gefühl und Atmosphäre besticht und den Leser von Beginn an verzaubert. Der flüssige und anrührende Schreibstil der Autorin bringt den Leser mit wenigen Worten in die Welt von Iris und Abby, lässt ihn den verwunschenen Garten von Abby durch farbenfrohe Beschreibungen mit eigenen Augen entdecken und nebenbei auch noch die Entwicklung der einzelnen Protagonisten beobachten, die mit Hilfe des jeweils anderen ihrem Leben eine neue Richtung geben. Schon das Schicksal von Iris berührt tief, der Leser kann die von ihr selbst gewählte Isolation nach all den Schlägen, die sie einstecken musste, ebenso nachvollziehen wie ihre Hingabe bei der Pflege ihres Gartens, der ihre einzige Zuflucht und Freude geworden ist. Auch das Leben von Abby, Cory und Lily verzeichnet einige Rückschläge, die erst einmal verdaut und verarbeitet werden müssen, um dann einen Ausweg zu finden. Das Zusammenspiel der Protagonisten sowie deren Einfluss auf den jeweils anderen werden von der Autorin behutsam und mit viel Fein- und Stilgefühl wunderbar interpretiert. Mit wechselnden Perspektiven lässt sie den Leser in das Innenleben ihrer Protagonisten blicken, während der Bezug der Pflanzenwelt immer präsent ist und wie ein Gleichnis wirkt.
Die Charaktere besitzen glaubhafte individuelle Eigenschaften und sind lebendig in Szene gesetzt. Aufgrund ihrer Authentizität fühlt sich der Leser ihnen nah und kann mit ihnen fühlen, hoffen, bangen und fiebern. Iris ist eine alte Dame, die sich wegen schwerer Schicksalsschläge von der Außenwelt zurückgezogen hat, damit sie nie mehr verletzt werden kann. Ihren Pflanzen gegenüber verströmt sie ein Füllhorn an Liebe und Fürsorge, während sie ihre Mitmenschen mit ihrer nach außen tragenden kühlen Fassade abschreckt. Erst nach und nach taut sie auf, lässt wieder Gefühle und Hoffnung zu, die sie Optimismus ausstrahlen lassen. Abby ist eine fürsorgliche Frau, die sich nur das Beste für ihre Familie wünscht. Ihr Ehemann Cory ist seit einem Kriegseinsatz traumatisiert und braucht ihre Hilfe und Unterstützung fast mehr als ihre kleine Tochter Lily. Lily selbst ist ein aufgewecktes Kind, die sich schnell in Iris‘ Herz schleicht.
„Im Garten deiner Sehnsucht“ ist ein wunderschöner Roman, der unterschiedliche Charaktere mit Altlasten zusammenbringt und die sich gegenseitig Halt und Hilfe bieten, um Mut zu fassen, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken. Die Geschichte erinnert ein wenig an „Die verborgene Sprache der Blumen“ von Vanessa Diffenbaugh. Auch hier spielt die Pflanzenwelt eine nicht unwichtige Rolle im den Handlungsverlauf. Verdiente Leseempfehlung für eine tiefgründige und gefühlvolle Geschichte!