Profilbild von liesmal

liesmal

Lesejury Star
offline

liesmal ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit liesmal über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2020

Mit anderen Augen

JuniNebel
1

„Juni Nebel“ ist der Debütroman von Ute Ziskah, der die Geschichte von Bernard erzählt, einem Mann, der vor vielen Jahren seinen Heimatort verlassen hat, um von seinem Vater wegzukommen, mit dem ihn nichts ...

„Juni Nebel“ ist der Debütroman von Ute Ziskah, der die Geschichte von Bernard erzählt, einem Mann, der vor vielen Jahren seinen Heimatort verlassen hat, um von seinem Vater wegzukommen, mit dem ihn nichts verband – außer Hass.

Doch nachdem sein Bruder ihn darüber informiert, dass der Vater spurlos verschwunden sei, kehrt er wieder an den Ort an der Küste zurück. Erst jetzt gelingt es Bernard, einen Blick auf das Leben seines Vaters zu gewinnen und sich mit dessen, aber auch mit seiner eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Eine große Hilfe dabei ist Robert, ein alter Weggefährte seines Vaters, der Bernard erzählt, was sich vor mehr als 60 Jahren zugetragen hat: damals im Juni 1944. Mehrere mysteriöse Zeichnungen von seinem Vater, die Bernard im Elternhaus findet, tragen ebenfalls dazu bei, Licht in die vernebelte Vergangenheit zu bringen und seinen Vater mit anderen Augen zu sehen.

„Ich wusste nicht, wer ich war, oder was ich wollte, stattdessen spürte ich nur eine riesengroße Leere in mir, die sich anfühlte wie ein abstruses Loch in meinem Rumpf, durch das man hindurchschauen konnte.“

Dies ist nur einer von vielen Sätzen, die auf einfühlsame Weise deutlich machen, in welcher Gemütsverfassung sich Bernard immer befunden hat. Dabei hat er sich als Kind doch nur eine ideale Familie gewünscht, eine, wie er sie bei seinem Freund Geert kennengelernt hat.

Das Buch ist in drei große Abschnitte eingeteilt: „Die Rückkehr“, „Bernard“ und „Der Weg“. Jeden Abschnitt begleitet eine Strophe des Gedichtes „Herbstlied“ von Paul Verlaine. Diese Zeilen wurden im Juni 1944 als Geheimcode von der BBD zum Beginn der Invasion in der Normandie gesendet.

Die kurzen Kapitel habe ich als sehr angenehm empfunden, weil ich dadurch immer wieder Zeit gefunden habe, um meinen Gefühlen den notwendigen Raum zu lassen und mit Bernard zu der Erkenntnis zu kommen, welche schrecklichen Folgen das Schweigen mit sich bringen kann.

Mich hat das Buch mit der Reise in die Vergangenheit zur Bewältigung der entstandenen Probleme im Leben des Bernard unglaublich berührt und ich bekenne meine Hochachtung vor dem sensiblen einfühlsamen Schreibstil der Autorin. Ein grandioses Debüt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.05.2020

Einfach, aber wirkungsvoll

Ideenbuch Insektenhotels
0

Melanie von Orlow bietet mit dem „Ideenbuch Insektenhotels“ 30 Anleitungen zum Selbermachen. Mit den Nisthilfen für Wildbienen & Co. kann jeder aktiv helfen, dem Insektensterben entgegenwirken. Dabei ...

Melanie von Orlow bietet mit dem „Ideenbuch Insektenhotels“ 30 Anleitungen zum Selbermachen. Mit den Nisthilfen für Wildbienen & Co. kann jeder aktiv helfen, dem Insektensterben entgegenwirken. Dabei ist nicht einmal ein eigener Garten notwendig, denn auch für den Balkon gibt es Ideen verschiedener Wohnmöglichkeiten für Insekten.
„So klappt es!“ heißt es im ersten Teil des Buches, der Vieles über die Wünsche und Bedürfnisse der verschiedenen Arten enthält. Sehr informativ und lehrreich, dazu übersichtlich angeordnet sind die unterschiedlichen Tipps auf farbigen „Zetteln“.
Weitere Teile befassen sich mit Anleitungen zu verschiedenen Hotels:
Für Einzelgänger wie Bienen und Wespen, aber auch Schmarotzer und Parasiten gibt es viele Ideen, die umgesetzt werden wollen. Mich haben hier gleich das Hotel im Eimer, Schilfhütte und die rustikalen Baumhäuser angelacht und die Finger zum Kribbeln gebracht.
Zu den Großfamilien zählen Hummeln und Hornissen. Hummelburg und Hornissenherberge stehen schon auf meiner Warteliste und wollen so bald wie möglich in meinem Garten zu finden sein.
Auch Nützlingen wie Ohrenkneifer, Schmetterling und Marienkäfer werde ich gern – nach und nach - zu passenden Behausungen verhelfen.
Viele Informationen, wunderschöne Tierfotos und unkomplizierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen laden ein, sich auf den Bau verschiedener Insektenhotels einzulassen. Das lässt sich oftmals mit einfachen Mitteln machen, von denen viele in der Natur zu finden sind. Es gibt Material-Checklisten mit genauen Maßangaben der notwendigen Bauteile und auch die Dauer der Bauzeit ist angegeben.
Unter dem Stichwort „Service“ findet man Quellenangaben, mit deren Hilfe aufkommende Fragen beantwortet und das Wissen erweitert werden kann. Auch hier gefällt mir die übersichtliche Gestaltung der umfangreichen Liste.
Von Anfang bis Ende ein tolles Buch, das mein Herz höher schlagen lässt und meine Kreativität in Schwung bringt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2020

Kampf gegen alle Widerstände

Tribut der Sünde
0

Der Auftakt zur historischen Tribute-Reihe von Silvia Stolzenburg beginnt im Jahr 1513 in Stuttgart. „Tribut der Sünde“ aus dem Verlag Tinte und Feder erzählt die Geschichte der Franziska Hochperger, ...

Der Auftakt zur historischen Tribute-Reihe von Silvia Stolzenburg beginnt im Jahr 1513 in Stuttgart. „Tribut der Sünde“ aus dem Verlag Tinte und Feder erzählt die Geschichte der Franziska Hochperger, Tochter eines wohlhabenden Weinhändlers, kurz vor Beginn der Bauernaufstände. Grund dafür ist das ausschweifende Leben des Herzogs von Württemberg, unter dem das einfache Volk zu leiden hat.

Franziska will es nicht wahr haben, dass ihr Verlobter und ihr Vater verurteilt wurden. Sie ist überzeugt davon, dass ein mörderisches Komplott Schuld ist daran, dass sie nicht nur die beiden liebsten Menschen, sondern alles Hab und Gut verloren hat. Doch sie gibt sich nicht geschlagen, sondern ist bereit, gegen die Ungerechtigkeit zu kämpfen. Dass das kein leichtes Unterfangen wird in Zeiten, in denen die Frau keinerlei Rechte hatte, das weiß Silvia Stolzenburg mit ihrem außerordentlich spannenden Schreibstil großartig in Szene zu setzen.

Alles, was Franziska unternommen hat, um die Gerechtigkeit ans Licht zu bringen, sich dabei aber immer wieder in große Gefahr gebracht hat, hat mich unglaublich an das Buch gefesselt. Dadurch ist es mir schwergefallen, das Buch zwischendurch mal zur Seite zu legen, weil ich Angst hatte, dadurch den Spannungsbogen, der sich einfach nie gelockert hat, zu unterbrechen. Auch die kurzen Kapitel haben eingeladen, immer noch ein Stück weiterzulesen.

Ein wenig Angst um Franziska wurde mir genommen, nachdem sie Jakobs Hilfe angenommen hatte. Doch diese Erleichterung war nicht von Dauer, denn weniger gefährlich wurde es dadurch nicht.

Die Informationen im Nachwort zu Fakten und Fiktion möchte ich nicht unerwähnt lassen, weil ich sie für gut und wichtig halte. Nun warte ich voller Spannung auf die Fortsetzung und lade gern alle , die spannende historische Romane mögen, dazu ein, sich auf „Tribut der Sünde“ einzulassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2020

Fesselnd und inspirierend

Weltengeher
0

„Weltengeher“, erschienen im Verlag Geovis, geschrieben von David Candeago, beschäftigt sich – wie es bereits der Untertitel ankündigt – mit der Suche nach dem Sinn des Lebens.

Ich bin froh, dass sich ...

„Weltengeher“, erschienen im Verlag Geovis, geschrieben von David Candeago, beschäftigt sich – wie es bereits der Untertitel ankündigt – mit der Suche nach dem Sinn des Lebens.

Ich bin froh, dass sich die Hauptprotagonisten Caroline und Josh mehr oder weniger zufällig gefunden haben, denn durch deren Erlebnisse und Reisen finde ich viele Möglichkeiten, mich mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens zu beschäftigen – nachzudenken darüber, welche Rollen Karma, Schicksal und Glück spielen – und zu entdecken, inwieweit ich selber Einfluss auf mein Leben nehmen und Entscheidungen treffen kann.

Caroline ist sehr verängstigt und weder bereit noch in der Lage, über die Probleme zu sprechen, die sie als Journalistin nach ihrer zweijährigen Reise um die Welt mit sich herumschleppt. In dieser Situation trifft sie Josh, der auf mich sehr geheimnisvoll wirkt, aber mit seiner ruhigen Art schnell meine Sympathien hat. Bei Josh findet Caroline die Ruhe, die sie braucht, und die beiden verbindet etwas wie ein unsichtbares Band. Ganz behutsam und empathisch nimmt Josh sie mit auf eine Reise in verschiedene Welten um gemeinsam Antworten auf viele Fragen des Lebens zu finden. Dabei geht es allerdings nicht immer ruhig zu, sondern es gibt auch so manches gefährliche Abenteuer zu bestehen.

Ein zweiter Erzählstrang wirkt ganz bedrohlich und ich frage mich, ob es zwei Geschichten sind, die unabhängig voneinander erzählt werden oder ob es einen Zusammenhang gibt!?! Was könnte eine zarte Liebesgeschichte und eine philosophische Reise mit einem Thriller verbinden? Diese Frage war nicht die einzige, die mich beschäftigt hat. An vielen Stellen habe ich mich gefragt, was das Buch mit mir macht. Immer wieder hatte ich Aha!-Effekte, aber immer wieder auch neue Fragezeichen im Kopf.

Einfühlsam, sensibel, behutsam, dann knallhart, spannend, Gänsehaut produzierend oder auch einfach, locker, Fröhlichkeit erzeugend – so für mich der ganz eigene und besondere Schreibstil von David Candeago.

Auf der Innenseite der vorderen Umschlagklappe sind die Orte des Geschehens vor dem Hintergrund der Weltkarte und dem Blau der Meere aufgeführt, in der hinteren die Themen, um die es geht. „Polarität, Schicksal, Illusion, Gott, Reinkarnation“ sind nur einige davon. Sehr gekonnte und interessante Darstellung.

Das Cover bietet eines von vielen beeindruckenden Bildern, die beim Lesen in meinem Kopf entstanden und mich davon überzeugt haben, dass diese Geschichte reif ist für einen Film.

Dies ist mein erstes Buch aus dem Verlag Geovis und ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass es für mich qualitativ sehr hochwertig ist. Auch nach dem Lesen zeigt der Buchrücken keine Leserillen, das ist bei über 700 Seiten! nicht selbstverständlich.

Mir hat das Buch nicht nur sehr gut gefallen, sondern es hat mich auch Vieles gelehrt und abwechslungsreiche, fesselnde Lesestunden geschenkt, die viel zu schnell vergangen sind. Aber ich bin überzeugt, dass das Buch noch lange nachwirkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2020

Urlaubsflair - Klimawandel - Mord

Mitten im August
0

Enrico Rizzi hat bei der Polizei einen ziemlich ruhigen Job. Kleine Gaunereien sind an der Tagesordnung, die großen Verbrechen werden eher an anderen Orten als hier auf Capri verübt. Bis „Mitten im August“ ...

Enrico Rizzi hat bei der Polizei einen ziemlich ruhigen Job. Kleine Gaunereien sind an der Tagesordnung, die großen Verbrechen werden eher an anderen Orten als hier auf Capri verübt. Bis „Mitten im August“ ein Mord geschieht, von dem Luca Ventura erzählt. Ein junger Mann wird wird tot und in einem Ruderboot liegend an die Küste getrieben und Rizzi, der bisher neben seiner Arbeit auch noch Zeit gefunden hat, seine Eltern in deren Obst- und Gemüsegärten zu unterstützen, wird plötzlich mit seinem ersten Mordfall konfrontiert, den es zu klären gilt. Doch nicht nur die Mordermittlungen sind neu für Rizzi, sondern auch seine Kollegin Antonia Cirillo, die erst seit kurzem auf der Insel ist und zu seiner Dienststelle gehört. So richtig gut klappt es mit der Zusammenarbeit noch nicht und über Cirillos Privatleben erfährt man nur bruchstückhaft ein paar Einzelheiten.
Rizzi und Cirillo „wurschteln“ sich so zurecht, haben ihre Meinungsverschiedenheiten, einige Dinge hätten vielleicht etwas besser laufen können, Vieles aber war gut durchdacht und gemacht, und – und damit verrate ich sicherlich kein Geheimnis – am Ende konnte doch ein Erfolg verbucht werden.
Die Lösung des Falles war allerdings alles andere als einfach. Es gab Spuren, die in verschiedene Richtungen führten. Vor allem die Konfrontation mit dem aktuellen Thema Umweltschutz, Klimawandel und Versauerung der Meere brachte eine besondere Brisanz in die Ermittlungsarbeit.
Mir gefällt die Art, in der der unbekannte Schriftsteller, der unter dem Pseudonym Luca Ventura mit diesem Krimi-Debüt den Auftakt zu einer Serie geschrieben hat. Vor allem mag ich, dass es ein eher „seichter“ Krimi ist – obwohl ein Mord geschehen ist. Ventura bringt für mich den Beweis, dass ein Krimi auch gut sein kann, wenn das Blut nicht in Strömen fließt und wenn nicht in allen Details über Aussehen von Opfer und Tatort berichtet wird.
Capri verbinde ich in erster Linie natürlich mit Urlaub. Darum liebe ich die Szenen, in denen ich die Obstgärten mit den Pfirsichen förmlich riechen, aber auch die beschriebene Landschaft genießen und das Lebensgefühl der Menschen spüren kann. Toll, dass auch diese Beschreibungen Platz in einem Krimi finden können.
Das Cover ist gut gewählt und passt zur Geschichte. Wunderschön anzusehen ist das türkisfarbene Wasser mit den bekannten Felsen - nur die Brandung zeugt davon, dass nicht alles so idyllisch ist, wie es scheint.
Besonders gut gefallen mir die Karten auf den Umschlaginnenseiten. Sie fallen optisch positiv ins Auge und helfen bei der Orientierung.
Mir hat dieses Buch so gut gefallen, dass ich mit Spannung den nächsten Fall erwarte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere