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Veröffentlicht am 12.05.2020

Mehr Komödie als Krimi

Mission Blindgänger
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Einige Zeit ist seit dem zweiten Band vergangen - reell sind es drei Jahre und in der fiktiven Geschichte wohl etwa zwei Jahre. Anne Capestan ist inzwischen Mutter einer 16 Monate alten Tochter, ihr Partner ...

Einige Zeit ist seit dem zweiten Band vergangen - reell sind es drei Jahre und in der fiktiven Geschichte wohl etwa zwei Jahre. Anne Capestan ist inzwischen Mutter einer 16 Monate alten Tochter, ihr Partner noch einige Wochen im Gefängnis - sie ist quasi alleinerziehend und voll auf die kleine Josephine fixiert.

Mit ihrem Team hat Anne nach wie vor Kontakt. Eva Rosière hatte Erfolg mit ihren Büchern, eins davon soll aktuell verfilmt werden. Eva ist als Drehbuchautorin bei den Dreharbeiten dabei und nervt sich über den Regisseur, der lieber seine Version abdrehen möchte. Doch dann wird er erstochen aufgefunden. Zeit für das Kommando Abstellgleis.

Die Filmcrew ist mindestens so schräg wie die Brigade. Dieser Umstand macht es schwierig, in den Krimi rein zu finden. Es ist ein hohes Tempo, das Sophie Hénaff vorlegt, aber schwer zu folgen. Auch dann, als die schrägen Vögel das Set übernehmen.

Die Autorin hat den Faden aus den ersten beiden Bänden - Evas Bücher - aufgenommen und daraus einen dritten Teil gebastelt, der zwar dem Team als solches Ehre erweist, aber leider nur in der Filmproduktion. Krimitechnisch ist die Story extrem einfach gestrickt und haut mich nicht vom Hocker.

Es sind viel zu viele Figuren eingewoben. Die Brigade ist schon besetzt mit aussergewöhnlichen Charakteren, da braucht es nicht noch mehr spezielle Figuren, die sich in der Story tümmeln. Es wirkt alles sehr chaotisch.

Und auch Anne ist nicht bei der Sache. Sie, die eigentliche Chefin, wirkt sehr fahrig und abgelenkt. Erst als sie ihr Kleinkind mal für einige Stunden abgeben kann und vorher acht Stunden durchgeschlafen hat, ist sie fit. Sie knipst dann schnell mit dem Finger und zack, der Fall ist gelöst. Als ob sie ein Superwoman-Kostüm angezogen hätte und sich einmal im Kreis dreht und sich wie Wickie den Finger an der Nase reibt. Unglaublich unglaubhaft.

Nachdem ich von "Kommando Abstellgleis" und "Das Revier der schrägen Vögel" total begeistert war und ich mich sehr auf diese neue Fortsetzung freute, umso enttäuschter bin ich nun. "Mission Blindgänger" blieb weit unter meinen Erwartungen nach den genialen ersten zwei Bänden.

Fazit: Mehr Komödie als Krimi - langweiliges Chaos von A bis Z.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Liebe mit zu vielen Vorurteilen

Liebe mit Meerblick
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Die beiden Freundinnen Jenna und Maureen wollten nach dem College nach Paris - alles war bereits fertig geplant, doch Maureen wurde schwanger und heiratete. Bald darauf trat auch Jenna in den Hafen der ...

Die beiden Freundinnen Jenna und Maureen wollten nach dem College nach Paris - alles war bereits fertig geplant, doch Maureen wurde schwanger und heiratete. Bald darauf trat auch Jenna in den Hafen der Ehe ein, die ebenso wie die von Maureen nicht lange hielt.

Über 20 Jahre später freut sich Jenna: endlich ist sie nach all den Jahren, in denen sie ihre Kinder gross zog, alleine zuhause. Ihre jüngste Tochter Allie besucht nun das College und wohnt auf dem Campus. Jenna will ihre neue Freiheit geniessen. Zuerst möchte sie mit Maureen die Paris-Reise nachholen, vielleicht klappt es ja jetzt - und ausserdem sind beide langsam wieder bereit für eine neue Beziehung. Doch die zwei Freundinnen tun sich sehr schwer damit, sie müssen das Flirten erst wieder lernen.

Während Bibliothekarin Maureen sich mit Klempner Logan trifft, versucht es Krankenschwester Jenna mit dem Chirurgen Rowan. Jenna ist eine totale Übermutter - nicht nur ihrer Tochter gegenüber, oft verhält sie sich auch bei Rowan so. Maureen hingegen hält sich für zu akademisch, um mit einem Klempner gesehen zu werden. Ich fand beide Frauen nicht sonderlich sympathisch, die eine die totale Oberglucke, die andere fühlt sich als Bibliothekarin dem Handwerker Logan überlegen.

Logan war aber auch ein schwieriger Charakter, er wurde regelrecht ins Arbeiterklischee gepresst: ein kleiner Macho, der entscheidet was gefällt oder was nicht, ein Kulturbanause, der erwartet, dass Frauen ihn zu Sportanlässen begleiten und sich dementsprechend verhalten, umgekehrt kann man sich aber daneben benehmen. Er schien wirklich nur wenig Gespür für Anstand und Zwischenmenschliches zu haben.

Allie trampelt auf den Gefühlen ihrer Mutter Jenna herum, Jenna wiederum hegt grosse Vorurteile gegenüber Entscheidungen ihres Sohnes und lässt weder ihn noch Rowan ausreden anstatt einfach nur zuhören - solche unnötigen Dramen mag ich gar nicht.

Einzig der ruhige Rowan war ein Lichtblick in der ganzen Geschichte, in der es um Familiengeschichten, neue Beziehungen und um sich abnabeln geht.

"Liebe mit Meerblick" hat etwas sehr Schwerfälliges an sich. Es fehlt der Charme, mit dem die meisten Debbie Macomber-Romane auftrumpfen.

Der Roman wäre mit Maureen als nur-Freundin von Jenna und ohne eigene Lovestory, wohl wesentlich besser geworden, die Autorin hätte dann mehr Augenmerk auf und mehr Gefühl in Jennas Story legen können. Dann wäre der titelgebende "Meerblick" (im Original "Window in the Bay") auch klarer und würde sich nicht so bemüht anhören. Aber es ist wie es ist, und deshalb hat mich das Buch leider nicht überzeugt.

Fazit: "Liebe mit vielen Vorurteilen" wäre ein passendere Umschreibung zu dieser trägen Lovestory.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Überzeugt nicht

Das Grab im Médoc
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Auf Kommissar Lagarde folgt Kommissarin Pauline Castelot. Nach elf Bänden ist Schluss mit Barfleur und der Normandie, Maria Dries nimmt uns zukünftig mit nach Bordeaux: "Das Grab im Médoc" ist Auftakt ...

Auf Kommissar Lagarde folgt Kommissarin Pauline Castelot. Nach elf Bänden ist Schluss mit Barfleur und der Normandie, Maria Dries nimmt uns zukünftig mit nach Bordeaux: "Das Grab im Médoc" ist Auftakt einer neuen Serie um Kommissarin Pauline Castelot.

Pauline ist Chefin einer Sonderermittlungstruppe, die, wenn sie nicht Cold Case's bearbeiten, heikle aktuelle Fälle übernehmen. Seit kurzer Zeit werden im Gebiet rund um Bordeaux nachts des öfteren Weingüter überfallen. Dabei wird teurer Wein gestohlen. Als eines Nachts ein Weinbauer getötet wird, wird das Team um Pauline dazu gerufen. Schnell stellen sie fest, dass die Weindiebstähle wohl nicht unbedingt etwas mit dem Tod von Armand zu tun haben. Also heisst es weiter ermitteln...

Mir ist der Einstieg schwer gefallen. Auf den ersten 100 Seiten werden laufend neue Personen eingeführt. Als Leser weiss man nicht, wer davon wirklich wichtig ist und wer weniger. Wer gut, wer böse ist. Wer zum Team gehört, wer nicht, wer welche Rolle im Team übernimmt, und so weiter und so fort...

Erst dann nahm der Fall Gestalt an, doch da die Ermittlungen an diversen Orten stattfinden und Maria Dries alle - das ist zwar ihre Stärke - detailliebend beschreibt, wird es zuviel. Zu viele Ortschaften, zu viele Menschen. Für einen ersten Band ist dieser Stil ungeeignet. Da wäre es besser gewesen, zuerst die Polizisten (zum Beispiel) bei einem Frühstück starten zu lassen, so dass man wenigstens das Team kennenlernt.

Dass die vier Ermittler fast immer zusammen unterwegs waren, und erst noch in einem einzigen Auto zu ihren Verdächtigen fuhren, fand ich unglaubwürdig. Manchmal ergeben sich neue Spuren, da wäre es wichtig, wenn die einen dann grad weiter fahren könnten, während die anderen an der anderen Spur dranbleiben. Komisch war ebenso, dass die vier Feierabend machen und gemeinsam gemütlich essen gehen, obwohl sich ihnen gerade eine neue, handfeste Spur auftat.

Der Fall selbst war so la la, überzeugt hat er mich nicht wirklich. Zum einen, weil die Beweggründe erst gegen Ende enthüllt werden, zum anderen wohl vor allem deshalb, weil ich den Einstieg schwierig fand und auch keinen Zugang zu den Kommissaren fand. Der Charme eines Kommissars Lagarde fehlt hier gänzlich. Alle vier Ermittler haben vermutlich spannende Hintergründe, die hier aber zu kurz kamen, weil derart viele Informationen und Beschreibungen auf die Leser einprasseln, so dass man die Backgrounds gar nicht gebührend wahr nehmen konnte.

Fazit: Zu viele Schauplätze und Figuren auf wenig Seiten, zu wenig Charme - überzeugt leider nicht.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Zu kühl und emotionslos

Mord in Barcelona
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Der Einstieg in diesen Krimi fiel mir schwer. Nach einem Prolog folgen vier kurze Kapitel, die je aus der Sicht einer anderen Person erzählt werden. Somit wurde ich jedes Mal wieder auf Anfang gesetzt. ...

Der Einstieg in diesen Krimi fiel mir schwer. Nach einem Prolog folgen vier kurze Kapitel, die je aus der Sicht einer anderen Person erzählt werden. Somit wurde ich jedes Mal wieder auf Anfang gesetzt. Ausser diesen Bruchstücken hat man noch nichts und weiss zu diesem Zeitpunkt auch nicht, wer welche Rolle inne hat. Erst als Jaume etwas länger ins Spiel kommt, kam ich langsam in die Geschichte rein.

Sie handelt von einer tot aufgefundenen deutschen Fotografin, deren Kamera fehlt; einem Zimmermädchen, dem auffällt, dass an der Türe eines Hotelzimmers seit einigen Tagen das Schild auf "nicht stören" steht und dies nicht sofort meldet; dem Sohn des Opfers, der sich komisch verhält und einigem mehr.

Jedes Kapitel ist mit Datum, Uhrzeit und Person, von der es handelt, überschrieben. Man weiss deshalb zwar um wen es gerade geht, aber sympathisch finde ich das nicht. So wirkt es eher wie ein Beschattungsbericht. Leider macht der ganze Krimi diesen Eindruck - ich fand den Zugang auch nachher nicht.

Potential wäre vorhanden, besonders Jaume Soler hat was. Aber nur schon der Grund wieso seine Schwester Montse ermittelt, scheint sehr konstruiert. Ebenso einige Witze, die auf dem Kommissariat gerissen wurden, sie kommen mehr gewollt als gekonnt rüber. Die Figuren wirken alle kühl, egal ob Montse, die Polizisten oder der Sohn des Opfers. Selbst bei Doris, dem Opfer, ist nicht klar, weshalb genau sie nach Barcelona reiste. Nicht schlüssig erzählt empfand ich die Sache mit der Kamera, da bleiben einige Fragezeichen zurück.

Dem Krimi fehlt es an Emotionen und Leidenschaft und wirkt extrem kühl, man merkt nicht einmal, dass "Mord in Barcelona" von Isabela Esteban (ein Pseudonym der deutschen Autorin Brigitte Pons) im Sommermonat August spielt - höchstens vielleicht wegen der Flipflops, die einer der Charaktere trägt.

Einzig die Location, die Stadt Barcelona, wurde gut eingefangen. Barcelonakenner wissen jederzeit, wo sich die Figuren gerade aufhalten.

Der Fall an sich kann nicht wirklich überzeugen, und ich glaube nicht, dass ich dem zweiten Fall eine Chance geben werde.

Fazit: August in Barcelona - doch davon merkt man nichts. Kühle durchzieht diesen Krimi und begeistert mich nicht.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Zu einfach und zu nett

Émilie und das kleine Restaurant
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Erst als ich das Buch in der Hand hielt, merkte ich, dass es sich um eine Zeitebenengeschichte handelt, denn die drei Frauen aus der Kurzbeschreibung - Émilie, Hélène und Marie-Juliette - leben zu unterschiedlichen ...

Erst als ich das Buch in der Hand hielt, merkte ich, dass es sich um eine Zeitebenengeschichte handelt, denn die drei Frauen aus der Kurzbeschreibung - Émilie, Hélène und Marie-Juliette - leben zu unterschiedlichen Zeiten: 2016, 1967 und 1934.

Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Roman jetzt wohl nicht gelesen, denn ich hatte Lust auf eine Freundinnen-Geschichte. Ich war als sehr gespannt auf den Inhalt.

Der Roman spielt im französichen Teil von Kanada, in Saint-Henri, einem Quebecer Vorort und beginnt 2016, als Émilie sich einen bekannten Koch als Mentor sucht. Sie träumt von ihrem eigenen Restaurant und wird von ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn unterstützt.
Hélène trennt sich 1967 von ihrem Mann, zu einer Zeit, in der man sich noch nicht so leichtfertig trennte. Um für ihre Kinder zu sorgen, baut sie sich ein Catering-Service auf.
Marie-Juliette hat 1934 tolle Eltern, die sie unterstützen in ihrem Bestreben Chefkoch zu werden - in der Zeit, in der "man" erwartete, dass eine Frau so schnell wie möglich heiratet.

Was die drei Frauen miteinander verbindet, ist die Liebe zum Kochen. Zudem wirkt ein in Émilies Küchenschrank gefundener grüner Koffer wie ein roter Faden und bringt am Ende die drei Zeiten und Geschichten der Frauen zusammen.

Der Erzählstil ist speziell. Es ist, als ob ein Aussenstehender die Geschichte einem Publikum erzählt und die Zuschauer immer mal wieder etwas fragt, ebenso auch die Protagonistinnen anspricht. Es wirkte mehr beobachtend als richtig mit Herz und Seele erzählt, ein wenig wie aus der Zeit gefallen.

So fiel es mir schwer, eine Verbindung zu den drei Frauen aufzubauen. Die Idee ist nicht schlecht. Selbst die Figuren wie auch deren Geschichten waren nett, aber sie wirkten zu brav und man kam durch diese Erzählweise nicht wirklich an sie ran. "Émilie und das kleine Restaurant" wirkt dadurch viel zu einfach, um zu überzeugen. Am besten gefiel mir noch die freche Marie-Juliette, Maju.

Zu einfach empfand ich auch die Rezepte. Es muss nicht immer Sterneküche oder irgendwas Besonderes sein, aber sie sollten ansprechend sein. Hier waren sie so einfach, dass man sich manchmal wundert - denn auch 1967 hat Schnittlauch und Petersilie anstatt viel Dill und einige Prisen Minze in einem Zaziki nichts zu suchen.

Die Rezepte stehen jeweils zwischen den einzelnen Kapiteln. Ebenso wird jedes Kapitel mit einem kleinen Rezept wie "1 Unze Neugier, 1 Prise Mut, 6 Tassen Dreistigkeit" überschrieben. Das ist nicht so meins, störte zwar nicht sehr, müsste aber auch nicht sein.

Fazit: Alles ein bisschen zu einfach und zu nett gehalten - "1 Prise Schärfe, 2 Tassen anderer Schreibstil" und schon würde der Roman gefälliger sein.
3 Punkte.

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