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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2017

Eine Enttäuschung

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Zum Inhalt:
Vier Jahre, nachdem er einen freigesprochenen Mörder niedergeschlagen hat und dafür suspendiert wurde, ist Wolf wieder als Polizist tätig. Doch nun droht ihm besonderes Ungemach: Eine aus verschiedenen ...

Zum Inhalt:
Vier Jahre, nachdem er einen freigesprochenen Mörder niedergeschlagen hat und dafür suspendiert wurde, ist Wolf wieder als Polizist tätig. Doch nun droht ihm besonderes Ungemach: Eine aus verschiedenen Leichen zusammengesetzte Figur wird gefunden, - und ihr Finger weist auf ihn.

Mein Eindruck:
Was hätte aus dieser Grundidee alles werden können, - zuallererst ein gutes Buch. Leider ist nach meinem Dafürhalten jedoch sehr viel verschenkt worden und das hat einige Gründe.
Der erste ist der Sprecher: Ich schätze Herrn Koch als Schauspieler. In Filmen agiert er überzeugend und souverän, - hier achtet er vor allen Dingen auf eine sehr deutliche Aussprache. Das wirkt gekünstelt und führt dazu, dass man die handelnden Personen nicht unterscheiden kann und die Emotionen auf der Strecke bleiben. Aber wenigstens versteht man jedes Wort des lieblosen Textes in aller Klarheit!
Der zweite ist der Protagonist – wobei noch nicht einmal klar ist, wer eigentlich die Hauptperson sein soll – Wolf? Oder eher doch einer seiner Kollegen?? Aber wer auch immer dem Autor vorschwebte – er ist zu wenig präsent, um die Geschichte zu tragen. Die andere Möglichkeit wäre eine Ensemble-Geschichte, aber dafür agieren die Figuren zu neben- statt miteinander.
Der dritte Kritikpunkt ist die verworrene Story: Möglicherweise auch dem Sprecher geschuldet verliert man sehr oft den Faden und überlegt, ob jetzt ein Stück der Vergangenheit beschrieben oder doch in der Gegenwart agiert wird. Die Geschichte springt von einem Schauplatz und einer Zeit zur nächsten und der Leser/Hörer hechelt hinterher – zumeist ohne Überblick. Tja, und dann gibt es noch Sequenzen von unbeschreiblicher Brutalität - unterkühlt vorgetragen - und häuslichem Drama inklusive schwangerer Gattin und Kind in Gefahr. Diese Teilstücke sollten wohl Spannung erzeugen, - aber der echte Nervenkitzel fehlt, nur das Genervtsein bleibt.
Das Finale ist dann der reinste Hohn, wenn auch mit kleiner Überraschung.

Mein Fazit:
Viele grausame Morde, trotzdem irgendwie blutleer, für die interessante Thematik 2 Sterne

Veröffentlicht am 18.03.2017

Guter Beginn, dann jedoch zu absurd und unrealistisch

Kaltes Verlangen
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Zum Inhalt:
Kim hat ein ganz besonderes Hobby: Stalking. Das neueste Objekt ihrer Begierde heißt Anna, duftet nach Vanille und ist mit dem Psychologen Max liiert. Da trifft es sich perfekt, dass Kim ein ...

Zum Inhalt:
Kim hat ein ganz besonderes Hobby: Stalking. Das neueste Objekt ihrer Begierde heißt Anna, duftet nach Vanille und ist mit dem Psychologen Max liiert. Da trifft es sich perfekt, dass Kim ein Trauma hat, welches sich zur Behandlung durch Max anbietet. Die folgende Annäherung gerät fast zu gut und stellt Kims Leben mehr auf den Kopf, als sie in ihren kühnsten Träumen vermutet hätte.

Mein Eindruck:
Nach einem sehr guten Beginn, welcher zur gelungenen Abwechslung die Tätersicht des Stalkings zum Thema hat, nutzt die Autorin ihr erzählerisches Können und den guten Schreibstil leider mehr und mehr dazu, ein immer unglaubwürdigeres und abstruses Szenario zu entwerfen. Die Hauptcharaktere zeichnen sich allesamt durch psychische Störungen aus und auch die Nebenfiguren agieren - gelinde gesagt - unorthodox. Das ist noch gut unter "künstlerische Freiheit" einzuordnen. Als wirklich störend empfand ich jedoch die Handlungen und Begebenheiten, die bei allem Wohlwollen, welches fiktiven und abenteuerlichen Texten entgegenzubringen ist, nicht stimmig waren: Figuren verhalten sich komplett wider ihre Natur, entwickeln übermenschliche Fähigkeiten oder dilettieren in ihrem Beruf. Das nahm viel vom bis zur Mitte vorhandenen Lese-Vergnügen.

Mein Fazit:
Guter Beginn, schöner, eingängiger Stil, leider am Schluss für eine absurde Story verschenkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 15.01.2017

Kummerkastentante mit Problemen

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Die Lehrerin Margot Lewis ist unter dem Namen „Amy“ die Kummerkastentante der örtlichen Zeitung. Als ihre Schülerin Katie verschwindet und die Ermittlungen mehr oder weniger eingestellt werden, erhält ...

Die Lehrerin Margot Lewis ist unter dem Namen „Amy“ die Kummerkastentante der örtlichen Zeitung. Als ihre Schülerin Katie verschwindet und die Ermittlungen mehr oder weniger eingestellt werden, erhält ihr alter Ego einen Brief von einer gewissen Bethany, welches um Hilfe bittet. Aber dieses Mädchen gilt als tot – und das schon seit 15 Jahren.

Mein Eindruck:
„Ein Wirbelwind von einem Psychothriller“ – das sagt laut Klappentext die Daily Mail zu diesem Buch. Von den Zwischenteilen mit Katies Martyrium abgesehen handelt es sich jedoch eher um ein laues Lüftchen. Schön gelingt der Autorin die Darstellung von Gedanken- und Gefühlswelt dieses Opfers, man leidet und hofft mit ihr und das Kino im Kopf zeigt HD-Qualität. Leider befasst sich das Buch jedoch zum größten Teil mit Margaret/Amy und ihren Ent- und Verwicklungen und hier spielt sich das Geschehen eher in behäbigem Super 8 ab, welches zusätzlich noch in der Glaubwürdigkeits-Spule arg ruckelt. Einerseits zeigt der Charakter der Hauptperson Anzeichen einer bipolaren Störung, an anderer Stelle wirkt Margot trutschig und langweilig. Vielleicht wollte die Autorin eine vielschichtige Person erstellen, auf mich wirkt der ganze Charakter aber nicht echt, sondern aufgesetzt. Der Rest des Personals bleibt blass oder absolut eindimensional. Der Killer beispielsweise ist so gestört, dass man sich schon fragt, warum er trotz Augenzeugen und vieler Opfer so lange unbehelligt vor sich hin morden konnte. Dazu ein Ende, in dem ein Zufall den nächsten rechts überholt; das sollte wohl Dramatik erzeugen, mir persönlich überspannt es den Bogen jedoch zu sehr.

Mein Fazit:
An Klappentexte, die mit einem Lob der Daily Mail enden, glaube ich nicht mehr

Veröffentlicht am 31.10.2016

Kalter Kaffee

Pastorin Viveka und das tödliche Kaffeekränzchen
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Zum Inhalt:
Pastorin Vivekas Pflichten in ihrer Freikirchengemeinde sind vielfältig. Ein Kaffeekränzchen mit den älteren Damen gehört dazu, ist aber eine der Gelegenheiten, die Viveka inzwischen nervtötend ...

Zum Inhalt:
Pastorin Vivekas Pflichten in ihrer Freikirchengemeinde sind vielfältig. Ein Kaffeekränzchen mit den älteren Damen gehört dazu, ist aber eine der Gelegenheiten, die Viveka inzwischen nervtötend findet. Aber dann ereignen sich zwei unklare Todesfälle und Viveka wünscht sich ihr beschauliches Leben zurück.


Mein Eindruck:
Der Klappentext suggeriert eine humorvolle Krimigeschichte, welche sich aus dem wöchentlichen Kaffeeklatsch älterer Damen entwickelt. Leider wird bei dieser Tafel jedoch nicht gehaltvoller, süffiger Espresso serviert, sondern eher ein Muckefuck-Blümchenkaffee. Die Autorin - selbst Pastorin - verzettelt sich in ihrem Wunsch, nicht nur einen Krimi zu schreiben, sondern diesen einzubetten in eine Geschichte um Midlife-Crisis, Umweltverschmutzung, Alkoholismus, Arme gegen Reiche und fast jede Art von Familienplanung. Adoptierte Kinder, ledige Mütter, schwule Paare, - so viele Personen, dass keine einzige die Chance hat, den Leser wirklich zu berühren. Selbst die titelgebende Viveka nicht, die sich zeitweise wie ein aufsässiger Teenager verhält und mehr durch unbeherrschtes Wesen auffällt als durch Seelsorge für ihre Gemeinde.
Der Humor ist keineswegs so subtil wie bei der Beschreibung der T-Shirts erhofft, ganz im Gegenteil kommt er mit der Brechstange und Witzen über Fußpilz, Tierkadaver und Alkoholexzesse und deren Folgen daher.
Die Auflösung der Todesfälle setzt dem Ganzen dann die Krone auf: Ein fast wahnsinniger Showdown nach behäbiger Geschichte und Täter und Motiv, die wie eine Tänzerin aus der Geburtstagstorte springen. Und dann sitzt man mit offenem Mund da und denkt nach, an welcher Stelle der Geschichte man den Faden verloren hat, was der viele Text sollte und warum jetzt und nicht schon früher etwas passiert ist.


Mein Fazit:
Eine zusammengemischte Plörre, die für verwöhnte Krimigaumen nicht geeignet ist

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die heile Welt des Schlagers hat Risse

Elbsirenen: Morinos erster Fall
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Zum Inhalt:
Schlagerstar Henry wird ermordet. Schnell stellt sich heraus, dass der von seinen Fans vergötterte Sänger privat ein totaler Kotzbrocken war. Und so kommt es, dass außer einer angeheirateten ...

Zum Inhalt:
Schlagerstar Henry wird ermordet. Schnell stellt sich heraus, dass der von seinen Fans vergötterte Sänger privat ein totaler Kotzbrocken war. Und so kommt es, dass außer einer angeheirateten Verwandten nicht nur niemand trauert, sondern sich die Verdächtigen praktisch die Türklinke in die Hand geben. Möglichkeiten für den Täter zeigen sich im privaten und beruflichen Umfeld; für die Polizisten gibt es damit ein weites Feld zu beackern.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi ist ein durchwachsener Auftakt für das Ermittlerteam um Francesco und Bea.
Zuerst das Positive: Ein schillerndes Opfer, viele Verdächtige und interessante Einblicke in die Welt des Schlagers. Die von der Autorin (zu oft) eingestreuten Sexszenen sind von der konventionellen Art, also auch für zartere Gemüter gut verträglich.
Störend für mich war jedoch dabei, dass diese Szenen eher in Leibesübungen ausarteten, das Gefühl fehlte, es ging immer nur um die Befriedigung. Auch dass die Ermittlungsarbeit und der Rest des Teams eher nebensächlich abliefen (von drei Beamten erfährt man gerade einmal die Namen und dass sie mit ihrer Rolle ganz zufrieden sind), ist bei einem Krimi keine lässliche Sünde. So gewann ich im Laufe des Buchs immer mehr den Eindruck, dass es nicht so sehr um eine Tätersuche mit kühlem und analytischem Verstand ging, sondern die erotische und körperliche Sicht auf die Dinge den Blick auf das Wesentliche (Täter, Motiv) vernebelte. Kurz: Entweder gab es sexuellen Appetit von mindestens einer Seite aus oder die beschriebene Person wurde im weiteren Verlauf vernachlässigt. Das war zu Beginn noch recht witzig und unkonventionell, später nervte es nur noch.
Folgerichtig der Schluss: Ganz großes Kino, mir jedoch eine Spur zu Hollywood, - deutsche Schule hätte durchaus gereicht.

Fazit:
Eine gute Grundidee mit interessanten Ansätzen, auf dem Altar des "Sex sells" geopfert