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Veröffentlicht am 13.05.2020

Zufluchtsort für Frauen in Not

Das Haus der Frauen
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Die französische Autorin Laetitia Colombani erzählt in das „Haus der Frauen“ die Geschichte eines besonderen Hauses mitten in Paris und die zweier Frauen in verschiedenen Jahrhunderten, in deren Leben ...

Die französische Autorin Laetitia Colombani erzählt in das „Haus der Frauen“ die Geschichte eines besonderen Hauses mitten in Paris und die zweier Frauen in verschiedenen Jahrhunderten, in deren Leben dieses Haus und seine Bewohnerinnen eine wichtige Rolle spielen.

Blanche Peyron lebte vor gut 100 Jahren für die Heilsarmee und ihre Ideale und half den Ärmsten der Armen. Dabei fiel ihr auf, dass es für notleidende, Schutz suchende Frauen viel zu wenige Notunterkünfte gab, um dem Elend zu entkommen. Daher setzte sie, obwohl sie selbst ein schweres Lungenleiden hatte, alles daran, einen leer stehenden Gebäudekomplex in Paris für ihre Organisation zu erwerben, um sehr viel mehr Frauen einen Zufluchtsort bieten zu können.

Solène ist eigentlich eine erfolgreiche Anwältin im Paris von heute. Nachdem sich einer ihrer Mandanten nach einem verlorenen Prozess vor ihren Augen das Leben nimmt, leidet sie an Burn-Out und landet in einer Klinik. Ihr Psychologe rät ihr, sich ehrenamtlich zu engagieren und so landet sie als Schreiberin im Haus der Frauen, das auch heute noch Frauen aller Altersgruppen und Nationalitäten ein Zuhause für kurze oder auch lange Zeit bietet. Sie verfasst auf Wunsch Briefe für die Frauen, die nicht richtig schreiben können oder nicht sicher in der französischen Sprache sind. Im Verlauf des Romans lernt man so viele verschiedene Frauenschicksale kennen und erfährt, wie sie im Haus der Frauen gelandet sind. Diese Geschichten lassen auch Solène nicht kalt. Zugleich wächst sie aber mit ihrer neuen Aufgabe und überwindet so ihre Depression.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn die Schicksale der einzelnen Bewohnerinnen oft keine leichte Kost darstellen. Laetitia Colombani schildert diese sehr detailliert und ungeschönt. Sie zeigt auch auf, dass das Zusammenleben so unterschiedlicher Persönlichkeiten und die Arbeit mit den Frauen alles Andere als einfach ist und dass man niemanden aufgrund des ersten Eindrucks verurteilen sollte. Gleichzeitig würdigt sie mit ihrem Buch, die fast in Vergessenheit geratene Blanche Peyron, die etwas Großartiges für Generationen von Frauen in Not geschaffen hat. Und auch Solène ist eine Frau, in die ich mich gut hineinversetzen kann, die starke Anwältin, die sich insgeheim aber doch oft schwach fühlt und sich nach Liebe und danach, dazuzugehören, sehnt. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Darum prüfe, wer sich ewig bindet...

Die Mitte ist ein guter Anfang
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Eva bekommt zum 49. Geburtstag von Arne, dem Vater ihrer fast volljährigen Tochter, einen überraschenden Heiratsantrag. Sie ist sich aber nicht wirklich sicher, ob sie nach so vielen Jahren "wilder Ehe" ...

Eva bekommt zum 49. Geburtstag von Arne, dem Vater ihrer fast volljährigen Tochter, einen überraschenden Heiratsantrag. Sie ist sich aber nicht wirklich sicher, ob sie nach so vielen Jahren "wilder Ehe" überhaupt noch heiraten möchte und, ob sie ihre Beziehung überhaupt noch als glücklich bezeichnen würde. Dazu kommen lauter Trennungen und Beziehungsprobleme um sie herum, die zur Verunsicherung beitragen. Ihre beste Freundin Carla ist dreimal geschieden, bei ihren Eltern kriselt es und auch im Freundeskreis kommt es zu Trennungen. Auch die Suche nach einem Termin, einer Location, nach dem Kleid und nach Ringen gestaltet sich sehr anstrengend und droht die Lust auf das Heiraten zu verderben.

Der Roman zeigt auf, dass Hochzeitsvorbereitungen ganz schön anstrengend sein können und nimmt auch einige Klischees, wie Hochzeitsmessen, den Kleiderkauf mit Freundinnen und Junggesellinnenabschiede auf die Schippe. Dadurch sind immer wieder humorvolle Szenen enthalten. Gerade für künftige Bräute ist einiges sicher ganz aufschlussreich. Es fehlt aber auch nicht an einer guten Dosis Tiefgang, weil man mit der Protagonistin und ihrem Zwiespalt mitfühlt, ob sie nun den Schritt gehen soll oder sich sogar trennen. Und, wie es ausgeht, ist lange nicht vorhersehbar. Der Schreibstil von Franka Bloom ist sehr lebendig, anschaulich und gut lesbar.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Mein Vater der (Tanz-)Bär

Pandatage
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Danny und sein elfjähriger Sohn Will haben es alles Andere als leicht. Liz, die Mutter des Jungen starb vor einem Jahr bei einem Autounfall. Seitdem spricht Will nicht mehr, er leidet unter selektivem ...

Danny und sein elfjähriger Sohn Will haben es alles Andere als leicht. Liz, die Mutter des Jungen starb vor einem Jahr bei einem Autounfall. Seitdem spricht Will nicht mehr, er leidet unter selektivem Mutismus, was seinem Vater große Sorgen macht und Will zum Sonderling in seiner Schule, auf den es die Clique der coolen Jungs abgesehen hat. Und zu allem Überfluss kommen auch noch finanzielle Probleme dazu, Danny schafft es mit seinem Job als Hilfsarbeiter auf dem Bau kaum, für die Miete aufzukommen und hat Schulden bei seinem Vermieter, die der mit Hilfe brutalster Methoden einzufordern versucht. Doch dann verliert Danny auch noch seine Arbeit und findet keine neue, was die Lage endgültig aussichtslos erscheinen lässt. Vor lauter Verzweiflung beschließt er, es, trotz mangelndem Talentes, als Straßenkünstler im Park zu versuchen und zwar tanzend im Pandakostüm. Die Demütigung ist natürlich erst einmal vorprogrammiert, aber er findet so auch neue Freunde, wenngleich seine Lage weiter aussichtslos erscheint.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Danny und Will sind sehr liebenswerte Protagonisten und man muss einfach mit ihnen mitfühlen. Die Charaktere sind überzeugend ausgestaltet. Durch Themen wie die Trauerbewältigung und Mobbing ist eine gute Portion Tiefgang geboten. Dennoch gibt es aber auch immer wieder humorvolle Szenen. Der Schreibstil ist angenehm lesbar und die Handlung fesselnd, da man wissen möchte, ob irgendwann doch noch alles gut wird.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Eine gelungene Mischung aus Mode, Liebe und Tiefgang

Die Kleider der Frauen
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Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, in deren Mittelpunkt jeweils eine starke Frau steht. Estella arbeitet 1940 im, von den Deutschen besetzten Paris, als Schneiderin und fertigt nebenbei Zeichnungen ...

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, in deren Mittelpunkt jeweils eine starke Frau steht. Estella arbeitet 1940 im, von den Deutschen besetzten Paris, als Schneiderin und fertigt nebenbei Zeichnungen auf Haute Couture Schauen an, mit deren Hilfe anschließend günstige Imitate hergestellt werden. Nachdem sie unbeabsichtigt in eine Mission der Resistance verwickelt wurde, muss sie mit einem der letzten Schiffe nach Amerika fliehen, erst in diesem Zusammenhang erfährt sie von ihrer Mutter, das ihr Vater Amerikaner war. In den USA trifft sie dann auf einer Party genau den Mann wieder, der in Paris an der Mission der Resistance beteiligt war, die zu ihrer überstürzten Abreise geführt hat und er übt eine große Faszination auf sie aus, auch wenn sie sich zunächst dagegen wehrt. Aber nicht nur das, plötzlich steht ihr auch noch ihre Doppelgängerin gegenüber und neben ihrem Kampf, als eigenständige Designerin in Amerika Fuß zu fassen und in Liebesdingen das Richtige zu tun, hat sie auch einiges zu klären, was ihre Familiengeschichte angeht.

In der zweiten Zeitebene, im Jahr 2015, steht Fabienne, die Enkelin von Estella im Mittelpunkt, die von der Mode ihrer Großmutter fasziniert ist, aber noch etwas davor zurück scheut, in deren große Fußstapfen zu treten. Die beiden Frauen haben aber ein sehr enges Verhältnis und Fabienne beginnt, nach und nach immer mehr Geheimnisse ihrer Familiengeschichte aufzudecken. Handlungsorte im Jahr 2015 sind Paris, New York und Australien, wo Fabienne geboren ist. Und auch Estellas Enkelin sucht noch nach der großen Liebe.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, ich mag es sehr, wenn Bücher sowohl in der Vergangenheit als auch, durch eine zweite Zeitebene, in der heutigen Zeit spielen. Hier habe ich mehr über die gefährliche Arbeit der Resistance erfahren und gleichzeitig aber auch über die Modeindustrie der damaligen Zeit. Dass die Protagonistinnen immer wieder Schicksalsschläge zu verkraften hatten, sorgte ebenfalls für eine gute Portion Tiefgang. Der Schreibstil des Romans war angeblich lesbar und die Handlung hat mich gefesselt. Die verschiedenen Zeitebenen sorgten noch einmal zusätzlich für Spannung. Ich empfehle den Roman daher gerne weiter!

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Veröffentlicht am 13.04.2020

Der Stoff aus dem die Träume sind

Die Seidenvilla
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Wie der Titel und die Covergestaltung schon vermuten lassen, spielt im ersten Band der neuen Trilogie von Tabea Bach der Stoff Seide eine wichtige Rolle und der Handlungsort ist Norditalien, wo die traditionelle ...

Wie der Titel und die Covergestaltung schon vermuten lassen, spielt im ersten Band der neuen Trilogie von Tabea Bach der Stoff Seide eine wichtige Rolle und der Handlungsort ist Norditalien, wo die traditionelle Seidenweberei früher ein wichtiger Handwerkszweig war.

Angelas Ehemann stirbt nach längerer Krankheit viel zu jung, ihre Tochter hat gerade ihr Studium begonnen und wird selbstständig und ihr fällt zuhause im Speckgürtel Münchens die Decke auf den Kopf, weil sie alles an ihren verstorbenen Mann erinnert. Daher nimmt sie kurz entschlossen die Einladung von Tess, einer alten Freundin ihrer verstorbenen Mutter, an, sie in Asenza, einer fiktiven Stadt im Großraum Venedig zu besuchen, an.

Tess hat ihren Mann vor längerer Zeit ebenfalls verloren und weiß, wie Angela sich fühlt und was sie braucht. Zudem lebt sie in einem traumhaften Anwesen und muss sich wenig Gedanken um Geld machen. Sie ist es auch, die Angela die alte Seidenweberei des Örtchens zeigt. Diese ist sofort fasziniert von der Handwerkskunst und den edlen Stoffen und ihre alte Leidenschaft aus dem Studium ist wieder geweckt. Als der kleinen Manufaktur die Schließung droht, bieten sich dann sogar ganz neue Möglichkeiten für Angela, sofern sie sich traut und bereit ist, ihr altes Leben in Deutschland hinter sich zu lassen.

Die Autorin Tabea Bach hat ausgiebig für diesen Roman recherchiert und der Leser erfährt viel über das Handwerk der Seidenweberei, die Färbertechniken und darüber, wie viel Arbeit in diesem edlen Stoff steckt. Auch das Italien-Feeling kommt nicht zu kurz, indem immer wieder appetitweckende Speisen und typische Getränke aus dem Veneto erwähnt werden und auch anschauliche Beschreibungen der Landschaft und alter Gebäude dafür sorgen, dass man sich gut vorstellen kann, wie Angelas Leben in Asenza aussieht.

Die beiden Protagonistinnen Angela und Tess sind mir beide ans Herz gewachsen, da sie sehr sympathisch sind. Auch die weiteren Charaktere haben zwar teilweise ihre Ecken und Kanten, aber sind dennoch (fast) alle liebenswert. Der Schreibstil von Tabea Bach ist gut lesbar und es fällt schwer, das Buch nicht in einem Zug durchzulesen. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den zweiten Teil dieser Trilogie um die Seidenweberei in Asenza.

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