Platzhalter für Profilbild

Gisel

Lesejury Star
offline

Gisel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gisel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2020

Berührende Geschichte

Rote Kreuze
0

Rote Kreuze – die malt Alexanders Nachbarin Tatjana Alexejewna an die Haustür, um sich zu merken, wo sie wohnt. Tatjana ist nämlich über neunzig und leidet an Alzheimer. Sie erzählt ihrem neuen Nachbarn ...

Rote Kreuze – die malt Alexanders Nachbarin Tatjana Alexejewna an die Haustür, um sich zu merken, wo sie wohnt. Tatjana ist nämlich über neunzig und leidet an Alzheimer. Sie erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, sie hatte unter vielen Repressionen zu leiden. Die beiden lernen sich schätzen in einer Welt, die beiden ein hartes Schicksal beschert hat.

Es ist eine Geschichte von Verlusten, die jeden Menschen hart treffen im Leben. Sehr feinfühlig und in der Tradition russischer Geschichtenerzähler schildert Sasha Filipenko Tatjanas bewegtes Leben. Dabei spiegelt die Erzählung die russische Geschichte des 20. Jahrhunderts wieder, die roten Kreuze ziehen sich wie ein roter Faden durch Tatjanas Leben. Sachlich erzählt, kommt die Wucht ihrer Geschichte erst hinterher beim Leser an, weckt Betroffenheit. So schmal das Büchlein selbst ist, so wichtig ist sein Inhalt, weil er wichtige Ereignisse der russischen Geschichte für die Nachwelt festhält. Nicht ganz nachvollziehbar ist Tatjanas Demenz, dafür wirkt die alte Frau viel zu überlegt.

Diese aufrüttelnde Geschichte hat mich tief berührt, ich vergebe 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch unbedingt weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2020

Eine starke Frau in der Résistance

Die Spionin
0

1940 ist Nancy Wake eine der führenden Aktivistinnen in der Résistance im Kampf gegen die Nazis. Als „Weiße Maus“ wird nach ihr gesucht, ein hohes Kopfgeld auf sie gesetzt. Sie entkommt immer wieder den ...

1940 ist Nancy Wake eine der führenden Aktivistinnen in der Résistance im Kampf gegen die Nazis. Als „Weiße Maus“ wird nach ihr gesucht, ein hohes Kopfgeld auf sie gesetzt. Sie entkommt immer wieder den Nazis, muss flüchten und wird in England zur Geheimagentin ausgebildet. Schließlich wird sie in der Auvergne eingesetzt und übernimmt das Kommando über 7000 Partisanen.

Dieser Roman basiert auf einer wahren Geschichte: Nancy Wake ist historisch verbürgt. So erzählt Imogen Kealey von einer starken Frau, die sich nicht unterkriegen ließ im Kampf gegen die Nazis. Sehr schnell konnte das Buch mich fesseln, ich bin fasziniert von dieser Frau, die ihr Leben dafür einsetzte, dass Frankreich befreit werden konnte. Das Buch ist allerdings keine Biographie, einige historische Gegebenheiten wurden der Geschichte angepasst, auch die Figur des SS-Offiziers, der Gegenspieler von Nancy Wake, ist erfunden. Das wird im Nachwort erklärt, aber während der Lektüre war mir das nicht klar.

Das Buch wäre für mich eindeutig ein 5-Sterne-Buch, den Abzug muss ich geben, weil der Unterschied zur Biographie nicht eindeutig genug geschieht. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2020

Survival Camp

Silberflut (1). Das Geheimnis von Ray's Rock
0

Eddie und Milla sind mit weiteren fünf Mitschülern die einzigen Überlebenden einer Klassenfahrt in ihrem Camp auf einer einsamen Insel: Ein silberner Nebel hat alle anderen Mitschüler und die Lehrer verschluckt ...

Eddie und Milla sind mit weiteren fünf Mitschülern die einzigen Überlebenden einer Klassenfahrt in ihrem Camp auf einer einsamen Insel: Ein silberner Nebel hat alle anderen Mitschüler und die Lehrer verschluckt und die Elektrik auf der Insel außer Kraft gesetzt, so dass sie von der Zivilisation komplett abgeschnitten sind. Aber nicht nur der silberne Nebel ist seltsam auf der Insel, es gibt noch weitere Gefahrenmomente: Pflanzen und Tiere wachsen übernatürlich schnell, Gewitter werden lebensbedrohlich, und eine Schülergruppe vom anderen Camp zeigt sich als völlig asozial.

Schon von der ersten Seite dieses Jugendbuches ist der Leser mittendrin im Abenteuer: Survival für die sieben Jugendlichen, die zwangsläufig eine Gemeinschaft zum Überleben bilden. Auch wenn die Kinder derselben Klasse angehören, müssen sie nun als Team zusammenfinden, denn eines der Mädchen, Milla, wurde bisher eindeutig zur Außenseiterin in der Klasse abgestempelt. Überhaupt sind alle diese Kinder sehr unterschiedlich, und so lernen sie mit der Zeit, sich gegenseitig zu ergänzen. Auch wenn manche Gegebenheiten etwas unstimmig erscheinen (Wie kommt eine deutsche Schulklasse zu einer Klassenfahrt auf eine einsame Insel im keltischen Meer? Gibt es so gar keine Kontakte zu anderen Erwachsenen auf dem Festland, die sich Sorgen machen könnten?), entspinnt sich schnell eine Dramatik, die den Spannungsbogen immer hoch hält. Allerdings bleiben auch am Ende des Buches noch viele Fragen offen, die auf die Fortsetzung der Geschichte verweisen, und ein ziemlich böser Cliffhanger schreit nach dem nächsten Band.

Mir kommt das Buch für 10jährige Leser an manchen Stellen etwas zu gruselig vor, ich würde es eher etwas älteren Kindern ab 12 Jahren empfehlen. Ich hätte dem Buch gerne 5 von 5 Sternen gegeben, doch mir blieben zu viele Fragen offen, ich hätte mir die Geschichte zumindest halbwegs in sich beendet gewünscht. Deshalb ziehe ich einen Stern ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.05.2020

Berührende Suche nach sich selbst

Die Geheimnisse meiner Mutter
0

Rose ist damit aufgewachsen, dass ihr Vater sie allein aufgezogen hat, ihre Mutter verschwand bereits, als Rose noch ein Baby war. Seit sie denken kann, hat sie sich Gedanken darüber gemacht, warum Elise ...

Rose ist damit aufgewachsen, dass ihr Vater sie allein aufgezogen hat, ihre Mutter verschwand bereits, als Rose noch ein Baby war. Seit sie denken kann, hat sie sich Gedanken darüber gemacht, warum Elise ihr Kind verließ. Als Erwachsene erzählt ihr Vater Rose von Elises Kontakt zur Schriftstellerin Constance Holden, die beiden waren ein Liebespaar gewesen. Rose entscheidet sich, diese Chance zu ergreifen und endlich mehr über ihre Mutter zu erfahren…

„Wie soll man seine Zukunft finden, wenn man seine Vergangenheit nicht kennt?“ fragt bereits der Covertext des Buches, und genau dieses Thema treibt Rose schon ihr ganzes Leben um. Um endlich etwas über ihre Mutter zu erfahren, schlüpft sie in die Rolle einer anderen Frau, denn nur so sieht sie eine Chance, zu Constance Holden Kontakt zu bekommen. Abwechselnd erzählt die Autorin Jessie Burton feinfühlig aus der Sicht sowohl von Rose wie auch von Elise, verknüpft damit zwei Zeitebenen, um so ein umfassendes Bild der Geschehnisse herauszuarbeiten. Die Geschichte gerät für beide Frauen zu einer Suche nach sich selbst.

Diese Suche zu begleiten, vor allem mit den Mitteln, denen sich die Autorin bedient, ist sehr spannend. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.05.2020

Beeindruckend

Je tiefer das Wasser
0

Die Schwestern Edie und Mae kommen nach dem Selbstmordversuch der Mutter nach New York zu ihrem Vater, den sie kaum kennen. Während Edie loyal zur Mutter stehen möchte, will Mae die Chance nutzen, sich ...

Die Schwestern Edie und Mae kommen nach dem Selbstmordversuch der Mutter nach New York zu ihrem Vater, den sie kaum kennen. Während Edie loyal zur Mutter stehen möchte, will Mae die Chance nutzen, sich frei bewegen zu können. Die Mädchen, ihre Eltern – jeder von ihnen sucht nach der Liebe…

Wie die Facetten eines Diamanten fächert die Autorin Katya Apekina die Geschichte auf, erzählt sie aus den Sichtweisen der handelnden Personen. Das ist anfangs etwas anstrengend zu lesen, funkelt aber immer mehr, je mehr Facetten hier zusammenkommen. Abgründe lassen sich erkennen, die keiner der Beteiligten gerne zugeben würde, ein verstörendes Bild einer dysfunktionalen Familie und ihrer Umgebung. Und dennoch fasziniert diese Geschichte, zieht den Leser in seinen ganz eigenen Sog hinein.

Dieser Roman sieht so intensiv hin, dass die Lektüre nicht immer leicht fällt. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen gelingt der Autorin ein äußerst beeindruckendes Buch, das ich sehr gerne weiter empfehle. Ich vergebe gute 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere