1938. Der Zweite Weltkrieg steht kurz bevor und sowohl die adligen Inghams als auch die Dienstbotenfamilie Swann hoffen noch darauf, dass England sich nicht einmischen wird. Doch die Hoffnung ist vergebens, einmal mehr sind sie gefordert, sich um den Zusammenhalt der Familie sowie um das allgemeine Überleben ihrer Mitmenschen zu kümmern. Derweil müssen sie zusehen, wie ihre Kinder und Enkel zum Kriegsdienst eingezogen werden und können nur beten, dass der Krieg bald endet und alle wohlbehalten in den Schoß der Familie zurückkehren werden…
Barbara Taylor Bradford hat mit „Jahre des Schicksals“ den dritten Teil ihrer historischen Familienreihe um CavendonHall vorgelegt und sich diesmal die Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie der Belastungen und Entwicklungen in den beiden Familien annimmt. Der Leser zieht gern wieder nach Yorkshire in den Familiensitz der Ingrams ein und darf sich bei einem Tässchen Tee für die nächste Zeit ganz auf die Aktivitäten der Bewohner konzentrieren. Mit flüssig-leichten und farbenfrohen Worten führt die Autorin den Leser in eine emotionale Geschichte, denn die Zeiten stehen auf Krieg und setzen den einzelnen Familienangehörigen aufs Schärfste zu. Die Inghams sind nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Landbewohner verantwortlich, deren Wohl sie ebenfalls verpflichtet sind. Aber auch die einschneidenden Veränderungen innerhalb der Familie, die Sorge um die Kinder und Enkel, die zum Kriegsdienst einberufen werden, werden sehr einfühlsam und glaubhaft geschildert. Die bildhaften Beschreibungen lassen die Handlung während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers wie einen Kinofilm ablaufen, so dass man das Gefühl hat, bei allem hautnah dabei zu sein. Überraschende Wendungen tragen außerdem dazu bei, die Spannung immer wieder zu steigern.
Die bereits bekannten Charaktere wurden glaubhaft weiter entwickelt und neue gut inszeniert eingeführt. Der Leser hat das Gefühl, zu Gast bei alten Freunden zu sein und an ihren Schicksalen teilzuhaben. Wie in vielen Familien üblich, gibt es auch hier einige Intrigen, Neid, Liebesbande, Verluste und einiges mehr, was durchlebt werden will. Die ungewöhnlichen Bande und der Zusammenhalt zwischen den Ingrams und ihren langjährigen Dienstboden sind eng und lassen die herrschaftliche und bürgerliche Seite oftmals verschwimmen, vor allem jetzt in den Kriegsjahren, die ihnen gemeinsam einiges abverlangt. Als Leser hofft man, dass Daphne, Charlotte, Dulcie und Cecily mit ihren Familien heil durch den Krieg kommen werden und keine Verluste zu beklagen haben.
„Jahre des Schicksals“ ist ein unterhaltsamer und schöner Schmöker, der den Leser à la „Downton Abbey“ abtauchen lässt und kurzweilig sowie spannend eine turbulente Zeit mit den Familienangehörigen erleben lässt. Verdiente Leseempfehlung.