Cover-Bild Vom Ende der Einsamkeit
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 24.02.2016
  • ISBN: 9783257069587
Benedict Wells

Vom Ende der Einsamkeit

Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.12.2017

Vom Ende der Einsamkeit

0

Benedict Wells hat mit seinem neuen Buch “Vom Ende der Einsamkeit” ein sehr berührendes Buch geschrieben.

Wie gewohnt beim Diogenes Verlag ziert ein bekanntes Bild das Cover. Hier: „Jeanne Moreau and ...

Benedict Wells hat mit seinem neuen Buch “Vom Ende der Einsamkeit” ein sehr berührendes Buch geschrieben.

Wie gewohnt beim Diogenes Verlag ziert ein bekanntes Bild das Cover. Hier: „Jeanne Moreau and Francois Triffaut – The Bride Wore Black“ von Elizabeth Peyton. Alleine das ist schon Zeichen eines traurigen Buches, welche Braut trägt denn gerne schwarz?

Und so beginnt das Buch auch mit dem Erwachen des 41 Jahre alten Protagonisten Jules aus dem Koma nach einem Motorradunfall. Subtil zwischen den Zeilen liest sich eine mögliche Suizidabsicht.

Der Leser geht mit ihm in gedanklichen Rückblenden zunächst zu seiner unbeschwerten Kindheit mit seinen älteren Geschwistern Liz und Marty zurück. Diese endet jedoch sehr abrupt mit einem tödlichen Autounfall der Eltern.

Der erste Satz:

“Ich kenne den Tod schon lange, doch jetzt kennt der Tod auch mich.”

Die Kinder kommen in ein Internat und entfremden sich zusehends. Jules wird dort zum einsamen Außenseiter, der in einem Mädchen namens Alva seine beste Freundin fürs Leben findet. Jules, der vor dem schrecklichen Unfall ein sehr abenteuerlustiges Kind war, wird zunehmend schweigsamer und einsamer. Er fragt sich ständig, wie sein Leben verlaufen wäre, ohne dieses schreckliche Erlebnis des Verlustes seiner Eltern.
Jules beginnt nach seinem Abitur ein Jurastudium, obwohl er viel lieber Fotograf werden möchte. Seine Unentschlossenheit spiegelt seine haltlosen Wurzeln aus Kindheitstage. ER wirkt wie ein ankerloses Schiff, dass immer auf der Suche nach neuem Halt, neuen Wurzeln ist, sie aber nie wirklich finden kann. Seine Schwester Liz schwebt immer am Abgrund, ihr Leben wird bestimmt durch Drogen, Alkohol und wechselnde Liebschaften. Nur Marty gelingt es ein geregeltes Leben zu führen. Die Geschwister gehen völlig getrennte Wege, aber in Krisensituationen stehen sie füreinander ein. Benedikt Wells nimmt uns mit auf den Lebensweg der drei unterschiedlichen Geschwister, die das Trauma ihrer Kindheit nie richtig überwunden haben und läßt uns sehr intensiv teilhaben an den Nöten, Kummer und Hoffnungen der drei.

Doch dann trifft Jules viele Jahre nach Beendigung der Schule seine Freundin Alva wieder … Und so beginnt für ihn die Reise in die Vergangenheit erneut …
Benedict Wells gelingt es meiner Meinung nach sehr gut sich in ein Kind hineinzuversetzen, dass nach dem Verlust der Eltern wieder ins Leben zurückfindet. Die im Buch bestimmenden Themen sind Trauer, Glück und Einsamkeit, was sehr zum Nachdenken anregt. Es ist ein sehr melancholisches Buch voller intensiver Emotionen, die sehr zu Herzen gehen. Ein Buch, dass zu Tränen rührt, und doch so intensiv, klug und zauberhaft ist, dass man es dennoch gerne liest. Eine absolute Lese-Empfehlung von mir!

Veröffentlicht am 16.01.2017

Ein absolutes Highlight ...

0

"Vom Ende der Einsamkeit" von Benedict Wells ist 2016 im Diogenes Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Jules und seine beiden älteren Geschwister Marty und Liz verlieren im Kindesalter ihre Eltern durch einen ...

"Vom Ende der Einsamkeit" von Benedict Wells ist 2016 im Diogenes Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Jules und seine beiden älteren Geschwister Marty und Liz verlieren im Kindesalter ihre Eltern durch einen Autounfall. Jeder der drei versucht bis ins Erwachsenenalter hinein, auf seine ganz eigene, unterschiedliche Weise mit dem Verlust, der Einsamkeit und den sich daraus ergebenen Veränderungen zurecht zu kommen.

„Doch noch immer sprach ich nie über meine Eltern. Mein sehnlichster Wunsch war es, keine verdammte Waise mehr zu sein, sondern einfach nur normal. Ich ließ die Erinnerungen an meine Eltern gut verschnürt in einer Ecke meines Bewusstseins verstauben …“

Ich habe erst im Nachhinein gelesen, dass Wells großes Vorbild John Irving ist. Hätte ich das gewußt, hätte ich dieses Buch vielleicht nie gelesen (weil ich Banause Irving nicht mag) und wer weiß, was mir dann entgangen wäre….

Dieses Buch ist wie eine Reise und nimmt uns mit auf den Lebensweg von Jules – dem Ich-Erzähler – und seinen Geschwistern, die so ganz unterschiedlich mit dem Tod ihrer Eltern umgehen. Und es macht deutlich, dass – obwohl jeder der drei den gleichen Verlust erlitten hat – jeder einen anderen Weg geht, um dies zu verarbeiten. Erzählt wird in Rückblenden von der Kindheit der drei bis hin zur Gegenwart. Dabei gibt es keinen roten Faden oder eine wirklich chronologische Reihenfolge der Ereignisse. Statt dessen sind es eher Momentaufnahmen, die Wells beschreibt – Momentaufnahmen, die besonders für Jules in seinem Leben wichtig waren.

Gleichzeitig wird die Liebesgeschichte zwischen Jules und Alva erzählt, die so voller Liebe und Traurigkeit ist, ohne dass sie sentimental oder kitschig wird.

„Vom Ende der Einsamkeit“ ist ein leises Buch, das trotz der großen Dramatik, die die Kinder erleben müssen, ohne Dramatik rüber kommt, sondern das Leid und die Entwicklung mit einfühlsamen, stillen Worten beschreibt. Wells schreibt melancholisch, voller Poesie und erfasst so die Tiefe seiner Protagonisten.

Und das hat mich mitgerissen, und zum Lachen und zum Weinen gebracht. Es ist emotional und bewegend. Dies ist ein Roman über den Tod und auch über eine wundervolle Liebe. Vor allem ist es aber ein Buch über das Leben, über das Überwinden von Schmerz und die Versöhnung mit der Vergangenheit und mit sich selbst.

„Noch stärker als meine Geschwister habe ich mich gefragt, wie sehr mich Ereignisse aus meiner Kindheit und Jugend bestimmt haben, und erst spät habe ich verstanden, dass in Wahrheit nur ich selbst der Architekt meiner Existenz bin. Ich bin es, wenn ich zulasse, dass meine Vergangenheit mich beeinflusst, und ich bin es umgekehrt genauso, wenn ich mich ihr widersetze. Und ich muss nur an die Momente mit Alva und meinen Kindern denken, um zu begreifen: Dieses andere Leben, in dem ich nun schon so deutliche Spuren hinterlassen habe, kann gar nicht mehr falsch sein. Denn es ist meins.“

Benedict Wells habe ich ab sofort ganz oben auf meiner Liste grandioser Wortvirtuosen und ich kann dieses Buch wirklich nur von ganzem Herzen empfehlen.

Veröffentlicht am 10.01.2017

„Die Einsamkeit in uns können wir nur gemeinsam überwinden.“ (S. 351)

0

„Vom Ende der Einsamkeit“ liest sich leicht herunter und vermag dabei zu berühren und anzurühren.


Die drei Geschwister Liz, Marty und Jules Moreau verlieren durch einen Unfall ihre Eltern, als sie selbst ...

„Vom Ende der Einsamkeit“ liest sich leicht herunter und vermag dabei zu berühren und anzurühren.


Die drei Geschwister Liz, Marty und Jules Moreau verlieren durch einen Unfall ihre Eltern, als sie selbst noch längst nicht erwachsen sind. Benedict Wells schildet aus Sicht des jüngsten, des Ich-Erzählers Jules, das Leben vor und nach dem Unfall, teils fortlaufend, teils in Rückblenden. Die Situation der Geschwister erinnert ein wenig an "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" (ohne dessen Gewalt), besonders die distanzierte, analysierende Position von Jules: Die Geschwister leben fortan in einem Internat, sie haben keine Freunde (mit Ausnahme des langjährigen Freunds Toni, selbst ein Außenseiter) „Weil wir nicht gelernt hatten, Freunde zu haben, weil wir immer uns drei hatten.“ (S. 125)

Jeder der drei Moreaus geht unterschiedlich mit dem Verlust um: Liz, die älteste, antwortet mit einem wahren Hunger, auf das Leben, Männer, Experimente mit Drogen und Jobs, Marty hingegen hat Zwangsneurosen und Ängste. Jules hat sein früheres Selbstbewusstsein verloren. Einzig der Mitschülerin Alva fühlt er sich verbunden – ohne nach deren eigenen Leid zu fragen. "Wir blieben an der Schwelle des jeweils anderen stehen und stellten keine Fragen." (S. 59) Beide haben einen Verlust erlitten und erfahren, dass das, was andere dazu sagen, oft nicht ankommt. Leider verharrt gerade Jules dadurch im Vermeiden: „Nie den Mut gehabt, sie zu gewinnen, immer nur die Angst gehabt, sie zu verlieren.“ (S. 121)
Wells wirft Fragen auf zum Thema Verlust und Liebe, dazu, was uns ausmacht, wonach wir unser Leben ausrichten anhand des inneren Monologs von Jules. „Ich stoße ins Innere vor und sehe ein Bild klar vor mir: wie unser Leben beim Tod unserer Eltern an einer Weiche ankommt, falsch abbiegt und wir seitdem ein anderes, falsches Leben führen.“ (S. 133). Erst in seinem Dialog mit Alva kommt er weiter. „Ich: ‘Dieses ständige Alleinsein bringt mich um.’ Alva: ‚Ja, aber das Gegengift zu Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Leuten. Das Gegengift zu Einsamkeit ist Geborgenheit‘.“ (S. 171)

Es ist Alva, an der und an deren Erkenntnissen Jules wächst: „Um sein wahres Ich zu finden, ist es notwendig, alles in Frage zu stellen, was man bei der Geburt vorgefunden hat. Manches davon auch zu verlieren, denn oft lernt man nur im Schmerz, was wirklich zu einem gehört…Es sind die Brüche, in denen man sich erkennt.“ (S. 276)
Der Autor schafft es, mit Sätzen, die in ihrer Sperrigkeit, die die Sperrigkeit gegenüber Gefühlen von Marty ist, Rührung auszulösen, ohne kitschig zu werden: „Es ist… Wir sind von Geburt an auf der Titanic.“ Mein Bruder schüttelt den Kopf, er fühlt sich bei solchen Reden unwohl. „Was ich sagen will: Wir gehen unter, wir werden das hier nicht überleben, das ist bereits entschieden. Aber wir können wählen, ob wir schreiend und panisch umherlaufen oder ob wir wie die Musiker sind, die tapfer und in Würde weiterspielen, obwohl das Schiff versinkt. So wie…“ Er sieht nach unten. „So wie Alva das getan hat.“ Mein Bruder will noch etwas hinzufügen, dann schüttelt er wieder den Kopf. „Tut mir leid, ich bin einfach nicht gut in so was.“ (S. 339)

So bleibt für Jules am Ende die Erkenntnis: „Noch stärker als meine Geschwister habe ich mich gefragt, wie sehr mich die Ereignisse aus meiner Kindheit und Jugend bestimmt haben, und erst spät habe ich verstanden, dass in Wahrheit nur ich selbst der Architekt meiner Existenz bin.“ (S. 337)

Ich habe spätabends nach der Lektüre in einem Rutsch noch dieses Buch mehrfach weiter empfohlen – ich denke, es ist einfach perfekt auch für diejenigen, die sonst alles meiden, was mit „anspruchsvoller Roman“ im Zusammenhang steht. Weniger ist "Vom Ende der Einsamkeit" ein künftiger „Meilenstein der Literaturgeschichte“ als vielmehr ein wunderschönes, gut geschriebenes Wohlfühl-Buch und fantastisch geeignet zum Genießen und Verschenken.

https://www.perlentaucher.de/buch/benedict-wells/vom-ende-der-einsamkeit.html

Veröffentlicht am 13.11.2016

Eine Geschichte über und für das Leben

0

Drei Geschwister werden von einem zum nächsten Moment zu Vollwaisen. Liz, Marty und Jules Moreau verlieren ihre Eltern aufgrund eines Autounfalls. Zunächst wohnen sie bei ihrer Tante, aber dort werden ...

Drei Geschwister werden von einem zum nächsten Moment zu Vollwaisen. Liz, Marty und Jules Moreau verlieren ihre Eltern aufgrund eines Autounfalls. Zunächst wohnen sie bei ihrer Tante, aber dort werden sie nicht bleiben, sondern ziehen wegen der Schulpflicht auf ein Internat. Liz ist reif und rebellisch, Marty lebt eher introvertiert in seinem Kokon und Jules ist eher der schüchterne stille Beobachter seiner Welt und der seiner Geschwister. Während der Schuljahre auf dem Internat lernt Jules Alva kennen, denn sie wirkt ebenso sonderbar wie Jules. Beide gelten eher als Außenseiter aufgrund ihres Verhaltens. Als beide das Abitur abgeschlossen haben, verlieren sie sich für einige Jahre aus den Augen bis eines Tages Jules eine E-Mail von Alva erhält. Auch Alvas Leben hatte sich in den letzten Jahren verändert. Sie zog nach dem Abitur nach Russland, um dort zu studieren und heiratete später einen wesentlich älteren Mann – einen Schriftsteller. Jules und Alva begegnen sich nach diesen langen kontaktlosen Jahren wieder, und stellen fest, dass sich nicht viel bei ihnen verändert hat, so als ob sie sich gestern noch begegnet wären. Aber dennoch lernen sie sich nach dieser langen Zeit intensiver kennen.
Der Jungautor Benedict Wells kann Emotionen und zwischenmenschliche Begegnungen auf einer Art und Weise beschreiben, dass das eigene Leben und das Alltägliche um einen herum vergessen lassen. Jules Moreau stellt den jüngsten Bruder der Geschwister dar, der aus seiner Ich-Perspektive erzählt. Während der ganzen Geschichte erlebt man die Entwicklungen, die Gefühlswelt und menschlichen Begegnungen von Jules relativ nah, so dass man einen Sog beim Lesen erlebt. Man fühlt mit, man trauert mit und wünscht ihm in manchen Situationen das Glück auf Erden. Immer wieder muss Jules Verluste und Enttäuschungen erleben, aber er wird letztendlich belohnt für schöne und unvergessene Momente in seinem Leben. Jules Leben ist für ihn eine Bereicherung, und weil der Autor die Leserschaft an Jules Leben teilhaben lässt, und somit wird die Geschichte zu einer Bereicherung für die Leserschaft. Jules Schwester Liz dagegen zeigt immer wieder, dass sie mit sich und dem Leben unzufrieden ist, und nicht wirklich enge Beziehungen aufbauen will oder kann. Ihr Leben zeigt häufig problematische Phasen. Marty stellt bereits als Schüler den Nerd der, der sich in seinem Zimmer verkriecht und am Computer sitzt und gerne tüftelt. Von den drei Geschwistern sticht Marty positiv heraus, weil er sich vom Einsiedler zum Familienmenschen und erfolgreichen Wissenschaftler entwickelt hat.
Diese Geschichte vergisst man nicht so schnell, weil sie berührt und nachdenklich stimmt. Mir gefiel diese Geschichte trotz der traurigen und melancholischen Elemente. Benedict Wells gelang es, eine gewisse Unnahbarkeit zwischen den Figuren zu schaffen, aber dennoch das Unausgesprochene emotional wirken zu lassen. Dieser Roman hat mich überzeugt, so dass ich die anderen Geschichten von Benedict Wells lesen muss. Dieser Roman gilt als Jahresfavorit von den Büchern, die ich im Jahr 2016 gelesen habe.

Veröffentlicht am 07.11.2016

Vom Ende der Einsamkeit

0

Dies ist die Geschichte von Jules, der nach dem frühen Tod seiner Eltern gemeinsam mit seiner Schwester Liz und seinem Bruder Marty in einem Internat aufwächst. Getrennt von seinen älteren Geschwistern, ...

Dies ist die Geschichte von Jules, der nach dem frühen Tod seiner Eltern gemeinsam mit seiner Schwester Liz und seinem Bruder Marty in einem Internat aufwächst. Getrennt von seinen älteren Geschwistern, die in einem anderen Trakt der Internatschule untergebracht sind, findet er nur in der Klassenkollegin Alva eine Freundin. Das rothaarige aufmüpfige Mädchen, deren Schwester von einem Tag auf den anderen verschwunden ist, fühlt sich zu Jules hingezogen, da er dieselbe Traurigkeit austrahlt, die sie fühlt. Sie werden beste Freunde, verlieren sich aber nach Jahren aus den Augen. Auch Jules Geschwister sind einsam und jeder auf seine eigene Art gebrochen. Im Laufe der Jahre, die sie erwachsen werden, müssen alle von ihnen einige Höhen und Tiefen durchleben....

Der Einstieg in den Roman ist mir eigentlich sofort gelungen, obwohl dies mein erstes Buch von Benedict Wells ist. Seine wundervolle Sprache und die Beschreibung der Umstände, sowie der Charaktere hat mich sofort gefesselt. Der Roman ist eine Mischung aus Familiengeschichte, Drama und einer Liebesgeschichte. Der Autor schickt seine Figuren auf die Suche nach der eigenen Identität, die nach dem frühen Tod der Eltern straucheln und nicht wissen wohin. Obwohl der Roman sehr ruhig und melancholisch ist, man ab und zu das Gefühl hat, dass er kurz auch mal ein bisschen dahinplätschert, so hat mich die Entwicklung von Jules Leben fasziniert. Es gibt Höhen und Tiefen wie im realen Leben und man verliert sich aus den Augen, auch wenn man denkt, dass man sein ganzes Leben lang befreundet sein wird. So passiert es mit Alva und Jules und viel zu spät erkennt er, dass Sie viel mehr für ihn bedeutet, als er dachte. Und er muss endlich erkennen, dass er seinem Leben einen Sinn geben und er selbst dafür sorgen muss. Aber auch die Geschwister driften auseinander, die generell sehr unterschiedlich sind. Trotzdem finden sie am Ende alle wieder zusammen und geben einander, nicht nur in schweren Zeiten, Halt.


Charaktere:
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und voller Leben. Während Liz schon als Teenager um ihre Ausstrahlung weiß und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, äußerst extrovertiert und ruhelos durchs Leben geht, ist Marty das komplette Gegenteil. Er ist ein Einzelgänger, ein Nerd und Vorzeigeschüler, der sich voll und ganz der Wissenschaft widmet. Mit Elena hat er bald seine große Liebe gefunden, die ein sehr herzlicher und gefühlvoller Mensch ist. Doch auch ihr Leben gestaltet sich nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatten. Jules scheint als Einziger nicht zu wissen, was er eigentlich mit seinem Leben anstellen soll. Er hat einen coolen Job bei einem Plattenlabel, der ihn jedoch nicht erfüllt. Die Fotografie, die er Dank seines Vaters verfolgt hat, hat er nach dem Tod der Eltern aufgegeben. Er ist orientierungslos. Nur das Schreiben gibt ihm ab und zu Halt, doch dazu fehlt ihm oft die Überzeugung, dass er es kann.
Alle Charaktere bilden sich im Laufe der 368 Seiten weiter und runden den Roman hervorragend ab.

Schreibstil:
Der Roman ist aus der Sicht von Jules in der Ich-Form geschrieben. Alle Charaktere sind sehr unterschiedlich Persönlichkeiten und ganz wunderbar beschrieben. Sie werden erst durch die wundervolle poetische und ausdrucksstarke Sprache des Autors lebendig. Obwohl die Geschichte direkt aus dem Leben gegriffen ist und sich ähnlich woanders genauso abspielen könnte, lebt der Roman vorallem durch Benedict Wells Sprachkunst.

Fazit:
Ein sehr ruhiger, aber eindringlicher Roman, der vorallem durch den wunderbaren Schreibstil des Autoren glänzt. Mich hat die Geschichte noch nachhaltig beschäftigt und wer tiefgründige Bücher mit tollem Schreibstil mag, sollte hier zugreifen!