Ein romantischer, prickelnder Historical, der mit einer „Die Schöne und das Biest“ Story aufwartet
Helen, ehemalige Mätresse des Dukes of Lister, dem sie einst zwei Kinder schenkte, befindet sich mit besagten Kindern auf der Flucht. Ihr Ziel ist Schottland, genauer gesagt die einsame Burg des Naturforschers ...
Helen, ehemalige Mätresse des Dukes of Lister, dem sie einst zwei Kinder schenkte, befindet sich mit besagten Kindern auf der Flucht. Ihr Ziel ist Schottland, genauer gesagt die einsame Burg des Naturforschers Sir Alistair Munroe, wo sie sich als Haushälterin ausgeben und dem zurückgezogen lebenden Mann im Haushalt zur Hand gehen möchte. Eine gemeinsame Freundin von Sir Alistair und Helden kam auf diese Idee und glaubte insgeheim damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können, da sie meinte, Helden und Alistair würden gut zueinander passen.
Sir Alistair fällt aus allen Wolken, als er der, resolut auftretenden Helden das erste Mal begegnet und diese sich weigert, seine Burg wieder zu verlassen.
Obwohl er durch den Hinterhalt der Indianer bei Spinner Falls äußerlich aufs Äußerste versehrt wurde und er es daher auch hasst in die Öffentlichkeit zu gehen, um nicht von aller Welt angestarrt zu werden, scheinen seine Narben Helden dagegen kalt zu lassen. Auch ihre Kinder freunden sich nach dem ersten Schreck sehr schnell mit ihm an und schließen ihn und seinen Hund ins Herz. Doch empfindet Helden wirklich mehr für Alistair als Kameradschaft und kann eine mögliche Liebesgeschichte zwischen ihm und Helden überhaupt möglich sein? Zumal Alistair nicht ahnt, dass Helen alles andere als die sittsame Witwe ist, als die sie sich bei ihm ausgegeben hat. Und auch der Duke will Helden um jeden Preis wieder in seine Hände bekommen und durchkämmt fieberhaft das Land auf der Suche nach Helen und ihren gemeinsamen Kindern…
Nach „Wild wie mein Verlangen“ (CORA Historical)/ auch unter "Verbotene Sehnsucht" bei MIRA als TB erschienen und „Das Geheimnis des Viscounts“ geht die Geschichte um die vier Soldaten, die das Massaker bei Spinner’s Falls überlebten und nun auf der Suche nach dem Verräter aus eigenen Reihen sind, in "Leidenschaft eines Highlanders" (als Historical Special auch unter dem Titel „Ein unbezähmbarer Verführer“ herausgegeben) weiter. Diesmal stehen zwei Nebenfiguren der Vorgängerbände im Mittelpunkt und ich war schon im Vorfeld sehr gespannt auf Sir Alistairs und Helens Geschichte, da man am Ende von „Das Geheimnis des Viscounts“ schon eine Art „Die Schöne und das Biest“ Story vermuten konnte.
Demnach war es dann auch keine Überraschung für mich, dass sich der Großteil dieses Romans dann auch auf Sir Alistairs Burg abspielt und er eigentlich zu großen Teilen lediglich ein Zwei-Personen Stück geworden ist, sieht man einmal von den Romanpassagen ab, in denen Helens Kinder involviert werden.
Im Fokus stehen also Alistair und Helen; ein Heldenpaar das jeder für sich gewisse tragische Momente im Leben überstehen musste. Während Helen in all den Jahren Mut fehlte ihre Situation zu ändern, sie aber ab dem Zeitpunkt, als sie gen Schottland aufbricht, versucht ihre Fehler von einst wieder gutzumachen, hat sich Alistair eigentlich bereits selbst aufgegeben und lebt nur noch für seine Studien. Erst als Helen ihn aufrüttelt und aus seiner Apathie reißt, beginnt er wieder Hoffnung zu schöpfen, lebt aber weiterhin in der Angst, dass ihm alles Gute, dass ihn durch Helen und die Kinder widerfahren ist, plötzlich wieder genommen werden könnte.
Die Autorin versteht es wie immer sehr gut, die Liebesgeschichte zwischen ihrem Heldenpaar plausibel und sehr sensibel mit einer großen Portion Romantik versehen, versteht sich, darzubieten. Und natürlich sind auch die Liebesszenen zwischen Alistair und Helen recht erotisch und prickelnd beschrieben, so dass man als Leser nicht auf das gewisse Knistern zwischen den Buchseiten verzichten muss.
Während einige amerikanische Leser dieses Romans im englischsprachigen Original bemängelten, dass Elizabeth Hoyts Roman diesmal wenig historisches Flair zu bieten hat und sehr viele moderne Ausdrücke beinhaltet, konnte ich das bei der deutschen Übersetzung nicht nachempfinden, aber wahrscheinlich lag das unter anderem auch an der guten Bearbeitung/Übersetzung von Alexandra Kranefeld.
Und obwohl ich von Elizabeth Hoyts dritten Teil der Serie sehr angetan war, haben mich doch ein paar Dinge innerhalb der Story irritiert. Zum einen wird eine Kurtisane wohl gewusst haben, wie sie in der Lage ist zu verhüten. Helens Darstellung wirkte auf mich manchmal ein wenig zu sehr wie die einer unbedarften Jungfrau, denn einer erfahrene Mätresse.
Und auch Alistairs zögerliches Verhalten (und vor allem sein allzu langes Zaudern Helen seine Liebe zu gestehen) hat mich so manches Mal ein wenig gestört.
Ganz seltsam fand ich aber dann die Auftritte von Alistairs Schwester, die zusammen mit ihrer Freundin seine Burg heimsucht. Warum erst nach einer so langen Zeit und vor allem warum hatte die Autorin nicht den Mut statt meiner Meinung nach recht offensichtlichen Andeutungen hier ganz klar zu machen, dass Alistairs Schwester mit einer Frau zusammen ist? So wirkt zumindest diese Beschreibung der Beziehung von Alistairs Schwester auf mich leider nur wie ein recht verunglückter Versuch, für ein wenig mehr Toleranz in Liebesromanen zu sorgen.
Wer nun bereits voller Hoffnung darauf war, dass sich das Rätsel um den Verräter in diesem Teil bereits auflösen oder zumindest vorangetrieben würde, wird leider in dieser Hinsicht enttäuscht werden. Die Romanpassagen, die sich um „diese Sache“ drehen, sind leider nicht der Rede wert und man ist (fast) am Ende genauso schlau wie vorher.
Wie man es bei Elizabeth Hoyts Romances bereits gewohnt ist, erzählt die Autorin auch diesmal ein kleines aber süßes Märchen zwischen einer verzauberten Prinzessin und einem ehrlichen Kämpfer nebenher, das zwar für die Hauptgeschichte nicht unbedingt wichtig gewesen wäre, aber dennoch diesen ansonsten sehr schönen Historical noch zusätzlich abrundet.
Kurz gefasst: Ein romantischer, prickelnder Historical, der mit einer „Die Schöne und das Biest“ Story aufwartet.