Mischung aus Fantasy, History und slawischer Mythologie
Beschreibung
Am Rande des Waldes, im Norden Russlands, wo viele Monate des Jahres eine Eiseskälte herrscht, wohnt der Bojar Pjotr Wladimirowitsch mit seiner Familie in einem kleinen Dorf. In dieser Wildnis ...
Beschreibung
Am Rande des Waldes, im Norden Russlands, wo viele Monate des Jahres eine Eiseskälte herrscht, wohnt der Bojar Pjotr Wladimirowitsch mit seiner Familie in einem kleinen Dorf. In dieser Wildnis herrschen noch immer die Geschichten über den Frostkönig und der uralten Magie von Hausdämonen und Kobolden. Doch der christliche Glaube duldet diese Märchen und die Opfergaben an diese uralten Gottheiten nicht neben sich. Wasja, die Tochter des Bojaren kann jedoch die Geister sehen, die sie vor der dunklen Magie beschützen und so ist es an ihr, die Brücke in das Reich des mystischen Waldes zu überqueren.
Meine Meinung
Katherine Arden entführt ihre Leser*innen mit ihrem Debütroman »Der Bär und die Nachtigall« in die schneebedeckte Wildnis im Norden Russlands, zu einem Fleckchen Erde namens Lesnaja Semlja, wo die Mythen und Legenden der russischen Folklore tief verwurzelt sind.
Mit ihrem zauberhaften Schreibstil lässt die Autorin eine fesselnde Atmosphäre entstehen, die zum träumen und fürchten zugleich einlädt und das Gefühl von alten Märchenfilmen aufkommen lässt. Besonders gut gelungen ist Katherine Arden die Einwebung einer modernen Note, die sich übergangslos mit dem historischen Setting von Rus Mitte des 14. Jahrhunderts verbindet. Der Alltag der Menschen und die Ereignisse dieser Zeit, wie die Christianisierung, die auch an diesen entfernten Fleck Erde mit einem neuen Priester vordringt, werden authentisch geschildert und mit einer starken Protagonistin angereichert, deren Emanzipation eine tragende Rolle einnimmt.
Der Handlungsfaden mag einen zunächst auf den Pfad eines klassischen Märchens lenken, denn Pjotr Wladimirowitschs Frau Marina stirbt nach der Geburt ihrer Tochter Wasilisa, die kurz auch Wasja genannt wird, und der Vater sieht sich gezwungen eine neue Frau zu heiraten, die ihrer Rolle als Stiefmutter alle Ehre macht. Wasja wächst aber nicht zu einer typischen Prinzessin heran die ihren Retter auf dem weißen Ross erwartet, sondern zu einer wilden Naturgewalt, die als einzige die Geister in ihrem Haus und im Dickicht des Waldes zu sehen vermag und die Zügel selbst in die Hand nimmt.
Eine große Faszination übten auf mich die Wesen und Geister der russischen Folklore aus, die in der Küche (Domovoi), im Stall (Dwornik), im Wasser (Rusalka) und den eiskalten Winternächten (Frostkönig) ihre Heimat haben. Gerne wäre ich noch viel tiefer in ihre Welt eingetaucht und freue mich daher schon unheimlich auf den nächsten Band von Katherine Ardens Winternacht Trilogie.
Fazit
Dieser Mischung aus Fantasy, History und slawischer Mythologie konnte ich mich nicht entziehen. Ein wundervoller Debütroman, der die Faszination von Folklore und modernem Storytelling mit Bravour vereint!
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.11.2020