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Veröffentlicht am 05.07.2020

Spannende Geschichte mit unerwartetem Twist

Code: Orestes - Das auserwählte Kind
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Malin denkt zunächst, sie hat alles nur geträumt: In einer Winternacht steht vor dem Haus der Nachbarn plötzlich ein eigenartig gekleideter Mann vor ihr und zwingt ihr einen Brief auf, gemeinsam mit der ...

Malin denkt zunächst, sie hat alles nur geträumt: In einer Winternacht steht vor dem Haus der Nachbarn plötzlich ein eigenartig gekleideter Mann vor ihr und zwingt ihr einen Brief auf, gemeinsam mit der seltsamen Bitte, diesen Brief in genau 100 Tagen dem ‚Rutenkind‘ zu überreichen, welches in dieses Haus einziehen wird. Ein Vierteljahr später zieht tatsächlich eine neue Familie in den Almekärrsväg und Malin beschließt, die ihr aufgetragene Aufgabe auch zu erledigen. Allerdings zerreißt Orestes, ihr neuer Mitschüler, den geheimnisvollen Brief sofort, da er denkt, Malin sei eine von diesen mystisch-esoterischen Verrückten, mit denen sich seine Mutter ständig umgibt. Aber Malin hat zum Glück vorgesorgt und den Brief kopiert und bleibt hartnäckig, bis Orestes endlich einen Blick auf die geheime Botschaft wirft. Gemeinsam versuchen sie nun, das Rätsel zu lösen und tauchen dabei tief in die Vergangenheit ihrer Stadt Lerum ab. Denn eine Antwort führt nur zu einem weiteren Code und einem neuen Geheimnis...

Maria Engstrand hat hier eine Rätsel-Geschichte erschaffen, die definitiv etwas für eher ältere Kinder ab ca. elf Jahren ist. Sie beinhaltet sehr spannende und teilweise auch dramatische Elemente, das Miträtsel ist aber eher auf das Dechiffrieren der Codes beschränkt (es ist also keine Detektivgeschichte). Malin und Orestes sind altersentsprechend hin und wieder etwas eigen und schwierig, aber in Kombination mit ihren Hintergrundgeschichten ist dies in Ordnung und ich kann es als Teil des Konzeptes akzeptieren. Sie sind authentisch und liebenswürdig konzipiert und besonders im Fall von Malin kann den jungen Lesern hier die Gefahr der Internets sehr deutlich vermittelt und vor Augen geführt werden. Dieser Fakt sollte unbedingt gemeinsam mit dem Kind besprochen werden!

Die Erzählweise ist sehr angenehm, spannend und für mich kaum vorhersehbar gewesen. Die Geschichte hielt so einige Wendungen parat, mit denen ich wirklich nicht gerechnet hatte. Es blieben letztendlich zwar einige Fragen ungeklärt, aber ich hoffe auf deren Beantwortung in Band zwei, in dem Orestes Schwester Elektra wohl die Hauptrolle spielen wird. Und vielleicht wird dann auch endlich aufgelöst, was es mit ihren griechisch-mythologischen Namen auf sich hat...

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Eine ergreifende Geschichte über die erste große Liebe

Das Licht von tausend Sternen
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Harper führt zwei Leben: Tagsüber ist sie eine fleißige Collegestudentin, und abends übernimmt sie die Betreuung ihres autistischen Bruders Ben. Als eines Nachmittags plötzlich der gutaussehende Ashton ...

Harper führt zwei Leben: Tagsüber ist sie eine fleißige Collegestudentin, und abends übernimmt sie die Betreuung ihres autistischen Bruders Ben. Als eines Nachmittags plötzlich der gutaussehende Ashton vor ihr steht und sie mit seiner Hartnäckigkeit überrascht, ist es im Grunde bereits um sie geschehen. Aber Harper will ihrem Herzen nicht erlauben, sich zu verlieben, denn ihre Prioritäten liegen bei Ben, der Familie und dem Studium. Sie muss jedoch schnell feststellen, dass Liebe sich nichts befehlen und sich schon gar nicht unterdrücken lässt... Doch kann sie den Spagat bewältigen?

Leonie Lastella hat hier eine sehr intensive Geschichte zwischen zwei Menschen erschaffen, die sich zugleich stark unterscheiden, aber doch so unglaublich ähneln. Die Liebe zwischen Harper und Ashton ist sehr berührend, emotional und tiefgreifend dargestellt, wirkt dabei aber nicht gestellt oder künstlich. Durch das zeitdeckende Erzählen ist der Leser bei jeder kleinen Berührung zwischen den beiden dabei, als stünde er daneben. Zusätzlich bringt uns der Erzählerwechsel zwischen Ashton und Harper die Protagonisten und ihre Innenwelten in einem hohen Maße näher.

Leider empfinde ich das Finale als zu hektisch, zu überstürzt im Vergleich zum langsamen Aufbau der restlichen Geschichte. Das Erzähltempo wird angezogen, die Erzählung gerafft und der Detailreichtum, der bisher vorherrschte, geht fast gänzlich verloren. Daher einen Stern Abzug in der Bewertung.

Ein wahrer Lichtblick ist hingegen das Cover. Die schimmernden – silbrigen, goldenen, und dann in den Farben des Regenbogens schillernden – Buchstaben auf dem mattschwarzen Hintergrund sind ein wahrer Augenschmaus und der Buchdeckel sticht zwischen anderen Büchern sofort hervor.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Ein Geist in Knickerbockern und Pullunder

Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle (Eddie Fox 1)
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Graf Edward Donald Darius Ignatz Eliot von Fox und Wood, abgekürzt Eddie, lebt seit Jahrhunderten mit seiner kurzsichtigen Freundin, der Fledermaus Tilla, auf Stormy Castle und genießt dort sein Gespensterdasein. ...

Graf Edward Donald Darius Ignatz Eliot von Fox und Wood, abgekürzt Eddie, lebt seit Jahrhunderten mit seiner kurzsichtigen Freundin, der Fledermaus Tilla, auf Stormy Castle und genießt dort sein Gespensterdasein. Als eines Tages plötzlich Mrs Plumbelly mit Umzugswagen auftaucht und eine Schule im Schloss errichten will, bleibt Eddie nur eine Möglichkeit: Er muss sich an seinen weit zurückliegenden Zauberunterricht erinnern und diese Direktorin durch Spuk und Grusel vertreiben! Allerdings hat er dabei nicht mit Pia Plumbelly, der Tochter der Schulleiterin, und ihrer furchtlosen Neugier gerechnet...

Anke Szillat ist hier eine fabelhafte Geschichte gelungen, die besonders durch die wunderbaren Zeichnungen von Susanne Göhlich hervorsticht und diese es zu einem spannenden Leseerlebnis werden lassen. Mir gefallen Fledermaus Tilla, die mit ihrer kleinen Schweinchennase einfach hinreißend niedlich ist, und Hausdrache Golfo, der aussieht wie ein putziges Ferkel mit Flügeln, einfach überragend gut. Die überaus liebenswerten Figuren, die die Autorin hier sehr kindgerecht und mit viel Wiedererkennungswert aufgebaut hat, sind in den Illustrationen hervorragend umgesetzt.

Für mich als erwachsene Leserin hätte die Story noch etwas gehaltvoller sein können, immerhin ist Stormy Castle ein Spukschloss mit einem echten Schlossgespenst, das einmal zaubern gelernt hat und nun aber zugeben muss, dass es nie richtig aufgepasst hat.... Ich sehe da viel Potenzial für gruselig-komisch fehlgeleitete Zaubereien! Zudem fehlt mir eine Erklärung dafür, wie Eddie und seine Eltern zu Geistern wurden, warum sie so solide – im Sinne von anfassbar – sind, und wie sie auch tagsüber aktiv sein können. Ich finde die neue Herangehensweise an das Konzept von Geistertum sehr innovativ, aber gerade dann sollten sie auch näher erläutert werden, denn Kinder (und Erwachsene, so wie ich,) greifen in solchen Situationen auf vorhandenes Wissen zurück und vergleichen. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Frage bei dem ein oder anderen Kind auftreten könnte.

„Eddie Fox“ ist dennoch ein tolles Kinderbuch über das Überwinden von (tiefsitzenden) Ängsten, über Freundschaft und Mut und über den Zauber von Neuanfängen, wenn man sich auf sie einlässt. Ich freue mich auf die Fortsetzung im August 2020!

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Kleopatra VII. – eine ägyptische Herrscherin, die im Gedächtnis blieb

Kleopatra und der Mantel der Macht
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Syris ist ein zwölfjähriges syrisches Mädchen, das geschickte Hände beim Nähen hat und daher den Purpurmantel der römischen Könige für Julius Caesar wieder in Stand setzen darf. Dieser ist, gemeinsam mit ...

Syris ist ein zwölfjähriges syrisches Mädchen, das geschickte Hände beim Nähen hat und daher den Purpurmantel der römischen Könige für Julius Caesar wieder in Stand setzen darf. Dieser ist, gemeinsam mit der nun zur Leibwächterin des Mantels beförderten Syris, ein Geschenk des Imperators an die ägyptische Pharaonin Kleopatra VII. Doch Syris Aufgabe und ihre dafür versprochene Freilassung in 20 Jahren kommt mit einer Bedingung: Sie soll alles niederschreiben, was Kleopatra sagt und diese Berichte an die Römer weiterleiten... Und so wird Syris ein nahezu unsichtbarer Teil des ägyptischen Königshofes. Sie erlebt die Beziehungen des Pharaonin mit Caesar und Marcus Antonius mit, die Geburten der römisch-ägyptischen Königskinder und schließlich den Untergang Kleopatras und des ägyptischen Reiches.

Eine sehr nette, fiktive Geschichte um ein kleines sympathisches Sklavenmädchen, das das große Glück hat, zur richtigen Zeit die notwendige Fingerfertigkeit zu besitzen. Abgerundet wird die Erzählung durch sehr informative Sachtafeln, die sich am Ende eines jeden Kapitels, passend zum Inhalt der Geschichte, befinden. Die historischen Fakten sollten jedoch mit einem Erwachsenen gemeinsam gelesen und besprochen werden, da sie stellenweise recht wissenschaftlich verfasst sind – was ich keinesfalls als Nachteil sehe! Eher im Gegenteil, denn so können Kinder an das Verstehen von und Arbeiten mit wissenschaftlichen Texten herangeführt werden. Auch den Umgang mit Glossaren und Zeitleisten kann man seinen Kindern in dieser Buchreihe nahebringen.

Da ich auch den Band zu Alexander dem Großen lesen durfte, fällt hier ein großer Unterschied auf: Die Geschichte um Syris ist deutlich runder, flüssiger und stringenter erzählt, was vermutlich stark daran liegt, dass die Autorin hier mit ganzem Herzblut bei der Sache war, da es ihren eigenen Forschungsschwerpunkt wiederspiegelt. „Kleopatra und der Mantel der Macht“ sticht aus der Reihe „Impian Geschichte & Biografien“ auch durch den Umstand hervor, dass es die einzige weibliche historische Persönlichkeit ist, die hier Betrachtung findet – und das auch nur, durch den Kampf der Autorin für dieses Buch! Wo Alexanders Geschichte von einer Schlachtenbeschreibung in die nächste abdriftet, verfolgen wir hier Kleopatras machtpolitisch-diplomatischen Versuch, ihr Reich zu erhalten. Typisch weiblich, mag so manch einer nun sagen. Aber ist es daher weniger erzählenswert?

Die Zeichnungen sind wieder sehr detailreich gestaltet und passend platziert, allerdings gefällt mir persönlich die Darstellung der Kleopatra nicht. Syris jedoch ist sehr liebevoll gestaltet, ebenso lassen sich Römer und Ägypter an der Ausgestaltung der Kleidung sehr gut unterscheiden. Auch das Cover sticht durch seine wunderbar farbliche und thematische Abstimmung auf den Buchinhalt hervor: Es beginnt (oben) mit dem Mantel der Macht und endet mit der Schlacht von Actium – dem Aufstieg und Fall Kleopatras VII.

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