Manche Kinder sind wie Clownfische und das ist total in Ordnung
Alfie ist ein ängstlicher Junge. Er traut sich nicht am Wettlauf teilzunehmen, weil er nicht Letzter werden möchte. Er traut sich nicht auf eine Dinoparty, weil er das Topfschlagen fürchtete. Und jetzt ...
Alfie ist ein ängstlicher Junge. Er traut sich nicht am Wettlauf teilzunehmen, weil er nicht Letzter werden möchte. Er traut sich nicht auf eine Dinoparty, weil er das Topfschlagen fürchtete. Und jetzt möchte er nicht auf das Unterwasserkostümfest. Sich als Kapitän Seestern zu verkleiden, bereitet ihm einfach kein gutes Gefühl. Er fühlt sich nicht mutig genug dafür. Statt auf die Party zu gehen, nimmt ihn Mama mit ins Aquarium. Dort entdeckt er einen Clownfisch, der ihm auf Anhieb gefällt, denn Clownfische verstecken sich gerne. Alfie beschließt nächstes Jahr als Clownfisch auf das Kostümfest zu gehen.
„Alfie und der Clownfisch“ ist in einfachen, altersgemäßen, gut verständlichen Sätzen geschrieben. Das Außergewöhnliche an diesem Buch sind die Illustrationen, die in ungewöhnlichen Farben gedruckt sind, die Gesichter der Figurenleuchten in Neonfarben, andere Details in extremem Blau, ansonsten bestimmen Pastell- und Brauntöne die Farbpalette. Die Bilder fallen definitiv aus dem Rahmen, erregen Aufmerksamkeit.
Alfie ist ein besonders schüchterner Junge. Er leidet darunter, nicht mutig zu sein, erinnert sich immer wieder an Situationen, die er nicht gemeistert hat. Es fühlt sich für ihn an, als müsse er die ganze Welt tragen. Das tat mir beim Lesen sehr Leid. Als seine Mutter ihm das Aquarium zeigt, erkennt er, dass nicht alle Lebewesen gleich mutig sind. Manche stehen gerne im Mittelpunkt, andere nicht. Und das ist richtig so. Wer heute nicht mutig ist, kann es immer noch morgen sein. Alfie kann sich ruhig Zeit lassen und darf sich nicht unter Druck setzen, das macht ihn nur unglücklich.
Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die bedeutende Botschaft bei den Kindern richtig ankommt -vielleicht ist sie doch ein bisschen zu komplex und wird für die kleinen Leser nicht deutlich genug umgesetzt- hat mir die Aussage von „Alfie und der Clownfisch“ sehr gut gefallen. Nicht jeder ist ein Draufgänger, muss unbedingt im Mittelpunkt stehen, das ist in Ordnung. Man hat immer noch Zeit, irgendwann mutig zu sein. Außerdem muss man gar nicht zwangsläufig über seinen Schatten springen, aus sich heraus kommen. Manche Tiere verstecken sich gerne, manche Menschen bleiben im Hintergrund. Wenn Kinder ihre Persönlichkeit akzeptieren, werden sie sich viel wohler fühlen, als wenn sie sich zwingen, jemand zu sein, der sie nicht sind. Mir imponiert, dass Alfie von seinen geduldigen Eltern nicht genötigt wird, etwas zu tun, was nicht zu ihm passt. Er erkennt (hoffentlich), dass er absolut richtig so ist, wie er ist.