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Veröffentlicht am 29.06.2020

Kurzweiliges Vergnügen

Unterwegs mit Willow
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Richard hat seinen Traum wahr werden lassen: er gibt ein scheinbar sicheres Leben auf, das ihn allerdings nicht glücklich gemacht hat. Er tauscht den Bürojob gegen einen ausgebauten Minivan, Minimalismus ...

Richard hat seinen Traum wahr werden lassen: er gibt ein scheinbar sicheres Leben auf, das ihn allerdings nicht glücklich gemacht hat. Er tauscht den Bürojob gegen einen ausgebauten Minivan, Minimalismus und die Weite Australiens. Zusammen mit seiner Katze Willow hat er das Reisen zu seiner Realität gemacht. Sie leben mal hier, mal dort, lernen einige interessante Menschen kennen, halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und sind sich selber einfach genug.

Kurz und knapp berichtet der Autor über sein ihn nicht zufrieden stellendes Leben bis hin zu seiner Entscheidung alle Zäune abzubrechen, den Umbau des Vans und schließlich den Erlebnissen der Reise selber. Dabei spielt Katze Willow eine große, wenn nicht die größte Rolle. Beide können offensichtlich nicht mehr ohne einander. Besonders gut gefallen haben mir die atmosphärischen Photographien, die sich nahezu auf jeder Doppelseite befinden. Sie zeigen nicht nur die Faszination der Natur Australiens, natürlich ist auch Willow überall mit ihrer Fellnase mit dabei.

Es ist ein kurzweiliges Vergnügen, bestens geeignet für solche, die Katzen, Reiseberichte und Australien lieben. Wem allein die Lektüre dieses dünnen Büchleins nicht reicht, der kann Richard und Willow auf Instagram oder Facebook folgen (@vancatmeow).

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Mein Favorit der Trilogie

Anything for you
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Entgegen der ersten beiden Bände haben wir hier nicht nur zwei, sondern gleich vier Protagonisten: Maya, Nate, Lana und Luke. Allerdings ist das Buch größten Teils aus der Sicht der Mädchen geschrieben. ...

Entgegen der ersten beiden Bände haben wir hier nicht nur zwei, sondern gleich vier Protagonisten: Maya, Nate, Lana und Luke. Allerdings ist das Buch größten Teils aus der Sicht der Mädchen geschrieben. Nachdem die Geschichte schon in den Vorgängern mächtig angeteasert wurde, konnte ich es kaum erwarten zu erfahren, was hinter der ganzen Sache steckt. Denn ganz offensichtlich haben Maya und Nate, die schon länger ein Paar sind, einige Probleme. Lana ist eine der Schülerinnen, die durch ein Stipendium an die Woodland-Academy gekommen sind und hat bisher ein hartes Leben geführt. Sie zieht direkt zu Beginn Nates Aufmerksamkeit auf sich. Luke ist Tagesschüler und verhält sich Maya gegenüber ganz anders als sie es von ihrem Freund gewohnt ist.

Man muss sagen, dass einem eigentlich alle Charaktere irgendwie Leid getan haben. Sie sind alle in ihren Wünschen und Bedürfnissen eingeschränkt und träumen davon, frei zu sein. Auch hier spielen Erwartungshaltungen, Machtkämpfe, Intrigen und Lügen eine große Rolle. Wieder Mal zeigt sich, dass Geld und Wohlstand nicht alles sind, vor allem nicht für ein Kind.

Das Besondere an der Trilogie ist, dass alle Bücher nahezu parallel spielen. Man erfährt also nach und nach, was den unterschiedlichen Charakteren während des Abschlussjahres an der Woodland-Academy widerfahren ist. Dabei kommt es natürlich immer wieder zu kleinen Rückblenden zu Vorgängerbänden oder auch Teasern für die Folgebände. Trotzdem kann man aber auch jedes Buch eigenständig lesen, spoilert sich dann aber natürlich ein bisschen.

Ich habe alle Teile gerne gelesen, aber mir hat die Geschichte von Band zu Band besser gefallen. Dementsprechend ist "Anything for you" mein Favorit. Es ist ein würdiges Ende der Internatsgeschichte. Es gibt wieder viele Emotionen, Ungerechtigkeiten und ebenso viel Tragik. Es geht darum, frei zu sein, entgegen aller Erwartungen eigene Entscheidungen zu treffen und sich von niemandem anderen sein Leben diktieren zu lassen. Man selber ist es wert, für sich und seine Wünsche einzustehen und zu kämpfen. Jeder hat es verdient glücklich zu sein. Auch wenn das Ende etwas "speziell" ist und es vielleicht nicht jedem gefallen wird, war es für mich perfekt.

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Veröffentlicht am 17.06.2020

Skurriles Cosy Crime

Mord in Sunset Hall
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Agnes und die Mitbewohner ihrer Senioren-WG haben eigentlich mit sich selber und den Tücken des Alters genug zu tun. Doch dann wird nicht nur im Garten der Nachbarn eine Leiche gefunden, sondern auch in ...

Agnes und die Mitbewohner ihrer Senioren-WG haben eigentlich mit sich selber und den Tücken des Alters genug zu tun. Doch dann wird nicht nur im Garten der Nachbarn eine Leiche gefunden, sondern auch in ihrem eigenen! Klar, dass sich Agnes, Charlie, Edwina, Bernadette, Winston und der Marshall zusammen mit Schildkröte Hettie und Wolfshund Brexit in die Mordermittlungen stürzen. Allerdings werden sie dabei durch die eigene Gebrechlichkeit, ihr schwindendes Gedächtnis und sogar durch die Polizei behindert. Sie folgen Spuren zum örtlichen Kaffeetreff, dem dubiosen Seniorenheim „Lindenhof“ und auch in die eigene Vergangenheit. Denn hat nicht jeder das ein oder andere Geheimnis?

Die kleine Senioren-Gruppe samt tierischer Unterstützung funktioniert zwar verdammt gut, jedoch eher an das Tempo der Schildkröte angepasst. Denn Agnes hat ein Hüftleiden, Bernadette ist blind, Winston ist Rollstuhlfahrer. So richtig als fit bezeichnen kann man wohl nur „die Neue“ Charlie und Edwina, die eine große Yoga-Anhängerin ist. Auch wenn der Marshall noch recht gut zu Fuß und geübt im Umgang mit dem Computer ist, so plagen ihn doch zunehmend Gedächtnislücken. Dementsprechend gestalten sich auch die Ermittlungen oft als eher schwierig, weil wichtige Erkenntnisse schlichtweg vergessen werden. Es stellt sich dank der geistigen Verwirrung des ein oder anderen Protagonisten auch schon mal die Frage, ob bestimmte Ereignisse tatsächlich der Wirklichkeit entsprechen oder vielleicht nur Einbildung sein könnten. Um den Fall trotz all dieser Handicaps doch lösen zu können, schrecken die Senioren auch nicht vor unkonventionellen Methoden nicht zurück.

Die Geschichte ist hauptsächlich aus der Perspektive von Agnes geschrieben, letztendlich kommt aber jeder Mal zu Wort, selbst Schildkröte Hettie! Der Schreibstil ist einnehmend und so ist es Leonie Swann nach „Glennkill“, „Garou“ und „Dunkelsprung“ wieder gelungen mich in ihren Bann zu ziehen. Der Humor ist gewohnt trocken, wenn nicht schon fast schwarz. Ich musste einige Male schmunzeln und habe mich gut unterhalten gefühlt.

Aber natürlich behandelt das Buch auch ernstere Themen. Das Altern und seine Folgen spielen ebenfalls eine große Rolle: Gebrechlichkeit, Vergesslichkeit, geistige Verwirrung, der Schrecken eines Seniorenheims, die Angst vor Abhängigkeit, dem Ausgeliefertsein, seine Würde zu verlieren, nicht mehr selbstbestimmt entscheiden zu können und der Einsamkeit. Man sieht, das ist harter Tobak und so stimmt das Buch zusätzlich nachdenklich, macht betroffen oder auch traurig.

„Mord in Sunset Hall“ ist ein skurriles Cosy Crime mit liebenswerten, amüsanten und vor allem authentischen Charakteren. Besonders zu erwähnen ist aber auch der trockene Humor, der auch ernstere Themen „nett“ verpackt.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Perfekte Urlaubslektüre (und für Fans von Outlander)

Ein Schotte kommt selten allein
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Janne bekommt zu ihrem 40. Geburtstag eine Busrundreise nach Schottland geschenkt. Für sie ist das erstmal nicht unbedingt ein Grund zur Freude, schließlich würde sie viel lieber Land und Leute auf eigene ...

Janne bekommt zu ihrem 40. Geburtstag eine Busrundreise nach Schottland geschenkt. Für sie ist das erstmal nicht unbedingt ein Grund zur Freude, schließlich würde sie viel lieber Land und Leute auf eigene Faust erkunden. Ihre Reisegruppe ist laut, schrill und so gar nicht auf ihrer Wellenlänge. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hetzt ihr Reiseleiter sie auch noch von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. So kommt es, dass Janne sich bei all dem Stress plötzlich im falschen Bus wiederfindet. Einziger Lichtblick: ihr überaus sympatischer und attraktiver neuer Sitznachbar Alex. Doch wie kann sie jetzt wieder zu ihrer eigenen Gruppe aufschließen? Und will sie das überhaupt?

Das Buch ist aus Jannes Perspektive geschrieben und ich konnte mich so gut in sie hineinversetzen, denn für mich wäre das alles auch nichts. Sie ist sowieso eher eine Einzelgängerin, Menschenmengen sind nicht so ihr Ding. Bildung ist ihr ziemlich wichtig und sie beschreibt sich auch selber als Nerd und kleine Besserwisserin. Sie ist ein großer Fan von Outlander und hat auch deshalb schon lange von einer Reise nach Schottland geträumt. Umso entsetzter ist sie dann, als ihre Freundinnen sie mit ihrem Geschenk ins kalte Wasser schmeißen, so dass sie ihre Komfortzone definitiv verlassen muss. Ab und an spricht sie schon relativ von oben herab über ihre Mitreisenden. Allerdings kam das nicht arrogant oder zickig rüber, sondern eher witzig. Ich mochte sie auf jeden Fall sehr gerne und habe die ganze Zeit über mit ihr mitgefiebert.

Als sie Alex trifft, war dieser mir sofort sympatisch. Er ist zuvorkommend, hilfsbereit und immer positiv eingestellt. Ohne ihn wäre Janne tatsächlich aufgeschmissen gewesen. Dennoch wird schnell klar, dass er ein Geheimnis hütet. Es kam zu einigen Missverständnissen, die den Leser manchmal haben verzweifeln lassen, weil sie doch fast offensichtlich sind.

Jannes Reisegruppe besteht teilweise natürlich schon irgendwie aus Stereotypen, die vor allem ziemlich überspitzt dargestellt werden. Dies ist alles ziemlich amüsant anzusehen und ich musste einige Male schmunzeln, aber auch den Kopf schütteln. Da musste Janne wirklich einiges mitmachen. Ob man sich das alles so gefallen lassen würde?

Für mich ist "Ein Schotte kommt selten allein" die perfekte Urlaubslektüre. Das Ganze ist locker und leicht zu lesen, dabei habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Beim Lesen bekommt man richtig Lust Schottland kennen zulernen und auch darauf Outlander endlich selber zu gucken. Schön fand ich daher zudem die Anspielungen und Bezüge auf eben genannte Serie, auf Braveheart oder auf Harry Potter.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Griz zeigt uns, was wichtig ist

Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt
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Griz lebt mit seiner Familie und den beiden Terriern Jess und Jip auf einer abgelegenen Insel. Sie versorgen sich selber in dem sie jagen, fischen, sammeln oder eben „wickingern“. Sie gehören zu den wenigen ...

Griz lebt mit seiner Familie und den beiden Terriern Jess und Jip auf einer abgelegenen Insel. Sie versorgen sich selber in dem sie jagen, fischen, sammeln oder eben „wickingern“. Sie gehören zu den wenigen tausend Menschen, welche die Apokalypse überlebt haben. Die Welt, wie wir sie kennen, existiert schon sehr lange nicht mehr. Es gibt keine Regierung, keine Grenzen, die Natur erobert Städte zurück und alles befindet sich im Verfall. Was genau damals passiert ist, weiß niemand so genau.

Als eines Tages ein Fremder auf die Insel kommt, ist das allein schon etwas besonderes. Doch dann stiehlt er Griz Hund Jess. In einer Welt, in der es nahezu keine Menschen und dementsprechend fast keine Kontakte mehr gibt, zählt ein Hund noch viel mehr zur Familie als heute. Daher kann Griz den Diebstahl auch nicht einfach auf sich sitzen lassen und verfolgt den Fremden. Er ist bereit alles zu tun, um Jess zu befreien und nach Hause zu bringen.

„Ein Junge, sein Hund und das Ende der Welt“ ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Es ist eine Art Tagebuch, in dem Griz beschreibt, was er auf seiner Reise und der Suche nach Jess alles erlebt. Es ist unheimlich spannend mit ihm über das Meer zu segeln, untergehende Städte zu betreten und die Überbleibsel unserer Zivilisation zu entdecken. Das alles aus der Sicht eines Jungen zu erleben, der noch nie Musik gehört und niemals einen richtigen Baum gesehen hat, der sich das Ausmaß einer Menschenmenge oder gar einer Stadt überhaupt nicht vorstellen kann, ist unheimlich interessant und wirft ein ganz anderes Licht auf unser heutiges Leben.

Das Szenario und die Atmosphäre sind natürlich eher düster und bedrückend. Grade die Vorstellung, dass Griz durch unsere verfallene Welt wandert, Mutmaßungen über unser Leben und die Funktion der Gegenstände aufstellt, die wir genutzt haben, ist irgendwie niederschmetternd. All sein Wissen bezieht er aus Büchern oder vom Hörensagen. Weder er, noch seine Eltern haben unser Zeitalter noch erlebt.

Auch wenn in dieser Dystopie nicht immer etwas passiert und es teilweise vielleicht ein wenig langatmig erscheinen mag, geschieht doch so viel zwischenmenschliches, beängstigendes, erschreckendes und eben auch spannendes. Es gibt ein paar Wendungen, die aus den Socken hauen.

C.A. Fletcher erzählt die Geschichte eines Jungen, der trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt, sein Ziel verfolgt, für die kämpft, die er liebt und dabei sein gutes Herz nicht verliert. Griz zeigt uns, was wirklich wichtig ist: Familie, Freundschaft, Zusammenhalt und Menschlichkeit.

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