Profilbild von Fornika

Fornika

Lesejury Star
offline

Fornika ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fornika über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.06.2020

Der Lack ist ab - vorerst

Der Knochengarten
0

Im Garten eines ehemaligen Kinderheims werden mehrere Dutzend Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien gefunden. Über Jahre hinweg müssen diese dort vergraben worden sein; pikanterweise handelte ...

Im Garten eines ehemaligen Kinderheims werden mehrere Dutzend Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien gefunden. Über Jahre hinweg müssen diese dort vergraben worden sein; pikanterweise handelte es sich bei dem Kinderheim um eine kirchliche Einrichtung, und so stoßen die Ermittler des ReMIT schnell auf eine Mauer des Schweigens. Das Erfolgsduo Hill/Jordan gibt es nicht mehr, und so wartet ein hartes Stück Arbeit auf das Team.

Ich mag die Reihe um Hill & Jordan sehr, habe allerdings den letzten Band verpasst. Das war wohl ein Fehler, denn die Entwicklungen (Hill im Knast, Jordan außen vor) sind nun wirklich keine guten Vorrausetzungen für einen spannenden Krimi mit dem Duo. Leider zeigt sich im Laufe der Handlung wirklich, das McDermid ohne die beiden nicht so gut kann, immer mal wieder muss der eine oder andere auf unpassende Weise mitmischen, und so wirkt die ganze Geschichte immer mal wieder sehr bemüht. Der Fall selbst ist sicherlich in gewohnter Manier gestrickt, trotzdem fehlen einfach die zwei Zugpferde, die sonst Ermittlungsrichtung und –tempo vorgegeben haben. Das restliche Team arbeitet oft eher an internen Querelen, als sich um die Leichenfunde zu kümmern. Wäre schnelles Handeln erforderlich, kommt zunächst erst mal niemand in die Puschen. Mir fehlte gewohnte Zielstrebigkeit, gewohnte Spannung, und auch gewohntes Tempo; mal abgesehen davon, dass Jordan & Hill fehlten. McDermid hat natürlich das Erzählen nicht verlernt, aber ich wäre froh, würde sie wieder zu gewohnter Qualität zurückfinden. Ich fand den Knochengarten nicht ganz schlecht, aber das kann die Autorin sonst wirklich besser.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2020

X-Men 2

Vengeful - Die Rache ist mein
0

Die Welt der ExtraOrdinären kommt nicht zur Ruhe, denn die brave Ehefrau Marcella entdeckt ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten; die sie dann spontan erst mal dazu einsetzt ihren untreuen Ehemann zu pulverisieren. ...

Die Welt der ExtraOrdinären kommt nicht zur Ruhe, denn die brave Ehefrau Marcella entdeckt ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten; die sie dann spontan erst mal dazu einsetzt ihren untreuen Ehemann zu pulverisieren. Doch damit sind ihre Mordgelüste noch nicht gestillt, denn jetzt will sie seinen Job, weit oben in der Mobhierarchie.
Schwab knüpft mit ihrer Handlung mehr oder weniger nahtlos an den Vorgänger Vicious an. Mehr oder weniger deswegen, weil auch in diesem Buch gefühlte 453 Zeitsprünge vorkommen, sodass man irgendwann den Überblick verliert. Die gewohnten Figuren helfen dem Leser natürlich beim Zurechtfinden, die Grenzen zwischen Gut (Victor) und Böse (Eli) verschwimmen jedoch immer mehr, was die Handlung noch ein bisschen spannender macht. Auch die Mafiabraut Marcella mischt ordentlich mit und ich fand ihre Figur wirklich gut gemacht. Die Dame ist taff und dabei noch witzig; dass sie dabei über Leichen geht, stört kaum ; ) Der Erzählstil hat mir wieder sehr gut gefallen, Spannung wird mit Leichtigkeit erzeugt, dabei fehlt aber auch nicht die ein oder andere Portion Humor. Leider konnte die Autorin mich auch dieses Mal nicht davon überzeugen, dass ihr die Romanidee nicht vielleicht doch beim Blättern in alten X-Men-Comics gekommen ist. Charles Xavier wäre auf jeden Fall gerne Mentor der ein oder anderen Romanfigur gewesen. Mir fehlen neue Ideen, auch wenn die Geschichte durchaus zu unterhalten weiß.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2020

Der letzte Wisting für mich

Wisting und der fensterlose Raum
0

Nach dem Tod eines Politikers werden in seinem Haus am See Kartons voller Bargeld gefunden. 80 Millionen Kronen, deren Ursprung sich niemand erklären kann. Unter strenger Geheimhaltung soll Wisting mit ...

Nach dem Tod eines Politikers werden in seinem Haus am See Kartons voller Bargeld gefunden. 80 Millionen Kronen, deren Ursprung sich niemand erklären kann. Unter strenger Geheimhaltung soll Wisting mit seinem kleinen Team der Sache auf die Spur kommen.

Schon nach dem ersten Band dieser Reihe hatte ich eigentlich das Fazit gezogen, keinen weiteren mehr lesen zu wollen. Doch vom Klappentext war ich dann doch neugierig geworden ; ) Leider schafft es der Autor wieder nicht, aus seinem durchaus gut konstruierten Fall einen richtigen Knüller zu machen. Zwar sind die vielen Wiederholungen, die sich dadurch ergeben, dass sowohl Wisting als auch seine Tochter Line denselben Fall recherchieren, etwas weniger, trotzdem werden einige Fakten mehr als einmal durchgekaut. Auch sonst kommt nicht so viel Spannung auf wie man anhand des Plots erwartet. Wisting und Line sind sympathisch, viel mehr Beziehung baut man aber auch in Band 2 nicht zu ihnen auf. Alles scheint recht distanziert, echte Ermittlerleidenschaft kommt nicht zum Tragen. Insgesamt ist der Krimi nicht ganz schlecht, hebt sich aber kaum aus der Masse heraus. Fazit also auch dieses Mal wieder: keine weiteren Wistingbände für mich. Ernsthaft diesmal.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2020

Monolog einer alten Dame

Rote Kreuze
0

In Alexanders neuer Wohnung gibt es noch nicht einmal Möbel, da wird er schon von seiner 90jährigen Nachbarin zugequatscht. Tatjana leidet an Demenz und will noch schnell ihre Lebensgeschichte erzählen; ...

In Alexanders neuer Wohnung gibt es noch nicht einmal Möbel, da wird er schon von seiner 90jährigen Nachbarin zugequatscht. Tatjana leidet an Demenz und will noch schnell ihre Lebensgeschichte erzählen; bevor sie die vergisst. Sascha ist zunächst genervt, doch bald hat er die alte Dame ins Herz geschlossen.
Filipenkos Roman liest sich wie ein kurzer Abriss der jüngeren russischen Geschichte. Trotz der geschilderten Gräuel und Ungerechtigkeiten liest sich der Roman ganz angenehm, vielleicht auch, weil Tatjana alles mit dem Abstand der Jahrzehnte berichtet. Sie hat viel erlebt, und noch viel mehr erleiden müssen. Ihr Schicksal zeigt die ganze Idiotie des Systems und steht beispielhaft für viele. Trotzdem werden viele Aspekte bloß angerissen, da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Alexander dagegen ist ein sehr blasser Zuhörer, sein „Schicksal“ wirkt extrem unrealistisch und effektheischend. Ich hätte mir den Roman sehr viel besser als z.B. Tagebuch von Tatjana vorstellen können, Sascha gnadenlos rausgekürzt. Die Rahmenhandlung empfand ich als unnötig. Der Erzählstil gefiel mir nicht immer, einerseits lässt sich das Buch gut lesen, andererseits fehlten mir Emotionen, gerade die Willkür des Systems hätten Wut, Ohnmacht… irgendetwas auslösen sollen. Die eingestreuten Dokumente wirken (sind?) sehr authentisch, z.T. aber in epischer Breite vorhanden. Briefwechsel werden zu sehr ausgewalzt und bremsen die Geschichte aus, auch wenn sie natürlich zeigen sollen wie zermürbend Tatjanas Arbeit oft war. Das ändert nichts daran, dass so die Handlung zusätzlich an Schwung verliert.
Ich fand den Roman nicht ganz schlecht, hätte mir aber die Aufarbeitung dieses sensiblen Themas doch anders vorstellen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2020

Josef

Der Empfänger
0

Josef Klein ist vor Jahren in New York gelandet, hielt sich eigentlich immer für einen unpolitischen Menschen. Doch mit einem erstarkenden Hitler an Deutschlands Spitze, kann kein Deutscher mehr unpolitisch ...

Josef Klein ist vor Jahren in New York gelandet, hielt sich eigentlich immer für einen unpolitischen Menschen. Doch mit einem erstarkenden Hitler an Deutschlands Spitze, kann kein Deutscher mehr unpolitisch sein. Josefs Hobby, das Amateurfunken, führt dann auch dazu, dass er sich schnell auf der Seite der Nazis wiederfindet, die in den USA Spionage betreiben. Ungewollt wird er immer tiefer in ihre Kreise gezogen.

Lenze setzt den Schwerpunkt ihres Romans auf die Spionage der Nazis im Ausland. Das Netzwerk ist großflächig, nicht sonderlich gut versteckt und funktioniert ausgezeichnet. Auch wegen Personen wie Josef Klein, die zwar politisch nicht hinter der Ideologie stehen, aber gleichzeitig auch nicht so recht aufbegehren oder Annäherungsversuche abwehren. Überhaupt wirkt Klein in seinem ganzen Tun sehr passiv, eigene Meinung hat er anscheinend auch keine. Seine Figur ist durch und durch blass, sei es in seiner New Yorker Zeit, sei es in den Erzählsträngen zu späterer Zeit. Dabei ist sein Leben sehr spannend, die Verwicklungen mit FBI und der deutschen Abwehr unter Canaris hätten einen packenden Roman erzeugen können. Aber alles bleibt distanziert, emotionslos und eher nüchtern. Selbst ein Sachbuch über dasselbe Thema hätte sich wahrscheinlich interessanter gelesen, denn die Autorin lässt zwar viele historische Aspekte einfließen, reißt aber alles zu kurz an um ausgiebige Hintergründe zu liefern. Mir was das alles zu wenig; zu wenig Fiktion für einen schönen histor. Roman, zu wenig Hintergrundinfo für einen Erkenntnisgewinn, zu wenig Spannung für einen Krimi mit histor. Setting. „Der Empfänger“ ist nicht Fisch, nicht Fleisch, überzeugt zwar mit seinem Erzählstil, aber aus der Lebensgeschichte von Josef Klein hätte man sicherlich mehr machen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere