Cover-Bild 54 Minuten
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15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER FJB
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 21.09.2017
  • ISBN: 9783841440167
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Marieke Nijkamp

54 Minuten

Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe
Mo Zuber (Übersetzer)

54 Minuten, die alles zerstören

Marieke Nijkamps packender Roman, der zum Riesenerfolg in den USA wurde, behandelt ein brisantes Thema: Amok in der Schule.

Wie immer hält die Direktorin in der Aula der Highschool ihre Begrüßungsrede zum neuen Schulhalbjahr. Wie immer ist die Rede der Direktorin exakt um zehn Uhr zu Ende. Aber heute ist alles anders.
Als Schüler und Lehrer die Aula verlassen wollen, kann man die Türen nicht mehr öffnen. Jemand beginnt zu schießen. Panik bricht aus. Aus der Sicht von vier Jugendlichen entfaltet sich der Amoklauf, bis die letzte Kugel verschossen ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2020

Nicht in 54 Minuten lesbar, dennoch fesselnd trotz Schwächen!

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Inhalt:
Ein Tag wie jeder andere an der Opportunity in Alabama. Alle Schüler befinden sich in der Aula, zum Start des neuen Halbjahres. Plötzlich geht die Tür auf und schließt sich wieder. Niemand kommt ...

Inhalt:
Ein Tag wie jeder andere an der Opportunity in Alabama. Alle Schüler befinden sich in der Aula, zum Start des neuen Halbjahres. Plötzlich geht die Tür auf und schließt sich wieder. Niemand kommt mehr raus. Und Tyler beginnt zu schießen ...

Es gibt mehr im Leben als diese Wände hier, und Tyler kann nicht alles zerstören.
(Sylv, Seite 154)


Autorin:
Marieke Nijkamp, geboren 1986 in den Niederlanden, ist ihr ganzes Leben lang fasziniert von Geschichten, Sprachen und Ideen. Sie studierte Geschichte und Philosophie und spricht mehr als zehn Sprachen. 2016 veröffentlicht Nijkamp ihren Debütroman, „54 Minuten“. Dieser handelt von einem Amoklauf und spielt an einer High School in den USA. Dort erscheint das Buch unter dem Titel „This Is Where It Endes“ und wird ein Mega-Erfolg, der über ein Jahr lang auf den Bestsellerlisten steht. Ein großes Anliegen der Autorin ist die Diversität in Büchern und sie selbst trägt aktiv dazu bei, dass es mehr diverse Charaktere in Jugendliteratur gibt. Marieke Nijkamp lebt und schreibt weiterhin in den Niederlanden.

Übersetzerin:
Mo Zuber


Bewertung:
Das Cover ist ein Eyecatcher und unheimlich zugleich. Passender geht es nicht, wäre da nicht der unnötige Untertitel. Warum müssen die deutschen Verlage immer übertreiben? Alleine der Titel mit dem Foto lässt Gänsehaut aufkommen.

Schreibstil ist meistens flüssig, hat aber auch was verschleiertes. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Autorin Gedichte schreibt. Manchmal wirkt ihr Stil unterschwellig schwer fassbar. Das Buch las sich aber sehr schnell, innerhalb von zwei Tagen.

Die Handlungen sind recht gemischt; von logisch bis unrealistisch ist einiges dabei. Für ein so wichtiges und sensibles Thema hat die Autorin leider nicht tiefgreifend erzählt. Im Grunde stimmt auch der Titel nicht ganz, denn der Amoklauf dauert keine 54 Minuten. Die Befreiung und was dann kommt, wird in die Zeit miteingerechnet. ja, Popelzählerei, aber dennoch faktisch falsch. Die Perspektiven von vier Schülern werden vorgestellt, die sich in ihrer Erzählung abwechseln. Hier wird es auch etwas unklar, wer manchmal wen meint. Auch über unrealistische Handlungen musste ich den Kopf schütteln. Da fällt eine besonders ins Auge; die Kinder haben eine Chance hinter Tylers Rücken minutenlang zu fliehen, ohne dass er was mitbekommt??? Sorry, aber das ist Blödsinn! Kein Täter stellt sich minutenlang mit dem Rücken vor einer Masse, die ihn ja überwältigen könnte ... kopschüttel

Diese Charaktere sind alle ineinander verworren; der eine ist der Bruder der anderen, der wiederum war mal mit der besten Freundin der Schwester liiert ... usw. Dabei werden gerne einfach Namen eingeworfen, die erst später für uns Leser sichtbar werden. Besonders hat mich eine Erzählung irritiert, die von jemanden stammen sollte, was gar keinen Sinn ergab! Da habe ich dann gemerkt, dass das ein Druckfehler ist. Statt dem Schüler Thomás müsste die Schülerin Autumn stehen. Das hat mich etwas aus dem Lesefluss geworfen.

Zusätzlich fand ich die Tweeds aus den sozialen Medien wirr und willkürlich reingesetzt. Fragezeichen, Fragezeichen ... Was soll das? Erstens sind sie irgendwie gar nicht zusammenhängend. Zweitens sind sie schlecht erstellt; man weiß gar nicht, in welcher Plattform sie stehen und wer da immer wieder schreibt, da sind zum Teil keine Namen angegeben oder bruchhaftes kommentiert. Sehr kontraproduktiv für die Geschichte. Die Idee ist sehr gut, denn soziale Medien gehören ja nun zu unserem Leben, da wäre es unrealistisch, wenn die Autorin diese nicht beachtet hätte. Aber in dieser Art und Weise ergeben sie keinen Sinn! Dann hätte sie diese Tweeds gleich rauslassen sollen.

Die Charaktere bleiben etwas blass, besonders Tyler, der Schütze. Es werden überwiegend die typischen Klischees bedient; Einsamkeit, depressive Verstimmungen des Täters, Verlust der Mutter etc. Ist ja auch nicht falsch, die Realität bestätigt das ja oft genug. Aber hier hätte die Autorin mehr daraus machen können und mehr in die Tiefe von Tyler eindringen müssen, um sein Motiv verständlich zu transportieren. Was genau ist sein Motiv? Immer wieder werden Gründe eingestreut, aber nicht richtig auseinandergenommen. Und genau das müsste eigentlich getan werden, um eine Verbindung zum Täter und zur Tat aufzubauen. Die Autorin geht nicht tiefer in die Beweggründe ein.

Die anderen Hauptcharaktere, die im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen, hätten besser ausgereift werden können, sind aber besser gestellt worden als Tyler. Sehr schlecht finde ich die überspitzen Handlungen mancher dieser Charaktere. Die Autorin hat die meisten Schüler sehr heroisch und altruistisch dargestellt. Wenn dem in der Realität wirklich so wäre, dann hätten wir eine ganz andere Gesellschaft - eine viel bessere. Da werden so manche Handlungen unrealistisch und bescheuert unnötig. Vor allem das Ende ist künstlich dramatisiert.


Fazit:
Oft verwechseln wir Menschen das Tatverständnis mit Billigung, weil wir unsere Gefühle über die Logik stellen. Aber es ist nun mal sehr wichtig, auch bei solch sensiblen Taten einen kühlen Kopf zu behalten und die Sachlage faktisch auszuwerten. Wir wollen verstehen, wieso jemand so etwas tut, ertragen aber gleichzeitig die Beweggründe nicht. Ziemlich konträr, oder? Ich selbst gerate oft zwischen solchen Fronten, weil ich sehr mit dem Kopf denke und eine Lage sachlich beurteilen möchte. Wenn wir nur nach unseren Gefühlen leben und handeln, dann können wir auch nicht solchen Taten entgegenwirken. Nur wer versteht, kann wirken. Dies ist hier leider nicht richtig gelungen, sehr schade!

Insgesamt liest sich das Buch sehr schnell und wartet auch mit Spannung auf durch den Perspektivwechsel, aber die Charaktere und die Handlungen sind die größten Schwächen hier, und die wichtigsten Punkte in einer Geschichte. Daher vergebe gute ich 3,5 Sterne, da das Thema trotz allem aufgegriffen wird und nachwirkt. Das ist ebenfalls wichtig in einer Geschichte.

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Veröffentlicht am 13.11.2017

Kurze Lesezeit mit viel Stoff zum Nachdenken. Ein packendes Buch für alle mit einem dicken Fell ab 14 Jahren.

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INHALT:
Es sollte ein ganz normaler Schultag an der Opportunity High im Bundesstaat Alabama werden. Als nach der Begrüßungsrede zum neuen Halbjahr der Direktorin die Türen der Aula sich nicht öffnen lassen, ...

INHALT:
Es sollte ein ganz normaler Schultag an der Opportunity High im Bundesstaat Alabama werden. Als nach der Begrüßungsrede zum neuen Halbjahr der Direktorin die Türen der Aula sich nicht öffnen lassen, wird in diesem Jahr alles anders, als es je zuvor gewesen ist.

MEINUNG:
Das Cover ist passend zu dem ernsten Thema vorwiegend schwarz gehalten und nur die bunte Kreide, welche durch einen Schuss aus einer Waffe bricht, bringt hier den farblichen Kontrast.
Der Einstieg in die Geschichte ist sehr einfach. Dem Leser wird aus vier Perspektiven der Aufenthalt in der Schule beschrieben. Dabei lernt man gleich die vier Hauptpersonen Claire, Autumn, Tomas und Sylv kennen. Die Perspektive ändert sich in einem stetigen Wechsel, so dass man gleich vier Mal Spannung hat. Dann gibt es allerdings auch noch Hauptperson Nummer fünf Ty, dem hier als Amokläufer die eigentliche Hauptrolle zu Teil wird. Er taucht in allen Perspektiven sowohl aktiv als auch passiv, in Form von Erinnerungen und Rückblicken, auf.
Der Schreibstil ist leicht und verständlich, sowie durch kurze Sätze gekennzeichnet. Das Buch liest sich so sehr schnell von der Hand.
Der Amoklauf an sich nimmt meiner Meinung nach keinen großen Teil der Story ein. Es sind viel mehr die Erinnerungen und Hintergründe der Charaktere, welche immer wieder durch die aktuelle Situation, dem Amoklauf, unterbrochen werden. Wenn man den Amoklauf an sich betrachtet, wird man einfach in die Geschichte reingeworfen und weiß gar nicht so richtig, wieso das alles hier geschieht. Die Hintergründe erfährt man erst im Verlauf des Buches. Das hat mir nicht so gut gefallen. Natürlich ist die Spannung immer präsent, aber als unwissender Leser macht es dann nicht ganz so viel Spaß der Story zu folgen, da einem ständig die Frage nach dem „Warum?“ im Kopf herumschwirrt. Immerhin ändert sich dies im Laufe der Geschichte, da man immer mehr und mehr Informationen erhält.
Das Ende ist dann relativ unspektakulär und wird für meinen Geschmack dann doch zu schnell abgehandelt.
Für mich war es das erste Buch mit einer solchen ernsthaften Thematik und ich war dann doch sehr ergriffen, besonders vor dem Hintergrund , dass solche Taten bereits des öfteren Realität waren und nicht nur Worte auf Seiten gedruckt.

FAZIT:
Kurze Lesezeit mit viel Stoff zum Nachdenken. Ein packendes Buch für alle mit einem dicken Fell ab 14 Jahren.

Rockt sein Herz mit 3 von 5 Punkten!

Veröffentlicht am 19.05.2018

Wichtige Thematik, leider schlecht erzählt

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Fakten
Autor: Marieke Nijkamp
Verlag: FJB
Erscheinungsdatum: 21.09.2017
Genre: Jugendbuch
Seiten: 336
 
Inhalt
Es sollte ein ganz normaler erster Schultag nach den Ferien werden an der Highschool in Opportunity. ...

Fakten
Autor: Marieke Nijkamp
Verlag: FJB
Erscheinungsdatum: 21.09.2017
Genre: Jugendbuch
Seiten: 336
 
Inhalt
Es sollte ein ganz normaler erster Schultag nach den Ferien werden an der Highschool in Opportunity. Die Schüler lassen die übliche Begrüßungsrede der Direktorin über sich ergehen, sinnieren über ihre Zukunft und ihre aktuellen Sorgen und dann bricht das Chaos aus. Die Schüler sind in der Aula eingesperrt und ein Schüler beginnt zu schießen.
 
Gestaltung
Eines der wenigen Bücher, bei dem mich nicht das Cover sondern der Titel hat aufhorchen lassen. Trotzdem finde ich das Cover sehr passend gewählt. Die Gestaltung im Inneren des Buches finde ich leider nicht so gelungen. Zwischen die Erzählung sind Social Media Beiträge, SMS und auch sowas wie ein Blogeintrag eingefügt. Leider ist mir bis zum Schluss nicht klar geworden, was diese Einschübe erzählen sollten. Ich konnte sie keiner der Personen zuordnen, sie lieferten mir keine zusätzlichen Informationen zum Geschehen und brachten leider auch nur selten Emotionen rüber. Für mich waren sie überflüssig, teilweise eher störend und verwirrend.
 
Sprache
Die Geschichte wird von vier Jugendlichen erzählt. Claire - die sich wegen ihres Lauftrainings nicht innerhalb des Schulgebäudes befindet, also die Sichtweise von außerhalb beschreibt, Tomás - der ebenfalls nicht in der Aula eingeschlossen wurde und auf eigene Faust versucht seine Schulkollegen zu retten, Sylv und Autumn - die in der Aula eingeschlossen sind und das volle Ausmaß des Schreckens erleben.
Leider hatte ich zu Anfang wirklich Schwierigkeiten die Personenkonstellationen zu verstehen. Wer ist wessen Bruder? Und über wen spricht der Erzählende gerade? Es wird einfach ein Name genannt ohne zu erklären, wer das ist oder eben nur die Beziehung ohne den Namen zu nennen. Deshalb dauerte es lange, bis ich mich überhaupt auf die Geschichte einlassen konnte. Was passiert da gerade? Wie fühlen sich die Personen?
Die Charaktere haben alle ihre eigenen Sorgen, schon bevor das Chaos ausbricht. Und da diese Lebenslagen zu Anfang erstmal erklärt werde mussten, schweifte die Geschichte immer wieder ab - raus aus der Highschool, raus aus der Situation, raus aus dem Geschehen. Das hat mir leider immer wieder die spannungsgeladenen Stimmung genommen, weshalb mich die Geschichte lange nicht recht packen konnte.

Fazit
Ich war wirklich sehr gespannt auf dieses Buch. Die Thematik ist sehr wichtig und erschreckend zugleich. Leider war für mich die Geschichte einfach nicht gut erzählt - zu viele Hintergrunderzählungen, zu wirre Einführung der Personen. Am Ende nimmt die Geschichte an geladener Stimmung zu und ich konnte besser ins Geschehen eintauchen. Trotzdem eher eine enttäuschende Leseerfahrung. Wen diese Thematik interessiert, kann ich "Neunzehn Minuten" von Jodi Picoult empfehlen. Dieses Buch hat mich umgehauen und sprachlos zurückgelassen.

Veröffentlicht am 12.05.2020

Gut, aber...

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Ich muss sagen, dass ich mir von dem Buch mehr erwartet habe. Der Schreibstil hat in meinen Augen die Gefühle nicht wirklich rüber gebracht.
Außerdem fand ich, dass zwar die Charaktere alle ihre eigene ...

Ich muss sagen, dass ich mir von dem Buch mehr erwartet habe. Der Schreibstil hat in meinen Augen die Gefühle nicht wirklich rüber gebracht.
Außerdem fand ich, dass zwar die Charaktere alle ihre eigene Geschichte hatten, aber für mich haben sie irgendwie nie wirklich Form angenommen wodurch ich auch nicht wirklich mit ihnen fühlen konnte.

Wenn ich das Buch beiseite gelegt habe, war die Geschichte sofort aus meinem Kopf, es war also nicht wirklich fesselnd.

Dennoch finde ich das Thema wichtig und muss positiv anrechnen, dass der Täter hier nicht als gesichtsloses Monster dargestellt wird, sondern seine ganz eigene Geschichte bekommt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.08.2019

Spannungslos, Emotionslos, am Thema vorbei

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Ein Amoklauf an der Opportunity Highschool irgendwo in Amerika. Ein schrecken jedes Schülers, jedes Lehrers, jedes Elternteils.
Während der Begrüßungsrede der Schulleiterin stürmt Tyler, bis an die Zähne ...

Ein Amoklauf an der Opportunity Highschool irgendwo in Amerika. Ein schrecken jedes Schülers, jedes Lehrers, jedes Elternteils.
Während der Begrüßungsrede der Schulleiterin stürmt Tyler, bis an die Zähne bewaffnet, die Aula. Und schießt auf seine Mitschüler. Die Türen sind verriegelt und jeder der sich nicht so bewegt wie >er< es will kriegt eine Kugel ab.
Mit unter den Schülern sind unter anderem Tylers Schwester Autumn und ihre beste Freundin Sylv, draußen vor der Schule trainier Claire, Tylers Ex-Freundin, mit ihrer Laufmannschaft und im Schulgebäude streifen Sylvs Bruder Thomas und einer seiner Freunde durch die Gänge, als sie die Schüsse hören.
Insgesamt 54 Minuten dauert der Horror.
Amoklauf ist ein Thema mit dem nicht zu spaßen ist. In meiner persönlichen Sicht wird dieses Thema medial oft falsch angegangen; der gesamte Hintergrund, was den Täter dazu bewegt, wird meistens auf das Medium Videospiele geschoben und gar nicht weiter hinterfragt. Es gibt keine Rechtfertigung für einen Amoklauf. Keine. Klar, sagt jeder mal in seinem Leben so etwas wie „Boha, ich lauf hier gleich Amok!“, aber das sind meist nur Floskeln. Umso gespannter war ich, was es mit Tyler auf sich hat. Warum er so handelt!

Doch schnell musste ich feststellen, dass der eigentliche Fokus auf den unfassbar schlecht ausgearbeiteten Charakteren lag, statt auf den Motiven des Täters. Klar, irgendwie war Tyler in den Kapiteln immer mit dabei. Aber so richtig sich mit dem „Jungen mit der Waffe“ beschäftigt hat sich keine der Perspektiven.
Claire berichtet immer mal wieder davon was für ein netter Kerl Tyler doch mal war (während sie auf die Polizei warten) und Autumn hat ein paar „Anekdoten“ aus dem Zusammenleben mit ihrem Bruder. Doch auch sie schildert „nur“ „privates Leid“, was nicht wirklich seinen Hass auf die Schule und seine Mitschüler erklärt.
Von dem Amoklauf selber bekommt der Leser auch nicht wirklich was mit. Immer wieder werden versucht Zusammenhänge herzustellen. Zu dem Geschehenen und dem was aktuell geschieht. Kleiner Tipp, an diesen Stellen sollte man sich was zu schreiben rauslegen. Ansonsten kommt man bei den ganzen unsinnigen und unnützen Zeug was die Charaktere da so reden nicht mehr wirklich mit!
Sylv, Autumn, Claire und Thomas haben so unglaublich viel zu sagen zu dem wie Tyler früher oder eher vorher war, aber dennoch sind ihre Aussagen so absolut nichtssagend! Die meiste Zeit wird nur von Tylers Vergangenheit geredet, doch statt zu ergründen, was ihn dazu bewegt hat jetzt zum Amokläufer zu werden, wird er von allen Seiten (außer von Claires) nur… abgetan. Nicht ernst genommen. Als hätte Tyler keine Probleme, oder wäre selber daran schuld.
So genau habe ich das auch nicht mehr im Kopf weil, OH MEIN GOTT! Wie hat man es nur geschafft eine solche Thematik nur so unendlich langweilig zu verpacken!? Ich hatte ja noch gehofft, das Autumn die Interessanteste der vier Protagonisten ist. Aber um Himmelswillen! Ihre Gefühlsebene passt auf die Spitze eines Zahnstochers.
Sylvl war zu… zu… wie soll man das beschreiben? Sachlich? Alles hat sie aus einer Perspektive betrachtet wo ich mich teilweise gefragt habe: „Mädel? Weißt du eigentlich was da grade passiert? Mitschüler und Lehrer sterben! Und du durchlebst hier grade deine persönliche Midlifecrisis!?“
Was Thomas mit seiner… „Rettungsaktion“ beabsichtigen wollte ist mir relativ schleierhaft. Ich bezweifle auch, dass sich das so in einer solchen Situation wirklich umsetzen lässt.
Und Claire… ja. Claire. Sie war so nichtssagend, dass mir von ihr so absolut gar nichts mehr im Kopf geblieben ist.
Auch die zwischen den Kapiteln eingeworfenen Tweets oder SMS helfen da nicht grade weiter. Es wird keine Stimmung oder Atmosphäre aufgebaut. Außerdem: Wenn ich in einen Amoklauf verwickelt bin oder in einer anderen Gefahrenzone, werde ich mich davor hüten das auf Facebook zu posten und mich eher bei meiner Mutter oder meinem Vater melden. Denn Sinn hinter diesen Posts habe ich nicht wirklich begriffen.
Ich hatte im gesamten das Gefühl, dass diese ganze Situation nicht ernst genommen wird.
Angefangen bei der absolut weltfremden Sicht einiger Perspektiven, die lieber in Erinnerungen schwelgten, anstatt wirklich nach Lösungen zu suchen, bis hin zu der Polizei, die gefühlt erst nach Stunden an der Schule ankommt und da erstmal fett ein Kaffeekränzchen hält und sich gemütlich Zeit lässt die Situation unter Kontrolle zu bringen. Es kann doch nicht sein, dass zwei pubertäre Jugendliche besser im „retten“ sind, als ausgebildete Polizisten!

Alles in allem ist das Marieke Nijkamps „Nr. 1 New York Times Bestseller“ und „packender Roman“ nichts weiter als heiße Luft. Die eigentliche Thematik wird gar nicht bis kaum angerührt. Die Charaktere sind blass und zu mehr auch nicht zu gebrauchen. Es kommt keine Spannung auf, keine Erklärungen nur ein ungenaues, unübersichtliches Gewusel vierer Perspektiven, die ich lieber in zwei oder sogar nur in einer gehabt hätte.

Als Schullektüre vielleicht noch mal ganz interessant, aber so? Nein, dafür wird das gern Problem, der Plott der Geschichte zu wenig bearbeitet und zu wenig beleuchtet.

„54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe“ kriegt von mir, leider, nur einen von möglichen 5 Sternen