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Veröffentlicht am 14.05.2020

Kinder brauchen verlässliche, liebevolle Eltern

Gone Baby Gone
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"Kinder brauchen Wurzeln, die sie festigen, ihnen sicheren Halt geben und Flügel, die sie in die Welt hinaustragen, um Erfahrungen zu sammeln um sich selbst erleben zu können." (Buch Vernachlässigung der ...

"Kinder brauchen Wurzeln, die sie festigen, ihnen sicheren Halt geben und Flügel, die sie in die Welt hinaustragen, um Erfahrungen zu sammeln um sich selbst erleben zu können." (Buch Vernachlässigung der Vernachlässigung)
Eines Abends wird die vierjährige Amanda McCready vermisst. Helene die Mutter hat sie unbeaufsichtigt gelassen, während sie bei einer Freundin war. Die Polizei geht jeder Spur nach, doch Amanda bleibt weiter verschwunden. Aus Verzweiflung werden von der Familie die Privatdetektive Patrick Kenzie und Angela Gennaro angeheuert. Nach einer Lösegeldforderung vermuten sie einen Erpressungsfall im Drogenmilieu. Doch nach der geplatzten Übergabe verdichtet es sich für Patrick und Angie immer mehr, dass man sie an der Nase herumführt und man mit Ihrem Leben spielt. Bei Ihrer weiteren Suche kommen sie in einschlägige Kreise von Pädophilen und Kinderschändern, was den beiden sonst eher robusten Detektiven zusetzt. Bis sie am Ende sogar selbst entscheiden müssen, ob sie für Recht und Gesetz oder für die Menschlichkeit sind.

Meine Meinung:
Mit einem wichtigen Thema befasst sich hier der inzwischen sechste Fall der beiden Privatdetektive. Der Schreibstil unterhaltsam, spannend, überaus detailliert, manchmal sogar für mich konfus und verwirrend, was sicher daran lag, dass es mein erstes Buch von dem Autor ist. Zu Beginn lernt man Amandas Mutter näher kennen und ich bin entsetzt, was für eine Mutter sie ist, sichtlich durch Drogenmissbrauch gezeichnet. Den Amanda fällt in der Schule auf, dass sie ruhig manchmal sogar regelrecht apathisch ist. Die beiden Detektive stellen fest, dass Amanda von Ihr vernachlässigt wird. Der Bezug zum Drogenmilieu macht den Fall noch verwirrender, den der Täter könnte aus diesem sein oder jemand, der für Amanda eine besser Zukunft möchte. Hart dagegen waren die Einblicke in Pädophilen Szene, wo der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt und alles recht detailliert beschreibt, was sie einem Kind angetan haben. Da musste ich schon wirklich schlucken, als ich das las. Mitunter war mir jedoch gerade die Detailverliebtheit des Autors schon ein bisschen zu viel. Hier hätte man durchaus die eine oder andere Seite kürzen können. So ist es also auch kein Wunder, wenn dieses Buch fast 600 Seiten hat. Doch die Thematik lässt mich nicht los, den es ist schon etwas, worüber wir als Gesellschaft nachdenken sollten. Die Charaktere waren mir mitunter auch ein bisschen zu viel, da hätte ein Personenregister sicher gutgetan. Patrick Kenzie mit seinem Ehrgeiz und Engagement, sowie seine sympathische, einfühlsame aber auch durchaus toughe Partnerin Angela Gennaro (Angie) haben mir sehr gut gefallen. So das mich dieses Buch neugierig auf weitere Fälle von ihnen gemacht hat. Unfassbar fand ich das häufige Verwirrspiel in diesem Buch. Wer denkt, dies ist der Täter, der hat sich schnell geirrt, den Lehane hat bis zum Schuss noch weitere Wendungen. So war ich am Ende total überrascht, den dies hätte ich so gar nicht erwartet. Lassen Sie sich auf krasse Ermittlungen, ein Thema das immer aktuell ist und auf Detektive mit einem unfassbaren Spürsinn ein. Weil es für mich doch ein wenig zu viele Längen hatte, gibt es 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Das Verschwinden von Komapatienten gibt Rätsel auf

Die Patientin
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"Lebe so, als müsstest du sofort Abschied vom Leben nehmen, als sei die Zeit, die dir geblieben ist, ein unerwartetes Geschenk." (Mark Aurel)
Nathaniel und der 4-jährige Silas machen ihren monatlichen ...

"Lebe so, als müsstest du sofort Abschied vom Leben nehmen, als sei die Zeit, die dir geblieben ist, ein unerwartetes Geschenk." (Mark Aurel)
Nathaniel und der 4-jährige Silas machen ihren monatlichen Besuch bei Carole Stein Silas Mutter, die seit seiner Geburt im Wachkoma liegt. Nathaniel die Caroles Leben gerettet hat, ist zu Silas großer Stütze geworden. Umso erstaunter sind beide, als plötzlich eine fremde Frau an Caroles Stelle in ihrem Bett liegt. Als zudem Nathaniel dann noch sehr konträre Antworten zum Verbleib von Carole bekommt, ist er sich sicher, hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Denn wenn sie gestorben wäre, müsste es doch ein Grab und einen Totenschein geben. Für Nathaniel steht fest, er braucht wieder einmal die Hilfe von Journalistin Milla Nova. Als Milla herausfindet, dass noch weitere Komapatienten verschwunden sind, wittert sie eine große Story. Wird sie Carole und die anderen Komapatienten rechtzeitig finden?

Meine Meinung:
Passend zum ersten Band, wieder ein recht düsteres Cover. Der Schreibstil war interessant, flüssig, unterhaltsam, spannend, in kurze Kapitel und mehreren Handlungssträngen eingeteilt. Vier Jahre sind seit dem ins Land gegangen, als der blinde Nathaniel seiner damaligen Anruferin zu Hilfe kam und sie unter spannendem Einsatz gerettet wurde. Leider liegt sie seit dieser Zeit im Koma und konnte bis dahin noch nicht einmal ihren Sohn Silas sehen. Doch wenigstens hat sein Pate Nathaniel dafür gesorgt, dass Silas seine Mutter regelmäßig besuchen darf, selbst wenn es den Pflegeeltern bei denen er lebt, so gar nicht passt. Was für eine tragische Geschichte denkt man, doch als dann Carole verschwunden ist und das Verwirrspiel zwischen Leben und Tod beginnt, wird es immer interessanter. Der Autorin ist hier eine wieder tolle Geschichte gelungen, selbst wenn mich manches an den Film "Fleisch" aus dem Jahr 1979 erinnert. Doch tragischerweise hat sie diesmal Nathaniel etwas blass erscheinen lassen, der doch gerade in ihrem Debüt so geglänzt hat. Ich war natürlich darauf gefasst, dass er auch hier wieder der strahlende Held sein wird. Stattdessen hat sie die flippige, unstete Journalistin Milla Nova hier groß herausgebracht, was ja ebenfalls ganz in Ordnung ist. Nur leider mag ich Millas Wankelmütigkeit in Sachen Privatleben überhaupt nicht. Deshalb fehlte mir Nathaniel, der gerade als Blinder sehr viel mehr tun kann, was viele nicht wissen. Und genau das war es, was mich an ersten Band so fasziniert hat. Das Erlebnis, das ein blinder Mensch nicht abgeschrieben ist, sondern im Gegenteil sogar jemandem helfen kann. Diesmal hingegen wirkte er für mich eher wie ein Blinder, verloren, einsam und unfähig irgendetwas zu bewirken. Selbst am Ende fragte ich mich, warum ist er da Milla zu Hilfe geeilt? Nein das war nicht mein Held vom letzten Mal. Ich denke, die Autorin wird sich gut daran tun wieder Nathaniel mehr in den Vordergrund zu rücken, den ich glaube, das ist das, was der Leser erleben möchte. Ich will einen starken blinden Helden, der die meiste Zeit sein Leben im Griff hat. Da darf er sich dann ruhig auch mal überfordern und zu viel zumuten. Was ich hingegen nicht möchte, ist ein zerbrechlicher Nathaniel, der sich nichts mehr zutraut, wie es teilweise hier der Fall ist. Gefreut hat mich, dass ich erfuhr, was mit Carole inzwischen passiert ist. Ich würde mir wünschen, weiterhin wenigstens ein wenig zu erfahren, wie es mit Silas weitergeht. Krass ist hingegen die Geschichte um die Unsterblichkeit und das Einfrieren von Verstorbenen (Kryonik), um sie später wieder zum Leben zu erwecken und zu heilen. Für mich eine Sache, die ich nach wie vor nicht nachvollziehen kann. Selbst wenn es diese Möglichkeit heute schon gibt, erscheint sie mir immer noch utopisch. Jedenfalls wünsche ich mir weitere Krimis mit Nathaniel und Milla Nova und vergebe diesmal nur 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Wenn ein Neuanfang Veränderungen mit sich bringt

Dünentraumsommer
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"Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte." (Gustav Heinemann)
Mariekes Leben hat sich nach dem frühen, unverhofften Tod ihres Ehemanns Daniel schlagartig verändert, sie ...

"Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte." (Gustav Heinemann)
Mariekes Leben hat sich nach dem frühen, unverhofften Tod ihres Ehemanns Daniel schlagartig verändert, sie muss nun alleine für ihr Kind sorgen. Als sich dann Emils Asthma Erkrankung immer mehr verschlechtert, rät der Arzt ihr zu einer Klimaveränderung und Umzug an die Nordsee. Aber wie soll man die Heimat verlassen, wenn jede Erinnerung an Daniel dort ist? Zudem müsste sie die Eltern und ihre beste Freundin Sanne zurücklassen. Doch dann ist die Entscheidung getroffen und die beiden möchten in St. Peter-Ording einen Neuanfang beginnen. Im Reetdachhaus von Berta Tetens finden sie ein neues Zuhause und werden zudem von Berta liebevoll umsorgt. Als Marieke bei ihrer Arbeit im Pflegedienst die Einsamkeit der alten Menschen sieht und Bertas Liebe zum Backen entdeckt, kommt Marieke eine Idee. Sie gründet einen Kuchen-Club. Schnell werden die Oma Kuchen der Renner in St. Peter-Ording.

Meine Meinung:
Das charmante Cover mit dem Einblick und Flair der Nordsee macht einen förmlich neugierig auf diese Geschichte. Der Schreibstil ist einfach, locker, flüssig und in kürzere Kapitel aufgeteilt. Am Ende des Buches sich noch vereinzelte Rezepte vom Kuchen-Club zu finden. Es beginnt mit einem recht traurigen Einstieg, mit dem frühen Tod von Mariekes Mann und der Erkrankung von Sohn Emil. Doch dann wird die Geschichte zusehends positiv und sie sprüht förmlich vor guter Laune, Liebe, Humor und nordischem Flair. Ich spüre zugleich das Feeling der Nordsee mit Tee, Meer, Strand, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und jede Menge guter Laune. Zudem kann ich förmlich den Duft des Meeres und der Kuchen riechen, die im Buch mit so viel Liebe gebacken werden. Nur manchmal habe ich den Eindruck, die Charaktere ernähren sich nur von Kuchen und Süßem. Außerdem hätte ich gerne ein wenig mehr Tiefgang bei den einzelnen Personen erhofft. Wenn so viele alte Menschen zusammen kommen, da erwarte ich doch etwas, aus ihrer Vergangenheit zu erfahren. Jedoch selbst von Berta erfuhr ich viel zu wenig aus ihrem persönlichen Leben, was ich recht schade fand. Und auch Mariekes Eltern und Sanne sind nach dem Umzug an die Nordsee völlig abgeschrieben, was ich ebenso nicht ganz nachvollziehen kann. Doch sonst ist es eine recht nette, einfach gestrickte Geschichte, die zumindest Spaß auf Urlaub, Meer, Sonne, Strand und Kuchen macht. Die Charaktere sind dabei sehr gut durchdacht, nur hätte ich wie schon erwähnt mir von manchen etwas mehr erhofft. Gut dargestellt wird Marieke, die ihr Herz am rechten Fleck und vor allem ein Händchen im Umgang mit älteren Menschen hat. Emil ist ein aufgeweckter, offener und neugieriger Junge, dem ein wenig der Vater fehlt. Berta ist mir sofort sympathisch, ihre liebenswerte, herzliche Art, mit der sie Marieke und Emil bei sich aufnimmt, gefällt mir außerordentlich gut. Innerhalb kurzer Zeit wird sie für die beiden wie eine Großmutter. Und zuletzt noch der charmante, zuvorkommende Marc der recht schnell ein Auge auf Marieke geworfen hat. Wer also eine Geschichte zum Wohlfühlen und Entspannen für den nächsten Urlaub sucht, der ist hier richtig, von mir gibt es 4 von 5 Sterne dafür.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Eine Liebe die sich im Ziegenstall findet

Dorthin, wo der Tag anbricht
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Nichts ist so hoffnungslos, dass wir nicht Grund zu neuer Hoffnung fänden. (Niccoló Machiavelli)
Pennsylvania, 1897:
Julia Broeder eine Medizinstudentin kümmert sich rührend um einen verletzten Kampfhund ...

Nichts ist so hoffnungslos, dass wir nicht Grund zu neuer Hoffnung fänden. (Niccoló Machiavelli)
Pennsylvania, 1897:
Julia Broeder eine Medizinstudentin kümmert sich rührend um einen verletzten Kampfhund und wird dafür aus ihrer Fakultät für Medizin ausgeschlossen. Wieder einmal hat sie ihr starker Gerechtigkeitssinn für Schwächere sie in diese Misere gebracht. Doch sie konnte nicht einfach den armen Hund wieder an seinen unbarmherzigen Besitzer zurückgeben. Nun steht sie kurz vor ihrem Abschluss, mit nichts da und muss ihren Traum Missionsärztin zu werden wohl aufgeben. Dabei hat sie ihr Gönner Nickolaas Vandermark doch so lange unterstützt, was wird er nun von ihr denken? Aber vielleicht ist er selbst der Einzige, der ihr nun noch weiterhelfen kann? Deshalb macht sich Julia zu seinem Anwalt Ashton Carlyle auf, doch dieser serviert sie eiskalt ab. Jetzt bleibt ihr wohl keine andere Möglichkeit mehr, als im Ziegenstall von Mr. Hofstad zu arbeiten.

Meine Meinung:
Ein Roman der "Kleinen Auszeit-Reihe" bringt mich nach Pennsylvania ins Jahr 1897, als es noch recht ungewöhnlich ist, das Frauen Medizin studieren. Die Historikerin und Autorin Elizabeth Camden kenne ich bisher noch nicht. Ihr Schreibstil ist flüssig, locker, unterhaltsam und in kürzere Kapitel eingeteilt. Dabei geht es im Plot um eine junge Medizinstudentin, die durch ihr eigenes Verschulden in eine missliche Lage geraten ist. Nur gut, dass die Broeder so ein gutes Ansehen bei der Familie Vandermark besitzen. Doch hier kommt gleich mein kleines Problem, das ich mit diesem Buch hatte. Den weshalb die Familie Broeder so ein Ansehen bei dieser Familie hat, erfährt der Leser leider nicht, was mich etwas enttäuschte. Julia selbst wollte schon immer Gutes tun und die Welt kennenlernen. Deshalb ist ihr größter Traum Missionsärztin zu werden. Ebenso hat Ashton Carlyle schon immer ein Faible für Marco Polo und seine Reisen, jedoch diesen hat er schon längst in seinem Alltag aufgegeben. Eine recht eigenwillige Geschichte, bei der es um Tierliebe, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Starrsinn, Ängste und Unsicherheit geht und sich die Liebe in einem Ziegenstall findet. Ich selbst jedoch fand das, das Thema Glaube, für das diese Bücher eigentlich stehen, zu wenig ausgeprägt dargestellt wurde. Da hätte ich schon ein wenig mehr erwartet, als lediglich Mission und Hilfsbereitschaft in den Vordergrund zu stellen. Ansonsten hat mir Julia mit ihrem Dickkopf gut gefallen, sie hat meiner Meinung nach ihr Herz am rechten Fleck und setzt sich für Menschen und Tiere in Not ein. Ashton dagegen war zu Beginn recht arrogant und unsympathisch, wurde jedoch gegen Mitte des Buches für mich freundlicher und sympathischer. Irgendwo kann ich ihn ja verstehen seine eigene Verbitterung, dass seine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind. Dazu kommt noch die Arbeit unter einem Patriarchen, das macht sein Leben nicht schöner. Doch wie schon oben erwähnt fehlt mir hier, dass man das Geheimnis um diesen Patriarchen nicht lüftet und ich als Leser so im Ungewissen bleibe. Zwar wird, wie ich gelesen habe in ihrem Roman "Das Anwesen" weiter über Dierenpark, dem Anwesen der Familie Vandermark berichtet, doch darin scheint es sich hauptsächlich um Julias Freundin Sophie zu handeln. Doch Sophie kommt in dieser Geschichte nur als Nebendarsteller, vor was mich daraus schließen lässt, dass es im Folgeroman nicht mehr von Julia und dem Geheimnis erfahren werde. Selbst wenn die Geschichte um Julia und Ashton ein gutes Ende fand, lässt mich die Geschichte diesmal ein klein wenig unbefriedigt zurück, darum von mir nur 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Wie ein Jude, Christen und Juden versöhnen möchte

Hilfe, Jesus, ich bin Jude
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"Nur dann, wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei." (Johannes 8,36)
Am 8. April 1959 kommt Anatoli Uschomirski in Kiew zur Welt, der neugierige Junge wird schon recht früh mit seinen jüdischen ...

"Nur dann, wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei." (Johannes 8,36)
Am 8. April 1959 kommt Anatoli Uschomirski in Kiew zur Welt, der neugierige Junge wird schon recht früh mit seinen jüdischen Wurzeln konfrontiert. In der Schule verprügelt und als "Stinkender Jude" tituliert, merkte er schnell, dass er anders ist als die anderen. Ständig hatte er Angst als Jude aufzufallen und verprügelt oder verspottet zu werden. Recht früh stellt er seinen Eltern Fragen, wie: "Was heißt es, ein Jude zu sein? Ist es etwas Schlechtes, ein Jude zu sein? Kann ein Jude ein Nichtjude werden, um sich alle Unannehmlichkeiten im Leben zu ersparen?" Doch seine Mutter kann ihm diese Fragen nicht beantworten. Recht jung und unerfahren heiratet er Irina Kaz und muss schnell feststellen, dass die Ehe kein Abenteuer, sondern ein gegenseitiges Geben und Nehmen ist. Weiterhin will er mehr über seine jüdischen Wurzeln wissen und entdeckte dabei, das viele seiner Verwandten 1941 bei einem schrecklichen Massaker in Babyn Yar (Babyn Jar) ums Leben kamen. Er beginnt die Deutschen zu hassen und begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit für sein Leben. Antworten jedoch findet er nicht im Judentum, Philosophie oder Esoterik. Erst als er ein Buch von Stan Telchin entdeckt und liest, werden ihm die Augen geöffnet, wo er Hilfe und Erlösung findet. Er nimmt Jesus als Erlöser an, besucht Gottesdienste von messianischen Juden und reist schließlich 1992 mit seiner Familie nach Deutschland aus, wo sie heute noch leben. Seit 1994 engagiert er sich dort beim Evangeliumsdienst für Israel (EDI), gründete eine jüdisch-messianische Gemeinde und hält viele Vorträge in ganz Europa. Immer davon das sich Juden und Christen annähern und versöhnen sollen.


Meine Meinung:
In dem Buch von Anatolis Lebensgeschichte geht es sehr viel um Versöhnung von Juden und Christen. Es geht darum, wie sein Weg zum Glauben an Jesus geführt hat. Er zeigt Ängste auf, die einige Juden haben, falls sie Jesus als ihren Erlöser annehmen. Schildert von seinen Schwierigkeiten als Jude unter Christen und ebenso als messianischer Jude unter Juden. Anatoli schildert, wie er Menschen hilft die noch immer unter ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit leiden und spricht ihnen so weit möglich Vergebung zu. Er berichtet von seinem Theologiestudium und was dieses bei ihm auslöst. Schildert über seinen Glauben an Jesus, wie er befreit und er trotzdem noch Jude sein darf. Auch seine Frau Irina, mit der er inzwischen über 40 Jahre verheiratet ist, kommt mehrmals zu Wort und zeigt, ihre unterschiedliche Sicht. Schön fand ich den Bildteil in der Buchmitte, der das Ganze noch etwas auflockert. Interessante Leserbriefe bei dem es um Belastung und Vergebung geht und er beantwortet Fragen wie:
"Was bedeutet es, ein Jude zu sein, der an Jesus glaubt?
Hellenistisches oder hebräisches Denken?"

Im Anhang befindet sich eine Zusammenfassung und weitere Themen:
- Wie Juden und Christen die Bibel verstehen
- Messianische Juden und die christliche Kirche
- Die Verfolgung der Juden im Mittelalter
- Die Aufklärung und die Neuzeit
- Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens ....

Besonders diesen Teil fand ich ein wenig trocken und theoretisch, zudem hatte ich mich über diese Themen schon früher informiert. Jedoch für Leser, die sich mit dieser Thematik noch nicht befasst hat, ist der Anhang sehr wertvoll. Ich für meinen Teil hätte allerdings lieber noch etwas mehr über seine jüdische Familie erfahren. Zusammengefasst ist es ein gutes Buch, dass helfen könnte den Riss zwischen Juden und Christen, etwas schmaler werden zu lassen, darum von mir 4 von 5 Sterne.

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