Gibt es eine zweite Chance?
Wer, wenn nicht wirIch liebe die Romane von Barbara Leciejewski, die mich bisher immer begeistern konnte. Auch ihr neuer Roman "Wer, wenn nicht wir" hat mich wieder großartig unterhalten und mich doch so über das eine oder ...
Ich liebe die Romane von Barbara Leciejewski, die mich bisher immer begeistern konnte. Auch ihr neuer Roman "Wer, wenn nicht wir" hat mich wieder großartig unterhalten und mich doch so über das eine oder andere in menem Leben nachdenken lassen - bin ich doch selbst schon mehr als zwanzig Jahre verheiratet.
Viola und Florian sind seit ihrer Schulzeit ein Paar und seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet. In den letzten Jahren haben sie sich allerdings verloren und jeder geht seinen eigenen Weg. Während Viola ihre Karriere als Orchestermusikerin der Familie zuliebe aufgegeben hat und seitdem als Musikschullehrerin Kindern Klarinette spielen beibringt, hat sich Florian zum leitenden Oberarzt in der Unfallchirurgie hochgearbeitet. Er liebt seinen Job, der sehr herausfordernd ist. Ignoranz, Desinteresse und fehlende Kommunikation schleichen sich in die Beziehung ein und nachdem die Kinder fast erwachsen sind, beschließen Viola und Florian sich einvernehmlich zu trennen. Die Freunde und Verwandten sind entsetzt. Trennung und Auszug verlaufen probemlos. Doch da gibt es noch den Sommerurlaub auf Rhodos, den Florian vor längerer Zeit "zum Sonderpreis" gebucht hat - den man nicht stornieren kann. Und so treten sie die Reise ins wunderschöne Griechenland getrennt an....
Barbara Leciejwski beschreibt die Eheroutine sehr realistisch. Die Stimmung und die Verlorenheit der Protagonisten wird sehr gefühlvoll beschrieben. Während beide in der Tretmühle des täglichen Lebens und den Anforderungen anderer feststecken, verlieren sie sich und treiben auseinander. Man fühlt mit Viola und Florian mit, die Auswegslosigkeit ist durch die Zeilen spürbar. Nur im Urlaub, wenn man aus der Routine aussteigt, hat man oftmals eine andere Sicht auf das Leben. So ergeht es auch Viola und Florian. Das Doppelzimmer wurde in zwei Einzelzimmer umgebucht und auch die Ankunftszeiten auf Rhodos sind unterschiedlich. So checken sie als in Trennung lebend als Doktor Quandt und Frau Janiki im Hotel ein und erleben sehr bald die ersten Annäherungsversuche anderer Singles, die auf Urlaubsflirts aus sind. Wie beide darauf reagieren hat die Autorin mit sehr viel Humor und einem Augenzwinkern gekonnt dargestellt. A-Typische Charaktere, die wohl jeder kennt, geben dem Roman seine Würze.
Gerne habe ich bei der Lektüre an meinem Urlaub auf Rhodos zurückgedacht. Viele bekannte Plätze und die typische griechische Gastfreundschaft haben mich träumen lassen. Die malerische Landschaft wird bildhaft dargestellt. Besonders gefreut habe ich mich auf die Beschreibung vom Tal des Schmetterlinge, welches ich damals leider nicht besuchen konnte. Und genau dort passiert in der Geschichte auch etwas Bezauberndes, das den Ausgang des Buches beeinflusst. Als Leser hofft man die ganze Zeit darauf, dass Viola und Florian wieder zusammenkommen. Doch lässt sich dieser Bruch noch kitten?
Die Geschichte ist auf keiner Weise vorhersehbar, denn Barbara Leciejewski hat jede Menge überraschende Wendungen eingebaut, die oftmals eine unerwarte Richtung einnehmen.
Die Dialoge sind spritzig und oftmals kommt auch der schwarze Humor durch. Durch die wechselnde Erzählperspektive erhält der Leser genaue Einblicke in die Gefühlswelt der Figuren. Auch die Nebencharaktere sind sehr lebendig beschrieben. Manche von ihnen sind sehr A-typisch, doch jeder der bereits Pauschalurlaub gemacht hat weiß, dass diese Figuren im wirklichen Leben zu finden sind.
Diese Geschichte der Autorin ist anders, als ihre vorherigen Bücher, doch auch "Wer, wenn nicht wir" habe ich sehr gerne gelesen. Sie ist vorallem für Paare, die schon seit einiger Zeit verheiratet sind zu empfehlen. Viele werden sich in einigen Situationen wiedererkennen.
Fazit:
Eine sehr realistische Erzählung über das Ende einer Ehe und einer eventuell neuen Chance. Das sommerliche Flair auf Rhodos erweckt Sehnsucht nach Urlaub. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und freue mich auf weitere Lektüre der Autorin.