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Veröffentlicht am 13.05.2020

Der Schwimmer

Der gute Sohn
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Seit seiner Kindheit nimmt Yu-jin Medikamente gegen diese Anfälle. Die Nebenwirkungen machen ihn fertig. Er hat häufig unerträgliche Kopfschmerzen. Kein Wunder, dass er auf die Idee kommt, die Medizin ...

Seit seiner Kindheit nimmt Yu-jin Medikamente gegen diese Anfälle. Die Nebenwirkungen machen ihn fertig. Er hat häufig unerträgliche Kopfschmerzen. Kein Wunder, dass er auf die Idee kommt, die Medizin manchmal wegzulassen. Wenn nur seine Mutter das nicht immer merken würde und ihm schwere Vorwürfe machte. Doch er ist schließlich schon 26, da kann er doch selbst Verantwortung übernehmen. Und an diesem Abend ist er wieder mal raus geschlichen. Und das ist nicht gut ausgegangen, er war zumindest am Rande eines Anfalls und hat sich gerade noch heimgeschleppt. Nahezu bewusstlos hat er die Nacht verbracht.

Wie soll er mit der schrecklichen Entdeckung klarkommen, die er am nächsten Morgen macht. Wo er sich nicht mal an die letzte Nacht erinnert. Es ist schon beeindruckend, wie Yu-jin nach jedem Fetzen Erinnerung angelt, der in seinem Gehirn herumflattert. Er sucht nach dem, was tatsächlich passiert ist. Und er macht nicht halt. Eigentlich sucht er nicht nach einer Erklärung seiner eigenen Persönlichkeit, sondern eher nach einer Erklärung, wie es zu seiner Entdeckung kommen konnte. Dennoch erfährt er mehr über sich selbst als er jemals wissen wollte oder sollte.

Über den Inhalt des Buches sollte man nicht zu viel enthüllen. Allerdings kann es sein, dass man das, was Yu-jin herauszufinden versucht, schon zu Beginn vermutet. Man weiß allerdings nicht, ob man recht hat und das macht einen großen Teil des Reizes dieses Romanes aus. Mit welchem detektivischen Eifer Yu-jin sich auf die Spuren einer unglaublichen Tat begibt. Immer tiefer gräbt er in seiner Vergangenheit, in seiner Seele, bis er sich schließlich quasi entblättert. Man verfolgt seinen Weg und denkt, da muss noch etwas sein. Entgegen der ersten Idee kann man dann auf die wildesten Gedanken kommen, um sich selbst zu widerlegen. Und dieses Spiel, welches die Autorin schließlich mit dem Leser spielt, macht schon Spaß. Ob sie tatsächlich jedem Satz ein psychologisches Thema eingehaucht hat oder ob sie einfach nur einen spannenden Thriller geschrieben hat, muss schließlich jeder selbst entscheiden.

Veröffentlicht am 08.05.2020

Vergessenes Kind

Gone Baby Gone
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Angie Gennaro und Patrick Kenzie sind ein Paar. Gleichzeitig sind sie auch im Job ein Team. Als Privatdetektive haben sie sich einen Namen gemacht. Dennoch zögern sie, den neuen Fall anzunehmen. Die vierjährige ...

Angie Gennaro und Patrick Kenzie sind ein Paar. Gleichzeitig sind sie auch im Job ein Team. Als Privatdetektive haben sie sich einen Namen gemacht. Dennoch zögern sie, den neuen Fall anzunehmen. Die vierjährige Amanda wurde entführt und sie ist schon so lange verschwunden, dass die Hoffnung langsam schwindet. Ihre Tante Beatrice und deren Mann Lionel sehen bei den Ermittlungen der Polizei nicht, dass es vorangeht, deshalb bitten sie die Detektive inständig, sich des Falles anzunehmen. Angie und Patrick haben ein schlechtes Gefühl bei dem Fall. Nicht die Mutter hat sie beauftragt, sondern die Verwandten. Doch es geht um Amanda.

Zum Wohle des kleinen Mädchens übernehmen die Detektive die Suche. Amandas Mutter scheint nicht viel im Kopf zu haben, besonders keine Sorge um ihr kleines Kind. Hat sie die Kleine überhaupt richtig beaufsichtigt? Und viel wichtiger noch, hat sie sich im rechten Maß um ihr Kind gesorgt? Je mehr Angie und Patrick über die Mutter erfahren, desto mehr fragen sie sich, ob Amanda woanders nicht besser aufgehoben wäre. Wurde sie allerdings von schlechten Menschen entführt, muss sie möglichst schnell gefunden werden. Zum Glück finden Angie und Patrick einen guten Draht zu den Polizisten, die für den Fall zuständig sind.

Man braucht bei manchen Szenen und Entwicklungen in diesem Thriller schon gute Nerven und man muss die deutlichen Beschreibungen einiger Ereignisse ertragen können, dann hat man einen sehr guten Roman, in dem eine Lanze für die vernachlässigten Kinder gebrochen wird. Sie erhalten normalerweise sicher nicht genug Aufmerksamkeit. Es ist ein Fall, der an die Nieren geht. Da geht es dem Leser nicht anders als den Ermittlern. Man fragt sich, womit den Kindern am besten geholfen wäre und fühlt sich hilflos, weil man nicht wirklich etwas tun kann. Dabei schafft es der Autor mehrfach, falsche Fährten zu legen und mit Überraschungen aufzuwarten. Deutlich wird dabei, auch wenn ein Fall durchdrungen ist, bleibt nicht immer ein Ergebnis, dass alle zufrieden stellt. Dennoch bietet dieser Thriller eine sehr packende Story.

Veröffentlicht am 04.05.2020

Unzerstörbar

Vengeful - Die Rache ist mein
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Nach dem letzten Kampf ist Sidney Victor zur Hilfe geeilt. Sie hat ihm geholfen, aber sie hat auch etwas kaputt gemacht. Victor ist nicht mehr der Alte und es wird immer schlimmer. Sidney hat Angst um ...

Nach dem letzten Kampf ist Sidney Victor zur Hilfe geeilt. Sie hat ihm geholfen, aber sie hat auch etwas kaputt gemacht. Victor ist nicht mehr der Alte und es wird immer schlimmer. Sidney hat Angst um ihn und sie fühlt sich auch schuldig. In Merit erliegt Marcella einem Brandanschlag ihres Mannes, oder eher sie erliegt fast. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie stinkwütend. Ihr Mann muss ihre Rache fürchten, er weiß es nur noch nicht. Eli Ever, der wirklich unzerstörbar ist, muss dies in seinem Gefängnis immer wieder unter Beweis stellen. Bis Agent Stell ihn von seinem Peiniger befreit, nur um ihn hinter noch dickere Wände zu stecken.

Mit ihrer etwas ungewöhnlichen Erzählung in der Zeitabfolge zieht die Autorin ihre Leser auch im zweiten Band um die Extraordinären in den Bann. Eine ganze weile musste man darauf warten, wie es mit Victor, Sidney und Eil weitergeht. Ihnen allen ist es nicht ganz so gut ergangen. Doch immer noch suchen sie nach weiteren Extraordinären. Ihre Ziele sind allerdings unterschiedlich. Marcella will einfach nur Macht, egal wer auf ihrem Weg dorthin sein Leben verliert. Victor und Eli sind auf der Jagd nach ihresgleichen, ihre Motivation könnte allerdings unterschiedlicher kaum sein. Und Sydney sehnt sich nach ihrer Familie.

Außergewöhnliche Menschen in einer eigentlich ganz normalen Welt. Sie fallen auf und von denen, die sie jagen, werden sie kaum als Menschen angesehen. Was sie wie es so oft geschieht zu Aussätzigen und Gejagten macht. Allerdings sind sie so unterschiedlich mit ihren besonderen Fähigkeiten, dass sie sich kaum verbünden können. Eine begeisternde, aber auch düstere Story entspinnt sich um die Extraordinären. Ihr Leben ist nicht leicht. Und Marcella, die Rächerin, setzt noch mehr aufs Spiel. Sie hat doch ein paar Verbündete um sich geschart und sie ist so unerschrocken. Mit ihrer Frechheit kann sie eigentlich nur gewinnen. Ein wenig bewundert man sie und wünscht ihr mehr Selbstbeherrschung. Auch wenn die erste Überraschung weg ist und der Schluss hoffen lässt, der nächste Band möge versöhnlicher für die Extraordinären sein, so packt dieser Roman mit seinem ungewöhnlichen Aufbau und seinen besonderen Helden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2020

Die Stunde

Das Erbe der Altendiecks
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Einmal im Leben greift der Uhrmachermeister Johann Christian Altendieck die Gelegenheit beim Schopf. Er ergattert im Jahr 1766 den Auftrag, im Saal des Bremer Rathauses eine große Uhr zu bauen. Ein großes ...

Einmal im Leben greift der Uhrmachermeister Johann Christian Altendieck die Gelegenheit beim Schopf. Er ergattert im Jahr 1766 den Auftrag, im Saal des Bremer Rathauses eine große Uhr zu bauen. Ein großes Werk, dass schwierig zu vollbringen ist. Altendieck ist zuversichtlich, dass er es schaffen wird. Sein Großvater bringt inzwischen seiner kleinen Enkelin Gesche viel von seinem Handwerk bei. Das Mädchen hat die nötige Geduld und auch den technischen Verstand. Allerdings wird sie als Frau niemals das Uhrmacherhandwerk ausüben können. Was ihr bleibt, ist ein Leben als Frau des Meisters. Ob Gesche sich an die Vorgaben ihrer Zeit halten wird?

Über mehrere Generationen kann das Schicksal der Familie Altendieck verfolgt werden. Die verschiedenen Familienmitglieder mit ihren Eigenheiten und Begabungen. Im Mittelpunkt steht dabei Gesche, die der Familie mit ihrem energischen und doch sympathischen Wesen ihren Stempel aufdrückt. Gesche hat einen Forscherdrang und ein Selbstbewusstsein, mit dem sie auch in die heutige Zeit gepasst hätte. Doch wie im wirklichen Leben geht es auch im Leben der Altendiecks nicht immer glatt. Dennoch bleiben sie ihrem Handwerk verhaftet, auch wenn sie manchmal lieber ihrer wahrend Berufung gefolgt wären.

Dieser historische Roman befasst sich mit einem interessanten Thema und ist in der freien Hansestadt Bremen angesiedelt. Wenn man die Stadt aus der heutigen Zeit kennt, freut man sich, wenn man einige Orte wieder erkennt, auch wenn man sich an die Uhr im Rathaussaal nicht unbedingt erinnert. Dennoch hat der Autor mit seiner Familiengeschichte auch einiges der Geschichte von Bremen verknüpft und macht seinen Roman somit zu einem interessanten Lehrstück und gleichzeitig zu einer packenden Erzählung einer Familie. Sogar, wenn man es nicht als ganz so glücklich empfindet, wenn Romane so viele Jahre umspannen, hat der Autor seine Historie doch so hervorragend abgerundet, dass man nach der Lektüre nichts missen möchte. Auf gelungene Weise bringt der Autor seine Begeisterung für Stadt und Handwerk zum Ausdruck und vermag es damit durchaus mitzureißen.

Veröffentlicht am 25.04.2020

Eine Geburtstagsfeier

Noch war es Nacht
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Die kleine Mara feiert ihren dritten Geburtstag. Ihre Eltern Clara und Vito sind geschieden. Es ist Maras größter Wunsch, dass ihr Papa genauso wie ihre älteren schon jugendlichen Geschwister an der Feier ...

Die kleine Mara feiert ihren dritten Geburtstag. Ihre Eltern Clara und Vito sind geschieden. Es ist Maras größter Wunsch, dass ihr Papa genauso wie ihre älteren schon jugendlichen Geschwister an der Feier teilnehmen soll. Obwohl Clara eigentlich keinen Kontakt zu Vito mehr möchte, erfüllt sie ihrer Tochter den Wunsch. Es wird ein angenehmes Abendessen, bei dem es nicht zu Problemen kommt. Allerdings ist Vito nach diesem Abend verschwunden. Seine Geliebte, seine Schwester sorgen sich und melden ihn als vermisst. Die Polizei reagiert zunächst verhalten, schließlich ist er ein erwachsener Mann, beginnt dann aber doch mit der Suche.

Ein Geburtstag eines kleinen römischen Mädchens, etwas harmloseres kann es kaum geben. Und offensichtlich läuft der Abend ja auch ohne Harm. Wie kann dann ein Vater einfach verschwinden. Doch nach und nach kommt heraus, dass die Ehe von Clara und Vito nicht so friedlich verlief und dass Clara durchaus einen guten Grund hatte, sich zu trennen. Es muss ihr schwergefallen sein, Vitos zu der Feier einzuladen. Und nun sorgen sich alle um den Verschwundenen, in der Erinnerung wird er fast zur Lichtgestalt. Was wird sein, wenn er gefunden wird. Das Ganze ist doch sehr rätselhaft.

Es ist der erste Roman von Antonella Lattanzi und er ist sehr gelungen. Die Autorin versteht es bis zum Schluss die Spannung aufrecht zu halten. Lange ist es ungewiss, wer die Fäden in der Hand hat und was tatsächlich passiert ist. Man muss es sich erlesen und das hat was. Dabei wechseln die Sympathien und man ist überrascht, wo man hingeleitet wird. Wenn man denkt, man hat es, dann kommt eine Kleinigkeit in einem Nebensatz, die das Bild verändert. Am Ende kann man sich durchaus fragen, ob sich die Ausrichtung der Feier gelohnt hat. Zumindest hat das Fest einiges geändert, ob zum Besseren wird sich finden. Ein packendes Buch, das die Gehirnwindungen etwas durchrüttelt.