Gut recherchiert mit interessanten Charakteren
Die Menschheit hat ihren Planet zugrundegerichtet und muss sich neuen Lebensraum suchen. Fünf Archen starten ins All, einen neuen, vorab gefundenen, passenden Planeten zu besiedeln. Als allerdings die ...
Die Menschheit hat ihren Planet zugrundegerichtet und muss sich neuen Lebensraum suchen. Fünf Archen starten ins All, einen neuen, vorab gefundenen, passenden Planeten zu besiedeln. Als allerdings die ersten Menschen auf der Longevity aus dem Kälteschlaf erwachen, stellen sie entsetzt fest, dass sie nicht dort sind, wo sie sein sollen. Wie konnte das passieren? Und können die Menschen an Bord auch da überleben, wo sie gelandet sind? Zunächst sieht es so aus, als wäre ein Überleben möglich, doch dann kommt es zu einer unangenehmen Entdeckung.
Bereits das wunderschöne Cover von Marie Graßhoff lädt dazu ein, den Roman in die Hand zu nehmen – ein Eyecatcher, der zudem wunderbar, auch farblich, zum Inhalt des Romans passt, da haben Autorin und Grafikerin ein gutes Händchen gehabt.
Auch sonst ist der Roman wirklich gut gelungen, vor allem, wenn man bedenkt, dass es das Debüt der Autorin ist. Er lässt sich wunderbar lesen und bietet Kopfkino par excellence, so dass man schnell glaubt, sich mit den Protagonisten auf der Arche oder dem Planeten Sirona zu befinden. Die wissenschaftlichen Hintergründe hat die Autorin gut recherchiert und so in den Roman eingebracht, dass der Leser nicht davon überfordert wird. Spannung ist von Anfang an da und lässt im Laufe der Geschichte kaum nach. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, mit denen man so nicht gerechnet hätte, und man kann sich auch nicht darauf verlassen, dass alle Charaktere überleben.
Apropos Charaktere: Auch diese sind gut gelungen. Protagonisten sind drei Angehörige der Familie Brewster, Jaron, Astrophysiker, der als einer der ersten geweckt wird, als die Arche im falschen Sonnensystem ankommt, Noah, sein Sohn, der als Baby die Erde verlässt und sich auf dem Planeten Sirona ansiedelt, Juna, Noahs Tochter, die auf Sirona geboren wird, aber später auch auf der Arche lebt. Die Geschichte anhand dieser drei Charaktere zu erzählen, ist eine gelungene Strategie der Autorin, so erlebt man das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und verschiedenen Erfahrungen. Neben diesen Drei gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Charaktere, die den Roman bereichern, aber nicht so viele, dass man den Überblick verlieren könnte.
Sehr gut hat mir auch die über die Geschichte hinausgehende Aufmachung des Romans gefallen. So werden einzelne Szenen grafisch abgetrennt, die Grafiken sind hübsch und vermitteln dem Leser direkt, wo er sich gerade befindet. Interessant ist der Anhang, neben einem Lexikon, das die wissenschaftlichen Hintergründe ebenso wie die Notwendigkeiten, die sich durch das Leben auf Sirona und der Arche ergeben, vertiefend darstellt, habe ich auch das Nachwort gerne gelesen.
Alles in allem hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Die Autorin legt, neben der interessanten und gut recherchierten SF-Geschichte, viel Wert auf ihre Charaktere, so dass der Roman auch für jene interessant sein kann, die einmal ins SF-Genre schnuppern wollen, aber auch SF-Fans nicht langweilen wird. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.