Profilbild von jasbr

jasbr

Lesejury Star
offline

jasbr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jasbr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2020

Beschauliches Wales...

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis
0

Was ich sehr schade finde: Der Klappentext nimmt schon einiges vorweg. Denn die Geschichte beginnt erst einmal sehr unscheinbar und gleicht eher einem Roman als einem Thriller, was mich aber nicht gestört ...

Was ich sehr schade finde: Der Klappentext nimmt schon einiges vorweg. Denn die Geschichte beginnt erst einmal sehr unscheinbar und gleicht eher einem Roman als einem Thriller, was mich aber nicht gestört hat. Man lernt die Protagonistin Kirsty kennen, die sich nach einem Schicksalsschlag mit ihrer Familie ein neues Leben aufbauen möchte und dazu ein altes Haus in Wales zu einem B&B umbaut. Die Heranführung fand ich sehr nett gemacht, es war sehr interessant und man hat die Personen wirklich gut kennenlernen können.

Auch Kirstys Cousine Selena taucht auf. Hier fand ich es schade, dass bereits durch den Klappentext vorweg genommen wurde, dass sie ermordet wird. Für mich war nämlich die Interaktion zwischen den beiden Frauen sehr spannend - aber ich habe dann während des Lesens immer nur noch auf den Mord gewartet.

Ansonsten kam ich aber gut auf meine Kosten: Es war ein sehr flüssiger und lebendiger Schreibstil, sodass man der Handlung gut folgen konnte. Die Geschichte beinhaltet keine unnötigen Längen. Es gibt zwar ein, zwei Details, die ich im ersten Moment als unnötig empfunden habe, allerdings wurden sie später nochmal aufgegriffen und waren dadurch dann doch relevant.

Das im Titel angekündigte Geheimnis konnte mich dann auch noch überraschen. Obwohl es streng genommen nicht nur eins ist, sondern jede Person etwas zu verbergen hat. Dadurch war immer etwas Spannung in der Luft.

Das Ende hat bei mir nochmal für Gänsehaut gesorgt. Zwar wird alles aufgeklärt und ist nachvollziehbar, allerdings hat die Autorin am Ende noch eine kleine Wendung eingebaut, welche sie offen lässt. Das war für mich sehr gelungen.

Ich wurde von Anfang an gut unterhalten. Es ist kein blutiger Thriller, aber für Gänsehaut und Spannung ist auf jeden Fall gesorgt.

Von mir gibt es 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.06.2020

Sehr bewegend!

Im Meer schwimmen Krokodile
0

Normalerweise sind Bücher für Fiktion, alles passiert nicht wirklich und es ist einfach, schlimme Dinge auf dieser Welt einfach auszublenden. Deswegen finde ich dieses Buch um so wichtiger, denn es ist ...

Normalerweise sind Bücher für Fiktion, alles passiert nicht wirklich und es ist einfach, schlimme Dinge auf dieser Welt einfach auszublenden. Deswegen finde ich dieses Buch um so wichtiger, denn es ist die harte, traurige Realität.

Das Buch beginnt damit, dass Enaiat von seiner Mutter in Pakistan zurückgelassen wird, nachdem sie von Afghanistan dort hin gereist sind. Wieso und weshalb, wird erst im Laufe des Buches klar. Aber bereits hier ging mir das Schicksal des 10-Jährigen sehr nahe.

Er macht sich auf seine "Reise" nach Europa, er selbst spricht nie von Flucht, aber aufgrund seiner Erinnerungen weiß man, dass es "daheim" nicht sicher gewesen ist und zumindest seine Mutter um sein Leben gefürchtet hat.

Es macht mich unheimlich traurig, dass Menschen in diese Situation kommen und noch trauriger, dass sie auf teilweise sehr wenig Verständnis von anderen stoßen. Wie Enaiat damit umgeht, nie den Mut verliert, viele Rückschläge einsteckt und trotzdem nach vorne schaut, war einfach bewundernswert. Auf seinem Weg trifft er aber auch Unterstützer und tolle Menschen, sodass einen seine Geschichte nicht hoffnungslos zurücklässt. Das Buch ist bewegend und an der ein oder anderen Stelle auch nicht gerade leicht zu verdauen - aber es ist die Realität, der man sich stellen sollte.

Aufgeteilt ist die Geschichte in die verschiedenen Stationen seiner Flucht, sodass man einen guten Überblick behält, wo Enaiat sich gerade befindet. Hier werden einem auch die Unterschiede deutlich vor Augen geführt, wie unterschiedlich Flüchtlinge behandelt werden - einerseits werden sie verachtet und ausgeschlossen, andererseits schätzt man ihre billige Arbeitskraft.

Immer wieder gibt es auch Passagen, in denen der Autor Fabio Geda direkt mit Enaiat spricht. Hier werden vor allem die Beweggründe für die Handlungen des Jungen deutlich.

Mich hat das Buch berührt. Das Thema ist unheimlich wichtig. Ein kleiner Kritikpunkt: Manchmal zieht es sich etwas. Insgesamt gibt es von mir 4 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2020

Heilsames Irland

Wo Wellen niemals enden
0

Als ich das Buch aufgeschlagen habe, war ich etwas irritiert, denn es beginnt im Jahr 1996 - also gefühlt vor einer Ewigkeit. Aber hier nicht abschrecken lassen, denn es ist einfach wahnsinnig vorausschauend ...

Als ich das Buch aufgeschlagen habe, war ich etwas irritiert, denn es beginnt im Jahr 1996 - also gefühlt vor einer Ewigkeit. Aber hier nicht abschrecken lassen, denn es ist einfach wahnsinnig vorausschauend geschrieben. Die Geschichte entwickelt sich nämlich über Jahrzehnte.

Gleich zu Beginn des Buches lernt man die Protagonistin Katharina kennen. Dass irgendwas bei ihr nicht in Ordnung ist, merkt man gleich. Hier macht die Autorin aber erstmal nur Andeutung und lässt dem Leser Raum, sich eigene Gedanken darüber zu machen, wie eine Erwachsene Frau in solch eine Situation geraten konnte. Für mich war das absolut gelungen.

Nach dem Beginn in Deutschland geht es dann recht schnell gemeinsam mit Katharina nach Irland. Dort beginnt sie, auf einem Bauernhof mit Schafen und Pferden zu arbeiten. Allein durch das Lesen ist die Ruhe, die dort herrscht, auf mich übergesprungen. Allerdings habe ich hier einen kleinen Kritikpunkt: Ich hätte gern noch etwas mehr über das Land erfahren. Denn außer den Hof, auf dem die Protagonistin lebt, erfährt man nicht viel. Die Landschaft, das Wetter und das Leben wurde zwar wirklich bildlich beschrieben und man konnte es sich gut vorstellen, jedoch sind mit die Eigenheiten des Landes nicht genug in den Fokus gestellt worden.

Nichtsdestotrotz lohnt das Lesen sich allein deshalb, weil die Autorin hier eine Krankheit thematisiert, die sehr wenig im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht. Ich finde das immer wichtig, auf solche Dinge aufmerksam zu machen, um die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren und somit auch ein bisschen mehr Verständnis für Betroffene zu erreichen. Was es aber genau ist und wie Katharina damit umgeht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, um nichts vorwegzunehmen.

Positiv anmerken möchte ich allerdings, dass die Erzählphasen sehr gut gelungen sind. Heike Fröhling überspringt immer mal wieder ein paar Jahre, schließt dann aber nahtlos an die Geschichte an. So entstehen keine Längen und der Plot schreitet stetig voran. Man möchte einfach weiterlesen und so waren die etwas über 220 Seiten an einem schönen Sonntag auch schon ausgelesen.

Die Geschichte hat mich nachdenklich gemacht, mich berührt und die starke Protagonistin kann auch sehr inspirierend wirken. Das hat mir gut gefallen. Nur der Irland-Aspekt kam mir wie gesagt etwas zu kurz. Die Handlung hätte meines Erachtens in dieser Form auch in Deutschland spielen können.

Von mir gibt es trotzdem eine klare Leseempfehlung, weil die Geschichte einfach wunderschön ist und sehr gute 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2020

Vertauschte Rollen

Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge
0

Auch wenn es sich bei dem Buch um einen abgeschlossenen Band handelt und man den ersten Teil rund um Zara&Zoe nicht unbedingt kennen muss, empfehle ich doch, diesen zuerst zu lesen. Denn dann kann man ...

Auch wenn es sich bei dem Buch um einen abgeschlossenen Band handelt und man den ersten Teil rund um Zara&Zoe nicht unbedingt kennen muss, empfehle ich doch, diesen zuerst zu lesen. Denn dann kann man "Tödliche Zwillinge" noch mehr genießen.

Ich gebe zu, dass mir der Einstieg in diesen Teil dennoch nicht ganz leicht gefallen ist. Gerade am Anfang wechselt oft der Schauplatz, man trifft auf viele Personen - einige sind zwar aus dem ersten Band bekannt, aber ich musste sie auch erst wieder einordnen - und es geht Schlag auf Schlag. Bis man sich an den eigentlich Plot herantastet, dauert es etwas.

Dann kommt aber die aus dem ersten Teil gewohnte Spannung auf, denn eigentlich haben wir hier zwei Handlungsstränge: Einer von Zara und einer von Zoe. Dadurch hat man immer wieder kleine Cliffhanger und will natürlich wissen, wie es bei beiden weitergeht. Schön sind, dass es immer wieder Überschneidungen gibt, wenn die Schwestern miteinander kommunizieren oder interagieren. Das ist sehr gut gelungen.

Wie in "Rache in Marseille" sind auch hier die vorherrschenden Themen Mafiageschäfte auf der einen, Terroranschläge auf der anderen Seiten. Das muss man mögen. Mir hat es sehr gut gefallen, vor allem weil die Radikalisierung und damit verbundene mögliche Terroranschläge sehr aktuelle Themen sind. Gleichzeitig war es aber auch ziemlich erschreckend, denn es wirkte sehr real und manchmal will man gar nicht wissen, was man so alles nicht mitbekommt. Für Spannung auf beiden Seiten ist auf jeden Fall gesorgt.

Ein kleiner Wermutstropfen war für mich, dass mein Highlight aus dem ersten Teil keine Überraschung mehr war. Der Rollentausch der Zwillinge wurde ja nicht nur bereits in Band 1 vollzogen, sondern hier auch im Klappentext angekündigt. Aber so ist es eben, wenn es sich um ein Reihenbuch handelt.

Richtig nachdenklich hat mich allerdings der Schluss gemacht. Auf der einen Seite finde ich, dass der Autor diesen sehr mutig gewählt hat. Auf der anderen Seite kann ich mir aber nicht vorstellen, wie er hier in potentiellen Folgebänden anknüpfen möchte. Ich bin auf jeden Fall gespannt.

Von mir gibt es für diese spannenden Lesestunden 4 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2020

Emma ist weg

Ich sehe was, was du nicht siehst
0

Der Aufbau des Buches wird Leser, die schon andere Bücher von Mel Wallis de Vries gelesen haben, nicht überraschen: Wir sehen durch die Augen der Protagonistinnen, die Perspektive wechselt sich mit jedem ...

Der Aufbau des Buches wird Leser, die schon andere Bücher von Mel Wallis de Vries gelesen haben, nicht überraschen: Wir sehen durch die Augen der Protagonistinnen, die Perspektive wechselt sich mit jedem Kapitel ab. Mir gefällt es sehr gut, denn so kann man die einzelnen Charaktere noch besser kennenlernen und ihre Eigenheiten nachvollziehen.

Obwohl Emma, das Mädchen, um das die ganze Geschichte aufgebaut ist, verschwunden ist, sind ihr auch einige Kapitel gewidmet. Diese machen das Buch düstern, spannend und schaffen gleichzeitig einen Gegensatz zum Rest des Plots. Denn eigentlich verbringen die Freundinnen Lilly, Anouk, Bo und Mabel einen schönen Campingurlaub in Frankreich - zumindest war das so geplant.

Natürlich geht es aber dann doch nicht so harmonisch zu wie gedacht, und das macht ja die Spannung aus. Gerade jugendliche Leser werden hier wieder gut unterhalten, für Erwachsene, die überwiegend Thriller lesen, wird dieses Buch natürlich nicht hart genug sein. Mir gefällt es aber, dass es die Autorin mit wenig Brutalität schafft, den Leser bei der Stange zu halten und trotzdem eine düstere Atmosphäre zu schaffen. Ein kleiner Kritikpunkt: Wer die anderen Bücher der Autorin bereits kennt, findet hier einige Parallelen und wird nicht mehr ganz so sehr überrascht. Der Aufbau ähnelt nämlich schon sehr den Vorgängern und als ich die ersten Seiten gelesen habe, kam es mir ein bisschen bekannt vor - obwohl es eine Neuerscheinung war.

Außerdem ist sie schreibt sie sehr nah an der Lebenswelt der Jugendlichen. So ein Campingurlaub könnte genau so stattfinden, auch die dicksten Freundschaften laufen nicht immer harmonisch ab, auch im Teenie-Alter kann man noch Heimweh entwickeln, etc. Gut fand ich, dass auch hier vor allem die Dialoge sehr authentisch sind, die Fäkalsprache aber diesmal nicht so dominant ist. Das hatte ich zum Teil in ihren anderen Büchern zu kritisieren.

Das Ende hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen, denn es ist doch recht traurig. Das kannte ich von der Autorin so bisher nicht. Wieder gelungen ist aber der Plot-Twist am Ende, mit dem man während des Lesens wirklich nicht rechnen kann und der mal etwas ganz anderes ist. Super!

Insgesamt wurde ich gut unterhalten und ich habe das Buch mal direkt an meine Schüler weiterempfohlen. Von mir gibt es 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere