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Veröffentlicht am 30.05.2020

40 Fragen zum Streitthema Wolf

Er ist da
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Klaus Hackländer, Wildbiologe an der Universität für Bodenkultur in Wien, versucht mit gezielt gestellten 40 Fragen zum Streitthema „Wolf“ Stellung zu beziehen.

Dabei wird der komplexe Sachverhalt von ...

Klaus Hackländer, Wildbiologe an der Universität für Bodenkultur in Wien, versucht mit gezielt gestellten 40 Fragen zum Streitthema „Wolf“ Stellung zu beziehen.

Dabei wird der komplexe Sachverhalt von allen Seiten beleuchtet. Obwohl die Diskussion pro und kontra Wolf sehr emotional geführt wird, bleibt der Autor immer sachlich.
Es kommen Wissenschaftler und Betroffene zu Wort. Klaus Hackländer geht den verschiedenen Mythen vom Kinder fressenden Monster nach. Was ist dran an den Erzählungen in Sagen und Märchen? Ohne Wölfin kein Rom? Immerhin soll, so die Sage, eine Wölfin die ausgesetzten Zwillinge Romulus und Remus gesäugt haben.

Einige Fragen beschäftigen sich damit, wie der Wolf in unser heutigen Lebensraum integriert werden kann, ohne dass er selbst Schaden nimmt oder Schaden anrichtet. Wie viele Wölfe verträgt ein Land (eine Region)? Eine einzige Antwort ist natürlich nicht möglich (S. 172)

Klaus Hackländer ist Professor für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Er leitet außerdem das Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung. Er beschreibt die Wölfe als äußerst intelligente Tiere, die sehr schnell lernen. Deshalb ist es auch so schwierig, die einzelnen Rudel zu beobachten oder zu folgen. Selbst das Besendern ist keine Garantie, die Wanderungen der Tiere lückenlos zu dokumentieren.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, weil es Klaus Hackländer versteht, diese komplexe Materie durch die 40 Fragen differenziert und sachlich zu betrachten. Außerdem bietet er Lösungsansätze, die mit ein bisschen gutem Willen und viel Aufklärungsarbeit bei den Betroffenen umgesetzt werden könnten.

Fazit:

Ein sehr gut gelungenes Sachbuch, das nicht nur auf interessante und fundierte Weise ein sehr komplexes, emotionsbehaftetes Thema aus Sicht von Experten und Betroffenen beleuchtet, sondern auch Lösungsansätze präsentiert und hinterfragt! Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.05.2020

Die letzten Tage des NS-Regimes

Acht Tage im Mai
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Historiker Volker Ullrich nimmt seine Leser auf eine fesselnde Zeitreise in das Deutschland zwischen dem 30. April und dem 8. Mai 1945 mit. Dabei verbindet er unzählige zeitgleich stattfindende, dabei ...

Historiker Volker Ullrich nimmt seine Leser auf eine fesselnde Zeitreise in das Deutschland zwischen dem 30. April und dem 8. Mai 1945 mit. Dabei verbindet er unzählige zeitgleich stattfindende, dabei aber oft gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung.

Erich Kästner vermerkt am 7. Mai 1945 in seinem Tagebuch, „Leute laufen betreten durch die Straßen. Die kurze Pause im Geschichtsunterricht macht sie nervös. Die Lücke zwischen dem Nichtmehr und Nochnicht irritiert sie sehr.“ (S.11)

Genau von diesem Vakuum zwischen alter und neuer Ordnung handelt dieses Buch.

Im Prolog entzieht sich Adolf Hitler gemeinsam mit Eva Braun im Führerbunker seiner Verantwortung für die Gräuel des NS-Staates durch Selbstmord. Damit ist der Zweite Weltkrige noch nicht zu Ende. Einige Weggefährten Hitlers rechnen sich im Rennen um dessen Nachfolge Chancen aus. Doch „Erbe“ wird Großadmiral Karl von Dönitz, der mit seiner Regierung für eine knappe Woche die Geschicke des Deutschen Reiches von Flensburg aus lenkt. Es wird noch acht Tage dauern, bis die Regierung Dönitz und damit Nazi-Deutschland endlich die bedingungslose Kapitulation unterschreibt.

Volker Ullrich beschreibt diese langen „Acht Tage im Mai“aus verschiedensten Perspektiven.

Alles ist in Bewegung, alles fließt „panta rei“. Auf der einen Seite rücken die westliche Alliierten unaufhaltsam vor und die Sowjetarmee liefert sich mit den letzten Einheit der Wehrmacht einen Kampf Haus um Haus in Berlin. Nach wie vor leisten Teile der Wehrmacht erbitterten und dennoch sinnlosen Widerstand.

In diesen acht Tagen verüben die Schergen Hitlers noch zahlreiche Gräueltaten, die nicht mehr vom Diktator selbst angeordnet worden sind, sondern auf völlige Verrohung der Beteiligten schließen lassen:

„Der Mord an den KZ-Häftlingen in der Phase der Todesmärsche war nicht von oben angeordnet und zentral gesteuert, vielmehr entwickelte er sich in einem unkoordinierten, dynamischen Prozess von unten, … ein schlagender Beleg dafür, in welchem Ausmaß der Virus entfesselter Gewalt von Teilen der deutschen Gesellschaft Besitz ergriffen hatte.“

Es kommen berühmte Zeitzeugen wie Erich Kästner, Mitglieder der Familie Mann, Simon Wiesenthal oder Marlene Dietrich zu Wort. Doch auch wenig prominente Überlebende, wie untergetauchte Juden oder Regimekritiker werden zitiert.

Diese Seitenblicke auf „normalen“ Bürger, die die Bombennächte in Bunkern und Kellern überlebten, finde ich sehr interessant. Daneben erfahren wir auch einiges über Menschen, die später in beiden Deutschlands (BRD und DDR) eine Rolle spielen werden: Willy Brandt, Konrad Adenauer, Hannah Ahrendt, Walter Ulbricht und Erich Honecker. Es ist aber auch von Personen, wie unter anderem Wernher von Braun und/oder der Familie Quandt die eine ambivalente, wenn nicht zwielichtige Roller während der NS-Zeit gespielt haben die Rede.

Dem Autor gelingt es, ein umfassendes Bild der damaligen Situation zu entwerfen, indem auch das wehleidige Getue der ehemaligen Machthaber bzw. der deutschen Bevölkerung nicht fehlen darf. Ein großer Teil fühlt sich als „Opfer“ der fremden Armeen und „war eh niemals in der Partei“. Diese Einstellung herrscht sehr, sehr lange vor, manchmal noch bis heute. Auch die unmenschliche Behandlung der Kriegsgefangenen durch die Amerikaner (Stichwort „Rheinwiesenlager“) sowie die Plünderungen und Massenvergewaltigungen (hauptsächlich) durch Angehörige der Sowjetarmee ergänzen das Szenario dieser acht Tage im Mai.

Die letzten drei Sätze im Epilog dieses Buches muss ich, in Anbetracht so mancher „blinder Flecken“ und dem seltsamen Geschichtsverständnis mancher Personen und/oder politischer Gruppen, hier zitieren:

"Neben all der Zerstörung, der Selbstgerechtigkeit und der Unfähigkeit zu trauern, zeigten sich so schon erste zarte Knospen des Neuanfanges. Doch es sollte noch dauern, bis die Demokratie, die unter Anleitung von Amerikanern, Briten und Franzosen reimplantiert wurde, in der Bevölkerung der Westzone Wurzeln schlug. Man muss sich das Ausmaß der Verheerungen, der materiellen wie moralischen, vor Augen halten, um zu begreifen, wie unwahrscheinlich dies am 8. Mai 1945 erscheinen musste und welche Errungenschaft es bedeutet, heute in einem stabilen, freiheitlichen und friedlichen Land leben zu können. Vielleicht ist es an der Zeit, daran zu erinnern." (S.253) Dem ist wenig hinzuzufügen.

Obwohl ein Sachbuch, liest sich das Werk eingängig. Der Schreibstil ist mitreißend und dennoch kann sich der Leser den Schilderungen der Gräuel nicht entziehen. Zahlreiche Fotos ergänzen das Buch und die Anmerkungen bzw. Quellenangaben umfassen rund 40 Seiten. Also eine Fundgrube, die sich weiter in diese Materie einlesen wollen.

Fazit:

Volker Ullrich gibt in diesem Buch aufschlussreiche Einblicke in den letzten des Deutschen Reiches, wobei er unzählige zeitgleich stattfindende, aber oft gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung vereint. Gerne gebe ich für dieses Buch 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.05.2020

Wohltuende sachlich und bestens recherhciert

Pest und Corona
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Das Autoren-Duo Heiner Fangerau und Alfons Labisch beleuchtet in diesem Sachbuch das Thema Nr. 1 dieser Monate: Corona-Virus bzw. Covid-19.

Beide sind Mediziner und Historiker, also bestens gerüstet ...

Das Autoren-Duo Heiner Fangerau und Alfons Labisch beleuchtet in diesem Sachbuch das Thema Nr. 1 dieser Monate: Corona-Virus bzw. Covid-19.

Beide sind Mediziner und Historiker, also bestens gerüstet sich des Themenkomplex „Pandemien gestern, heute und morgen“ anzunehmen.

In folgenden acht Kapiteln stellen sie Vergleiche mit vergangenen Seuchen an und ziehen Schlüsse für die Zukunft:

Covid-19: die aktuelle Situation (Stand 2020-04-16)
„Skandalisierte Krankheiten“ und „echte Killer“: Historische und aktuelle Beispiele
Mehr als Fieber und Tote: Seuchen, die Geschichte machten
Wenn der Tsunami kommt: Seuchen und die Gesundheitssicherung
Agens - Vektor - Wirt: Krankheiten im individuellen und öffentlichen Leben
Im Spannungsfeld: Der Mensch, die Öffentlichkeit und die Gesellschaft
Die neuen Seuchen: Biologie und Gesellschaft - Ausbreitung und Abwehr
Was ist zu tun?

Die Autoren betrachten diese komplexe Materie sachlich, ohne Polemik. In einer wohltuend ruhigen Art werden ähnliche Ereignisse aus der Vergangenheit aufgezählt. Hinweise auf Epidemien in der Gegenwart, die, weil außerhalb Europas wenig Beachtung in der Allgemeinheit finden, aber dennoch tausende Opfer fordern, werden ebenfalls zu Vergleichszwecken herangezogen. Ein Beispiel ist die Malaria, die in weiten Teilen der Welt als die häufigste Todesursache gilt, in Europa aber, weil gut behandelbar, kaum jemanden interessiert.

Sehr interessant finde ich jenen Teil, in dem erklärt wird, warum wir so reagieren, wie wir reagieren.

Das Buch ist Mitte April erschienen und kann daher noch nicht alle Erkenntnisse, die wir jetzt Ende Mai haben, beinhalten. Das ist auch wegen dieses neuartigen Virus auch kaum zu erwarten. Das Virus ist wie eine komplexe mathematische Gleichung, in der mehr unbekannte als bekannte Größen vorhanden sind.

Gut gelungen sind der Rückblick in die Vergangenheit und die interdisziplinäre Seitenblicke in mit der Medizin verwandte Wissenschaften.

Der Schreibstil ist sehr sachlich, aber eingängig. Eine kleine Einschränkung ist vielleicht, dass nicht jeder Leser mit den Fachtermini vertraut ist. Ich fühle mich durch dieses Buch bestens informiert, bringe aber auch einiges an Vorwissen mit.


Fazit:

Ein umfassendes, gut recherchiertes Buch zum Thema, dem zahlreiche Quellen hinterlegt sind. Das Autoren-Duo stimmt nicht in den Chor der Populisten ein, die zwischen Angst und Verschwörungstheorie hin- und her pendeln, sondern geben ein wohltuend neutrales Bild der aktuellen Situation ohne reißerische Aspekte. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.05.2020

Die letzten Tage der Donaumonarchie

Melange ohne
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Man schreibt den September 1918, die Niederlage von Österreich-Ungarn im Großen Krieg ist nicht mehr abzuwenden. Max Freiherr von Riedenfels ist nach einer Schussverletzung rekonvaleszent im Militärspital ...

Man schreibt den September 1918, die Niederlage von Österreich-Ungarn im Großen Krieg ist nicht mehr abzuwenden. Max Freiherr von Riedenfels ist nach einer Schussverletzung rekonvaleszent im Militärspital von Bozen und tauscht mit seinem Freund, dem Miltiärarzt Stefan von Brühl, den Urlaubsschein, damit der rechtzeitig zur Hochzeit seiner Schwester reisen kann. Was gut gemeint ist, ist eigentlich unerlaubtes Entfernen von der Truppe und endet häufig vor den Standgericht .
Nach einigen Schwierigkeiten gelingt es Max doch Eichgraben, einen kleinen Ort nahe Wien, zu erreichen. Doch hier wartet schon die nächste Hiobsbotschaft auf ihn: Stefan ist wegen Mordes an Edgar Maienbach, dem Bräutigam verhaftet worden.
Wegen des Tausches der Urlaubsscheine wird Max der Mitwisserschaft verdächtigt. Die Polizei hat sich auf Stefan als Täter festgelegt. Max beginnt seinen 2-monatige Genesungsurlaub für eigene Recherchen zu nutzen, um den wahren Mörder zu finden. Was ihn dazu befähigt? Nun, der 19-jährige, der kurz vor dem Schulabschluss durch die Matura eingerückt ist, ist leidenschaftliche Leser von Kriminalromanen. Daher glaubt er, Kompetenzen als Privatdetektiv zu haben.
Nebenbei muss er noch einen Brief an Eveline Kratky abgeben, deren Verlobter Dr. Wegscheid ihm in Bozen aus der Bredouille gerettet hat. Eveline, Medizinstudentin und Krankenschwester, ist acht Jahre älter und engagierte Sozialistin. Ihr zuliebe besucht er Veranstaltungen der Sozialistischen Partei, macht gemeinsam mit ihr Hausbesuche und lernt das himmelschreiende Elend der Menschen kennen.
Gleichzeitig recherchiert er weiter, stellt sich ungeschickt an, wird erwischt und festgenommen. Nichts desto trotz stellt er sich die Frage, wer vom Tod Maienbachs am meisten profitiert. Denn, so hat er herausgefunden, Edgar, Sohn einer reichen Fabrikantenfamilie, ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hat zahlreiche Arbeiterinnen der Fabrik genötigt ihm zu Willen zu sein, andernfalls die Frauen entlassen würden. Eine dieser Frauen ist bei einer missglückten Abtreibung gestorben. Ist hierin das Motiv zu suchen? Will sich deren Familie rächen?
Der Prozess gegen Stefan Mitte Oktober endet wie befürchtet: Stefan wird zum Todesurteil verurteilt. Doch bis zur Vollstreckung dauert es. Max intensiviert seine Bemühungen, denn auch ihm läuft die Zeit davon: Am 1. November muss er sich wieder bei der Truppe einfinden.
Wird es Max gelingen, innerhalb von zwei Wochen den Mörder zu finden?
Meine Meinung:
Die Einordnung dieses Buches als historischer Roman ist trotz des Kriminalfalles richtig. Denn mehr als Ermittlungen, Zeugenbefragungen und Polizeiarbeit steht das historische Umfeld im Vordergrund. Der Leser erfährt von der katastrophalen Ernährungssituation der Bevölkerung Wiens, auch wenn sich Maxens adelige und vermögende Familie noch besser versorgen kann, als die schwer schuftenden Frauen in den Fabriken. Die Autorin beschreibt auf ungeschönte Weise die bittere Armut der Kriegswitwen und Waisen, die in den Außenbezirken Wiens hausen. Eveline öffnet Max hier die Augen, obwohl der an der Isonzo-Front selbst genug Elend gesehen und erlebt hat.
Sehr gut ist die politische Situation eingeflochten. Die Donaumonarchie wird nur mehr wenige Tage überleben. Eveline und Max sind hautnah dabei, als die Republik ausgerufen wird.
Daneben ist dieser Roman eine Geschichte von Freundschaft, Zivilcourage und erster Liebe.
Die Charaktere sind glaubhaft und differenziert angelegt. Die Leser können die Motive für deren Handlungen gut nachvollziehen. Selbst die Nebenfiguren wie Dienstboten, Schankwirt, Beamte, Arbeiter und/oder die Demonstranten vor dem Parlament sind authentisch darstellt.
Geschickt sind auch Maxens Erlebnisse von der Front als Flashbacks eingeflochten. Ohne es deutlich auszusprechen ist dieser Roman ein Antikriegsroman. Dem Leser wird breiter Raum zum Nach- und Weiterdenken geboten.
Der Schreibstil ist, trotz der dramatischen (Kriegs)Ereignisse angenehm zu lesen. Durch die schön formulierte Sprache erhält der Leser einen farbenprächtigen, durch feldgrau und schwarz abgeschwächt, Eindruck der letzten Tage der Donaumonarchie.
Die Autorin scheint ein weiteres Buch mit Max Freiherr von Riedenfels vorzubereiten, wie der Cliffhanger glauben macht - Allerdings dann ohne Freiherr und „nur“ mit Max Riedenfels. Auf einen solchen freue ich mich.
Fazit:
Wer eine kluge, vielschichtige Unterhaltung in elegantem Schreibstil schätzt, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.05.2020

Hat mich gut unterhalten

Die Tränen von Triest
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Bislang kannte ich von Beate Maxian „nur“ die Krimi-Reihe rund um Journalistin Sarah Pauli. Da wurde es Zeit, auch den Genrewechsel einmal auszuprobieren. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht.

Worum ...

Bislang kannte ich von Beate Maxian „nur“ die Krimi-Reihe rund um Journalistin Sarah Pauli. Da wurde es Zeit, auch den Genrewechsel einmal auszuprobieren. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht.

Worum geht’s?

Wir haben es hier mit einem Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt zu tun.
Zu einem in Wien der Gegenwart und zum anderen um 1914 in Triest.

Johanna Silcredi, eine Wiener Innenarchitektin aus einer alt-österreichischen Familie, wird ausgerechnet an ihrem 33. Geburtstag von ihrem Freund Roman statt mit einem Heiratsantrag mit der Eröffnung, dass ihre Beziehung beendet sei, überrascht. Unmittelbar danach spendiert ihr ihr Familie einen Urlaub in Triest und der Großvater bittet sie, nach seinem eigenen Vater zu suchen, den er nie kennengelernt hat.

Johanna beginnt ihre Suche in der „Villa Costa“, die einstmals als „Villa Silcredi“ bekannt war und später von der Urgroßmutter Afra Silcredi verkauft werden musste. Dort trifft sie die 93-jährige Charlotte von Ulrich, eine Hamburgerin, die gemeinsam mit ihrer Enkelin zum Begräbnis ihrer alten Freundin angereist.
Die Überraschung ist groß, als Johanna ein Manuskript von Afra erhält, das seit langer Zeit im Tresor des Hotels schlummert, denn die Leben von Afra und Charlottes Vater haben ihre Wege gekreuzt. Eine zusätzliche Spannung erhält die Geschichte, als auch die Nonna von Hotelbesitzer Luca, ergänzende Erklärungen beisteuert.

Meine Meinung:

Obwohl in diesem Roman eine Menge Emotionen mitspielen, gleitet die Story nicht ins Kitschige ab. Die Geschichte ist klug strukturiert. Die Leser erfahren einiges, wie es alteingesessenen österreichischen Familien ergangen ist, die ab 1914 in Italien nicht mehr erwünscht waren. Sie erzählt, wie die aus Freunden plötzlich Gegner macht, die sich an der (Isonzo)Front gegenüberstanden.

Beate Maxian ist es gut gelungen das alt-österreichische Flair von Triest einzufangen, das an manchen Stellen heute noch nachwirkt. Sei es in den ehrwürdigen Gebäuden wie dem „Triestner Lloyd“ oder, dass man in den Cafés Apfelstrudel erhält.

Man kann den Charakteren ihre Gefühle abnehmen. Sie wirken authentisch. Spannend ist auch die Entwicklung von Johanna mitzuerleben. Auch wenn das Ende der Beziehung mit Roman ein wenig schräg ist, so erhält Johanna die große Chance auf einen Neuanfang. Wer kommt bitte auf die Idee, seine Partnerin ins noble „Steirereck“ einzuladen und ihr eine Schmuckschatulle zu überreichen, in der statt des erhofften Verlobungsringes der Schlüssel zur gemeinsamen Wohnung versteckt ist? Als Rückgabe allerdings!

Der Roman ist leicht und locker zu lesen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Durch die schöne, bildhafte Sprache ist Triest von damals vor meinen Augen auferstanden. Die Schilderungen des Umfelds lassen die Leser das mediterrane Flair von Triest nachempfinden.

Eine angenehme Abwechslung zwischen den Krimis.

Fazit:

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und konnte in das Leben von Triest gut eintauchen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.